Samstag, 21. August 2010

Zurück mit einem neuen 30 Tage Meme

30 Tage Memes sind eine wunderbare Beschäftigungstherapie, besonders wenn es dabei um Themen geht, zu denen ich mich gern auslasse. *g*

Von Mittwoch bis Freitag war ich berufsbedingt im hohen Norden, in Flensburg (es lässt mich immer wieder schmunzeln, wenn ich an den "Dies ist die letzte Tankstelle vor der Grenze!"-Schildern vorbeikomme. Denn danach verlässt man die Zivilisation, oh ja!*g*). 7 Stunden Fahrt, und das ohne Stau (dafür mit schön vielen Baustellen), und dann ging's in die hübsche Flensburger Innenstadt - schöne alte Häuser, nette Läden und seltsam kleine Hunde. Ein winzigkleines Fanerlebnis hatte ich dann in einem Buchladen. Ich hab mich ziellos durch die Buchregale gewühlt, denn irgendwas wollte ich auf jeden Fall kaufen, und stieß dabei auf Michael Crichtons "Pirate Latitudes", von dem ich vorher noch nie gehört hatte, das sich aber ganz gut anhörte. Also geschnappt und ab zur Kasse. Mein Blick fiel auf das T-Shirt des Verkäufers, darauf stand schön groß "YARRR!", worauf ich natürlich meine passende Buchwahl kommentieren musste. Er schaute mich leicht verdutzt an und sagte dann: "Das ist das erste Mal, dass jemand das Shirt versteht!*strahl*" Alles Ignoranten, ich sag's euch! *g* Hätte ich meine Chefin nicht im Schlepptau gehabt, hätte man sich ja vielleicht noch was drüber unterhalten können.

Rückfahrt war bis auf den ewig langen Stau vorm Hamburger Elbtunnel recht uninteressant, außer, dass wir mal wieder prompt beim falschen Oberhausener Kreuz abgefahren sind und uns das Navi später auch noch falsch lotsen wollte (da hab ich dann aber drauf bestanden, Richtung Köln zu fahren und das Navi zu ignorieren). Das nächste Mal lern ich den Rückweg aber wirklich mal auswendig...

Jedenfalls, hier also der Beginn des "30 Tage Buch Memes"!

Tag 1 - Ein Buchreihe, die gerne noch länger hätte gehen können ODER eine Buchreihe, die verdammt nochmal beendet werden sollte (oder beides)

Ich entscheide mich für "Verdammt noch mal, wann hört das endlich auf?", denn ehrlich gesagt, fällt mir keine Reihe ein, bei der ich mir dringend wünsche, dass sie weitergeführt wird. Irgendwann ist ja schließlich gut. Scott Lynchs Reihe über Locke Lamora wird ja schließlich fortgesetzt (und man möge in Deutschland doch bitte mal voran machen mit der Übersetzung des 3. Bandes. *grummel*).

So. "House of Night" von Phyllis C. Cast und ihrer Tochter Kristin. Ich kann mich natürlich allein schon darüber aufregen, dass hier ganz unverschämt bei "Harry Potter" und, ich kann es kaum glauben, "Twilight" gestohlen wird. Alles schön durchmischen, und um einen gewissen Gegensatz zu "Twilight" zu bilden, lässt man die Charaktere, nun, etwas freizügiger agieren. Was halbwegs positiv an dieser Reihe ist, die in allen Bestsellerlisten immer ganz oben landet, ist die Tatsache, dass die weibliche Hauptfigur Zoey immerhin kein von ihrem einzig wahren Geliebten abhängiges Ding ist. Aber sonst?

Ich muss natürlich fairerweise sagen, dass ich die Bücher nicht gelesen habe, dafür aber genug Inhaltsangaben und Kommentare, um mir ein Bild zu machen (der ganze Vampirtrend geht nun mal einfach an mir vorbei).
Kristin Cast überarbeitet die von ihrer Mutter geschriebenen Bücher und fügt einen Schwung an Popkulturreferenzen und ordentlich Gossensprache hinzu. Sorry, aber es ist nun wirklich nicht lang her, dass ich selbst im Teenager-Alter war, und wir haben es durchaus geschafft, eine Unterhaltung zu führen, ohne mit "Fick dich", "die alte Schlampe" etc. pp. um uns zu werfen. Außerdem kenne ich genug junge Leute aus diversen sozialen Schichten und solche Ausmaße sind mir noch nie begegnet. Denkt Kristin Cast, dass Jugendliche so reden, oder - eine schreckliche Vorstellung - redet sie tatsächlich so? Naja, irgendwoher müssen die Jugendlichen ja ein paar Schimpfwörter lernen...

Dann natürlich das wandelnde Klischee der Hauptfigur. Meine Güte, ich hab in Fanfiction schon so viele miese Mary Sues gesehen, das reicht für mein ganzes Leben... und hier wird eine auf 12 (!) Bände ausgelegte Reihe von so einer Figur getragen. Natürlich hat Zoey eine tragische Vergangenheit (ihre Muter versteht sie nicht und sie hasst ihren Stiefvater buhu), natürlich ist sie auserwählt, natürlich war nie jemand ein besserer Vampir als sie, natürlich braucht sie überhaupt nichts lernen - sie weiß es einfach! -, natürlich kriegt sie den heißesten Jungen der ganzen Schule ab, und natürlich gibt es eine tussige Blondine inklusive tussiger Schlampenclique, die ihr das Leben schwer macht.
Wenn man bedenkt, dass gerade Mary Sues in Fanfiction immer die größte Masse an begeisterten Kommentaren aufweisen, kann man sich denken, woher der Erfolg dieser Reihe (genau wie bei "Twilight") kommt: Pures Wishfulfillment. Die Leserin wär gerne genauso wie die Hauptfigur, und da diese nur sehr grob gezeichnet ist, bietet sie auch genug Raum für die Leserin, sich selbst in dieser Rolle zu sehen.

Was mir aber wirklich sauer aufstößt ist die Betonung des Elitedenkens in dieser Reihe. Die Ausbildung zum "fertigen" Vampir zieht sich über, wenn ich mich recht erinnere, vier Jahre hin. Wer zu schwach ist, das Ganze zu überstehen, stirbt einfach. Wird nicht von der Schule geschmissen und kehrt zurück ins alte (langweilige) Leben, sondern stirbt und zieht fortan als Geist nachts durch die Schule. Denn wo kämen wir denn hin, wenn es nachher schwache Vampire gäbe!? Hier handelt es sich schließlich um eine ausgewählte Gemeinschaft, und nur die Besten der Besten genießen später das Privileg, ein waschechter Vampir sein zu dürfen. Wer das nicht packt, ist nicht würdig zu leben.

Naja, dass die Handlung nicht sonderlich tiefschürfend ist, versteht sich bei dieser Art Fastfood-Literatur ja eigentlich von selbst (natürlich ist mir bewusst, dass Fans aufgrund extensiver Analyse wahnsinnig viele tiefgründige Themen und Anspielungen aus den Büchern ziehen - aber wer will, kann in so ziemlich alles eine tiefgreifende Aussage hineininterpretieren).

Irgendwann, damit tröste ich mich, wird auch dieser Hype abgeklungen sein. Vielleicht ringe ich mich sogar dazu durch, die Reihe mal zu lesen - sollte ich meinen Eindruck nicht bestätigt sehen, würde ich natürlich alle negativen Aussagen zurückziehen. Große Chancen, dass das geschieht, sehe ich allerdings nicht. Und dabei bin ich nicht einmal generell negativ gegenüber Trivialliteratur eingestellt. Hat ja alles irgendwo seine Daseinsberechtigung. ;)

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