Sonntag, 28. November 2010

Das Ende naht: "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1"


Spoilerwarnung! Bin heute nicht geneigt, irgendwie drum rum zu reden.

Da haben wir ihn also, einen der Blockbuster dieses Winters. Jeder Film, der in der letzten Woche startete, hat im Grunde kaum eine Chance. Selbst nach einer Woche, die "Harry Potter 7.1" jetzt in den Kinos läuft, sind zumindest die Vorstellungen am Wochende noch komplett ausverkauft. Wir haben Karten vorbestellt, anders war das gar nicht machbar. War aber wirklich schön, mal wieder in einem absolut vollen Kinosaal zu sitzen mit Leuten, die den Film auch wirklich sehen wollten (warum man allerdings drei Mal ! während des Films aufstehen muss um neues Bier !! zu holen, wie es die Damen hinter uns taten, will sich mir nicht erschließen).

Nun denn, auf zum Film. Der finale Kampf steht bevor, Voldemort gewinnt immer mehr an Macht, seine Leute übernehmen Hogwarts und Harry, Hermine und Ron schaffen es mit Mühe und Not, den Todessern zu entkommen. Ab sofort sind sie auf sich allein gestellt und machen sich daran, die Horcruxe, in denen Teile von Voldemorts Seele eingeschlossen sind, zu suchen. Nur, wo anfangen? Drei sind immerhin bereits zerstört, bleiben noch vier. Die drei Freunde ziehen eher ziellos umher, finden immerhin ein weiteres Horcrux, dass sich nicht zerstören lassen will, werden verfolgt, streiten sich, versöhnen sich natürlich auch wieder. Und es endet alles mit einem gemeinen Cliiffhanger, bei dem man sich wünscht, der Film würde einfach nach dem kurzen Fade to black weitergehen. Tut er nicht. Nun heißt es, ein halbes Jahr warten bis zum großen Finale. Und wenn Teil 1 auch nur halbwegs auf Teil 2 schließen lässt, nun - dann wird es grandios.

Man merkt, dass Regisseur David Yates nun viel mehr Zeit hat, die Geschichte des Buches zu erzählen. Dieser Teil ist, was Buchtreue angeht, definitiv der beste. Yates konzentriert sich vor allem auf die Freundschaft zwischen Harry, Ron und Hermine, die auf dieser Wanderschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Man kann Daniel Radcliff, Rupert Grint und Emma Watson wirklich nur loben - sie haben sich enorm entwickelt und gerade Grint spielt den eifersüchtigen Ron großartig. Als er sich nach seiner Rückkehr ein bisschen bei Hermine einschleimen will, ist das einfach nur goldig. Emma Watson hat dafür ihre stärkste Szene gleich in der ersten Minute, als sie ihren Eltern die Erinnerung nimmt und sich aus allen Fotos herauszaubert, da sie davon ausgehen muss, den Krieg nicht zu überleben. Das ist wirklich ergreifend.

Auch alle anderen Schauspieler, und tauchen sie auch nur für eine Minute auf, sind perfekt in ihren Rollen. Zum Beispiel die Todesser, allen voran Helena Bonham-Carter, die einen teuflischen Spaß an der Rolle der Bellatrix hat, Jason Isaacs als mittlerweile sehr abgehalftert aussehender Lucius Malfoy (was der aus seinen drei Minuten macht, ist großes Kino), oder Alan Rickman als Severus Snape, der seinen großen Auftritt wohl im 2. Teil haben wird. Dann natürlich Brandon Gleeson als Mad-Eye Moody, dessen Tod leider in einem Satz abgehandelt wird, die Zwillinge Fred und George (James und Oliver Phelps), die wenigstens für ein bisschen Auflockerung sorgen, Rhys Ifans als verzweifelter Xenophilius Lovegood... oder auch Matthew Lewis als Neville, dessen einziger Satz ("Hey, ihr Versager - er ist nicht hier!") allein die Szene wert war, in der er auftritt.

Ein, zwei Entscheidungen sind in Anbetracht dessen, was später im Buch passiert, oder auch für die jeweilige Szene an sich ein bisschen seltsam (Harry verrät sich im Buch in der anfänglichen Jagd durch sein Markenzeichen "Expelliarmus", und nicht durch Hedwig; Rons Reaktion, als Hermine von Bellatrix gefoltert wird), aber man hat ja sicher einen Grund dafür. Oder auch nicht. Das ist bei diesen Filmen nie so ganz klar. *g* Man bekommt dann auch plötzlich Rons Bruder Bill um die Ohren gehauen, denn dessen Hochzeit mit Fleuer wollte man wohl doch umbedingt im Film haben - auch wenn Bills dramatisches Aufeinandertreffen mit Werwolf Greyback in Teil 6 ausgelassen wurde.
Worüber sich viele aufgeregt haben, ist die Spiegelscherbe, die Harry ständig mit sich herumträgt. Sirius hatte Harry diesen Spiegel geschenkt, um mit ihm auch über größere Entfernungen kommunizieren zu können, nur hat Harry erst nach Sirius Tod dieses Geschenk ausgepackt und es aus Frust zerbrochen. An sich ja kein großes Thema - nur kam der blöde Spiegel in der Vorgängerfilmen nicht vor. Da hätte man vielleicht doch einmal in einem Nebensatz erwähnen können, wo diese Scherbe jetzt eigentlich herkommt.

Großartig umgesetzt wurde die Aktion im Ministerium, als die Drei sich durch Vielsafttrank in Mitarbeiter verwandeln und dann versuchen, ein Horcrux von Dolores Umbridge zu stehlen (die noch genauso Aggressionen bei mir auslöst wie in Teil 5). Die drei Schauspieler, v. a. die beiden männlichen (ich hoffe, dass ich sie mit David O`Hara und Steffan Rhodri richtig identifiziert habe), sind wunderbar und sorgten für einige dringend benötigte Lacher.

Ebenfalls sehr gut gelungen ist die gesamte Szene in Godric's Hollow und das Treffen mit Bathilda Bagshot. Diese Szene hat ja bereits im Buch eine sehr unheilvolle Atmosphäre, man wartet geradezu darauf, dass gleich etwas Schlimmes passiert. Und dies wurde perfekt umgesetzt. Man fühlte sich gleich unwohl, als Bathilda auftauchte, sehr unheimlich und wirklich einfach gut.

Grandios war die Computernanimation für das Märchen von den drei Brüdern. Mir gefällt diese Geschichte, wie drei Brüder durch Geschenke (Heilgtümer) des Todes ebendiesem zu entrinnen versuchen, ausgesprochen gut, und sie wurde visuell toll umgesetzt.
Und dann gab es da eine Szene, bei der ich tatsächlich weinen musste. Nein, es war nicht Dobbys Tod. Der war traurig, aber gleichzeitig, nun ja, ein wenig überinszeniert. Immerhin hatte er ein paar gute Momente in diesem Teil und ist nicht mehr so nervig wie er mal war. Was mich jedoch wirklich berührt hat, war das Auftauchen des Hirschkuh-Patronus. Ganz einfach, weil ich weiß, was dahintersteckt und was es bedeutet. Die Hirschkuh haben sie wirklich gut gelöst und... oh Mann. Was man so über Teil 2 hört... es könnte sein, dass ich da heulen werde wie ein kleines Kind.

Der Film hat allerdings wirklich in der Mitte den ein oder anderen Durchhänger. Das liegt ganz einfach an der Zelterei und dem ziellosen Herumlaufen. Im Buch ist es ja nicht anders. Eine Freundin hat dies aber recht gut gerechtfertigt. Sie sagte, dass gerade dadurch auch sehr deutlich wird, wie verzweifelt die Drei sind und dass sie wirklich überhaupt keine Ahnung haben, wie sie vorgehen sollen. Sie sind allein und müssen irgendwie schauen, dass sie es geregelt kriegen. Und ja, gemein ist auch der Cliffhanger. *g*

Also, Fazit: Die bisher beste Buchadaption mit deutlicher Charakterentwicklung, sehr guten Schauspielern und einigen wirklich erinnerungswürdigen Szenen. Was für ein Vorgeschmack auf Teil 2!




Ähnliche Artikel: 

Keine Kommentare: