Ich kann es immer noch herunterbeten. Weil es damals uns alle, den gesamten Kurs, ein wenig, nun, sagen wir verblüfft hat. Am Ende fanden wir das Ganze doch etwas weit hergeholt, aber nun, mit der Möglichkeit der Internetrecherche, sehe ich, dass unsere Lehrerin offensichtlich nicht allein mit ihrer Interpretation dasteht. Bis zu einem gewissen Grad kann ich diese – im Gesamtzusammenhang des Themas – durchaus auch nachvollziehen, nur scheint sie mir zum Ende hin doch ein wenig zu enthusiastisch zu werden. *g*
Was rede ich hier eigentlich, fragt ihr euch sicher. Man muss in der Schule ja viel Verrücktes über sich ergehen lassen, aber einige Dinge prägen sich ein. Die vergisst man nie mehr. Sie werden zum Running Gag der Stufe. Leidensgenossen können sich auch Jahre später noch die exakten Details schildern. Es ist unheimlich.
Wie passend!
Es geht nämlich im weitesten Sinne um VANITAS. Ja, dieses Wort verdient es, extra hervorgehoben zu werden. Irgendwann mach ich mir mal ein T-Shirt mit diesem Wort drauf, schwarz mit roter, nach Möglichkeit extrem gotisch anmutender Schrift.
Im engeren Sinne geht es natürlich um
Michelangelo Caravaggios Gemälde „Der Früchtekorb“ von 1595/96.
Wie Wikipedia mir mitteilt, ist dieses Werk eines der frühesten italienischen Stillleben und gleichzeitig sein einziges autonomes Stillleben. Boah.
Dieses Bild „durften“ wir also im Kunstunterricht der Oberstufe analysieren. Denn dort wird in der Oberstufe ja nicht mehr nur gemalt – wie langweilig – nein, man analysiert auch mit Begeisterung die Werke aller möglichen Künstler aus den unterschiedlichsten Perioden. Macht Sinn. Und manche Bilder, wie die von Toulouse Lautrec oder William Turner (ich denke, es ist klar, dass ich diese Analyse recht gern gemacht habe. *g* ) waren auch wirklich interessant. Matisse ging mir aber schon auf die Nerven mit seinen expressionistischen Verzerrungen, Formauflösungen etc. pp. blablabla.
Und dann kam das Thema schlechthin. Vanitas.
Die Vergänglichkeit/Nichtigkeit des Lebens. Gerade im Barock haben sich die Maler fast überschlagen mit ihren dramatisch-deprimierenden Gemälden. Jedes blöde Detail hatte irgendeine tiefschürfende Bedeutung (Wikipedia bietet da eine nette Übersicht), und als es dann hieß, die Walnüsse stünden für die Wiedergeburt Christi, da war’s bei mir vorbei. Klar, wofür sollten die auch sonst stehen?! Nachdem wir eine Fülle von typischen Vanitas-Gemälden analysiert hatten (mit Totenkopf, zerbrochenem Kelch, Zitrone etc.), wurde uns Caravaggios „Früchtekorb“ vorgesetzt.
Und nun werde ich euch dieses Bild analysieren. Aus meiner Erinnerung. Ich behaupte nicht, dass dies hier eine absolut korrekte Analyse ist. Da wird man sicherlich Besseres im Web finden. Aber ich möchte mich jetzt einfach einmal über dieses Bild auslassen. Es war damals einfach zu schön. /Ironie
Dieses Bild „durften“ wir also im Kunstunterricht der Oberstufe analysieren. Denn dort wird in der Oberstufe ja nicht mehr nur gemalt – wie langweilig – nein, man analysiert auch mit Begeisterung die Werke aller möglichen Künstler aus den unterschiedlichsten Perioden. Macht Sinn. Und manche Bilder, wie die von Toulouse Lautrec oder William Turner (ich denke, es ist klar, dass ich diese Analyse recht gern gemacht habe. *g* ) waren auch wirklich interessant. Matisse ging mir aber schon auf die Nerven mit seinen expressionistischen Verzerrungen, Formauflösungen etc. pp. blablabla.
Und dann kam das Thema schlechthin. Vanitas.
Die Vergänglichkeit/Nichtigkeit des Lebens. Gerade im Barock haben sich die Maler fast überschlagen mit ihren dramatisch-deprimierenden Gemälden. Jedes blöde Detail hatte irgendeine tiefschürfende Bedeutung (Wikipedia bietet da eine nette Übersicht), und als es dann hieß, die Walnüsse stünden für die Wiedergeburt Christi, da war’s bei mir vorbei. Klar, wofür sollten die auch sonst stehen?! Nachdem wir eine Fülle von typischen Vanitas-Gemälden analysiert hatten (mit Totenkopf, zerbrochenem Kelch, Zitrone etc.), wurde uns Caravaggios „Früchtekorb“ vorgesetzt.
Und nun werde ich euch dieses Bild analysieren. Aus meiner Erinnerung. Ich behaupte nicht, dass dies hier eine absolut korrekte Analyse ist. Da wird man sicherlich Besseres im Web finden. Aber ich möchte mich jetzt einfach einmal über dieses Bild auslassen. Es war damals einfach zu schön. /Ironie
Ähem.
*Professorenbrille aufsetz*
Wenn wir uns Michelangelo Caravaggios Stillleben „Der Früchtekorb“ ansehen, dann kann man zuerst den Eindruck gewinnen, dass ein wunderbarer Obstkorb abgebildet ist. Die Darstellung ist sehr wirklichkeitsgetreu, das Obst wirkt auf den ersten Blick sehr ansprechend.
Aber halt! Was ist das? Der Apfel hat ganz offensichtlich ein Wurmloch. Und auch bei den Trauben erscheinen einige nicht mehr ganz frisch. Ein oder zwei sind sogar faulig. Und wenn wir nun einen Blick auf die Blätter werfen, ist ganz deutlich zu erkennen, dass diese gerade auf der rechten Bildseite doch schon sehr welk aussehen. Betrachten wir nun den Obstkorb von links nach rechts, dann erkennen wir, dass zwar links sowohl die Früchte als auch die Blätter noch recht ansprechend aussehen, aber je weiter wir nach rechts kommen, ebendiese immer unansehnlicher werden – welk, faulig, das Blatt ganz rechts so gut wie tot.
Ganz offensichtlich will Caravaggio mit dieser durchdachten Bildkomposition eine ganz bestimmte Aussage machen. Und es fällt nicht schwer zu erkennen, dass es ihm um den Zerfallprozess des Lebens geht, um die Vergänglichkeit.
Die linke Seite des Obstkorbes: Die Blätter wirken frisch, die Trauben und die Zitrone ebenso. Reif und perfekt genießbar. Das Leben an seinem Höhepunkt. Stärke, Vitalität, Frische. Doch geht man auch nur ein wenig weiter nach rechts, lässt man die Zeit, den Lebenskreislauf, etwas voranschreiten – oh, dann sieht man bereits erste Verfallerscheinungen. Ein Wurmloch im Apfel, leicht gilbe Blätter, manche schon etwas welk. Das Leben rennt voran, die Frische lässt nach.
Die rechte Seite des Obstkorbes: Je weiter wir nach rechts gehen, je weiter die Zeit voranschreitet, desto dramatischer ist der Zerfall. Fleckige Früchte, verfaulte Trauben und erst die Blätter! Ja, wie kann es anders sein, der Lebensabend ist fast erreicht. Das Leben ist so unglaublich vergänglich und wie grandios bildet Caravaggio dies mit so einfachen Mitteln ab!
Und dann, das Blatt ganz rechts – es ist nur noch ein Schatten seiner selbst; wenn man es berührte, würde es zerfallen. Der Lebensabend ist erreicht.Ziehen wir nun noch in Betracht, dass der Obstkorb an sich rund ist – nun, dann wird besonders deutlich, was Caravaggio uns mitteilen wollte: Nicht nur ist das Leben vergänglich, nein, es ist ein Kreislauf. Auch das Zerfallene ist am Ende wieder nützlich, um neues Leben entstehen zu lassen – neue Früchte, an denen sich der Betrachter erfreuen kann.
Der ewige Kreislauf des Lebens, die Vergänglichkeit allen Seins.
*bedächtige Pause*
Und die Klasse saß da, starrte und dachte: „Oder er wollte einfach nur einen blöden Obstkorb malen.“
Und mit einer winzig-kleinen Anekdote entlasse ich euch, liebe Leser, in den Sonntagabend: Selber Kurs. Als Konsequenz des unglaublich lang anhaltenden Themas „Stillleben“ mussten wir armen Schüler ebenfalls eins malen (zum Glück waren wir nicht zum Realismus gezwungen). Jeder drapierte also seine ausgewählten Gegenstände und machte ein Foto mit der Kamera der Lehrerin. Eine Freundin hatte aus Mangel an Ideen – und weil das blöde Bild ein Thema haben sollte – nur Gegenstände mit kirchlichem Bezug mitgebracht: Ein Gebetsbuch, einen Kelch (vielleicht war's auch ein Kreuz), einen Rosenkranz. Die Fotos wurden dann per Beamer an die Wand geworfen, um noch mal kurz drüberzugucken. Das Bild meiner Freundin hatte die „666“.
`Nuff said.
Schönes Restwochenende! ;)
4 Kommentare:
Und lesen Sie nächste Woche: Die Nachkommen des Künstlers verklagen Disney, da sie das Konzept des ewigen Kreis' aus diesem Gemälde geklaut haben.
Lesen Sie übernächste Woche: Disney kündigt ein CGI-Remake von "Der König der Löwen" in 3D an. Der Titel "Der König der Walnüsse". Das Intro des Films zeigt, wie Obst in eine Schale gelegt wird. Gastregisseur Quentin Tarantino inszeniert eine Filmsequenz, in der eine Frau einen Killer mit Trauben füttert. Sie nutzt dabei ausschließlich ihre Füße.
Psst, das sind doch geheime Insider-Informationen!
Hm, ist "Der König der Walnüsse" nicht verblüffend ähnlich zu "Watch paint dry!" mit Johnny Depp in der Hauptrolle? Da hat sich offensichtlich ein Drehbuchautor mit Ideen geradezu überschlagen!
@ Sunny:
In der Tat ein "Killerpost" (im absolut positiven Sinne), hehe.
Ich mag Deinen Sarkasmus, hatte ich das schon erwähnt? Schöne Analyse, nein wirklich...hast Du fein gemacht. *g*
Jaja, der Kunstunterricht^^....Gott, da kommt auch bei mir so einiges an Erinnerungen hoch. Bei diesen Analysen und Interpretationen hab ich in der Regel nach 10 min. abgeschaltet. Das war damals einfach zuviel für mein armes Teenagergehirn *g*. Und es war egal, ob es um Bilder irgendwelcher bedeutenden Künstler oder um wichtige Literatur namhafter Autoren im Deutschunterricht ging. Nun ja, natürlich ist das heute im fortgeschrittenen Erwachsenenalter etwas anders, man ist offener (und reifer) für die WAHREN Bedeutungen eines künstlerischen Werkes oder für die Frage, was will uns der Künstler denn damit nun WIRKLICH mitteilen (*g*), aber manchmal denke ich auch heute noch bei der ein oder anderen Interpretation, die man so in die Finger bekommt und liest, man kann et mit dem analysieren und ja, fast "sezieren" dann auch irgendwann mal übertreiben^^.
Nun, ich hoffe, es geht Dir jetzt -nachdem Du den Post endlich losgeworden bist- etwas besser und es hilft Dir, Dein VANITAS-Trauma endgültig zu verarbeiten. *g*
Ich habe mich jedenfalls sehr amüsiert beim Lesen, danke. :)
Hmm...ich hab übrigens seltsamerweise grad einen unstillbaren Appetit auf Obst bekommen....und ich weiß gar nicht, wieso?! ;)
@Sir Donnerbold:
Deine kreative Phanstasie ist wirklich bemerkenswert. *schmunzel*
Es war ein Trauma, in der Tat. Ab er ich habe es überstanden und bin gestärkt aus der Erfahrung hervorgegangen. Oder so.
Man stellt ja schnell fest in der Schule, dass sich Autoren/Maler/Musiker unglaublich viele tiefgründige Gedanken gemacht und ihre Werke mit so vielen winzigkleinen, aber immens wichtigen Details vollgestopft haben. Und das nur, um uns Schüler zu beschäftigen. Wie rücksichtsvoll!
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