Django Unchained
Django (Jamie Foxx) ist ein Sklave im Süden Amerikas des 19. Jahrhunderts und wird gleich zu Beginn des Filmes von Dr. King Schultz (Christoph Waltz), ehemals Zahnarzt nun Kopfgeldjäger, freigekauft. Schultz verspricht sich von ihm Hilfe bei der Suche einer bestimmten Verbrechergang und von der Sklaverei hält er eh nichts. Django wird sein Partner und schließlich machen sie sich auf zur Plantage „Candyland“ des mächtigen Calvin Candie (Leonardo Di Caprio), da dieser im Besitz von Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) ist. Leider läuft nicht alles wie geplant, was zu einem blutigen Showdown führt.
Das Negative vorweg: Der Film ist mit knapp drei Stunden zu lang. Ab der Ankunft auf Candyland hätte man ruhig die ein oder andere Szene kürzen können, denn es kam mir manchmal so vor, als würden wir gerade auf irgendetwas warten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist „Django Unchained“ aber einer der unterhaltsamsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
Die Schauspieler sind durchweg hervorragend, wobei Christoph Waltz als eloquenter Dr. Schultz Jamie Foxx glatt die Show stiehlt. Da drück ich gern die Daumen für einen weiteren Oscar! Das soll natürlich nicht heißen, dass Foxx nicht auch was zu bieten hat – ihn in einem blauen Rüschenanzug (er durfte es sich selbst aussuchen!) durch die Gegend reiten zu sehen ist zum Brüllen komisch. Logiklöcher wie Djangos Können im Schießen und Reiten (wenn er als Sklave das bisher noch kein einziges Mal machen durfte) ignoriert man da irgendwie ganz gern. Leonardo Di Caprio spielt mit Inbrunst und offensichtlicher Freude den fiesen Candie, und man muss schon zwei Mal hinschauen, um Samuel L. Jackson als dessen schwarzen Diener Stephen zu erkennen, der in gewisser Weise ein noch größerer Dreckskerl ist als Candie selbst. Kerry Washington hat leider nicht besonders viele Szenen, aber sie bringt sich voll in die Rolle ein und schafft es, dass man als Zuschauer einfach mit ihr und Django mitfiebert und auf ein Happy End hofft.
Der Humor kommt gerade zu Beginn kein Stück zu kurz – sei es Schultz’ und Djangos Besuch im texanischen Daughtrey, die bereits jetzt absolut zu Recht zu Kultstatus erhobene „Kapuzenszene“, Djangos Verhalten gegenüber Candies Aufsehern oder auch der mit viel Kunstblut um sich spritzende Showdown, man hat ständig was zu lachen. Auch Tarantinos übliche Regiespielereien wie Titeleinblendungen („MISSISSIPPI“), Zooms, der perfekte Einsatz von Musik (auch gerne mal komplett anachronistisch) finden sich in rauen Mengen. Genrefans haben dann sicherlich auch noch Freude an Cameos von z. B. Franco Nero, dem Original-„Django“.
Tja, obwohl ich also nicht besonders Tarantino-affin bin, bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: Wenn ihr mit Kunstblut leben könnt und mal wieder einen total abgedrehten und lustigen Western sehen wollt, dann geht „Django Unchained“ gucken.
Männer wie wir
Und da ich gerade in der Stimmung dazu war, folgte auf „Django Unchained“ dann ein anderer Film, in dem es um knallharte Typen geht: um deutsche Fußballer nämlich. Etwas Härteres als Fußball gibt es in Deutschland ja nicht, so ein richtiger Sport für echte Männer.
Und weil das so ist, hat es Bäckersohn Ecki (Maximilian Brückner) in seinem Ruhrpott-Kaff auch ziemlich schwer: Nicht nur hat er gerade seiner Fußballmannschaft als Torwart den Aufstieg aus der Kreisliga verpatzt, nein, er wurde auch noch als schwul geoutet und aus der Mannschaft geschmissen. Wütend fordert er seine ehemaligen Mitspieler zu einem Spiel heraus – sie gegen ihn und sein schwules Fußballteam. Dumm nur, dass er bisher noch gar kein Team hat. Also macht er sich auf nach Dortmund zu seiner Schwester Susanne (Lisa Potthoff), um ein paar andere fußballbegeisterte Schwule für sein Team zu finden. Leichter gesagt als getan.
Der 2004 erschienen Film von Sherry Hormann bietet dem Zuschauer an sich absolut nichts Neues: Die Handlung ist aus unzähligen amerikanischen Sportfilme bekannt (Underdogs gegen Supermannschaft inkl. diverser Trainingsmontagen), und an Schwulenklischees wird auch so einiges aufgefahren. Lack, Leder und Peitschen? Haben wir. Der David Beckham verehrende Türke mit abgespreiztem kleinen Finger? Auch dabei. Schwuler Krankenpfleger? Aber sicher! Ein Vater, der die Homosexualität seines Sohnes nicht akzeptieren will? Häkchen hinter.
Und trotz all dieser Klischees macht „Männer wie wir“ einfach Spaß. Zum Teil liegt es sicher daran, dass die Klischees zwar bedient werden, aber niemals ins Böse abdriften oder sich über die Figuren lustig machen. Der schwule Türke hat eine ihn vollkommen unterstützende Familie, die Lack-und-Leder-Kerle sind eigentlich lustige Typen und reißen auf dem Spielfeld so einiges raus, der Krankenpfleger wird vom halben Krankenhauspersonal angehimmelt und wirkt weniger schwul als Susannes Freund, der wiederum für den guten Zweck den Schwulen mimt. Und so weiter. Alles wird mit viel Humor und einem Augenzwinkern präsentiert, sodass man gar nicht anders kann, als die Charaktere zu mögen.
Obwohl man weiß, wie das Ganze sich am Ende auflösen wird, fiebert man doch mit den Charakteren mit, eben weil man sie mag. Der Film bietet genug Ernsthaftigkeit, damit die Charaktere interessant bleiben, behält aber dennoch durchweg seine Leichtigkeit. Und nebenbei macht er auch auf das große Tabuthema Homosexualität im Fußball aufmerksam und führt die engstirnige Denkweise der fußballverrückten Dorfbewohner vor, die gleich zu Anfang pauschal verkünden, „Ein Homo kann nicht Fußball spielen“ – natürlich will man da, dass Ecki und seine Truppe es allen beweisen.
Schön ist es auch, diverse Fußballklischees ebenfalls augenzwinkernd präsentiert zu bekommen – natürlich dribbeln die Brasilianer alle schwindelig und brauche ewig, bis sie überhaupt aufs Tor schießen, natürlich wimmelt es nur so von Schwalben, um einen Elfmeter abzustauben, natürlich pfeift der Schiri komplett ungerecht.
„Männer wie wir“ ist einfach ein Feel-Good-Film, mit Liebe und Humor von allen Beteiligten gemacht. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz und man drückt Ecki & Co. Die Daumen für den Sieg. Über die – teilweise sogar clever genutzten – Klischees habe ich gern hinweggesehen.
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