Sonntag, 20. Oktober 2013

"The World's End": Darauf noch ein Cornetto


Gary King (Simon Pegg) war zu Schulzeiten der Coolste und genoss mit seinen vier besten Freunden das Leben. Der Schulabschluss wurde so richtig gefeiert und zwar mit dem Versuch, die „Goldene Meile“ zu bewältigen – Newton Havens zwölf Pubs an einem Abend besuchen und in jedem ein Bier kippen. Geschafft bis zum letzten Pub, dem World’s End, haben die Fünf es zwar nicht, dennoch ist diese Nacht für Gary auch 20 Jahre später noch die beste seines Lebens. Und deshalb will er die alte Truppe wieder um sich sammeln und es noch einmal versuchen. Eher widerwillig lassen Stephen (Paddy Considine), Peter (Eddie Marsan), Oliver (Martin Freeman) und sein früherer bester Freund Andy (Nick Frost) sich überreden, denn im Gegensatz zu Gary haben sie die Schulzeit hinter sich gelassen und gehen einer geregelten Arbeit nach.
Einmal in Newton Haven angekommen stellt sich schnell heraus, dass irgendetwas in ihrem Heimatort nicht so ganz stimmt. Und ausgerechnet Gary ist es, der als Erster auf die Ursache stößt: Die Dorfbewohner wurden durch Roboter ersetzt. Und so nimmt die Sauftour eine unerwartet gewalttätige Wende...

Mit „The World’s End“ beschließt Regisseur Edgar Wright die „Three Flavours Cornetto Trilogy“, deren andere beide Teile „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ mittlerweile Kultstatus genießen. Und auch dieses Mal handelt es sich um einen Genre-Film; nach Zombiehorror und Buddy-Cop-Action versuchen sich Wright und sein Co-Autor Pegg an Science Fiction gemischt mit ein bisschen Martial Arts.

Die satirischen Elemente treten dieses Mal jedoch viel häufiger in den Hintergrund als noch bei den beiden Vorgängerfilmen. Denn auch dieses Mal wird vor allem eine Geschichte über Freundschaft erzählt. Und während bei „Shaun oft he Dead“ Shaun und Ed schon lange die dicksten Kumpel waren und sich als Team durch die Zombies kämpften, und in „Hot Fuzz“ Nicolas und Danny aus anfänglicher Abneigung bzw. Verehrung erst noch eine Freundschaft formen mussten, erleben wir nun in „The World’s End“, was aus Freundschaft werden kann, wenn man sie nicht pflegt sondern stattdessen mit egoistischem Verhalten zerstört.


Dennoch kommt Andy, der am meisten von Gary enttäuscht wurde und wegen ihm ziemlich üble Sachen durchmachen musste, mit nach Newton Haven, womit er nicht nur die anderen drei aus der Gruppe überrascht, sondern wohl auch sich selbst. Aber wenn man einmal so eine Freundschaft hatte, dann hält eben auch immer noch ein Teil in einem daran fest, selbst wenn das Ganze schon längst auseinander gegangen ist. Und Gary selbst will händeringend das Gefühl von damals wieder einfangen, als er der Größte war und nicht der fast 40-jährige Versager ohne Job.
Und deshalb kann ich zwar den Kritikpunkt nachvollziehen, dass „The World’s End“ das satirische Element nicht so sehr in den Vordergrund rückt wie es in den beiden anderen Filmen der Fall ist. Aber es stört mich nicht, da die Charaktere an einem viel ernsteren Punkt in ihrem Leben stehen und somit die Handlung automatisch einen düstereren Anstrich erhält. Dabei belässt es der Film nicht bei einer zerbrochenen Freundschaft, sondern baut auch gleich noch Drogensucht, Mobbing und Tod mit ein.

Das könnte alles furchtbar deprimierend werden, aber glücklicherweise enthalten die „Cornetto“-Filme ja auch immer einen guten Schuss britischen Humor, und davon gibt es auch in „The World’s End“ reichlich. Vor allem Gary mit seiner durchgeknallten Art sorgt für viele Lacher; hinzu kommen die teilweise vollkommen absurden Situationen mit den Robotern und viele kleine Gags, Parallelen und Anspielungen, wie man sie aus den Vorgängern kennt. Unter den Statisten befinden sich sogar ein paar alte Bekannte, wodurch die Einheit der drei „Cornetto“-Filme noch mal betont wird.

Die Schauspieler sind durchweg sehr gut und glaubwürdig. Simon Pegg und Nick Frost spielen eher untypische Rollen. Pegg gibt den von der „Goldenen Meile“ besessenen Gary King mit viel Spielfreude und vollem Körpereinsatz, und immer wieder lässt er hinter der fröhlichen Fassade Garys Verzweiflung durchblitzen. Frost hingegen spielt den straighten Geschäftsmann, der durch Garys früheres Verhalten verbittert ist und den ganzen Kram eigentlich nur hinter sich bringen will. Hier darf er auch mal Talent für ernsthafte Rollen demonstrieren, bekommt aber gleichzeitig auch viel gute Momente in der Hau-Drauf-Action ab.


Paddy Considine, Eddie Marsan und Martin Freeman schaffen es ebenfalls, ihre Charaktere unterscheidbar zu machen und ihnen genug Profil zu geben, dass man gerne noch etwas länger mit ihnen durch die Gegend gezogen wäre. Considines Stephen ist von eher sanfter Natur und darf sich einen kleinen Kampf mit Peggs Gary um die frühere Angebetete Sam liefern. Diese wird von Rosamunde Pike gespielt und hat leider nicht viel zu tun, darf aber immerhin Gary eine runterhauen. Marsans Charakter Peter war früher Mobbingopfer und wenn er dann tatsächlich auf seine frühere Nemesis trifft, geht das schon ans Herz. Und Martin Freeman als Immobilienmakler Oliver hat sich sicher gefreut, dass er fluchen durfte und setzt sein leicht beängstigendes Grinsen sehr gut ein. Keiner spielt einen angenervten Briten so gut Freeman.
Nett auch die diversen bekannten Gesichter in größeren Nebenrollen, wie Pierce Brosnan, David Bradley, Michael Smiley oder Billy Nighy.

Die Effekte sind gelungen, die Musik passend zum Setting eingesetzt, wie man es auch schon aus den Vorgängern kennt (und wer sich über mangelnde Musikidentität beklagt, der hatte wohl während „Alabama Song“ gerade die Toilette aufgesucht; die Szene ist ähnlich einprägsam wie damals "Don’t stop me now“ in „Shaun of the Dead“). Das Ende mag überraschen und ja, so zehn Minuten vor Schluss wird der Film auch etwas geschwätzig (da hätte man dann doch etwas kürzen können), aber bei „Hot Fuzz“ haben sich damals auch viele über die gefühlten zehn Showdowns aufgeregt. *g*

Fazit: „The World’s End“ ist ein gelungener, aber eher düsterer Abschluss der kultigen „Three Flavours Cornetto“-Trilogy. Über kleine Schwächen sehe ich da doch gerne hinweg.

Keine Kommentare: