Das Leben ist zu Annie (Kristen Wiig) in letzter Zeit nicht gerade freundlich gewesen: Sie ging mit ihrer Bäckerei pleite, lebt mit einem transusigen britischen Geschwisterpaar zusammen, welches auch gern mal ihr Tagebuch liest, und hat eine Affäre mit einem echten Arschlochtypen, der sie auf der Straße mit "Hallo, Fuckbuddy!" begrüßt. Als Krönung eröffnet ihr ihre beste Freundin Lillian (Maya Rudolph), dass sie heiraten wird. Annie soll Trauzeugin sein und fühlt sich darin bestätigt, dass ihr Leben einfach scheiße ist. Lillians Brautjungfern machen das Ganze auch nicht besser; Becca (Ellie Kemper) scheint wie aus einem Disneyfilm entsprungen, Rita (Wendi McLendon-Covey) ist von ihrem Leben mit drei pubertären Jungs vollkommen überfordert, Megan (Melissa McCarthy) ist... sehr direkt, und Helen (Rose Byrne) spielt sich als Lilians neue beste Freundin auf, was Annie ganz besonders vor den Kopf stößt. Bei der Planung der Hochzeit lässt sie dann auch keinen Fettnapf aus...
Das alles klingt erstmal so, als würden uns die üblichen Zickereien bevorstehen, die man bei solch einer Story erwarten könnte. Zum Glück ist das nicht der Fall. Produziert wurde dieser Film nämlich von Judd Apatow, der bereits mit "Beim ersten Mal" und "Nie wieder Sex mit der Ex" zeigte, dass er ein Händchen für etwas kruderen Humor hat, der dabei aber auch eine Spur erwachsener und lebensnaher ist.
Und den bekommen wir hier laufend geboten. Sei es eine "dank" Lebensmittelvergiftung in ungeahnte Tiefen abdriftende Kleideranprobe, ein durch Flugangst (und einen unglücklichen Beruhigungspillen+Alkohol-Mix) im Chaos versinkender Flug nach Las Vegas, Annies Beleidigungskampf mit einem Teenager, oder die unangenehmen Schäferstündchen mit Supermacho Ted ("Mad Men"s John Hamm - großartig arschig!).
Das Ganze würde aber nicht funktionieren, wären die Schauspieler nicht so gut ausgewählt. Kristen Wiig ist sich für keine Peinlichkeit zu schade, spielt dabei aber so sympathisch, dass man Annie einfach mögen muss. Wunderbar ihr "Ich bin nüchtern!"-Tanz auf dem Markierungsstreifen für Polizist Rhodes (Chris O'Dowd - knuffelig!). Sie schafft es, auch die etwas ernsteren Momente und kleinen Gefühlsduseligkeiten gut rüberzubringen.
Rose Byrne als superreiche Helen ist ebenfalls großartig - sie ist so perfekt, man möchte ihr am liebsten eine reinhauen. Absolut aufgesetzt und zuckersüß, großartig gespielt! Und was sie aus der Brautparty macht... nun, man muss es gesehen haben. Es ist viel. Von allem.
Melissa McCarthys Megan könnte schnell einfach nur die peinliche Dicke werden, aber McCarthy schafft es, dass wir sie schnell ins Herz schließen. Denn sie hat ihres am rechten Fleck, und auch wenn sie manchmal etwas über das Ziel hinausschießt und ihren Anstand an der Tür abgegeben zu haben scheint, ist sie doch eine tolle Freundin. Leider haben Wendi McLendon-Covey und Ellie Kemper nicht so viel zu tun, holen aber das meiste aus ihren Rollen heraus.
Auch Maya Rudolph als angehende Braut ist toll und einer der besten Momente ist der, in dem sie sich das erste Mal in ihrem Brautkleid zeigt. Man muss lange darauf warten, aber Mensch, es lohnt sich! *g*
Ein bisschen lang ist "Brautalarm" mit über zwei Stunden schon geworden, gerade für eine Komödie - und doch haben wir uns keine Sekunde gelangweilt. Meine Freundin sagte danach sogar "Endlich mal wieder einen ganzen Film durchgelacht!", das ist doch schon mal was. Ein paar Szenen hätte man kürzen können, und Annies Mitbewohner waren eigentlich auch überflüssig, aber sie haben nicht gestört und hatten ein paar wirklich gute WTF-Momente, sodass ich nachvollziehen kann, warum man sich nicht von diesen Szenen trennen wollte.
Ein Vergleich mit Hangover" bietet sich schon irgendwie an, nicht nur aufgrund des Heiratsthemas, sondern aufgrund des Humors. Man muss schon mit derbem Humor etwas anfangen können, und fremdschämig wird es auch hin und wieder, aber wer das abkann, wird einen unglaublich lustigen Kinobesuch erleben. Dass dieser Film ein lustiger werden würde, war mir bereits nach Blick auf den Kinosaal klar. In eben jenem sah ich auch schon "Harry Potter und der Halbblutprinz" und v. a. "Brüno" im Originalton - beide Male ein sehr lustiges, teilweise zum Brüllen komisches Erlebnis (bei "Brüno" mit viel Fremdschämen inklusive *g*)! Da konnte "Brautalarm" ja nur gut werden! Der Saal hat gutes Karma! ;)
Fazit: Wer auch über den ein oder anderen derben Witz lachen kann, wird sich in "Brautalarm" wegschmeißen vor Lachen. Sehr gute Schauspieler, eine unterhaltsame Story, eine hohe Gagdichte und auch ein klein wenig Gefühl - so muss eine gute Komödie aussehen!
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