Dienstag, 1. Juni 2010

David Lozano Garbalas "Puerta Oscura - Totenreise"


Eigentlich bin ich jemand, der den momentanen Jugendbuchtrend in Richtung Gothic ignoriert. Der Markt ist ja geradezu überschwemmt von Vampirromanzen, heulenden Werwölfen, Zombies usw., sodass ich mich eher genervt abwende, auch auf die Gefahr hin, so ein gutes Buch zu verpassen. Denn mal ehrlich - wie will man bei der Masse noch den Überblick behalten?

Nun bekam ich Garbalas "Puerta Oscura" geschenkt. Eigentlich nichts, was ich von mir aus lesen würde, aber jetzt hatte ich es nun einmal zu Hause liegen. "Puerta Oscura" erschien 2008 in Spanien und wurde dort zum Jugendbuchbestseller. Sooo schlecht kann es ja dann schon mal nicht sein - andererseits, es kam schon so manches schlechte Buch auf Bestsellerlisten.

Protagonist des Romans ist der 15-jährige Pascal, ein unsicherer und schüchterner Junge - wie das in dem Alter eben so ist. Seinen Freunden zuliebe kommt er mit auf eine Halloween-Party, denn gerade Michelle, in die er verliebt ist, möchte er damit einen Gefallen tun. Durch Zufall stößt er dann aber auf die Puerta Oscura, die Pforte ins Reich der Toten. Diese öffnet sich nur alle 100 Jahre einmal für einen einzelnen Wanderer, der von nun an zwischen der Welt der Leben und der Unterwelt hin- und herreisen kann.
Dabei gewährt er aber unwissentlich einem abgrundtief bösem Wesen, einem Vampir, Zutritt in die Welt der Lebenden. Dieser entführt Michelle in die Unterwelt und Pascal bleiben gerade einmal sieben Tage Zeit, um sie zu retten. Denn sonst schließt sich die Pforte auch für ihn als Wanderer für immer...

Zugegeben, ein wenig klischeehaft klingt das schon, gerade wenn man das Wort "Vampir" wirklich nicht mehr sehen kann. Aber Garbala hat es tatsächlich geschafft mich zu überzeugen. Ich musste mich zuerst ein wenig an die etwas einfachere Sprache gewöhnen; gerade zu Beginn werden einige Sachverhalte ziemlich genau erklärt, die man sich in herkömmlicher Erwachsenenliteratur wohl selbst hätte zusammenreimen müssen. Sowas bin ich gar nicht mehr gewöhnt (mein letztes Buch davor war ein Jane Austen Roman... *g*). Das lässt aber mit Voranschreiten der Handlung nach - oder mir fiel es nicht mehr auf.

Die Handlung an sich kommt gut voran; Garbala wechselt die Perspektive zwischen den Hauptcharakteren des Öfteren und vor allem dann, wenn es gerade in einem Handlungsstrang spannend wird. Die Charaktere an sich fand ich glaubwürdig dargestellt - Pascal und seine Freunde sind typische Teenies mit all ihren kleinen Sorgen und Ängsten, aber auch die Erwachsenen wie die Kriminalbeamtin Marguerite Betancourt, die mit einigen unerklärlichen Morden betraut wird, oder der Gerichtsmediziner Marcel Laville handeln nachvollziehbar und sind interessant genug gestaltet, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu halten.

Das Totenreich hat mir von der Gestaltung her sehr gut gefallen - es gibt verschiedene Abschnitte, und je tiefer Pascal in die Unterwelt vordringt, desto grausamer werden die Gefahren, die dort auf ihn lauern. Garbala beschreibt anschaulich genug, sodass der Leser ein gutes Bild dieser Welt bekommt, aber er verliert sich nicht in Details. Besonders gut gefallen hat mir der Kronosfelsen, der Pascal in besonders dunkle Abschnitte der Geschichte schickt.

Und der Vampir? Nun, gerade diesen fand ich besonders gut, denn es handelt sich um einen richtigen Old-School-Vampir mit Fangzähnen, krallenartigen Händen, ohne Spiegelbild und verwundbar durch Silber. Wunderbar! :)

Bemängeln könnte ich höchstens das Ende ein wenig - ich hätte mir eine Szene mehr gewünscht und die hätte die Schlussszene und die Intention des Autors auch nicht verändert. An sich ist das Ende aber wohl genretypisch und gut gelungen. Das Buch ist Teil 1 einer Reihe, die bisher aus drei Bänden besteht; ob sie damit abgeschlossen ist, kann ich aufgrund meiner nicht vorhandenen Spanischkenntnisse  aber leider nicht sagen. Das erklärt auf jeden Fall, warum manche der im Buch aufgeworfenen Fragen nicht beantwortet werden.

Fazit: Empfehlenswerter Roman für alle, die ein Faible für dieses Genre haben und zur Abwechslung mal kein herzzerreißendes Liebesdrama lesen wollen, sondern eine gut geschriebene "Hero's Journey"-Geschichte mit übernatürlichen Wesen und einem richtig schön bösen Vampir. Ich bin definitiv angetan. :)

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