Sollte sich jemand gefragt haben, wo ich abgeblieben bin – keine
Sorge, ich bin weiterhin ins Kino gegangen, habe sogar ein oder zwei
Bücher gelesen, und nebenbei bin ich umgezogen und habe Urlaub
gemacht. Es ist also nicht so, dass mir „50 Shades of Grey“ den
Lebenswillen ausgesaugt hat, auch wenn es so ausgesehen haben mag –
das Einzige, was ich danach versucht habe zu tun, ist meinen Freunden
den Kinobesuch dieses Elends auszureden. Man denkt, man würde seine
Leute kennen... *seufz*
Aber! Es gab danach doch einige deutlich brauchbarere Filme im Kino
zu, ja, durchaus zu bestaunen, im ein oder anderen Fall. Zu Zweien
der großen Blockbuster des Sommers hier jetzt mehr:
Mad Max Fury Road
Der beste Action-Kracher des Jahres, alle andere können einpacken
(zumindest bisher). Original-“Mad Max“-Regisseur George Miller,
der dem ein oder anderen vielleicht auch als Regisseur von „Ein
Schweinchen namens Babe“ bekannt ist (soll ja keiner sagen, der
Mann würde sich festlegen), bringt uns zurück in Max Rockatanskys
(Tom Hardy) ausgetrocknete Welt und gönnt dem Zuschauer 120 min lang
nur winzigste Verschnaufpausen.
Max wird gleich zu Beginn von den Warboys des tyrannischen Immortan
Joe (Hugh Keays-Byrne) gefangen und als „Blutbeutel“ für Warboy
Nux (Nicholas Hoult) benutzt. Als einer von Joes Tankzügen von
seinem Imperator Furiosa (Charlize Theron) gestohlen wird, wird Max
in eine halsbrecherische Verfolgungsjagd hineingezogen, in deren
Verlauf er sich widerwillig mit Furiosa zusammentut, ganz nach dem
Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Furiosa hat
nämlich Joes „Brüter“ befreit – fünf hübsche, junge Frauen,
die für Joes gesunden Nachwuchs sorgen sollten und die ganz sicher
nicht wieder zurück in ihr altes Leben wollen. Einziger
Hoffnungsschimmer ist der „Grüne Ort“, wo Furiosa geboren wurde.
George Miller macht in diesem Film so vieles richtig, dass man gar
nicht weiß wo man anfangen soll. Nun, das Casting ist auf den Punkt;
Tom Hardy funktioniert hervorragend als ziemlich traumatisierter Max,
der mit einem missmutigen Grunzen mehr ausdrückt als manch anderer
Schauspielkollege mit einem ganzen Monolog. Charlize Theron ist
hervorragend als Furiosa, die sich eine extrem harte Schale zulegen
musste, um in Immortan Joes Welt nicht unterzugehen, sondern im
Gegenteil, es zu einem seiner (ansonsten ausschließlich männlichen)
Imperatoren zu bringen. Die fünf jungen Frauen, u. a. gespielt von
Rosie Huntington-Whiteley und Zoe Kravitz, sind ebenfalls nicht nur
schmückendes Beiwerk, sondern haben alle eine unterschiedliche
Persönlichkeit und Funktion. Nicholas Hoult als Nux kann ebenfalls
in einigen Szenen auftrumpfen.
Die Action ist superb gefilmt, die Stunts atemberaubend und handfest,
der ganze Look des Films ist eine Augenweide und man könnte sich die
unzähligen Landschaftsaufnahmen eigentlich einzeln einrahmen, so
schön sehen sie aus. Der Schnitt findet dabei das perfekte Mittelmaß
zwischen rasant und übersichtlich – hier weiß man tatsächlich
immer, was gerade passiert und wer gerade was tut – eine Wohltat!
Überhaupt, die ganzen Apokalypsen-Regisseure können hier gleich mal
lernen, dass eine Dystopie nicht in verwaschenem Grau und Braun
daherkommen muss, sondern im Gegenteil ein kräftigsten Rot- und
Gelbtönen strahlend kann. Und Michael Bay kann lernen, wie man einen
saucoolen Actionfilm macht, ohne Frauen als reine Sexobjekte und
Dekoration zu verwenden.
Ist Max Rockatansky vielleicht sogar nur Nebencharakter in seinem
eigenen Film? Schon möglich. Aber der gute hatte bereits drei Filme
für sich allein, und darf hier nun beweisen, dass er einen wahrhaft
guten Kern hat – und ein richtiger Mann ist. Denn es gibt viel zu
viele Immortan Joes auf dieser Welt. Ein grandioser Film.
Jurassic World
Ich bin ein Kind der 90er und obwohl ich damals zu klein war, um
„Jurassic Park“ gucken zu dürfen, war ich geradezu besessen von
Dinosauriern an sich. Ich hatte massenweise Dinofiguren, und es gab
so eine Magazinreihe zum Sammeln, bei der man sich einen T-Rex
zusammenbasteln konnte; ja, die hatte ich auch. Alle. Heute liebe ich
v. a. „Jurassic Park“, und daher weckte der vierte Film der Reihe
in diesem Sommer v. a. Nostalgie in mir. Dinos! Im Kino! Und Chris
Pratt ist auch dabei!
20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils haben die Menschen
absolut gar nichts gelernt und natürlich trotzdem einen Park mit
lebenden Dinosauriern eröffnet. Das ganze sieht aus wie ein
typischer Themenpark, inkl. dem Streichelzoo mit Baby-Dinos, der
Shoppingmeile direkt hinterm Eingang und Fahrgeschäften, bei denen
man teilweise direkt zwischen den Dinosauriern hindurchfährt. Wie
das aber in der heutigen zeit so ist, schwindet das Interesse der
Besucher – sie wollen immer wieder neuere und „krassere“
Attraktionen sehen. Und so wurde der Indominus Rex im Labor gezüchtet
– größer und beeindruckender als sogar der T-Rex. Claire (Bryce
Dallas Howard) trägt die Verantwortung für das Marketing dieses
neuen Dinosauriers, und ausgerechnet jetzt kommen ihre zwei Neffen
vorbei (Ty Simpkins, Nick Robinson). Als Karrierefrau kann sie sich
damit so gar nicht beschäftigen, ist sie doch gerad vollauf mit der
Vorstellung des Indominus beschäftigt, und schickt die Jungs los den
Park zu erkunden. Weil sie Bedenken wegen der offensichtlichen
extremen Intelligenz des Indominus hat, holt sie widerwillig die
Meinung von Raptorentrainer Owen (Chris Pratt). Dabei wird schnell
klar, dass der neue Saurier eine viel größere Bedrohung darstellt,
als zunächst angenommen – und bald ist das Leben der ganzen
Besucher auf der Insel in Gefahr.
Die Schauwerte von „Jurassic World“ sind großartig – die Dinos
sehen fantastisch aus, alle anderen Effekte sind auch toll und so wie
man es sich wünscht (auch wenn das 3D ziemlich überflüssig war).
Es gibt auch einige wirklich nette Anspielungen auf den ersten Teil.
Leider schafft es das Drehbuch nicht, die gleiche Spannung wie der
gute alte „Jurassic Park“ zu erzielen. Die Charaktere sind,
obwohl sympathisch genug, ziemlich eindimensional, aber was schlimmer
ist: die Handlung ist komplett vorhersehbar. Ich beschwere mich nicht
darüber, dass ein böser Dino ausbricht und alle angreift, dafür
gucken wir den Film schließlich. Aber es ist so offensichtlich, wer
zu den Bösen gehört, wie es für sie endet, und wie der Film auch
für Claire, Owen, und die Kinder endet. Auch gewisse Handlungspunkte
werden schon so frühzeitig angekündigt, dass sie einfach nicht mehr
überraschen können.
Bryce Dallas Howard und Chris Pratt machen das beste aus ihren
Rollen, die Kinderschauspieler sind immerhin recht sympathisch, und
Vincent D'Onofrio macht auf Karikatur. Es ist schade, dass die tollen
Schauwerte und fähigen Schauspieler nicht ein ausgereifteres,
weniger vorhersehbares Drehbuch bekommen haben. Dem Erfolg des Films
hat dies natürlich keinen Abbruch getan – er ist bisher der
erfolgreichste Film des Jahres.
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