Sonntag, 27. September 2009

Oben



Pixar spielt in einer ganz eigenen Liga. Ihr neues Meisterwerk Oben macht dies wieder einmal mehr als deutlich. Dieser Film hat mich restlos begeistert, mich zum Lachen, Weinen und Staunen gebracht. Meistens abwechselnd, manchmal gleichzeitig. Allein die Tatsache, dass der Film mich zum Weinen gebracht hat, zeugt davon, wie wunderbar sich Pixar darauf versteht, die Charaktere den Zuschauern nahe zu bringen. In Pixar-Filmen geht es in erster Linie um die Geschichte und die Charaktere. Pixar-Filme sind gemacht für jung und alt, sind witzig, herzerwärmend, spannend, traurig, wunderschön und entlassen einen immer mit einem erhebenden Gefühl.

Ich habe Oben mittlerweile zweimal gesehen: Einmal in der Vorpremiere mit gerade mal acht Leuten im Saal (meine Freundin und mich eingeschlossen), und nach offiziellem Kinostart in der nächstgrößeren Stadt in einem sehr gut gefüllten Saal und mit Leuten aus allen Alterstufen. Der Film hat alle Zuschauer absolut gepackt; es war schön, ein Publikum so mitgehen zu sehen. Sie waren gefesselt, an den „richtigen“ Stellen war es mucksmäuschenstill und wenn es witzig wurde, wurde lauthals gelacht. Das ist es doch, warum man ins Kino geht: Um dieses wunderbare Gemeinschaftsgefühl zu erleben, wenn man mit Leuten zusammensitzt, die den Film genauso toll finden wie man selbst!

Oben beginnt mit einer wunderschönen Montage über des Leben des Protagonisten Carl Fredericksen. Sie zeigt uns, wie er die Liebe seines Lebens, Ellie, trifft, wie sie heiraten, das Haus renovieren, zur Arbeit gehen, davon träumen, irgendwann einmal nach Südamerika zu fliegen und gemeinsam alt werden. Am Ende dieser Montage ist Carl Witwer und der Zuschauer ein emotionales Wrack. :) Nicht umsonst wurde diese Szene vom englischen Kinomagazin TOTAL FILM zur besten Animationsfilm-Szene überhaupt gewählt. Wenn hartgesottene Filmkritiker bei der Premiere in Cannes alle unisono anfangen, sich verstohlen die Tränen aus den Augen zu wischen, dann hat man einen Hit gelandet.

Nach diesem Paukenschlag zum Anfang setzt die eigentliche Handlung ein. Carl soll sein Haus verkaufen, um Platz für neue Hochhäuser zu machen, was für ihn natürlich nicht in Frage kommt. Er fasst den Entschluss, dann eben mitsamt seinem Haus nach Südamerika zu fliegen, und sich somit seinen und Ellies Traum zu erfüllen. Als sein Haus, an tausende von Luftballons gebunden, losfliegt, muss er feststellen, dass er einen Pfadfinderjungen namens Russell unfreiwillig mit an Bord genommen hat. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ihn mit nach Südamerika zu nehmen. Dort erwartet ihn ein Abenetuer, mit dem er niemals gerechnet hätte, mit sprechenden Hunden, einem Riesenvogel und so mancher Überraschung.

Es ist im Grunde am besten, wenn man gar nicht mehr über die Handlung weiß. Denn die entfaltet sich ganz wunderbar und mir war nicht eine Sekunde während des Films langweilig. Es gibt bittersüße Szenen, in denen ich weinen musste, auf die häufig unglaublich lustige Szenen folgen... ein herrliches Wechselbad der Gefühle!

Die Charaktere sind sehr liebenswert, vom grantigen Senioren Carl über den knuddeligen Russel bis zum liebenswerten Hund Dug (der mich sehr an unseren Hund erinnert hat...). Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen. Ich kann jetzt natürlich nicht mit dem Original vergleichen, aber die Stimmen sind alle sehr passend ausgewählt (wie man es von Pixar-Filmen erwartet) und die Gags funktionieren. Die einzige Übersetzungsänderung, die mir bekannt ist, ist der Ausruf der Hunde. Im Original sagen sie „Squirrel“, also Eichhörnchen. Das lässt sich im Deutschen natürlich nicht so schön rufen, und außerdem jagen bei uns Hunde sowieso eher Katzen nach, also sagen sie in unserer Fassung auch „Katze“. Wenn es weiter nichts ist...

Manche mögen vielleicht sagen, dass mit der Erinnerung an Ellie etwas zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird. Das ist sicherlich Geschmackssache; ich fand es jedenfalls einfach schön, wie sehr Carl seine Ellie geliebt hat – und sie ihn.

Oben ist ein wunderschöner Film, wieder ein richtiger „Feel good“-Film, der den Zuschauer mit einem großen Grinsen aus dem Kinosaal entlässt. Unbedingt anschauen gehen! Ich hoffe, dass Oben durch die positive Mund-zu-Mund-Propaganda noch ordentlich an Zuschauern zulegt.

Ach so, noch etwas: Wie immer gibt es auch bei Oben den obligatorischen Vorfilm. Die Kinos, die diesen wunderschönen Vorfilm Teilweise wolkig nicht zeigen, sollten einen Teil des Eintrittspreises erstatten. Ich hatte Glück und durfte ihn beide Male bewundern. Diesmal ist der Vorfilm nicht so lustig hysterisch wie Presto!, aber dafür stimmt er ganz wunderbar auf den Hauptfilm ein. Die Stimmung, die in Teilweise wolkig vermittelt wird, ist perfekt für Oben. So muss das sein.



Weitere Filmkritik zu "Oben":  

2 Kommentare:

Oellig hat gesagt…

Schön geschriebenes Review! Deine Freude an dem neuen Pixar spricht auch hier aus jeder Zeile. macht total Lust auf den Film :).

Ich war bis jetzt ja noch schwankend, was die DVD angeht, aber nach allem, was ich bis jetzt so gelesen habe zum und über den Film sowie dank Deiner Begeisterung gehört (und jetzt hier auch gelesen) habe, ist die Entscheidung eigentlich längst gefällt^^. Sie wird definitiv zum entsprechenden Zeitpunkt dann auch meine kleine DVD-Sammlung bereichern.

Zumal ich mir jetzt auf Youtube auch den Vorfilm "Partly Cloudy" ("Teilweise wolkig") endlich ansehen konnte. Zwar in erbärmlicher Quali,aber egal^^. Total knuffig.

So, jetzt muss dann nur noch irgendwann ein neuer DVD-Player her, damit ich mir "Oben" dann auch drauf angucken kann. Meiner hat vorgestern seinen Geist aufgegeben :(. Dabei war der noch gar nicht so alt. Irgendwie habe ich mit den Dingern einfach kein Glück *grmblh*.

Schließlich stehen da ja noch mehr DVD's in den Startlöchern, die angeschafft (und selbstredend auch geguckt) werden wollen. Auch "Public Enemies" dürfte ja nicht mehr sooo lange dauern. Das Weihnachtsgeschäft werden die wohl auch bei uns nicht verpassen wollen^^. (Und wehe, da sind nicht ausreichend Specials drauf oder die landen wieder alle nur auf der Blu-ray Disc *grr*)

Luanalara hat gesagt…

Na, dann war ich ja erfolgreich! :)

Das mit deinem DVD-Player ist natürlich Mist... du hast aber auch nur Pech. Du hast mein Mitgefühl. Ohne DVD-Player ist schwer.