Montag, 12. Oktober 2015

Zwei Kurzkritiken: Meine triumphale Rückkehr (oder so ähnlich)

 Sollte sich jemand gefragt haben, wo ich abgeblieben bin – keine Sorge, ich bin weiterhin ins Kino gegangen, habe sogar ein oder zwei Bücher gelesen, und nebenbei bin ich umgezogen und habe Urlaub gemacht. Es ist also nicht so, dass mir „50 Shades of Grey“ den Lebenswillen ausgesaugt hat, auch wenn es so ausgesehen haben mag – das Einzige, was ich danach versucht habe zu tun, ist meinen Freunden den Kinobesuch dieses Elends auszureden. Man denkt, man würde seine Leute kennen... *seufz*

Aber! Es gab danach doch einige deutlich brauchbarere Filme im Kino zu, ja, durchaus zu bestaunen, im ein oder anderen Fall. Zu Zweien der großen Blockbuster des Sommers hier jetzt mehr:




Mad Max Fury Road

Der beste Action-Kracher des Jahres, alle andere können einpacken (zumindest bisher). Original-“Mad Max“-Regisseur George Miller, der dem ein oder anderen vielleicht auch als Regisseur von „Ein Schweinchen namens Babe“ bekannt ist (soll ja keiner sagen, der Mann würde sich festlegen), bringt uns zurück in Max Rockatanskys (Tom Hardy) ausgetrocknete Welt und gönnt dem Zuschauer 120 min lang nur winzigste Verschnaufpausen.

Max wird gleich zu Beginn von den Warboys des tyrannischen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) gefangen und als „Blutbeutel“ für Warboy Nux (Nicholas Hoult) benutzt. Als einer von Joes Tankzügen von seinem Imperator Furiosa (Charlize Theron) gestohlen wird, wird Max in eine halsbrecherische Verfolgungsjagd hineingezogen, in deren Verlauf er sich widerwillig mit Furiosa zusammentut, ganz nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Furiosa hat nämlich Joes „Brüter“ befreit – fünf hübsche, junge Frauen, die für Joes gesunden Nachwuchs sorgen sollten und die ganz sicher nicht wieder zurück in ihr altes Leben wollen. Einziger Hoffnungsschimmer ist der „Grüne Ort“, wo Furiosa geboren wurde.

George Miller macht in diesem Film so vieles richtig, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Nun, das Casting ist auf den Punkt; Tom Hardy funktioniert hervorragend als ziemlich traumatisierter Max, der mit einem missmutigen Grunzen mehr ausdrückt als manch anderer Schauspielkollege mit einem ganzen Monolog. Charlize Theron ist hervorragend als Furiosa, die sich eine extrem harte Schale zulegen musste, um in Immortan Joes Welt nicht unterzugehen, sondern im Gegenteil, es zu einem seiner (ansonsten ausschließlich männlichen) Imperatoren zu bringen. Die fünf jungen Frauen, u. a. gespielt von Rosie Huntington-Whiteley und Zoe Kravitz, sind ebenfalls nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern haben alle eine unterschiedliche Persönlichkeit und Funktion. Nicholas Hoult als Nux kann ebenfalls in einigen Szenen auftrumpfen.

Die Action ist superb gefilmt, die Stunts atemberaubend und handfest, der ganze Look des Films ist eine Augenweide und man könnte sich die unzähligen Landschaftsaufnahmen eigentlich einzeln einrahmen, so schön sehen sie aus. Der Schnitt findet dabei das perfekte Mittelmaß zwischen rasant und übersichtlich – hier weiß man tatsächlich immer, was gerade passiert und wer gerade was tut – eine Wohltat! Überhaupt, die ganzen Apokalypsen-Regisseure können hier gleich mal lernen, dass eine Dystopie nicht in verwaschenem Grau und Braun daherkommen muss, sondern im Gegenteil ein kräftigsten Rot- und Gelbtönen strahlend kann. Und Michael Bay kann lernen, wie man einen saucoolen Actionfilm macht, ohne Frauen als reine Sexobjekte und Dekoration zu verwenden.

Ist Max Rockatansky vielleicht sogar nur Nebencharakter in seinem eigenen Film? Schon möglich. Aber der gute hatte bereits drei Filme für sich allein, und darf hier nun beweisen, dass er einen wahrhaft guten Kern hat – und ein richtiger Mann ist. Denn es gibt viel zu viele Immortan Joes auf dieser Welt. Ein grandioser Film.





Jurassic World

Ich bin ein Kind der 90er und obwohl ich damals zu klein war, um „Jurassic Park“ gucken zu dürfen, war ich geradezu besessen von Dinosauriern an sich. Ich hatte massenweise Dinofiguren, und es gab so eine Magazinreihe zum Sammeln, bei der man sich einen T-Rex zusammenbasteln konnte; ja, die hatte ich auch. Alle. Heute liebe ich v. a. „Jurassic Park“, und daher weckte der vierte Film der Reihe in diesem Sommer v. a. Nostalgie in mir. Dinos! Im Kino! Und Chris Pratt ist auch dabei!

20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils haben die Menschen absolut gar nichts gelernt und natürlich trotzdem einen Park mit lebenden Dinosauriern eröffnet. Das ganze sieht aus wie ein typischer Themenpark, inkl. dem Streichelzoo mit Baby-Dinos, der Shoppingmeile direkt hinterm Eingang und Fahrgeschäften, bei denen man teilweise direkt zwischen den Dinosauriern hindurchfährt. Wie das aber in der heutigen zeit so ist, schwindet das Interesse der Besucher – sie wollen immer wieder neuere und „krassere“ Attraktionen sehen. Und so wurde der Indominus Rex im Labor gezüchtet – größer und beeindruckender als sogar der T-Rex. Claire (Bryce Dallas Howard) trägt die Verantwortung für das Marketing dieses neuen Dinosauriers, und ausgerechnet jetzt kommen ihre zwei Neffen vorbei (Ty Simpkins, Nick Robinson). Als Karrierefrau kann sie sich damit so gar nicht beschäftigen, ist sie doch gerad vollauf mit der Vorstellung des Indominus beschäftigt, und schickt die Jungs los den Park zu erkunden. Weil sie Bedenken wegen der offensichtlichen extremen Intelligenz des Indominus hat, holt sie widerwillig die Meinung von Raptorentrainer Owen (Chris Pratt). Dabei wird schnell klar, dass der neue Saurier eine viel größere Bedrohung darstellt, als zunächst angenommen – und bald ist das Leben der ganzen Besucher auf der Insel in Gefahr.

Die Schauwerte von „Jurassic World“ sind großartig – die Dinos sehen fantastisch aus, alle anderen Effekte sind auch toll und so wie man es sich wünscht (auch wenn das 3D ziemlich überflüssig war). Es gibt auch einige wirklich nette Anspielungen auf den ersten Teil.
Leider schafft es das Drehbuch nicht, die gleiche Spannung wie der gute alte „Jurassic Park“ zu erzielen. Die Charaktere sind, obwohl sympathisch genug, ziemlich eindimensional, aber was schlimmer ist: die Handlung ist komplett vorhersehbar. Ich beschwere mich nicht darüber, dass ein böser Dino ausbricht und alle angreift, dafür gucken wir den Film schließlich. Aber es ist so offensichtlich, wer zu den Bösen gehört, wie es für sie endet, und wie der Film auch für Claire, Owen, und die Kinder endet. Auch gewisse Handlungspunkte werden schon so frühzeitig angekündigt, dass sie einfach nicht mehr überraschen können.

Bryce Dallas Howard und Chris Pratt machen das beste aus ihren Rollen, die Kinderschauspieler sind immerhin recht sympathisch, und Vincent D'Onofrio macht auf Karikatur. Es ist schade, dass die tollen Schauwerte und fähigen Schauspieler nicht ein ausgereifteres, weniger vorhersehbares Drehbuch bekommen haben. Dem Erfolg des Films hat dies natürlich keinen Abbruch getan – er ist bisher der erfolgreichste Film des Jahres.



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