Mark Watney (Matt Damon) hatte definitiv schon bessere Tage in seinem Leben. Er wurde z. B. für die dritte bemannte Mars-Mission der NASA ausgewählt. Und bis heute lief auch alles großartig. Als jedoch die Mars-Bodenstation der AresIII-Crew wegen eines Sturms evakuiert werden und die Crew zum Raumschiff Hermes zurückkehren muss, wird Mark von herumfliegenden Trümmerteilen getroffen und für tot gehalten. Während Crew und NASA trauern, ist Mark angeschlagen aber quicklebendig und setzt alles daran, irgendwie zu überleben und der NASA mitzuteilen, dass er überraschenderweise doch nicht so tot ist wie gedacht. Gut nur, dass Mark nicht nur einen guten Sinn für (Galgen)Humor hat, der ihn vor einer Depression bewahrt, sondern dazu auch noch sehr erfinderisch ist – als ob ihn so ein blöder Planet einfach so in die Knie zwingen könnte. Die NASA erfährt währenddessen, dass Mark noch lebt, und arbeitet unter Hochdruck daran ihn wieder auf die Erde zurückzuholen. Doch die Zeit ist knapp, und Marks Nahrungsvorräte noch knapper...
Regisseur Ridley Scott liefert hier nach seinen letzten eher durchwachsen aufgenommen Werken („Robin Hood“ mit Russell Crowe, „Alien“-Prequel „Prometheus“, oder Bibel-Epos „Exodus“) einen von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselnden Film ab. „Der Marsianer“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Andy Weir. Weir ist ein selbsternannter Raumfahrt- und Technik-Geek und publizierte seinen Roman zunächst kostenlos auf seiner Homepage, bot ihn dann auf Drängen seiner Leserschaft für den Mindestpreis als eBook an, bis schließlich ein Verlag Interesse zeigte und das Buch entsprechend groß herausbrachte. Der Erfolg ist absolut berechtigt – Weirs Buch ist eine Ode an die Wissenschaft und den Erfindungsreichtum des Menschen, dabei aber so voller Humor und toller Einfälle, dass sich die 300+ Seiten wie im Flug lesen.
Drew Goddard hat daraus gekonnt ein spannendes Drehbuch gemacht, dass dem Roman treu bleibt, aber natürlich auch Zugeständnisse an das neue Medium Film machen muss. So wird im Film – für das familienfreundliche PG13-Rating in den USA – nicht mehr so viel geflucht, und auch viele der detaillierten wissenschaftlichen Erklärungen wurden stark gekürzt oder komplett weggelassen, um den Film zugänglicher zu machen. Auch wurden einige der kleinen und größeren Katastrophen, die Mark v. a. gegen Ende der Geschichte passieren, gestrichen, da sie sich auf die Spannungskurve des Films nur negativ ausgewirkt hätten und unglaubwürdig erschienen wären. Das Ende wurde ebenfalls abgewandelt, was ich schon ein wenig schade fand; es macht allerdings aus erzählerischer Perspektive Sinn.
Positiv anzumerken ist beim Drehbuch auch, dass viele Nebencharaktere wie die Mitarbeiter der NASA oder auch die AresIII-Crew (etwas) mehr Profil gewinnen als im Roman, welcher sich eher auf Mark selbst konzentrierte.
Für Mark die richtige Besetzung zu finden war natürlich ausschlaggebend für die Glaubwürdigkeit der Geschichte: ein sympathischer Jedermann, dem man auch den ein oder anderen lockeren Spruch abkauft und mit dem man mitfiebern kann. Wer sollte das anders sein als Matt Damon? ;) Und er macht seine Sache wie erwartet großartig. Er schafft es den Zuschauer mitleiden und mitlachen zu lassen, und obwohl wir über Marks Vergangenheit so gut wie gar nichts erfahren, schafft er es dennoch, uns diese Person so nah zu bringen, als wäre sie schon ewig unser bester Freund. Hier hilft es sicher auch, dass wir auch die schlechten Momente (z. B. die nervenaufreibende Selbst-OP zu Beginn *schauder*), in denen Mark verzweifelt ist oder Angst hat, zu sehen bekommen.
Aber auch ansonsten weiß der Film mit einer Top-Besetzung zu punkten: Aus der AresIII-Crew stechen besonders Jessica Chastain als gefasste Commander Lewis und Michael Peña als sprücheklopfender Pilot Martinez heraus. Bei der NASA muss Jeff Daniels als Direktor Sanders viele unpopuläre Entscheidungen treffen, Chiwetel Ejiofor gewinnt als leitender Ingenieur Vincent Kapoor sehr viel Profil, und auch bekannte Namen wie Kristen Wiig, Sean Bean, oder Donald Glover bleiben in ihren Rollen in Erinnerung.
Der Film bewahrt den humorigen Ton des Buches: Immer wieder lockert einer von Marks Sprüchen, der gekonnte Einsatz von 70er Jahre Disco-Hits (der einzigen Musik, die Mark auf dem Mars zur Verfügung hat, sehr zu seinem Leidwesen), oder die Rededuelle der über alle Maßen gestressten NASA-Mitarbeiter die angespannte Atmosphäre auf. Der Soundtrack bietet aber nicht nur überbordernd fröhliche Disco-Musik, sondern auch einen atmosphärischen Score von Harry Gregson-Williams.
Fazit: "Der Marsianer" ist ein spannungsgeladener und dabei aufgrund seines Humors durchgängig super unterhaltsamer Film mit perfektem Hauptdarsteller und einem einprägsamen Soundtrack. So muss großes Kino sein!
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