Mittwoch, 7. Dezember 2011

Bis(s) in alle Ewigkeit oder so: Breaking Dawn 1


Bald ist es geschafft: Die "Twilight"-Reihe nähert sich nun auch endlich im Kino ihrem Ende und im Sommer 2012 ist diese Spuk dann tatsächlich vorbei. Fans werden traurig sein, alle anderen werden entweder mit den Schultern zucken oder vor Freude jubeln. Ich weiß erhlich gesagt gar nicht, zu welcher Gruppe ich mich zählen soll. Ich habe ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich von dieser Reihe nicht besonders viel halte, aber sie hat mir doch einige sehr lustig-unterhaltsame Stunden im Kino beschert. Ich mein, gerade die ersten beiden Teile "Twilight" und "New Moon" bieten so viel Läster-Potential und sind meist unfreiwllig komisch.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Aussage, die den Lesern/Zuschauern hier vermittelt wird, jedoch immer fragwürdigere Ausmaße annimmt, werde ich wohl doch eher froh darüber sein, wenn das Kapitel "Twilight" ein für alle Mal (hoffentlich!) beendet ist.

In Anlehnung an "Harry Potter" wurde nun auch bei "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht" der letzte Roman in zwei Teile gesplittet. Das hat natürlich überhaupt nichts mit Geldscheffelei zu tun! Wirklich, wer das behauptet, der kann ja nicht mehr ganz klar im Kopf sein! Hier ging es Studio und Produzenten rein darum, dem letzten Buch auch wirklich in allen Belangen gerecht werden und die unglaubliche dramatische Tiefe und die überaus realitätsnahe Charakterzeichung entsprechend würdigen zu können! Ehrlich! Ganz ernsthaft!

...

Aber lassen wir den Sarkasmus mal beiseite: "Breaking Dawn" hat nun wirklich nicht den Tiefgang, ganze zwei Filme tragen zu können. Dieses an Seiten dicke aber an Inhalt dünne Buch auf zwei Filme auszuwälzen, war so ziemlich das Blödeste, was man machen konnte. Denn Teil 1 zieht sich teilweise extrem.

Aber worum geht's da eigentlich überhaupt?
Der Film beginnt mit Edwards (Robert Pattinson) und Bellas (Kristen Stewart) Hochzeit. Freunde und Familie sind da, alles ist herrlich kitschig und auch ganz toll. Jacob (Taylor Lautner) schaut bei der Feier auch mal kurz vorbei, was ganz nett beginnt, aber irgendwie dann doch ziemlich unangenehm wird, als er Bella davor warnt, mit Edward zu schlafen. Hochzeitsnacht und so. Denn er ist ja ein Vampir und hat sich sicher nicht unter Kontrolle und so weiter. Danke für die Erinnerung, es ist ja nicht so, dass Bella und Edward dass über die letzten drei Teile nicht in epischer Breite diskutiert hätten... Es geht dann auch gleich in die Flitterwochen auf eine Trauminsel vor Brasilien. Die Hochzeitsnacht läuft natürlich super, aber Edward kriegt dann Panik, da Bella ein paar blaue Flecken abbekommen hat. Was folgt ist langwieriges umeinander herum Tänzeln, ein bisschen schmollen, ein bisschen dramatisch-überlegend in die Gegend gucken, hübsche Wasserfälle, Schach, Lingerie. Öhm ja, und dann ist Bella schwanger. Damit hatte jetzt irgendwie so keiner gerechnet. Blöd, dass es sich um ein Vampirbaby handelt, was Bella mehr oder weniger von innen auszehrt, sodass sie nach wenigen Woche deutliche Ähnlichkeit zu einer wandelnden Leiche hat. Bella will das Baby behalten, Edward nicht, es folgt wieder viel Drama, und Jacob macht dann auch noch mit, weil sein Rudel das Baby töten will und er das nicht gut findet. Hatte ich erwähnt, dass es sehr dramatisch wird?


Tja also. Wo fang ich an? Gut an "Breaking Dawn 1" ist, dass er doch einige gewollt komische Momente enthält. So ist man für jede Szene mit Bellas Vater Charlie (Billy Burke) dankbar, da er einige wirklich gute Sprüche abbekommt. Auch später wird die Stimmung hin und wieder aufgelockert (z. B. die Diskussion über Bellas wirklich furchtbare Ideen für Babynamen), was gut ist zwischen all dem Tod-und-Verderben-Getue.
Die Musik ist passend eingesetzt, wenn sie für meinen Geschmack auch etwas zu depressiv ist.
Der Film sieht bis auf einige Szenen mit den Wölfen auch wirklich gut aus, und wir bekommen wieder sehr viel von der Landschaft zu sehen. *seufz* Danke dafür, bei 2 Stunden Film fällt das ja auch nicht mehr wirklich ins Gewicht. Aber schön ist die Landschaft!

Die Schauspieler tun was sie können, um das Ganze erträglich zu machen und den Figuren Ernsthaftigkeit zu verleihen. Kristen Stewart hat immer noch keine zusätzlichen Gesichtsausdrücke gelernt, aber für die durchs Leben stolpernde Bella passt das ja. Und ein Kompliment an die Make Up-Abteilung: Bellas Ausgemergeltheit wurde sehr gut umgesetzt.
Robert Pattinson hat eigentlich nichts anderes zu tun als bisher auch: Vor sich hin brüten, Bella bevormunden, kurzfristig charming sein, und ein bisschen rumknurren. Pattinson zieht die Reihe offensichtlich jetzt einfach auf Autopilot durch.
Taylor Lautner hat sich durchaus gemacht und er gibt einen überzeugenden Jacob. Schade, dass er das Opfer des furchtbaren Prägung-Handlungsstranges ist.
Anna Kendrick fragt sich wahrscheinlich immer wieder, wo sie da hineingeraten ist, aber ich war für ihre wenigen Szenen dankbar. Alle anderen Schauspieler agieren rollendeckend und wie immer hätte ich viel lieber mehr von den anderen Cullens gesehen, oder von Leah (Julia Jones) aus dem Wolfsrudel.

Kommen wir nun zum Negativen: Die Handlung. Die Aussage.
Man hofft ja irgendwie immer, dass es etwas besser wird, aber dem ist leider nicht so. Die Filme sind zumindest etwas zurückhaltender in ihrer Darstellung als die Bücher, was ja auch schon mal was wert ist.


Problem 1: Die Handlung trägt keinen zweistündigen Film, verdammt! Es passiert so gut wie nichts, dieses Nichts wird aber absolut unnötig in die Länge gezogen! Heirat, Hochzeitsnacht, Drama/Flirt/Drama/Flirt, Schwangerschaft, Dämonenbaby, zickende Werwölfe, Geburt.
Stimmt, da war ja noch was. Dafür, dass der Film über anderthalb Stunden vor sich hin plätschert und selbst das groß aufgebauschte Angriffsgefasel der Werwölfe nicht hält, was es verspricht, wird die Geburt dann so richtig schön horrormäßig. Man sieht an sich nicht viel, aber man hört es, und ja, ich fand es ziemlich eklig. Und es sind tatsächlich Zuschauer während dieser Szene gegangen. Das war so absolut aus dem Nichts, ich fühlte mich als Zuschauer irgendwie vor den Kopf gestoßen.

All diese Handlungspunkte hätte man hervorragend in einer Stunde abhandeln können. Weniger bedeutungsvoll-tiefgründige Blicke, die nichts bringen, weil man dummerweise als Zuschauer nicht weiß, was der Charakter da grad denkt! Außer dass es wohl sehr dramatisch ist und so. Weniger "Die blaue Lagune", weniger Landschaftsaufnahmen, weniger sinnlose Diskussionen über nichts bzw. über Dinge, die in den vorangegangenen Filmen schon bis zur Unendlichkeit (und noch viel weiter) diskutiert wurden! Edward, hör auf, so ein Theater wegen des Sex zu machen, verdammt! Bella hat die blauen Flecke noch nicht mal bemerkt und dann waren sie ihr egal! Weil die blöde Trulla dich liebt! Ich versteh es nicht, aber jeder ist seines Glückes Schmied, und sie war seit Teil 1 sowas von heiß auf dich, dass ihr so ziemlich alles egal gewesen wäre!
Natürlich hänge ich mich da grade an einem kleinen Unterpunkt auf, aber das ist ja nur ein Beispiel für absolut sinnloses Rumgeeiere, das sich durch die komplette "Twilight"-Reihe zieht. Und ich hätte als wissbegieriger Zuschauer wirklich verdammt gern eine Erklärung dafür, wie das jetzt mit dem Baby überhaupt funktionieren konnte! Ich mein, Stephenie Meyer wird ja nicht müde zu betonen, dass Vampire keinen Herzschlag haben, nicht atmen, überhaupt mit diesem ganzen nervigen menschlichen Kram nichts am Hut haben. Ich weigere mich, dieses Baby einfach mit einem Schulterzucken zu akzeptieren! Ich will Antworten!


Okay, zur Aussage, Problem 2. Man könnte meinen, dass es nach Sachen wie "Stalking ist totaaal romantisch!" und "Er lässt mich nichts alleine machen und ich darf nicht mal mein eigenes Auto fahren, aber das macht er nur, weil er mich beschützen will und mich sooooo liebt! Ich brauche keine eigene Meinung!" und "Sex vor der Ehe ist Teufelswerk! Nein, andere Meinungen werden nicht akzeptiert!" nicht mehr schlimmer kommen kann.
Tja, falsch gedacht. Denn nun haben Bella und Edward miteinander geschlafen und das Resultat? Extreme Schuldgefühle bei Edward, weil er zu unkontrolliert war (das Biest im Manne blabla) und dann Schwangerschaft mit einem Baby, dass seine Mutter durch sein Heranwachsen tötet. Super. Das ist doch mal eine Aussage für Teenager: Wenn ihr euch schon nicht zurückhalten könnt und Sex habt, werdet ihr schwanger und dann wird alles noch viel schlimmer! Dieses Kind wird euch aufzehren und wenn's an die Geburt geht - igitt, fangt nicht davon an!

Noch besser: Bella trifft das erste Mal eine eigenständige Entscheidung, zu der sie tatsächlich steht (sie will das Baby behalten), und Edward, der ja einen nicht unerheblichen Teil zur Situation beigetragen hat, hat nichts Besseres zu tun, als ihr kontinuierlich Vorwürfe zu machen: Wie kann sie nur, sie denkt ja nur an sich, hat sie schon mal darüber nachgedacht, was er will und überhaupt, sie kann das ja gar nicht entscheiden!
Super Sache! Da liebt einer seine Frau aber so richtig! So macht man das, wenn's ihr eh schon dreckig geht, sie nochmal so richtig schön runterputzen. Meine Güte, ist das ein Schrott!

Und dann ist da ja noch die Sache mit dem Prägen bei den Werwölfen (oder Gestaltwandlern oder wie auch immer sie sich nennen), die vermutlich romantisch im Sinne von "der einzig wahre Seelenverwandte" sein soll, aber dafür viel zu verstörend rüberkommt. Denn auch hier ist es der Mann, der sich auf eine Frau prägt, was zu einem genetischen Band oder sowas zwischen den beiden führt. Sie müssen zusammen sein und die Genetik macht sie dabei zufrieden (oder so; ich verlasse mich jetzt auf die Zwei-Satz-Erklärung im Film). Die Frau hat dazu nix zu sagen, aber sie sind ja glücklich. Dass es die Frauen im Grunde dazu zwingt, bei ihrem Mann zu bleiben, selbst wenn er ihnen gegenüber gewalttätig wird (aber so sind die Wölfe nun mal...) - ach, was red ich eigentlich noch darüber. Der nächste Film wird was das angeht ja noch viel schlimmer, also halt ich jetzt einfach die Klappe.

Nach wie vor sage ich, dass irgendwo in diesen Büchern eine wirklich gute Geschichte steckt. Und die Filme machen es zumindest etwas besser als die Bücher, man will es kaum glauben. Ich hab mich auch irgendwie unterhalten gefühlt, aber diese ganzen Botschaften, die diese Geschichte über Beziehungen, Ehe usw. aussendet, halten mich davon ab, das Ganze gut zu finden. Dafür ist es einfach zu verstörend.

Fazit: Für Fans sicherlich eine ordentliche bis gute Umsetzung des ersten Buchteils. Handwerklich bis auf manchmal faul animierte Wölfe gut gemacht, mit Darstellern, die sich durchaus um ihre Charaktere bemühen, guter Musik und hübschen Bildern. Leider trübt die Aussage der Geschichte das Sehvergnügen jedoch enorm.


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