Donnerstag, 19. Mai 2011

"Warum ist mein Schiff weg?!" Wieso ich etwas Zeit brauchte, bis mir das Ende von "At World's End" ans Herz wuchs

Eigentlich überflüssig, aber: Ye be warned! Here be Massive Spoilers!

Ich muss zugeben, dass ich, nachdem ich "Fluch der Karibik 3" (oder AWE, um das Ganze abzukürzen) zum ersten Mal gesehen hatte, ein bisschen unzufrieden mit dem Ende war. Abgesehen davon, dass ich morgens um 2 Uhr hundemüde und nicht mehr richtig konzentriert war, hatte ich darauf gehofft, dass Jack Sparrow endlich mal mit seiner Pearl glücklich werden kann, ohne nervige Flüche im Hinterkopf.

Hinzu kam, dass doch einige Szenen geschnitten wurden, dass es Lücken gab, die man hätte füllen sollen. So wurde es nicht nur für den durchschnittlichen Kinobesucher, sondern sogar für hartgesottene Fans bei den ersten ein, zwei Mal schwierig, dem x-ten "Doublecross" zu folgen - wer was mit wessen Hilfe auf welche Art erreichen will...
Das gab natürlich mit ein wenig Abstand und ein wenig Nachdenken alles Sinn, aber zu Anfang war ich doch einfach "erschlagen".

Zum Glück kann man sich im PotC-Fandom auf die Fans verlassen, die sich sofort daran machten, all die Lücken plausibel zu füllen und nebenbei auch gleich Commodore-Pirat-Admiral James Norrington von den Toten auferstehen zu lassen. Denn wie wir wissen, ist der Tod im PotC-Universum keine Regel, sondern eher so etwas wie eine Richtlinie... *g*


Um eins klarzustellen: Ich fand AWE von Anfang an absolut großartig - das Epische, den Humor, die teilweise total abgedrehten Szenen, die Action. Nur das Ende, ach, es war eine kleine Niggeligkeit, weil ich eben gern ein anderes Ende gesehen hätte. Trotzdem konnte ich gut damit leben. Es wäre schön gewesen, mein "Traumende" zu haben (Jack segelt mit der Pearl dem Horizont entgegen *seufz*), aber abgesehen davon, dass es dem 1. Teil damit zu ähnlich geworden wäre, hätte man ja auch Barbossa ohne Schiff zurücklassen müssen. Und das geht natürlich nicht. Zwar war der gute Hector der Bösewicht in Teil 1, aber er ist so ein großartiger Charakter, dass er sofort zu einem Publikumsliebling wurde und einem irgendwie ans Herz wuchs.
Ich hätte es schon sinnvoller gefunden, entweder Barbossa oder Norrington zum neuen Captain der Flying Dutchman zu machen - so hätte es für die Turners ein glücklicheres Ende gegeben, anstatt dass sie zehn Jahre auf selbiges warten müssen. Und kommt mir jetzt nicht mit dem "Ein Hauch von Schicksal!"-Kram! Will hätte einfach irgendwie eine wichtige Rolle beim Sieg über Davy Jones spielen können, das hätte doch gereicht. Und so hätte Barbossa ein Schiff gehabt bzw. Norrington hätte eine sinnvolle Aufgabe übernehmen können.

... Aber gut, so kam es nicht. Und so macht es auch durchaus Sinn, Jack mal wieder ohne Schiff zurückzulassen und sozusagen den Kreis zum 1. Teil zu schließen, in dem er mit Anamarias Boot in Port Royal eintraf.
Nur ist Jack am Ende von AWE offensichtlich sehr viel glücklicher als er es zu Beginn von CotBP war. Warum? Schließlich schippert er doch mal wieder ohne sein geliebtes Schiff über die sieben Weltmeere.
Nun, jetzt hat er die Karte zum Jungbrunnen und wenn er erst einmal ein paar Schlückchen dort getrunken hat, hat er alle Zeit der Welt, sich die Pearl zurückzuholen. Falls Barbossa es geschafft haben sollte, in der Zwischenzeit die Pearl zu versenken, ließe sich mit dem neuen Captain der Flying Dutchman, Will Turner, sicherlich viel leichter eine Abmachung treffen als mit einem grantigen Davy Jones.


Trotz dieser Erklärung blieb das Ende von AWE einige Zeit mit diesem "Och menno, hätte man nicht doch..."-Beigeschmack behaftet . Und an dieser Stelle muss ich wirklich dem Fandom danken und den kreativen Leuten, die darin Fanfiction schreiben (zumindest denen, die gut schreiben...). Denen fehlte nämlich auch irgendwas, das im Film einfach nicht so rübergebracht wurde, wie sie es sich wünschten, v. a. warum Jack so komplett anders reagiert als bisher, als er ohne Schiff auf dem Dock steht. Ein paar Sachen, die ich so las, ließen mich die Schlussszene noch einmal genau betrachten.

Was bekommen wir zu sehen (bitte beachtet, dass ich das hier aus meiner Erinnerung schreibe – es ist schon einige Zeit her, dass ich die Szene gesehen habe)?
Jack wandert in der Gesellschaft seiner beiden Lieblings- ähm,.. Lieblingsdamen Scarlett und Giselle nach einer vermutlich sehr unterhaltsamen Nacht das Dock hinunter und erzählt von seinem tollen Schiff. Am Ende des Steges angekommen, machen in die beiden Frauen darauf aufmerksam, dass dort ja nur ein mickriges Boot vertäut ist und kein großartiges Schiff. Jack wendet sich an den auf dem Boden schlafenden Gibbs, weckt ihn und fragt, wo denn bitteschön sein Schiff geblieben ist. Gibbs ist komplett verwirrt („Wir sind doch auf dem Schiff!“) und Jack sehr genervt. Daraufhin fangen Scarlett und Giselle an zu schmollen, und Jack stellt sie mit einer herrlichen Rede ruhig, in der er ihnen erzählt, dass die Kleider sie fett aussehen lassen, er Pizzarros Pasteten liebt usw. Natürlich bekommt er für seine Mühe eine gescheuert, er scheuert Gibbs eine, und die Damen rauschen von dannen. Und dann grinsen sich Jack und Gibbs an, als wäre alles genauso verlaufen, wie es sollte, es kommt der „Nimm was du kriegen kannst, und gib nichts wieder zurück“-Spruch und Jack schaut der Pearl nach. Dann segelt er mit seinem Dinghy, eigener Flagge, Rum, Kompass und der von Barbossa geklauten Karte zum Jungbrunnen davon.


Und wenn man über diese Szene ein wenig nachdenkt, ja, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Jack das alles geplant hatte (Gibbs war als Helfer einbezogen). So muss Jack, trotz der zugegebenermaßen beträchtlichen Ablenkung durch Scarlett und Giselle, schon gleich bei Ankunft am Hafen aufgefallen sein, dass die Pearl nicht mehr an ihrem Ankerplatz lag. Schließlich ist die Pearl nicht gerade unauffällig, so was merkt man! Vor allem Jack, für den die Pearl sein Ein und Alles ist.
Und dann sein theatralisches Gefuchtel, das laute „Weg! Das Schiff ist weg!! Wieso ist es weg?!“ – das kann nur Show sein. Wir alle haben in CotBP gesehen, wie Jack reagierte, als ihm die Pearl dort zwei Mal davonsegelte – als Barbossa ihn wieder auf der blöden kleinen Insel aussetzt, ist er wütend und verbittert; als die Crew in auf der Isla de Muerta zurücklässt, niedergeschlagen, resigniert, tieftraurig. Da war nie großes Theater, die typische „Jack-Show“, die er gerne für das Publikum abspult, sondern man merkte ihm an, dass er innerlich brodelte. Nach außen war er kontrolliert. Auch dass Jack und Gibbs sich später angrinsen, spricht dafür.

Jack wollte also, dass Barbossa sich mit der Pearl davonmacht. Wahrscheinlich gab es eine Absprache im Sinne von „Wer nicht pünktlich zum Auslaufen auf dem Schiff ist, hat Pech gehabt!“. Naja, mit zwei Damen im Arm und leicht betrunken kann man die Zeit auch schon mal vergessen und zu spät kommen.

Um jedoch nachvollziehen zu können, warum Jack die Pearl verlässt, muss man etwas spekulieren, da uns der Film dort leider eine klare Antwort schuldig bleibt. Wir wissen nicht, wie viel Zeit genau zwischen dem Sieg über Beckett und der Szene in Tortuga vergangen ist. Wovon wir ausgehen können ist, dass die Pearl nun noch mehr ins Visier aller möglichen Jäger geraten ist, als sie es eh schon war. Nicht nur die Navy und die EITC, der sie eine empfindliche Niederlage bereitet hat, sondern auch alle möglichen anderen Piraten, die gerne solch ein schnelles (und irgendwie übernatürliches – zwei Mal gesunken und doch immer noch da) Schiff hätten, dass es sogar mit der Flying Dutchman aufnehmen kann, sind nun hinter ihr her.

Dazu dürfte sich auch mittlerweile in gewissen Kreisen rumgesprochen haben, dass sich auf der Pearl Sao Fengs mystische Karte befindet – und was könnte man mit dieser Karte nicht alles machen! Seien wir ehrlich: So gern Jack im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, aber keinen Fuß mehr vor den anderen setzen zu können, ohne dass nicht eine ganze Meute hinter einem her ist, das geht sicher selbst ihm gewaltig gegen den Strich, nimmt es ihm doch die gerade mühsam erkämpfte Freiheit gleich wieder weg. So sehr er seine Pearl liebt, ein Gefangener will er auf ihr nicht sein (das war er bereits in Davy Jones’ Locker). Wie lange der erzwungene Frieden mit Barbossa noch gehalten hätte, wäre die nächste Frage gewesen – und all das behindert ihn doch ganz schön auf der Suche nach dem Jungbrunnen.


Und so wägt Jack seine Möglichkeiten ab und beschließt, sich erst einmal unauffällig (soweit das für ihn möglich ist) zum Jungbrunnen aufzumachen, während alle Welt Barbossa und die Pearl verfolgt. Mit deutlich längerem Leben gesegnet (vielleicht auch Unsterblichkeit, wer weiß), wäre es ja ein Leichtes, Barbossa die Pearl wieder abzujagen. Flugs die Karte geklaut (die konnte Barbossa ja eh nicht lesen *g*) und ein bisschen Theater für sein geneigtes Publikum gespielt. Auch alles extra laut, damit es ein paar mehr Leute mitbekommen, aber Scarlett und Giselle erzählen es sowieso überall herum: Jack Sparrow ist wirklich ein ziemlicher Idiot, da hat ihm Barbossa, dieser clevere Bastard, schon wieder das Schiff vor der Nase weggeklaut! Diesen Jack kann man wirklich überhaupt nicht ernst nehmen, der ist ja so was von unfähig!

Tja, und während sie über ihn lachen, hisst Jack seine eigene kleine Flagge in seinem Dinghy, trinkt genüsslich seinen Rum, liest die Karte (denn er kann es!) und macht sich ungestört auf den Weg Richtung Jungbrunnen. Mal schauen, was sich seiner Legende noch so hinzufügen lässt...


Und wisst ihr, so macht mir dieses Ende richtig viel Spaß und ist einfach passend. :)
Aber wie immer geht es in Jacks Leben nicht so, wie er es gerne hätte – seine Reise zum Jungbrunnen können wir ja ab heute in den Kinos verfolgen. Ich begleite ihn gern auf diesem neuen Abenteuer!

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