Samstag, 24. Dezember 2011
Frohe Weihnachten!
Oellig und ich wünschen Euch allen ein schönes, besinnliches und geschenkreiches ^^ Weihnachtsfest. Feiert schön im Kreis Eurer Familien und lasst es Euch gutgehen!
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Mittwoch, 21. Dezember 2011
Erster "The Hobbit" Trailer
Es ja hat lange genug gedauert, mit dem ganzen Hin und Her um Rechte und Studiozickereien und Regisseursuche etc., aber jetzt gibt es einen Trailer, also passiert die Verfilmung von J. R. R. Tolkiens "Der Herr de Ringe"-Vorgänger "Der kleine Hobbit" tatsächlich. *g* Ich freue mich schon sehr auf diesen Film, der dann wohl mein Weihnachtsfilm im nächsten Jahr wird.
Ich finde, das sieht schon mal großartig aus. Es ist schön, dass Peter Jackson doch noch als Regisseur zurückgekehrt ist (obwohl ich auch gerne Guillermo del Toros Version gesehen hätte), die Atmosphäre stimmt, die Schauspieler kehren entweder zurück (u. a. Ian McKellan, Cate Blanchett, Ian Holm) oder wurden sehr gut für die neuen Rollen ausgewählt.
Besonders begeistert bin ich natürlich über Martin Freemans Beteiligung in der Hauptrolle als Bilbo Beutlin. Auch Richard Armitage als Thorin Eichenschild, Anführer der Zwerge, macht mich glücklich, da ich ihn großartig in der BBC-Verfilmung von Elisabeth Gaskells Roman "North and South" fand. Vom Drachen Smaug gab's natürlich noch nichts zu sehen, aber es ist doch schön, dass hier Freemans "Sherlock"-Kollege Benedict Cumberbatch mit dabei ist und Smaug seine Stimme leiht. Da werd ich den Film wohl im Original gucken müssen... *g*
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Mittwoch, 7. Dezember 2011
Bis(s) in alle Ewigkeit oder so: Breaking Dawn 1
Bald ist es geschafft: Die "Twilight"-Reihe nähert sich nun auch endlich im Kino ihrem Ende und im Sommer 2012 ist diese Spuk dann tatsächlich vorbei. Fans werden traurig sein, alle anderen werden entweder mit den Schultern zucken oder vor Freude jubeln. Ich weiß erhlich gesagt gar nicht, zu welcher Gruppe ich mich zählen soll. Ich habe ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich von dieser Reihe nicht besonders viel halte, aber sie hat mir doch einige sehr lustig-unterhaltsame Stunden im Kino beschert. Ich mein, gerade die ersten beiden Teile "Twilight" und "New Moon" bieten so viel Läster-Potential und sind meist unfreiwllig komisch.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Aussage, die den Lesern/Zuschauern hier vermittelt wird, jedoch immer fragwürdigere Ausmaße annimmt, werde ich wohl doch eher froh darüber sein, wenn das Kapitel "Twilight" ein für alle Mal (hoffentlich!) beendet ist.
In Anlehnung an "Harry Potter" wurde nun auch bei "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht" der letzte Roman in zwei Teile gesplittet. Das hat natürlich überhaupt nichts mit Geldscheffelei zu tun! Wirklich, wer das behauptet, der kann ja nicht mehr ganz klar im Kopf sein! Hier ging es Studio und Produzenten rein darum, dem letzten Buch auch wirklich in allen Belangen gerecht werden und die unglaubliche dramatische Tiefe und die überaus realitätsnahe Charakterzeichung entsprechend würdigen zu können! Ehrlich! Ganz ernsthaft!
...
Aber lassen wir den Sarkasmus mal beiseite: "Breaking Dawn" hat nun wirklich nicht den Tiefgang, ganze zwei Filme tragen zu können. Dieses an Seiten dicke aber an Inhalt dünne Buch auf zwei Filme auszuwälzen, war so ziemlich das Blödeste, was man machen konnte. Denn Teil 1 zieht sich teilweise extrem.
Aber worum geht's da eigentlich überhaupt?
Der Film beginnt mit Edwards (Robert Pattinson) und Bellas (Kristen Stewart) Hochzeit. Freunde und Familie sind da, alles ist herrlich kitschig und auch ganz toll. Jacob (Taylor Lautner) schaut bei der Feier auch mal kurz vorbei, was ganz nett beginnt, aber irgendwie dann doch ziemlich unangenehm wird, als er Bella davor warnt, mit Edward zu schlafen. Hochzeitsnacht und so. Denn er ist ja ein Vampir und hat sich sicher nicht unter Kontrolle und so weiter. Danke für die Erinnerung, es ist ja nicht so, dass Bella und Edward dass über die letzten drei Teile nicht in epischer Breite diskutiert hätten... Es geht dann auch gleich in die Flitterwochen auf eine Trauminsel vor Brasilien. Die Hochzeitsnacht läuft natürlich super, aber Edward kriegt dann Panik, da Bella ein paar blaue Flecken abbekommen hat. Was folgt ist langwieriges umeinander herum Tänzeln, ein bisschen schmollen, ein bisschen dramatisch-überlegend in die Gegend gucken, hübsche Wasserfälle, Schach, Lingerie. Öhm ja, und dann ist Bella schwanger. Damit hatte jetzt irgendwie so keiner gerechnet. Blöd, dass es sich um ein Vampirbaby handelt, was Bella mehr oder weniger von innen auszehrt, sodass sie nach wenigen Woche deutliche Ähnlichkeit zu einer wandelnden Leiche hat. Bella will das Baby behalten, Edward nicht, es folgt wieder viel Drama, und Jacob macht dann auch noch mit, weil sein Rudel das Baby töten will und er das nicht gut findet. Hatte ich erwähnt, dass es sehr dramatisch wird?
Tja also. Wo fang ich an? Gut an "Breaking Dawn 1" ist, dass er doch einige gewollt komische Momente enthält. So ist man für jede Szene mit Bellas Vater Charlie (Billy Burke) dankbar, da er einige wirklich gute Sprüche abbekommt. Auch später wird die Stimmung hin und wieder aufgelockert (z. B. die Diskussion über Bellas wirklich furchtbare Ideen für Babynamen), was gut ist zwischen all dem Tod-und-Verderben-Getue.
Die Musik ist passend eingesetzt, wenn sie für meinen Geschmack auch etwas zu depressiv ist.
Der Film sieht bis auf einige Szenen mit den Wölfen auch wirklich gut aus, und wir bekommen wieder sehr viel von der Landschaft zu sehen. *seufz* Danke dafür, bei 2 Stunden Film fällt das ja auch nicht mehr wirklich ins Gewicht. Aber schön ist die Landschaft!
Die Schauspieler tun was sie können, um das Ganze erträglich zu machen und den Figuren Ernsthaftigkeit zu verleihen. Kristen Stewart hat immer noch keine zusätzlichen Gesichtsausdrücke gelernt, aber für die durchs Leben stolpernde Bella passt das ja. Und ein Kompliment an die Make Up-Abteilung: Bellas Ausgemergeltheit wurde sehr gut umgesetzt.
Robert Pattinson hat eigentlich nichts anderes zu tun als bisher auch: Vor sich hin brüten, Bella bevormunden, kurzfristig charming sein, und ein bisschen rumknurren. Pattinson zieht die Reihe offensichtlich jetzt einfach auf Autopilot durch.
Taylor Lautner hat sich durchaus gemacht und er gibt einen überzeugenden Jacob. Schade, dass er das Opfer des furchtbaren Prägung-Handlungsstranges ist.
Anna Kendrick fragt sich wahrscheinlich immer wieder, wo sie da hineingeraten ist, aber ich war für ihre wenigen Szenen dankbar. Alle anderen Schauspieler agieren rollendeckend und wie immer hätte ich viel lieber mehr von den anderen Cullens gesehen, oder von Leah (Julia Jones) aus dem Wolfsrudel.
Kommen wir nun zum Negativen: Die Handlung. Die Aussage.
Man hofft ja irgendwie immer, dass es etwas besser wird, aber dem ist leider nicht so. Die Filme sind zumindest etwas zurückhaltender in ihrer Darstellung als die Bücher, was ja auch schon mal was wert ist.
Problem 1: Die Handlung trägt keinen zweistündigen Film, verdammt! Es passiert so gut wie nichts, dieses Nichts wird aber absolut unnötig in die Länge gezogen! Heirat, Hochzeitsnacht, Drama/Flirt/Drama/Flirt, Schwangerschaft, Dämonenbaby, zickende Werwölfe, Geburt.
Stimmt, da war ja noch was. Dafür, dass der Film über anderthalb Stunden vor sich hin plätschert und selbst das groß aufgebauschte Angriffsgefasel der Werwölfe nicht hält, was es verspricht, wird die Geburt dann so richtig schön horrormäßig. Man sieht an sich nicht viel, aber man hört es, und ja, ich fand es ziemlich eklig. Und es sind tatsächlich Zuschauer während dieser Szene gegangen. Das war so absolut aus dem Nichts, ich fühlte mich als Zuschauer irgendwie vor den Kopf gestoßen.
All diese Handlungspunkte hätte man hervorragend in einer Stunde abhandeln können. Weniger bedeutungsvoll-tiefgründige Blicke, die nichts bringen, weil man dummerweise als Zuschauer nicht weiß, was der Charakter da grad denkt! Außer dass es wohl sehr dramatisch ist und so. Weniger "Die blaue Lagune", weniger Landschaftsaufnahmen, weniger sinnlose Diskussionen über nichts bzw. über Dinge, die in den vorangegangenen Filmen schon bis zur Unendlichkeit (und noch viel weiter) diskutiert wurden! Edward, hör auf, so ein Theater wegen des Sex zu machen, verdammt! Bella hat die blauen Flecke noch nicht mal bemerkt und dann waren sie ihr egal! Weil die blöde Trulla dich liebt! Ich versteh es nicht, aber jeder ist seines Glückes Schmied, und sie war seit Teil 1 sowas von heiß auf dich, dass ihr so ziemlich alles egal gewesen wäre!
Natürlich hänge ich mich da grade an einem kleinen Unterpunkt auf, aber das ist ja nur ein Beispiel für absolut sinnloses Rumgeeiere, das sich durch die komplette "Twilight"-Reihe zieht. Und ich hätte als wissbegieriger Zuschauer wirklich verdammt gern eine Erklärung dafür, wie das jetzt mit dem Baby überhaupt funktionieren konnte! Ich mein, Stephenie Meyer wird ja nicht müde zu betonen, dass Vampire keinen Herzschlag haben, nicht atmen, überhaupt mit diesem ganzen nervigen menschlichen Kram nichts am Hut haben. Ich weigere mich, dieses Baby einfach mit einem Schulterzucken zu akzeptieren! Ich will Antworten!
Okay, zur Aussage, Problem 2. Man könnte meinen, dass es nach Sachen wie "Stalking ist totaaal romantisch!" und "Er lässt mich nichts alleine machen und ich darf nicht mal mein eigenes Auto fahren, aber das macht er nur, weil er mich beschützen will und mich sooooo liebt! Ich brauche keine eigene Meinung!" und "Sex vor der Ehe ist Teufelswerk! Nein, andere Meinungen werden nicht akzeptiert!" nicht mehr schlimmer kommen kann.
Tja, falsch gedacht. Denn nun haben Bella und Edward miteinander geschlafen und das Resultat? Extreme Schuldgefühle bei Edward, weil er zu unkontrolliert war (das Biest im Manne blabla) und dann Schwangerschaft mit einem Baby, dass seine Mutter durch sein Heranwachsen tötet. Super. Das ist doch mal eine Aussage für Teenager: Wenn ihr euch schon nicht zurückhalten könnt und Sex habt, werdet ihr schwanger und dann wird alles noch viel schlimmer! Dieses Kind wird euch aufzehren und wenn's an die Geburt geht - igitt, fangt nicht davon an!
Noch besser: Bella trifft das erste Mal eine eigenständige Entscheidung, zu der sie tatsächlich steht (sie will das Baby behalten), und Edward, der ja einen nicht unerheblichen Teil zur Situation beigetragen hat, hat nichts Besseres zu tun, als ihr kontinuierlich Vorwürfe zu machen: Wie kann sie nur, sie denkt ja nur an sich, hat sie schon mal darüber nachgedacht, was er will und überhaupt, sie kann das ja gar nicht entscheiden!
Super Sache! Da liebt einer seine Frau aber so richtig! So macht man das, wenn's ihr eh schon dreckig geht, sie nochmal so richtig schön runterputzen. Meine Güte, ist das ein Schrott!
Und dann ist da ja noch die Sache mit dem Prägen bei den Werwölfen (oder Gestaltwandlern oder wie auch immer sie sich nennen), die vermutlich romantisch im Sinne von "der einzig wahre Seelenverwandte" sein soll, aber dafür viel zu verstörend rüberkommt. Denn auch hier ist es der Mann, der sich auf eine Frau prägt, was zu einem genetischen Band oder sowas zwischen den beiden führt. Sie müssen zusammen sein und die Genetik macht sie dabei zufrieden (oder so; ich verlasse mich jetzt auf die Zwei-Satz-Erklärung im Film). Die Frau hat dazu nix zu sagen, aber sie sind ja glücklich. Dass es die Frauen im Grunde dazu zwingt, bei ihrem Mann zu bleiben, selbst wenn er ihnen gegenüber gewalttätig wird (aber so sind die Wölfe nun mal...) - ach, was red ich eigentlich noch darüber. Der nächste Film wird was das angeht ja noch viel schlimmer, also halt ich jetzt einfach die Klappe.
Nach wie vor sage ich, dass irgendwo in diesen Büchern eine wirklich gute Geschichte steckt. Und die Filme machen es zumindest etwas besser als die Bücher, man will es kaum glauben. Ich hab mich auch irgendwie unterhalten gefühlt, aber diese ganzen Botschaften, die diese Geschichte über Beziehungen, Ehe usw. aussendet, halten mich davon ab, das Ganze gut zu finden. Dafür ist es einfach zu verstörend.
Fazit: Für Fans sicherlich eine ordentliche bis gute Umsetzung des ersten Buchteils. Handwerklich bis auf manchmal faul animierte Wölfe gut gemacht, mit Darstellern, die sich durchaus um ihre Charaktere bemühen, guter Musik und hübschen Bildern. Leider trübt die Aussage der Geschichte das Sehvergnügen jedoch enorm.
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Sonntag, 13. November 2011
"Sister Act: Ein himmlisches Musical"
Der Film "Sister Act" (1992) mit Whoopi Goldberg hat ja ziemlich schnell Kultstatus erlangt, v. a. aufgrund des wirklich gelungenen Soundtracks und Goldbergs einnehmendem Spiel als Deloris van Cartier, die sich als Nonne ausgeben und in ein Kloster ziehen muss, weil sie ihren Freund bei einem Mord beobachtet hat. Kein Wunder also, dass man irgendwann auf die Idee kam, aus dem Ganzen ein Musical zu machen. Dieses hatte am 24.10.2006 in Passadena, Kalifornien Uraufführung und feierte am 02.12.2010 Deutschlandpremiere im Hamburger Operettenhaus an der Reeperbahn.
Geändert hat sich an der Handlung kaum etwas. Deloris ist Sängerin im Nachtclub ihres Freundes Curtis Shank und träumt davon ein Star zu werden. Eines Abends beobachtet sie Curtis dabei, wie er einen Mord begeht, und sie kann gerade noch rechtzeitig vor ihm fliehen. Der Polizeibeamte Eddie Fritzinger quartiert sie unter falschem Namen (Mary Clarence) in einem Nonnenkloster ein, um sie bis zum Prozessbeginn vor Curtis zu schützen. Deloris findet das alles überhaupt nicht cool, lässt sich aber dazu überreden, dem Nonnenchor Unterricht zu erteilen - dieser ist nämlich grottenschlecht. Unter Deloris' Leitung ändert sich das jedoch schlagartig und auf einmal strömen die Leute in die Kirche, um den Chor singen zu hören. Sogar die Presse lässt sich blicken. Es dauert natürlich nicht allzu lange, bis Curtis hinter Deloris' Versteck kommt. Aber er hat die Rechnung ohne die Nonnen gemacht.
Die Handlung bietet also dem Filmkenner nichts Neues. Die Musik hingegen schon, denn für das Musical komponierte Alan Menken (Disneys "Die Schöne und das Biest") komplett neue Lieder und war anscheinend unglaublich inspiriert. Die Musik schwankt zwischen gutgelauntem 70er Jahre Discosound (Donna Summer, Bee Gees), Swing, Musicalballaden und Gospel und lädt sofort zum Mitklatschen und Fußwippen ein. Wäre man nicht im steifen deutschen Musicaltheater, hätte der Saal bei der letzten Nummer vermutlich mitgetanzt. *g*
Zu den richtigen Gute-Laune-Nummern gehören ganz klar die ersten zwei Lieder von Deloris, "Zeig mir den Himmel" und "Fabelhaft, Baby!" (von denen es jeweils auch eine schöne Reprise gibt), außerdem "Singt hinauf zum Himmel" (in dem Deloris den Chor auf Vordermann bringt, s. z. B. hier), "Sonntagmorgenfieber" und natürlich das große Finale "Lass die Liebe rein". Alles zwingt beinahe zum Mitklatschen. *g*
Hinzu kommen schöne Balladen wie "Sister Act" oder das von der schüchternen Mary Robert gesungene "Die Welt, die ich nie sah", lustige Ensemble-Nummern wie "Meine Offenbarung", "Der geweihte Pfad des Herrn" (Deloris & Co. mischen eine Rockerkneipe auf) und "Schütz die Show".
Selbst Lieder, die mich vom puren Hören auf CD nicht wirklich überzeugen konnten, kamen auf der Bühne, unterstützt durch die Darstellerleistungen, hevorragend rüber. So z. B. Curtis' "Ich mach sie kalt" (was aber dennoch eines der schwächsten Lieder der Show ist), das herrlich überzogene "Hey, Schwester" von Curtis' tumben Helfern (die sich für absolut unwiderstehlich halten, das Publikum anflirten und dabei eine typische, schwülstige Bee Gees-Schnulze singen *g*) oder auch "Tief in mir" vom schüchternen Eddie, der hier mal richtig aus sich rausgehen darf.
Die Darsteller in der besuchten Vorstellung waren fast alle Zweit- oder Drittbesetzung, allerdings häte ich das nie vermutet, die Qualität war durchweg sehr gut! Da hat sich seit Stella-Zeiten deutlich was getan, aber bei den doch ziemlich hohen Preisen muss die Stage Entertainment den Zuschauern auch etwas bieten. Auch gibt es mittlerweile selbst bei ausländischen Darstellern nicht mehr die Verständlichkeitsprobleme, die früher häufig auftraten. Erfreulich.
Deloris wurde von Nyassa Alberta gespielt und sie schaffte es ohne Probleme, das Publikum mitzureißen. Sehr gut gesungen, überzeugende Leistung. Die Mutter Oberin war Barbara Krabbe und sie hatte die nötige Ernsthaftigkeit für die Rolle; außerdem genug Ausstrahlung, um nicht neben Deloris unterzugehen. Detlef Leistenschneider war Curtis Shank. Ein wenig schade fand ich es schon, da ich sehr gern Cusch Jung gesehen hätte, aber Leistenschneider ist ein mehr als adäquater Ersatz und es war schön, mal einen Darsteller zu sehen, über den ich schon sehr viel gelesen habe. Seine drei Hilfsganoven wurden von Tobias Weis (Bones, normalerweise von Tetje Mierendorf gespielt), Dave Mandell (Erstbesetzung) und Claudio Goncalves gespielt, und gerade Tobias Weis hat das Glück, in der "Hey, Schwester"-Nummer besonders glänzen zu dürfen. Wie er auf dem Boden rumrobbte und die erste Reihe anflirtete, das hatte schon was. Das Publikum hat sich jedenfalls köstlich amüsiert. *g*
Als die drei "Hauptnonnen" überzeugten Anne Hoth als schüchterne Schwester Mary Robert, Yvonne Köstler als ewig gutgelaunte Schwester Mary Patrick und Sonya Martin (Erstbesetzung) als schon etwas ältere, aber immer noch voll fitte Schwester Mary Lazarus. Sonya Martin hat das Glück, als Mary Lazarus viele der besten Gags abzubekommen und hatte das Publikum ruck-zuck auf ihrer Seite. Und so schief wie Yvonne Köstler muss man erstmal singen können... herrlich, wie sie am Anfang den kompletten Chor mit ihren falschen Tönen untergräbt!
Der Polizist Eddie wurde zunächst von Erstbesetzung Mathieu Boldron gespielt, der wirklich richtig toll war und in seiner Nummer "Tief in mir" seine große Range beweisen konnte. Nach der Pause fiel er wegen Krankheit aus und wurde durch Francisco del Solar ersetzt, der ihn gut vertrat. Auch Uwe Dreves als Monsignore Howard, Kati Heidebrecht als Kay-T und Alex Avenell als LaRosa machten ihre Sache in den eher kleinen Rollen gut.
Über Musik und Darsteller kann ich nicht meckern, vielleicht dann bei den technischen Aspekten? Nein, auch nicht. Das Bühnenbild war beeindruckend; es gibt eine Drehbühne, welche schnelle Szenenwechsel erlaubt und bei der Verfolgungsjagd gegen Ende richtig gut eingesetzt wird. Das Ganze sieht sehr aufwendig aus, v. a. das Finalbühnenbild mit der Mutter Gottes-Figur im Hintergrund und den schönen bunten Fenstern.
Auch die Kostüme sind sehr gelungen, von Deloris' ziemlich, öhm, interessanten Nachtclubsängerinnen-Outfit zu Beginn (Die Stiefel! Die Jacke! Die Hose! Einfach schrecklich! *g*), ihrem wunderbaren silbernen Abendkleid im Finale und den immer aufwendiger werdenden Ordensgewändern der Nonnen (im Finale silbern und sehr glitzerig). Auch die Ausstattung ist toll, v. a. Curtis' roter Sessel. *g*
Die besuchte Vorstellung war ausverkauft, es herrschte eine wirklich gute Stimmung und am Ende kam es sehr schnell zu Standing Ovations und lang anhaltendem Jubel. Außerdem war es sehr warm, was zum ein oder anderen kleinen Gag durch Monsignore Howard führte ("Schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid, meine Schäfchen! Hui, mein ich das nur oder ist es heute richtig warm hier?"). Wir waren jedenfalls begeistert und würden "Sister Act" jederzeit wieder besuchen.
Alles in Allem ist "Sister Act" ein wunderbares Gute-Laune-Musical mit mitreißender Musik, tollen Darstellern, sehr viel Humor und beeindruckender Ausstattung. Uneingeschränkt empfehlenswert!
Donnerstag, 13. Oktober 2011
"Fright Night": Ein paar Old School Vampire gefällig?
Und schon wieder hat es mich in einen Horrorfilm verschlagen. Dabei mag ich die eigentlich gar nicht so sehr. Aber hin und wieder gehe ich doch gerne rein, solange ich erwarten kann, dass es nicht zu schlimm wird (heißt: nicht Richtung "Hostel" geht) und v. a. ein gewisses Maß an Humor absehbar ist. Okay, zugegeben, und wenn jemand wie David Tennant mitspielt.
"Fright Night" ist das Remake des Films "Rabenschwarze Nacht" aus dem Jahr 1985. Die Handlung weist einige Parallelen zum Original auf, aber zum Glück wurde nicht alles Eins zu Eins übernommen (wäre ja langweilig). Worum geht's aber jetzt genau?
Charlie Brewster (Anton Yelchin) lebt in einer kleinen Stadt unweit von Las Vegas und ist ein ganz normaler Teenager. Mit seiner Mutter (Toni Collette) kommt er gut klar, und um seine hübsche Freundin Amy (Imogen Poots) wird er von seinen Kumpels beneidet. Seinen gerade eingezogenen Nachbarn Jerry (Colin Farrell) findet er zwar ziemlich unsympathisch, aber sowas soll ja vorkommen. Dann verschwinden allerdings mehrere seiner Mitschüler und sein ehemals bester Freund, der leicht nerdige Ed (Christopher Mintz-Plasse), ist sich sicher, dass Jerry ein Vampir ist. Charlie hält das zuerst schon aus Prinzip für kompletten Quatsch, aber bald lassen sich die Fakten nicht mehr leugnen. Um Jerry zu töten, sucht Charlie Hilfe bei Peter Vincent, der die Vampirshow Fright Night in Las Vegas inszeniert und sich hervorragend mit dieser Thematik auskennen soll.
Natürlich erfindet Craig Gillespies Remake das Vampirfilm-Rad nicht neu, aber das muss es auch gar nicht. Nach all den schwermütig verliebten Glitzervampiren der letzten Jahre ist es einfach unglaublich erfrischend, einmal wieder einen richtigen "Old School Vampir" zu sehen. Einen, der ein Haus nur dann betreten kann, wenn er eingeladen wurde; der verbrennt, wenn Sonnenlicht ihn trifft; der allergisch auf Weihwasser reagiert; der mit einem Pflock durch das Herz getötet werden muss; der Menschen beißt, weil es ihm Spaß macht.
Abgehärtete Horrofilmgucker werden hier sicherlich keine Innovationen finden, aber wer wie ich eher selten in dieses Genre schaut, bekommt eine angenehm angespannte Atmosphäre, eine durchaus ordentliche Portion Blut und einige ansprechend inszenierte Verfolgungs- bzw. Kampfszenen. Denn wie sagt Peter Vincent so schön: "Let's kill something!"
Das ist übrigens der große Pluspunkt von "Fright Night": Hier kommt der Humor absolut nicht zu kurz. Im ersten Drittel sorgt v. a. Charlies Ex-bester Freund für die großen Lacher, später ist es dann Peter Vincent, der die besten Gags bekommt. Aber auch die anderen Charaktere haben ihre lustigen Momente.
Bei den Schauspielern gibt es nichts zu klagen. Anton Yelchin ("Star Trek") ist überzeugend als Charlie, wenn auch seine Rolle ein wenig blass bleibt. Das lässt sich aber durchaus damit entschuldigen, dass Peter, Jerry und Ed als Charaktere einfach interessanter sind als Jedermann Charlie.
Colin Farrell ("Brügge sehen... und sterben") hatte offensichtlich großen Spaß daran, einen oberfiesen Vampir zu spielen. Er schafft es, genau das richtige Maß an Gefahr auszustrahlen, sodass man ihn auf der einen Seite einfach für einen Bad Boy halten, sich auf der anderen Seite aber auch ohne Weiteres vorstellen kann, dass er ein viel dunkleres Geheimnis hat.
Als Peter Vincent ist David Tennant ("Doctor Who"), wie eine Bekannte sagte, der "Jack Sparrow des Vampirfilms". Und irgendwie hat sie recht. Er ist offensichtlich ziemlich daneben, meist zumindest angetrunken, leicht verrückt, und trägt Kajal. Wie kann man so einen Charakter nicht mögen? *g* Ein bisschen tragische Hintergrundgeschichte hat man ihm auch noch gegeben, aber glücklicherweise driftet der Film hier nie in Sentimentalitäten ab.
Imogen Poot als Amy ist nicht nur das hilflose Mädchen, das gerettet werden muss, sondern darf auch mal richtig draufhauen. Dabei sieht sie hübsch aus, ist glaubhaft und sympathisch, viel mehr braucht es für die Rolle nicht. Christopher Mintz-Plasse holt aus seiner recht kleinen, aber trotzdem wichtigen Rolle alles raus. Alle anderen Schauspieler sind ebenfalls gut besetzt und der Original-Charlie Chris Sarandon hat sogar einen kleinen Cameo.
Auf der technischen Seite habe ich nichts zu meckern. Ich frage mich zwar immer noch, ob das neblige Bild in einigen Szenen so gewollt war, oder ob da was mit der Filmkopie nicht stimmte, aber die Effekte sahen gut aus und der Einsatz von 3D ist wirklich richtig gut gelungen. Da fliegen gern mal Sachen in den Zuschauerraum (oder es spritzt das Blut), und wenn ein Vampir in die Sonne tritt, ist das Resultat irgendwie richtig schön. Bei den Endcredits hatte offensichtlich auch jemand ordentlich Spaß und Hugos "99 problems" ist ein verdammt cooles Lied, um den Film zu beenden.
Überhaupt hat mir die Musik von Ramin Djawadi ("Iron Man") ziemlich gut gefallen, gerade das Hauptthema mit der verspielten Orgel hat was.
Schade, dass "Fright Night" anscheinend kein Erfolg beschieden ist, wenn man von den bisherigen Besucherzahlen ausgeht. Ich würde mich über ein Sequel sehr freuen.
Fazit: Nicht perfekter, aber sehr unterhaltsamer Vampirfilm irgendwo zwischen Horror und Komödie. Die Darsteller sind mit Spaß dabei, das 3D ist gelungen, und endlich sieht man mal wieder einen "richtigen" Vampir. Wenn es im Kino jetzt noch davor den Trailer zu "Breaking Dawn" gegeben hätte... das wäre dann perfekte Ironie gewesen. ;)
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Donnerstag, 22. September 2011
Urlaubsbericht Barcelona
Hier kommt nun endlich mein (vor Ewigkeiten) angekündigter Urlaubsbericht. Wie das nun mal so ist, irgendwas kommt immer dazwischen, und Blogger fand es wohl auch nicht so lustig, dass die Bilder so groß sind. Meine Begeisterung, ca. 2 min Upload pro Bild auf mich zu nehmen, hielt sich aber in Grenzen, sodass mein Bericht leider später kommt als geplant. Aber hey! Besser spät als nie, hm? ;)
Anfang September war ich also mit zwei Freundinnen in Barcelona. Diese Stadt ist aus mehreren Gründen ein sehr geeignter Urlaubsort - interessante Architektur (Barcelona ist die Stadt der Modernisme), direkt am Meer gelegen und zum Landesinnern von Bergen umgeben; es gibt also unglaublich viel zu sehen, und wir machten uns einen genauen Plan, da wir nur vier volle Tage zur Verfügung hatten.
Wir kamen um 8 Uhr morgens am BCN Aeroporto an. Dieser hat zwei Terminals, T1 und T2, wobei T2 das Bessere ist, da es eine direkte Anbindung an die Bahn hat, mit der man in ca. 20 min im Stadtinnern ist. Wer mit Air Berlin fliegt, kommt an T2 an. Ansonsten muss man einen Bus von T1 nehmen.
Der Flughafen ist gewöhnungsbedürftig. Von allen, die ich bisher erlebt habe, ist dieser der anstregendste. Unglaublich weite Wege (ja, auch Palma de Mallorca lässt einen weit laufen, aber da gibt es hin und wieder Laufbänder), lustige Sachen wie plötzlich fehlende Beschilderung (hier kann man sich gleich schon einmal dran gewöhnen, denn in Barcelona hält man nicht so viel von Hinweisschildern) und ich erwähnte ja bereits die Anbindung an die Bahn. Leute, ich hoffe ihr seid gut zu Fuß. Und schleppt gern Koffer Treppen runter. *g* Wenn ihr's dann bis zur Bahn geschafft habt, könnt ihr jede Bahn nehmen, die zu Barcelona Sants fährt, das ist einer der zentralen Knotenpunkte, um in Metro oder Rodalies (Straßenbahn) umzusteigen. Zieht am Ticketschalter ein T-10 Ticket für € 8,25 - damit habt ihr 10 Fahrten im gesamten inneren Stadtgebiet Barcelonas (d. h. alles, was irgendwie interessant ist) deutlich günstiger bekommen, als wenn ihr für jede Fahrt ein Ticket zieht (ca. € 1,30). Außerdem gilt das Ticket für Zug, Rodalies, Metro und Bus und solange ihr z. B. einfach nur umsteigen müsst, geht das innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens kostenlos. Wir sind die gesamten 4 Tage damit ausgekommen, v. a. auch weil man in Barcelona viele Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreicht.
Stellt euch in der Metro auf sehr seltsame Beschilderung ein. So kann es sein, dass ihr brav dem Schild zu Linie 4 gefolgt seid, eine Rolltreppe hochfahrt (ihr werdet lernen, Rolltreppen zu lieben, denn das Metrosystem besteht aus vielen, vielen Treppen) und oben nichts weiter findet außer "Salida/Exit". Dann heißt es durchfragen, die ein oder andere Richtung ausprobieren oder nach draußen gehen, ein Stück die Straße lang (falls ihr herausfindet, wo ihr gerade seid, denn Straßenschilder gibt's auch längst nicht überall *g*) bis zum nächsten Metro-Schild.
Das ist am ersten Tag etwas frustrierend, v. a. mit einem Koffer, der irgendwas zwischen 10 kg und 20 kg wiegt. Aber ihr schafft das schon! Die Leute helfen den verlorenen Touristen sehr gerne weiter!
Unser Hotel lag im Stadtteil Gracia, das nicht besonders touristisch ist, sondern früher eine typische Arbeitergegend war. Unser Hotel war das Aparthotel Mariano Cubí, mit welchem wir sehr zufrieden waren. Wir hatten ein großes Zimmer, alles war soweit okay, das Personal war sehr freundlich und das Frühstück super mit riesiger Auswahl. Rechts die Straße hoch gibt es einen großen Supermarkt, und es sind vielleicht 5-10 min Fußweg bis zur großen Einkaufsstraße Carrer Gran de Gracia. Da findet man dann überall so hübsche Häuserfronten wie diese:
Unser Zimmer war erst um 14 Uhr bezugsfertig, sodass wir unsere Koffer abstellten und uns auf Entdeckungstour machten. Wir hatten geplant, am ersten Tag unser Viertel zu erkunden und schon ein paar Gebäude zu besuchen, die von Gaudí entworfen wurden. So gingen wir die C. Gran de Gracia hoch, um zur Casa Vicens zu kommen. Die ist zwar nicht von innen zu besichtigen, macht aber von außen ordentlich was her:
Auf der Hauptstraße haben wir auch einen wunderbaren Schmuckladen (El Taller) gefunden. Dort gibt es von den Eigentümern selbst gemachten Schmuck, aber auch eine große Auswahl an Perlen, Anhängern, Leder- und Stoffbändern, wenn man selbst kreativ werden möchte. Über unseren Urlaub wurden wir dort gute Kunden und die Verkäuferin war so lieb und hat uns Armbänder nach unseren spezifischen Wünschen gemacht.
Nachdem wie einige Zeit bei El Taller verbracht hatten, gingen wir die Hauptstraße nach unten Richtung Av. Diagonal. Wenn man kurz vor Erreichen derselben in eine kleine Seitenstraße abbiegt, gelangt man zur Casa Comalat, ebenfalls von Gaudí erdacht. Das Design macht auch ganz schön was her:
Nachdem wir die Casa Comalat ausgiebig bewundert hatten, gingen wir die Diagonal entlang, betraten den ein oder anderen Laden bereits auf der Suche nach Mitbringseln für Familie und Freunde und schauten kurz vor unserer Rückkehr ins Hotel noch im Supermarkt vorbei, um uns mit Wasser, Obst usw. einzudecken. Und was habe ich dort gefunden? Dino-Kekse! Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an diese Kekse - sie waren von De Beukelaer, sahen aus wie Dinosaurier (ach nee), und waren auf der Rückseite mit Schokolade überzogen. Ich habe diese Kekse als Kind geliebt! Anscheinend gibt es die in Deutschland nicht mehr, also könnt ihr euch meine Überraschung (und Freude) sicher vorstellen. Es waren genau diese Kekse und das war einfach toll! Im spanischen Fernsehen wird übrigens auch ganz fleißig dafür geworben. Könnten wir die bitte wieder auch in Deutschland kriegen? Danke.
Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet hatten, sind wir wieder raus in die Hitze (ist schon eine Umstellung von 13 °C auf 26 °C!) und los zu Casa Mila, natürlich auch wieder ein Gaudí-Gebäude. Diese kann man auch teilweise besichtigen - das Dach mit seiner auffälligen Gestaltung ist ebenso zu besichtigen wie eine Wohnung im 4. Stock, die so eingerichtet ist wie zu Gaudís Lebzeiten (1852-1926). Falls ihr Studenten seid, nehmt auf jeden Fall euren Ausweis mit; für Studenten gibt es nämlich bei den meisten Sehenswürdigkeiten Ermäßigung. Die Casa Mila war auf jeden Fall auch sehr beeindruckend, v. a. das Dach ist schon sehr kreativ!
Nachdem wir in einem stylischen pink-weiß-schwarzen Restaurant etwas gegessen hatten, was nicht vollkommen überteuert war, sind wir todmüde ins Bett gefallen.
Der 2. Tag war sozusagen unser Museumstag, zumindest ein wenig. Museen haben in Barcelona häufig am ersten Sonntag des Monats freien Eintritt, und das wollten wir nutzen. Das Picasso-Museum haben wir sein lassen, da dort bereits eine lange Schlange stand, und sooo sehr sind wir an Picasso nun auch wieder nicht interessiert, dass wir uns weiß wie lange in die brütende Hitze stellen. Also sind wir gegenüber ins Barbier-Mueller-Museum, welches sich um die Inka-Kultur dreht. Die Ausstellungsstücke sind sehr interessant und schön präsentiert, dazu war es nicht besonders voll. Wer sich zumindest ein wenig für die Inka-Kultur interessiert, sollte da auf jeden Fall mal reinschauen!
Danach führte unser weg nur ein paar hundert Metter weiter zur Kirche Santa Maria del Mar. leider hat man damals, als die Kirche gebaut wurde, noch nicht über eventuellen Tourismus nachgedacht, sodass der Platz vor der Kirche nur klein ist und man somit kein wirklich gutes Foto der Frontseite machen kann. Dennoch, eine sehr schöne Kirche, der Platz davor ist auch sehr heimelig und einen Abstecher wert.
Von dort gingen wir zum Parc de la Ciutadella. Ein wirklich schöner Park, u. a. mit dem seltsamen Umbracle, das ein Dach aus Eisenstreben hat und für die Weltausstellung 1888 gebaut wurde. Am beeindruckendsten ist aber natürlich der wunderschöne Fontänenbrunnen in der Nordecke des Parks:
Nachdem wir diesen Anblick ausgiebig genossen hatten, gingen wir zum Museum für Katalanische Geschichte, welches am Hafen liegt. Leider kamen wir ein bisschen spät an und hatten nur noch eine halbe Stunde, bis das Museum für die (Nach)Mittagspause schloss. Interessant ist es aber auf jeden Fall und wir hätten gerne noch mehr gesehen. Wir schlenderten dann ein wenig am Hafen entlang. Zurück in unserem Viertel gingen wir im Flash Flash essen. Das Restaurant ist auf Tortillas spezialisiert und hat eine sehr ausgefallene Innenausstattung. Das Essen war okay, nicht nett war aber, dass man anscheinend mit der Menge Trinkgeld nicht einverstanden war und uns kein Rückgeld rausgeben wollte. Interessant, wie gut Spanier einen ignorieren können. Da es schon spät war, und uns ein oder zwei Euro auch nicht wichtig waren, haben wir es auf sich beruhen lassen. Möglich, dass wir ohne diese Aktion noch einmal wiedergekommen wären...
Tag 3 begann mit den Ramblas, den drei aneinander anschließenden großen Einkaufsstraßen. Schade, dass sie doch sehr touristenorientiert sind, mit sehr vielen typischen Souvenirläden und -ständen. Wir machten einen kleinen Abstecher in den Mercat de la Boqueria, eine der großen Markthallen, wo man alles Mögliche an Lebensmitteln bekommen kann. Sehr voll, sehr interessante und große Auswahl, und auch schön für kleine Mitbringsel wie Öle oder Marmelade. Außerdem gibt es dort superleckere Früchteslushies.
Von den Ramblas aus bogen wir auch ins Barri Gotic, das gothische Viertel, ab. Dort besuchten wir die Kirche Santa Maria del Pi sowie die große Kathedrale (leider mit Baukränen davor). In Letztere kamen wir aber nicht rein, da man als Frau keine Kleidung mit Ausschnitt tragen darf. *seufz* Die Straßenhändler haben das natürlich gleich für sich genutzt und boten mehr oder weniger direkt vorm Eingang Tücher an. Das war uns dann aber doch zu blöd. *g*
Die ganzen kleinen Gässchen in diesem Viertel sind wirklich hübsch und manchmal findet man auch sehr interessante kleine Läden mit Schmuck, ausgefallenen Kleidungsstücken, Antiquitäten, Kuchen und Süßwaren etc. Durchschlendern lohnt sich.
Wir kauften an dem Tag bei Desigual ein (zumindest ein bisschen), ich konnte mal wieder bei einem winzigen Schmuckladen nicht widerstehen, und Briefmarken bekommt man in den Tabakläden. ;)
Am 4. Tag wollten wir uns zwei der Sehenswürdigkeiten überhaupt ansehen: Die Sagrada Familia und den Parc Güell, beide von Gaudí entworfen. Die Sagrada Familia ist ja leider immer noch nicht fertig; man hofft zwar, bis zu Gaudís 100. Todestag alle Türme stehen zu haben, aber nun ja... lassen wir uns mal überraschen. Auch so ist die Kirche ein Wahrzeichen Barcelonas und neigt dazu, sich auf Fotos ins Bild zu schieben.
Wir mussten anstehen, was aber nur ca. 15 min dauerte. Ein Ticket für den Lift lohnt sich; es gibt zwei Lifts und wir haben den auf der hinteren Seite genommen, dann landet man am Tannenbaum. *g*
Von außen ist die Kirche etwas... viel, und sicherlich auch Geschmackssache (v. a. die Geburtsfassade - s. o. - welche Christi Geburt zeigt, wirkt sehr überladen), aber man kann nicht anders als das Ganze auch irgendwie zu bewundern. Auf so was muss man erst einmal kommen!
Eine meiner Freundinnen war eher unsicher, ob sie was damit anfangen könnte, aber als wir dann den Innenraum betraten, war sofort klar: Die Kirche kann was! Das Innere ist einfach wunderschön! Besonders die Fenster, die zur Abwechslung mal keine Heiligenbilder oder Ähnliches zeigen, sondern einfach "nur" aus buntem Glas in unterschiedlicher Anordnung bestehen, sind eine Augenweide; aber auch die Säulen, die Deckengestaltung, Wendeltreppen, der vielleicht etwas kitschige Altar... alles passt irgendwie und sieht großartig aus.
Am schönsten ist es jedoch, wenn die Sonne durch die Fenster strahlt. Das kann man auf Fotos überhaupt nicht wiedergeben, wie schön das aussieht (glaubt mir, ich habe es versucht!). Natürlich gibt es einen herrlichen Regenbogeneffekt an den Säulen und auf dem Boden, aber auch die Fenster selbst strahlen richtig.
Wir haben uns einige Zeit in der Sagrada Familia aufgehalten (der Eintritt lag bei ca. € 13,- ohne Lift) und haben uns dann aufgemacht zum Parc Güell. Es ist gar nicht so einfach herauszufinden, wie man da am besten hinkommt. Keine Haltestelle liegt direkt vor dem Park. Man kann zwar mit dem Bus relativ nahe heran, muss aber dennoch immer noch ca. 1 km laufen, und das dann den Berg hoch, denn der Park liegt am Hang. Wir sind mit der Metro oberhalb des Parks ausgekommen, irrten ein wenig durch typische spanische Gässchen und Hinterstraßen, bis wir ein unauffälliges Schild entdeckten, dass uns einen Seiteneingang zum Park zeigte.
Dann hieß es erst einmal Bergsteiger- und Dschungelfeeling für uns, es ging ein wirklich gutes Stück durch leichtenWildwuchs nach oben, bis wir schließlich auf den Hauptweg stießen und plötzlich sahen, wie hoch wir über Barcelona waren. Wir stiegen einige schmale, unebene Treppen hinunter...
(okay, wir hätten auch den flach abfallenden Kiesweg nehmen können, aber bitte, wie langweilig!), und kamen dann zum Plateau, dass von einer Mosaikbank umzogen ist. Dort haben wir uns dann in denSchatten gesetzt und einfach eine Zeit lang das Treiben um uns rum beobachtet. Die ganzenStraßenhändler waren total spannend! Sie haben ihre Späher, die ihnen immer Bescheid geben, wenn die Polizei mal wieder auf Kontrollgang ist. Schon beeindruckend, wie schnell die ihren Kram zusammengepackt haben, obwohl meine Freundin sagte, dass die Straßenhändler in Rom deutlich schneller gewese wären. *g* Ab einem gewissen Zeitpunkt müssen die sich alle sehr sicher gefühlt haben, denn plötzlich war der Platz beinahe überfüllt mit lauter Händlern. Was allerdings wirklich schön war, waren die ganzen Musiker. Während wir dort saßen, spielte einer gutgelaunte Gitarrenstücke, das passte perfekt zur Stimmung.
Wir gingen dann später runter zum Haupteingang. Dabei kommt man an diesem Drachen vorbei. Es war sehr schwierig, ein Foto zu bekommen, bei dem mal kein Kind neben der Figur saß. *seufz* Oben am Rand könnt ihr Säulen erkennen - das ist eine große offene Halle mit ganz vielen dieser Säulen. Dort waren - neben wieder jede Menge Straßenhändler - auch zwei Musiker, die Geige bzw. Kontrabaß spielten. Das klang durch die spezielle Akkustik dort einfach wunderschön.
Der Weg zurück zur Metro war dann ein gutes Stück zu laufen, aber immerhin ging es dabei die ganze Zeit bergab. *g* Am Abend aßen wir in einem sehr guten italienischen Restaurant, La Tagliatella, die sehrleckere Pasta und tolle (laut meiner Freundinnen) Pizza machen. Der Pizzaboden war unglaublich dünn, sehr große Portionen zu angemessenen Preisen.
Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr Fotos poste, aber ich hab keinen Nerv mehr, mich mit dem langsamen Upload rumzuschlagen. Es war auf jeden Fall ein sehr schöner Urlaub. Am Abreisetag haben wir recht gut bis zum Flughafen gefunden (bis auf leichte Verwirrung am Barcelona Sants - welcher Zug wohin fährt steht an den weißen Säulen angeschlagen, das geht nur irgendwie zwischen Werbeplakaten etwas unter), und dort wurde der Schalter natürlich nicht eher aufgemacht als zwei Stunden vor Abflug. Schön war es, wieder durch die komplette Halle zu laufen, einzuchecken, und dann den ganzen Weg wieder zurücklaufen zu müssen, weil die Sicherheitskontrolle am Fußgängerüberweg zur Bahn liegt. *seufz* Aufgrund von übermäßigem Flugverkehr über Frankreich flogen wir 45 min verspätet ab, und landeten Nachmittags zu 15 °C und grauen Wolken (die später das taten, was wir so vermisst hatten: regnen). Deutschland, du hast uns wieder...
Barcelona ist auf jeden Fall eine Reise wert. Gerade die Architektur ist beeindruckend, manchmal sehr schräg, aber es gibt auch viele einfach gut erhaltene alte Gebäude. Unser Viertel war sehr angenehm und man kam gut überall hin. Nach vier Tagen hatte man sich auch an die vergleichsweise geringe Beschilderung gewöhnt. *g* Es war etwas schade, dass wir aufgrund der kurzen Zeit gar nicht dazu kamen, zum Montjuic oder Tibidabo zu fahren, und am Strand waren wir auch nicht. Naja, das kann man ja beim nächsten Mal nachholen. :)
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Anfang September war ich also mit zwei Freundinnen in Barcelona. Diese Stadt ist aus mehreren Gründen ein sehr geeignter Urlaubsort - interessante Architektur (Barcelona ist die Stadt der Modernisme), direkt am Meer gelegen und zum Landesinnern von Bergen umgeben; es gibt also unglaublich viel zu sehen, und wir machten uns einen genauen Plan, da wir nur vier volle Tage zur Verfügung hatten.
Wir kamen um 8 Uhr morgens am BCN Aeroporto an. Dieser hat zwei Terminals, T1 und T2, wobei T2 das Bessere ist, da es eine direkte Anbindung an die Bahn hat, mit der man in ca. 20 min im Stadtinnern ist. Wer mit Air Berlin fliegt, kommt an T2 an. Ansonsten muss man einen Bus von T1 nehmen.
Der Flughafen ist gewöhnungsbedürftig. Von allen, die ich bisher erlebt habe, ist dieser der anstregendste. Unglaublich weite Wege (ja, auch Palma de Mallorca lässt einen weit laufen, aber da gibt es hin und wieder Laufbänder), lustige Sachen wie plötzlich fehlende Beschilderung (hier kann man sich gleich schon einmal dran gewöhnen, denn in Barcelona hält man nicht so viel von Hinweisschildern) und ich erwähnte ja bereits die Anbindung an die Bahn. Leute, ich hoffe ihr seid gut zu Fuß. Und schleppt gern Koffer Treppen runter. *g* Wenn ihr's dann bis zur Bahn geschafft habt, könnt ihr jede Bahn nehmen, die zu Barcelona Sants fährt, das ist einer der zentralen Knotenpunkte, um in Metro oder Rodalies (Straßenbahn) umzusteigen. Zieht am Ticketschalter ein T-10 Ticket für € 8,25 - damit habt ihr 10 Fahrten im gesamten inneren Stadtgebiet Barcelonas (d. h. alles, was irgendwie interessant ist) deutlich günstiger bekommen, als wenn ihr für jede Fahrt ein Ticket zieht (ca. € 1,30). Außerdem gilt das Ticket für Zug, Rodalies, Metro und Bus und solange ihr z. B. einfach nur umsteigen müsst, geht das innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens kostenlos. Wir sind die gesamten 4 Tage damit ausgekommen, v. a. auch weil man in Barcelona viele Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreicht.
Stellt euch in der Metro auf sehr seltsame Beschilderung ein. So kann es sein, dass ihr brav dem Schild zu Linie 4 gefolgt seid, eine Rolltreppe hochfahrt (ihr werdet lernen, Rolltreppen zu lieben, denn das Metrosystem besteht aus vielen, vielen Treppen) und oben nichts weiter findet außer "Salida/Exit". Dann heißt es durchfragen, die ein oder andere Richtung ausprobieren oder nach draußen gehen, ein Stück die Straße lang (falls ihr herausfindet, wo ihr gerade seid, denn Straßenschilder gibt's auch längst nicht überall *g*) bis zum nächsten Metro-Schild.
Das ist am ersten Tag etwas frustrierend, v. a. mit einem Koffer, der irgendwas zwischen 10 kg und 20 kg wiegt. Aber ihr schafft das schon! Die Leute helfen den verlorenen Touristen sehr gerne weiter!
Unser Hotel lag im Stadtteil Gracia, das nicht besonders touristisch ist, sondern früher eine typische Arbeitergegend war. Unser Hotel war das Aparthotel Mariano Cubí, mit welchem wir sehr zufrieden waren. Wir hatten ein großes Zimmer, alles war soweit okay, das Personal war sehr freundlich und das Frühstück super mit riesiger Auswahl. Rechts die Straße hoch gibt es einen großen Supermarkt, und es sind vielleicht 5-10 min Fußweg bis zur großen Einkaufsstraße Carrer Gran de Gracia. Da findet man dann überall so hübsche Häuserfronten wie diese:
Unser Zimmer war erst um 14 Uhr bezugsfertig, sodass wir unsere Koffer abstellten und uns auf Entdeckungstour machten. Wir hatten geplant, am ersten Tag unser Viertel zu erkunden und schon ein paar Gebäude zu besuchen, die von Gaudí entworfen wurden. So gingen wir die C. Gran de Gracia hoch, um zur Casa Vicens zu kommen. Die ist zwar nicht von innen zu besichtigen, macht aber von außen ordentlich was her:
Auf der Hauptstraße haben wir auch einen wunderbaren Schmuckladen (El Taller) gefunden. Dort gibt es von den Eigentümern selbst gemachten Schmuck, aber auch eine große Auswahl an Perlen, Anhängern, Leder- und Stoffbändern, wenn man selbst kreativ werden möchte. Über unseren Urlaub wurden wir dort gute Kunden und die Verkäuferin war so lieb und hat uns Armbänder nach unseren spezifischen Wünschen gemacht.
Nachdem wie einige Zeit bei El Taller verbracht hatten, gingen wir die Hauptstraße nach unten Richtung Av. Diagonal. Wenn man kurz vor Erreichen derselben in eine kleine Seitenstraße abbiegt, gelangt man zur Casa Comalat, ebenfalls von Gaudí erdacht. Das Design macht auch ganz schön was her:
Nachdem wir die Casa Comalat ausgiebig bewundert hatten, gingen wir die Diagonal entlang, betraten den ein oder anderen Laden bereits auf der Suche nach Mitbringseln für Familie und Freunde und schauten kurz vor unserer Rückkehr ins Hotel noch im Supermarkt vorbei, um uns mit Wasser, Obst usw. einzudecken. Und was habe ich dort gefunden? Dino-Kekse! Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an diese Kekse - sie waren von De Beukelaer, sahen aus wie Dinosaurier (ach nee), und waren auf der Rückseite mit Schokolade überzogen. Ich habe diese Kekse als Kind geliebt! Anscheinend gibt es die in Deutschland nicht mehr, also könnt ihr euch meine Überraschung (und Freude) sicher vorstellen. Es waren genau diese Kekse und das war einfach toll! Im spanischen Fernsehen wird übrigens auch ganz fleißig dafür geworben. Könnten wir die bitte wieder auch in Deutschland kriegen? Danke.
Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet hatten, sind wir wieder raus in die Hitze (ist schon eine Umstellung von 13 °C auf 26 °C!) und los zu Casa Mila, natürlich auch wieder ein Gaudí-Gebäude. Diese kann man auch teilweise besichtigen - das Dach mit seiner auffälligen Gestaltung ist ebenso zu besichtigen wie eine Wohnung im 4. Stock, die so eingerichtet ist wie zu Gaudís Lebzeiten (1852-1926). Falls ihr Studenten seid, nehmt auf jeden Fall euren Ausweis mit; für Studenten gibt es nämlich bei den meisten Sehenswürdigkeiten Ermäßigung. Die Casa Mila war auf jeden Fall auch sehr beeindruckend, v. a. das Dach ist schon sehr kreativ!
Nachdem wir in einem stylischen pink-weiß-schwarzen Restaurant etwas gegessen hatten, was nicht vollkommen überteuert war, sind wir todmüde ins Bett gefallen.
Der 2. Tag war sozusagen unser Museumstag, zumindest ein wenig. Museen haben in Barcelona häufig am ersten Sonntag des Monats freien Eintritt, und das wollten wir nutzen. Das Picasso-Museum haben wir sein lassen, da dort bereits eine lange Schlange stand, und sooo sehr sind wir an Picasso nun auch wieder nicht interessiert, dass wir uns weiß wie lange in die brütende Hitze stellen. Also sind wir gegenüber ins Barbier-Mueller-Museum, welches sich um die Inka-Kultur dreht. Die Ausstellungsstücke sind sehr interessant und schön präsentiert, dazu war es nicht besonders voll. Wer sich zumindest ein wenig für die Inka-Kultur interessiert, sollte da auf jeden Fall mal reinschauen!
Danach führte unser weg nur ein paar hundert Metter weiter zur Kirche Santa Maria del Mar. leider hat man damals, als die Kirche gebaut wurde, noch nicht über eventuellen Tourismus nachgedacht, sodass der Platz vor der Kirche nur klein ist und man somit kein wirklich gutes Foto der Frontseite machen kann. Dennoch, eine sehr schöne Kirche, der Platz davor ist auch sehr heimelig und einen Abstecher wert.
Von dort gingen wir zum Parc de la Ciutadella. Ein wirklich schöner Park, u. a. mit dem seltsamen Umbracle, das ein Dach aus Eisenstreben hat und für die Weltausstellung 1888 gebaut wurde. Am beeindruckendsten ist aber natürlich der wunderschöne Fontänenbrunnen in der Nordecke des Parks:
Nachdem wir diesen Anblick ausgiebig genossen hatten, gingen wir zum Museum für Katalanische Geschichte, welches am Hafen liegt. Leider kamen wir ein bisschen spät an und hatten nur noch eine halbe Stunde, bis das Museum für die (Nach)Mittagspause schloss. Interessant ist es aber auf jeden Fall und wir hätten gerne noch mehr gesehen. Wir schlenderten dann ein wenig am Hafen entlang. Zurück in unserem Viertel gingen wir im Flash Flash essen. Das Restaurant ist auf Tortillas spezialisiert und hat eine sehr ausgefallene Innenausstattung. Das Essen war okay, nicht nett war aber, dass man anscheinend mit der Menge Trinkgeld nicht einverstanden war und uns kein Rückgeld rausgeben wollte. Interessant, wie gut Spanier einen ignorieren können. Da es schon spät war, und uns ein oder zwei Euro auch nicht wichtig waren, haben wir es auf sich beruhen lassen. Möglich, dass wir ohne diese Aktion noch einmal wiedergekommen wären...
Tag 3 begann mit den Ramblas, den drei aneinander anschließenden großen Einkaufsstraßen. Schade, dass sie doch sehr touristenorientiert sind, mit sehr vielen typischen Souvenirläden und -ständen. Wir machten einen kleinen Abstecher in den Mercat de la Boqueria, eine der großen Markthallen, wo man alles Mögliche an Lebensmitteln bekommen kann. Sehr voll, sehr interessante und große Auswahl, und auch schön für kleine Mitbringsel wie Öle oder Marmelade. Außerdem gibt es dort superleckere Früchteslushies.
Von den Ramblas aus bogen wir auch ins Barri Gotic, das gothische Viertel, ab. Dort besuchten wir die Kirche Santa Maria del Pi sowie die große Kathedrale (leider mit Baukränen davor). In Letztere kamen wir aber nicht rein, da man als Frau keine Kleidung mit Ausschnitt tragen darf. *seufz* Die Straßenhändler haben das natürlich gleich für sich genutzt und boten mehr oder weniger direkt vorm Eingang Tücher an. Das war uns dann aber doch zu blöd. *g*
Die ganzen kleinen Gässchen in diesem Viertel sind wirklich hübsch und manchmal findet man auch sehr interessante kleine Läden mit Schmuck, ausgefallenen Kleidungsstücken, Antiquitäten, Kuchen und Süßwaren etc. Durchschlendern lohnt sich.
Wir kauften an dem Tag bei Desigual ein (zumindest ein bisschen), ich konnte mal wieder bei einem winzigen Schmuckladen nicht widerstehen, und Briefmarken bekommt man in den Tabakläden. ;)
Am 4. Tag wollten wir uns zwei der Sehenswürdigkeiten überhaupt ansehen: Die Sagrada Familia und den Parc Güell, beide von Gaudí entworfen. Die Sagrada Familia ist ja leider immer noch nicht fertig; man hofft zwar, bis zu Gaudís 100. Todestag alle Türme stehen zu haben, aber nun ja... lassen wir uns mal überraschen. Auch so ist die Kirche ein Wahrzeichen Barcelonas und neigt dazu, sich auf Fotos ins Bild zu schieben.
Wir mussten anstehen, was aber nur ca. 15 min dauerte. Ein Ticket für den Lift lohnt sich; es gibt zwei Lifts und wir haben den auf der hinteren Seite genommen, dann landet man am Tannenbaum. *g*
Von außen ist die Kirche etwas... viel, und sicherlich auch Geschmackssache (v. a. die Geburtsfassade - s. o. - welche Christi Geburt zeigt, wirkt sehr überladen), aber man kann nicht anders als das Ganze auch irgendwie zu bewundern. Auf so was muss man erst einmal kommen!
Eine meiner Freundinnen war eher unsicher, ob sie was damit anfangen könnte, aber als wir dann den Innenraum betraten, war sofort klar: Die Kirche kann was! Das Innere ist einfach wunderschön! Besonders die Fenster, die zur Abwechslung mal keine Heiligenbilder oder Ähnliches zeigen, sondern einfach "nur" aus buntem Glas in unterschiedlicher Anordnung bestehen, sind eine Augenweide; aber auch die Säulen, die Deckengestaltung, Wendeltreppen, der vielleicht etwas kitschige Altar... alles passt irgendwie und sieht großartig aus.
Am schönsten ist es jedoch, wenn die Sonne durch die Fenster strahlt. Das kann man auf Fotos überhaupt nicht wiedergeben, wie schön das aussieht (glaubt mir, ich habe es versucht!). Natürlich gibt es einen herrlichen Regenbogeneffekt an den Säulen und auf dem Boden, aber auch die Fenster selbst strahlen richtig.
Wir haben uns einige Zeit in der Sagrada Familia aufgehalten (der Eintritt lag bei ca. € 13,- ohne Lift) und haben uns dann aufgemacht zum Parc Güell. Es ist gar nicht so einfach herauszufinden, wie man da am besten hinkommt. Keine Haltestelle liegt direkt vor dem Park. Man kann zwar mit dem Bus relativ nahe heran, muss aber dennoch immer noch ca. 1 km laufen, und das dann den Berg hoch, denn der Park liegt am Hang. Wir sind mit der Metro oberhalb des Parks ausgekommen, irrten ein wenig durch typische spanische Gässchen und Hinterstraßen, bis wir ein unauffälliges Schild entdeckten, dass uns einen Seiteneingang zum Park zeigte.
Dann hieß es erst einmal Bergsteiger- und Dschungelfeeling für uns, es ging ein wirklich gutes Stück durch leichtenWildwuchs nach oben, bis wir schließlich auf den Hauptweg stießen und plötzlich sahen, wie hoch wir über Barcelona waren. Wir stiegen einige schmale, unebene Treppen hinunter...
(okay, wir hätten auch den flach abfallenden Kiesweg nehmen können, aber bitte, wie langweilig!), und kamen dann zum Plateau, dass von einer Mosaikbank umzogen ist. Dort haben wir uns dann in denSchatten gesetzt und einfach eine Zeit lang das Treiben um uns rum beobachtet. Die ganzenStraßenhändler waren total spannend! Sie haben ihre Späher, die ihnen immer Bescheid geben, wenn die Polizei mal wieder auf Kontrollgang ist. Schon beeindruckend, wie schnell die ihren Kram zusammengepackt haben, obwohl meine Freundin sagte, dass die Straßenhändler in Rom deutlich schneller gewese wären. *g* Ab einem gewissen Zeitpunkt müssen die sich alle sehr sicher gefühlt haben, denn plötzlich war der Platz beinahe überfüllt mit lauter Händlern. Was allerdings wirklich schön war, waren die ganzen Musiker. Während wir dort saßen, spielte einer gutgelaunte Gitarrenstücke, das passte perfekt zur Stimmung.
Wir gingen dann später runter zum Haupteingang. Dabei kommt man an diesem Drachen vorbei. Es war sehr schwierig, ein Foto zu bekommen, bei dem mal kein Kind neben der Figur saß. *seufz* Oben am Rand könnt ihr Säulen erkennen - das ist eine große offene Halle mit ganz vielen dieser Säulen. Dort waren - neben wieder jede Menge Straßenhändler - auch zwei Musiker, die Geige bzw. Kontrabaß spielten. Das klang durch die spezielle Akkustik dort einfach wunderschön.
Der Weg zurück zur Metro war dann ein gutes Stück zu laufen, aber immerhin ging es dabei die ganze Zeit bergab. *g* Am Abend aßen wir in einem sehr guten italienischen Restaurant, La Tagliatella, die sehrleckere Pasta und tolle (laut meiner Freundinnen) Pizza machen. Der Pizzaboden war unglaublich dünn, sehr große Portionen zu angemessenen Preisen.
Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr Fotos poste, aber ich hab keinen Nerv mehr, mich mit dem langsamen Upload rumzuschlagen. Es war auf jeden Fall ein sehr schöner Urlaub. Am Abreisetag haben wir recht gut bis zum Flughafen gefunden (bis auf leichte Verwirrung am Barcelona Sants - welcher Zug wohin fährt steht an den weißen Säulen angeschlagen, das geht nur irgendwie zwischen Werbeplakaten etwas unter), und dort wurde der Schalter natürlich nicht eher aufgemacht als zwei Stunden vor Abflug. Schön war es, wieder durch die komplette Halle zu laufen, einzuchecken, und dann den ganzen Weg wieder zurücklaufen zu müssen, weil die Sicherheitskontrolle am Fußgängerüberweg zur Bahn liegt. *seufz* Aufgrund von übermäßigem Flugverkehr über Frankreich flogen wir 45 min verspätet ab, und landeten Nachmittags zu 15 °C und grauen Wolken (die später das taten, was wir so vermisst hatten: regnen). Deutschland, du hast uns wieder...
Barcelona ist auf jeden Fall eine Reise wert. Gerade die Architektur ist beeindruckend, manchmal sehr schräg, aber es gibt auch viele einfach gut erhaltene alte Gebäude. Unser Viertel war sehr angenehm und man kam gut überall hin. Nach vier Tagen hatte man sich auch an die vergleichsweise geringe Beschilderung gewöhnt. *g* Es war etwas schade, dass wir aufgrund der kurzen Zeit gar nicht dazu kamen, zum Montjuic oder Tibidabo zu fahren, und am Strand waren wir auch nicht. Naja, das kann man ja beim nächsten Mal nachholen. :)
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Freitag, 2. September 2011
Ab in den Süüüden!
Gestern habe ich mich köstlich in "Die drei Musketiere" amüsiert. Der Film ist vollkommen überzogen, sieht gut aus, schwelgt in verrückten Kostümen und noch verrückterer Action und sollte vor allen Dingen nicht ernstgenommen werden! Einfach all die durchgeknallten Sachen hinnehmen, die einem entgegen geschleudert werden, und man hat eine gute Zeit.
Eine vernünftige Filmkritik folgt nächste Woche, denn hiermit verabschiede ich mich in den wohlverdienten Urlaub!
Bis demnächst! :)
Eine vernünftige Filmkritik folgt nächste Woche, denn hiermit verabschiede ich mich in den wohlverdienten Urlaub!
Bis demnächst! :)
Mittwoch, 31. August 2011
"Sherlock" (BBC): Fantastisch! Großartig! Fabelhaft! Noch mehr Superlative!
Sherlock Holmes und sein Freund Dr. John Watson sind seit dem Erscheinen von Sir Arthur Conan Doyles erstem Roman, „Eine Studie in Scharlachrot“ (1887), zu Kultfiguren geworden und aus der Literatur nicht mehr wegzudenken. Neben den von Conan Doyle selbst herausgegebenen Romanen und Erzählungen, gibt es unzählige Adaptionen und Anlehnungen an sein Werk, nicht nur in der Literatur, sondern schon sehr früh auch als Filme.
Besonders bekannt dürften die Verfilmungen mit Basil Rathbone von 1939 sowie die britische TV-Serie mit Jeremy Brett sein, wobei gerade letztere ein sehr hohes Ansehen genießt. 2009 schaffte Guy Ritchie es, mit Robert Downey Jr. und Jude Law in den Hauptrollen Holmes für das actionorientierte Publikum erfolgreich aufzubereiten, wobei die Handlung jedoch immer noch im London der Königin Victoria spielt.
Aber so leicht wollte es sich die BBC nicht machen. Die hatte nämlich von Steven Moffat und Mark Gatiss, die beide stark an der äußerst erfolgreichen „Doctor Who“-Wiederbelebung beteiligt sind, in 2009 ein äußerst interessantes Konzept vorgelegt bekommen. Warum nicht Sherlock Holmes in der Gegenwart leben lassen und im modernen London des 21. Jahrhunderts Verbrechen auf seine so einzigartig arrogante Art aufklären lassen? Ein Pilotfilm wurde gedreht, der die BBC zumindest genug überzeugte, um drei Folgen à 90 min in Auftrag zu geben. Diese wurden im Sommer 2010 im britischen Fernsehen ausgestrahlt und wurden zu riesigen Quotenerfolgen. Absolut zu Recht.
In der ersten Episode „Ein Fall von Pink“ („A Study in Pink“) kreuzen sich durch Zufall die Wege des genialen Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch), Consulting Detective („Ich habe den Beruf erfunden.“), und Dr. John Watsons (Martin Freeman), welcher Militärarzt war und gerade aus einem recht traumatischen Einsatz in Afghanistan nach London zurückgekehrt ist. Beide brauchen des Geldes wegen einen Mitbewohner und so ziehen sie zusammen bei Mrs. Hudson in der Baker Street 221 b ein. Watson ist von Holmes arroganter Art und seinem Blick für’s Detail einerseits sehr irritiert, andererseits aber auch fasziniert, und als Inspector Lestrade (Rupert Graves) wieder einmal Holmes Hilfe benötigt, kommt Watson mit an den Tatort. Eine Reihe von scheinbaren Selbstmorden beschäftigt die Polizei, aber Holmes hat natürlich längst durchschaut, dass es sich in Wirklichkeit um Mord handelt. Und er lässt sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein...
Diese erste Episode orientiert sich sehr stark an Conan Doyles erstem Roman „Eine Studie in scharlachrot“ und ist ein absolut genialer Auftakt. Wie sich Holmes und Watson kennenlernen ist im Grunde aus dem Roman übernommen, genauso wie Holmes Schlussfolgerungen bezüglich Watsons militärischer Vergangenheit. Auch gewisse Umstände am Fundort der Leiche mit dem pinkfarbenen Mantel weisen Parallelen zum Roman auf, und bei der Auflösung hat man das Ganze einfach auf die Moderne übertragen. Wer ein richtiger Holmes-Kenner ist, wird natürlich noch massenweise andere Kleinigkeiten finden. Mein liebstes Kleinod ist ja, dass Watson zu Beginn hinkt, was allerdings psychosomatisch bedingt ist. Wirklich angeschossen wurde er im Krieg in die Schulter. Dies ist eine Anspielung darauf, dass Conan Doyle sich wohl nicht so ganz entscheiden konnte: Im ersten Roman war die Verletzung an der Schulter, im nächsten am Bein. *g*
In Episode 2, „Der blinde Banker“ („The blind Banker“), wird Holmes von einem alten Studienkollegen um Hilfe gerufen, da in seiner Bank seltsame Schriftzeichen an die Wand gemalt wurden. Kurz darauf findet Holmes einen der Bankangestellten tot in seinem von innen verriegelten Appartement. Ein weiterer Toter, der unter ähnlichen Umständen stirbt und anscheinend ebenfalls die Schriftzeichen zu sehen bekam, weist auf eine kriminelle Vereinigung hin. Holmes und Watson verschlägt es nach Chinatown, wobei auch noch Watsons Date Sarah in die ganze Sache hineingezogen wird.
Für diese Episode wurden ebenfalls Elemente aus diversen Holmes-Erzählungen übernommen, auch wenn sie nicht so klar einem bestimmten Roman zuzuordnen sind. So tauchen auch in „Die tanzenden Männchen“ Schriftzeichen auf, die große Angst bei denen auslösen, die sie sehen sollen. Anspielungen auf u. a. „Das Zeichen der Vier“ oder „Im Tal der Angst“ finden sich ebenfalls.
Diese Episode ist nicht ganz so gut wie die erste, da die Handlung hin und wieder etwas weit hergeholt und klischeehaft erscheint. Aber es gibt ja noch die dritte Episode...
In "Das große Spiel" ("The great Game") bekommen Holmes und Watson es mit einem besonders cleveren Bombenleger zu tun, der sie in ein perfides Spiel verwickelt: Irgendwo in London, an einem belebten Ort, steht eine gekidnappte Person mit einer Ladung Sprengstoff um den Hals, mit der man ein Hochhaus sprengen könnte. Holmes hat nur ein paar Stunden Zeit, um einen vom Bombenleger ausgesuchten Kriminalfall (nicht immer Mord) zu lösen, ansonsten lässt dieser die Bombe explodieren. Holmes hat in diesem Kerl seinen Meister gefunden; und sollte es tatsächlich Moriarty sein, kann er dann einem Aufeinandertreffen widerstehen?
Diese letzte Folge beendet die Staffel buchstäblich mit einem Knall. Hier stimmt wieder absolut alles: Spannende Fälle, die Zuspitzung der Ereignisse, die allesamt auf das Unausweichliche zusteuern: Das von beiden Parteien herbeigesehnte Aufeinandertreffen von Holmes und Moriarty. Hier gibt es auch wieder klarere Parallelen zu den Erzählungen von Conan Doyle, so wurde z. B. ein Teil des Enddialoges fast wörtlich aus "Das letzte Problem" entnommen. Außerdem hat man sich einen Handlungsstrang aus „Die-Bruce-Partington-Pläne“ geschnappt, sowie schöne Parallelen im Bezug auf Watsons Berichterstattung (im Original als eine Art Biographie, in der Serie als Blog) eingebaut.
Was ist nun an dieser Serie so gut? Alles! Moffat und Gatiss liefern dem Zuschauer großartige Unterhaltung und haben bereits jetzt eine neue Kultserie kreiert. Aber gut, "alles" ist natürlich kein besonders stichhaltiges Argument, sondern nur eine kühne Behauptung. *g* Gehen wir also ein wenig ins Detail.
Die Darsteller
Mit Benedict Cumberbatch („Abbitte“) hat man einen Glücksgriff getan (und wie man hört, stand nie ein anderer Darsteller zur Debatte: er war von Anfang an die erste Wahl). Er wirkt wie ein Gentleman, sein ausdrucksstarkes Gesicht spiegelt Holmes Innenleben perfekt wieder, er hat die nötige Arroganz und Rationalität, um eine glaubhafte, moderne Inkarnation von Conan Doyles Meisterdetektiv zu sein.
Aber was wäre Holmes ohne seinen treuen, mitunter leicht genervten Freund Dr. Watson? Martin Freeman ("Per Anhalter durch die Galaxis" und nächstes Jahr "Der Hobbit") ist absolut perfekt für die Rolle. Er wurde aus mehreren Kandidaten ausgewählt, u. a. weil die Chemie zwischen ihm und Cumberbatch stimmte. Sein Dr. Watson hat das Aussehen eines Durchschnittstypen, hinter dem sich aber ein kluger Kopf verbirgt. Was seine Therapeutin nicht schafft, gelingt dem leicht durchgeknallten Holmes: Er reißt Watson aus seiner Lethargie. Man nimmt es Watson vollkommen ab, dass er Holmes Genialität einerseits bewundert, andererseits seine Art aber nicht immer gutheißt und sich öfters über ihn ärgert. Schön ist an Freemans Interpretation auch, dass er nicht nur der leicht dusselige Sidekick ist, sondern wirklich Holmes Kollege und ihm auf Augenhöhe begegnen kann.
Auch alle anderen Darsteller sind sehr gut ausgewählt. Rupert Graves als Inspektor Lestrade ist resigniert genug, um sich doch immer wieder an Holmes zu wenden, der ihn seine Überlegenheit gerne spüren lässt. Als Mrs. Hudson bringt Una Stubbs gute Stimmung mit und kriegt immer wieder schöne Szenen ab.
Zoe Telford als Watsons Date Sarah in Episode 2, Louise Brealey als die ziemlich in Holmes verliebte Laborangestellte Molly und Jonathan Aris als spöttischer und Holmes absolut nicht leiden könnender Polizist Anderson sind ebenfalls immer wieder gern gesehene Darsteller.
Besonders erwähnen muss man noch Mark Gatiss als Holmes Bruder Mycroft, der zeitweise die britische Regierung persönlich ist und auch ansonsten immer ein Auge auf seinen Bruder hat, welcher davon natürlich überhaupt nicht begeistert ist. Die beiden führen einen herrlichen Kleinkrieg. Und ich darf natürlich auch nicht Andrew Scott als James Moriarty vergessen! Wie er die Rolle anlegt ist meines Wissens nach mal was Neues - absolut überdreht, psychopathisch, ein verrücktes Genie eben, der unglaublich Spaß daran hat sich mit Holmes zu messen. Zur Abwechslung ist es außerdem auch mal ganz nett, dass es sich bei ihm nicht um einen grauhaarigen Professor handelt…
Die Übertragung ins 21. Jahrhundert
Warum auch nicht? Ich hätte es langweilig gefunden, wenn man den „echten“ Holmes durch irgendeine verrückte Idee in unsere Zeit teleportiert hätte (obwohl, ist auch schon da gewesen), aber die Charaktere im 21. Jahrhundert leben zu lassen und ihre Gewohnheiten entsprechend anzupassen, das hat was. Und ist auch gar nicht so einfach.
Sherlock Holmes experimentierte gern herum, verschickte ständig Telegramme, hatte sich ein nützliches Netz aus Straßenkindern aufgebaut, die ihn mit Informationen versorgten, und war dafür bekannt, dass er zwar die Lebensgeschichte eines Menschen an seiner Kleidung ablesen konnte, sich aber für triviale Dinge wie „Erde kreist um Sonne“ überhaupt nicht interessierte.
In „Sherlock“ hat er ebenfalls überall in der Wohnung Sachen für Experimente rumliegen (der Kopf im Kühlschrank...), verschickt statt Telegrammen SMS (und ist auch ansonsten sehr technikaffin!) und bedient sich nun des Untergrundnetzwerkes der Obdachlosen. An seiner Ignoranz, was alltägliche Dinge angeht, hat sich ebenfalls nichts geändert, und natürlich wohnt er immer noch in de Baker Street 221 b. Jetzt schießt er eben statt einem „V. R.“ einen Smiley in die Wand.
Und auch Watson wurde „upgedated“. Es ist schon irgendwie traurig, dass er, genau wie sein viktorianisches Pendant, aus einem Krieg in Afghanistan zurückkehren kann. Holmes erkennt Watsons Verhältnis zu seiner Schwester nun nicht mehr an seiner Uhr, sondern an seinem Handy, und Watson schreibt kein Buch mehr über seine Abenteuer mit Holmes, sondern führt einen Blog ( wunderbar! Schaut’s euch an!).
Das alles macht einfach schon deswegen Spaß, weil man sich immer ein wenig freut, wenn man mal wieder eine gelungene Übertragung entdeckt hat. Und davon gibt es eine Menge. Hinzu kommen immer wieder die bereits in den Episodenbeschreibungen erwähnten Anspielungen auf alle möglichen Conan-Doyle-Erzählungen, die vermischt werden.
Der Ton macht die Musik
Wäre die Serie nur eine moderne Holmes-Geschichte, angelehnt an aktuelle Krimiserien, es wäre längst nicht so interessant. Sicher, meistens geht es eben genau darum, Holmes und Watson dabei zuzusehen, wie sie einen verzwickten Fall lösen. Dabei sind sie nicht immer sofort erfolgreich und manchmal geht es auch ganz schrecklich schief. Das ist spannend und auch bisweilen sehr dramatisch, v. a. da Watsons Moralvorstellungen gerne einmal mit Holmes Pragmatismus kollidieren.
Aber das Sahnehäubchen auf dem schönen großen Eisbecher, der „Sherlock“ an sich schon ist, ist der immer wieder eingestreute Humor. Gerade Episode 1 bietet einige wirklich gute Lacher, die v. a. aus der Interaktion Watsons mit Holmes heraus entstehen, oder daraus, wie Holmes mit seinen anderen Mitmenschen klarkommt (oder eben auch nicht. So sagt er zu seinem Lieblingspolizeifeind Anderson einmal, „Anderson, nicht laut reden. Sie senken den IQ der ganzen Straße.“). Ein wenig Situationskomik gehört auch dazu (Doch, Mrs. Hudson, die beiden Herren hätten wirklich gerne getrennte Schlafzimmer...!), und wenn man dann bei Moriarty angekommen ist, nun ja... muss man erlebt haben. ;) Nur keine Sorge, Moriarty ist nicht nur Comic Relief!
Hier macht’s wirklich die Mischung aus Spannung, Drama, etwas eigener Knobelei (man kann bei den Fällen tatsächlich ein wenig mitraten und auf vieles auch als Zuschauer kommen) und Humor.
Technische Aspekte
Nicht vergessen sollte man bei all der Lobhudelei auf Darsteller, Handlung etc. aber die technische Seite, v. a. Musik und Schnitt. David Arnold (seit 1997 für die James-Bond-Filme zuständig) und Michael Price komponierten die Musik. Sie erinnert hin und wieder and Hans Zimmers großartige Arbeit für Ritchies „Sherlock Holmes“, klingt modern und ein wenig schräg, also geradezu perfekt für „Sherlock“.
Noch auffälliger als die Musik ist der Schnitt. Das nenne ich mal inspiriert! Schnitt ist ja so eine Sache – ist er schlecht gemacht, kann man im schlimmsten Fall dem Geschehen nicht mehr folgen, ein guter Schnitt fällt dagegen kaum auf. Es sei denn natürlich, er bedient sich auffälliger Stilmittel („Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ wäre so ein Beispiel, in dem viel mit Splitscreens etc. gearbeitet wurde). Und genau das ist hier der Fall. Es zu beschreiben ist irgendwie schwierig; Türen werden geöffnet, verdecken den Hintergrund der vorangegangenen Szene und auf einmal ist man an einem anderen Handlungsort; ein Taxi schiebt sich ins Bild, der Hintergrund verschwimmt und passt sich an... solche Sachen. Ich habe leider keinen brauchbaren Clip dazu finden können. Müsst ihr die Serie eben selbst sehen. ;) Ganz nett ist das Making Of zur deutschen Erstausstrahlung, siehe hier .
Ebenfalls eine gute Idee sind die immer wieder im Bild auftauchenden Texte, wenn z. B. eine SMS gelesen wird. Anstatt auf das Display zu schneiden, wird der Text einfach eingeblendet. Das passiert auch, wenn Sherlock mal wieder durch das Menü seines Handys scrollt – der Zuschauer kann dies direkt mitverfolgen. Nette Idee, und hier ein GIF aus einer der ersten Szenen:
Die Serie wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet. So gab es bei den BAFTAs 2011 (dem britischen Fernsehpreis) eine Auszeichnung als Beste Drama-Serie, für Martin Freeman als besten Nebendarsteller und für den besten Schnitt (1. Episode). Außerdem wurde „Sherlock“ von der Royal Television Society als Beste Drama-Serie, für Schnitt, Titelmusik und Bildnachbearbeitung geehrt.
Aufgrund des großen Erfolges wird es eine weitere Staffel mit drei Episoden geben, die Anfang 2012 im britischen Fernsehen ausgestrahlt werden sollen. Diese Episoden werden auf drei der beliebtesten „Sherlock Holmes“-Geschichten basieren: „A Scandal in Bohemia“ (erster Auftritt von Irene Adler), „The Hound of the Baskervilles“ und „The Last Problem“ (der finale Showdown an den Reichenbach-Fällen!). Das klingt doch mal ganz besonders vielversprechend!
Die deutsche Fassung
Okay, es ist offensichtlich wieder mal ein Kleinkrieg unter den Fans ausgebrochen, da man für die deutsche Fassung beschloss, dass Holmes und Watson sich siezen, auch wenn sie sich mit Vornamen anreden. Das kann man jetzt ausdiskutieren oder nicht, mich stört es jedenfalls nicht. Vielleicht möchte man damit eben doch auf die viktorianischen Wurzeln der Geschichte anspielen, oder eben, denn wir sind nun mal bei den Briten *g*, damit die Distanz zwischen den beiden Charakteren wahren; zeigen, dass sie nicht plötzlich die dicksten Kumpel sind. Holmes ist für mich sowieso so ein Charakter, den ich auch eher auf förmlicher Ebene ansprechen würde.
Davon abgesehen halte ich die Übersetzung aber für wirklich gelungen. Man hat sich bei der Übertragung der pointierten Dialoge viel Mühe gegeben, hat auch hin und wieder gute deutsche Entsprechungen gefunden, wenn sich etwas nicht 1 zu 1 übernehmen ließ (nur diese Sache mit „hung“ und „hanged“, welches mit „gehenkt“ und „erschossen“ übersetzt wurde, hätte sich doch exakt übertragen lassen – „gehangen“ und „gehenkt“. Naja, dann eben nicht.).
Die Besetzung der Synchronsprecher stieß auch nicht überall auf Gegenliebe, aber das ist ja typisch – wenn man eine Serie oder einen Film im Original bereits kennt und liebgewonnen hat, ist man da natürlich besonders kritisch. Ich finde, beide Sprecher machen ihre Sache wirklich gut, auch wenn sie in der Tat etwas jünger klingen als man es bei diesen Charakteren erwartet hätte.
Tommy Morgenstern (u. a. Chris Hemsworth in „Thor“) hat natürlich nicht so eine tiefe Stimme wie Benedict Cumberbatch, aber ich finde, er hat die Gefühle des Charakters glaubwürdig rübergebracht. Und Sebastian Schulz (u. a. „Dragonball Z“) passt schon ganz gut auf Martin Freeman. Ich hätte vielleicht ein wenig lieber Philipp Brammer gehört, da dieser Freeman in seiner bisher größten Rolle in „Per Anhalter durch die Galaxis“ sprach, aber wir wollen mal nicht kleinkariert sein. ;)
Die Nebenrollen sind sehr gut besetzt; ich habe mich ganz besonders gefreut, dass Thomas Nero Wolff dabei ist, und Marius Claren als Moriarty ist ... nun ja, wie Moriarty eben ist, der durchgeknallte Kerl.
So, Fazit:
Was gibt es noch zu sagen? Die Serie ist genial! Ich liebe sie! Alles an „Sherlock“ finde ich einfach absolut klasse und bevor ich euch hier mit Superlativen überschütte, belasse ich es einfach bei: Unbedingt anschauen!
Samstag, 27. August 2011
YouTube Sammelsurium
Wetter spinnt nach wie vor fröhlich vor sich hin (ich höre es im Hintergrund wieder grummeln), zum Schreiben einer Kritik der letztgesehenen Kinofilme kann ich mich grad irgendwie so gar nicht durchringen (Kurzfassung: "Super 8" = toll! "Crazy Stupid Love" = lustig, herzerwärmend, toll!), außerdem sollte ich eigentlich eine Übersetzungsarbeit weitermachen, aber der Gedanke, dass ich stattdessen gleich die nächste Folge meiner neuen Lieblingsserie gucken könnte(zu kurz! Her mit den neuen Folgen!), hält mich irgendwie davon ab.
Des Weiteren habe ich heute entdeckt, dass eine mit glücklich-nostalgischen Kindheitserinnerungen behaftete Serie, die sogar in einem gewissen Zusammenhang mit der Übersetzungsarbeit steht, doch tatsächlich komplett auf DVD vorliegt und somit in Kürze meiner Sammlung hinzugefügt werden muss.
Nun ja.
Dafür poste ich hier nun einige Videoclips, die ich einfach gern mal aufgrund ihrer Großartigkeit an einer Stelle gesammelt haben möchte. Sie sind absolut alt und schon so ziemlich überall im Netz verbreitet worden, sodass ich wohl den Wenigsten etwas Neues bieten kann, aber: lasst mir die Freude. :) Oder, anders gesagt:
Zwei sehr unterschiedliche Trailer, die ich einfach immer wieder gerne anschaue.
Wilde High School Jahre damals in Ägypten, und der nette schwule Psychopath von nebenan!
Und natürlich der Kommentar zum "Iron Man"-Trailer. Denn dies war damals wirklich eine unglaubliche Kontroverse!
Dann die "Harry Potter"-Ecke. Die Potter Puppet Pals und das mysteriöse Ticken wurden auf der Londoner Premiere geradezu berühmt, als die Fans Alan Rickman mit Snapes eigenem Auftrittssong begrüßten. Und dann gibt es noch den Jungen, der mal flott die Handlung von knapp sieben Filmen in 1:44 min packt.
Manchmal haben Stars aber auch Spaß daran, sich (oder jemand anderes) auf die Schippe zu nehmen. So dürfen wir Josh Groban dabei zuhören, wie er wieder einmal an den ungewöhnlichsten Orten die größten Hits findet. Ich würde es kaufen... Und David Tennant trifft auf die unvergleichliche Catherine Tate! "You ain't English, then?" -"No, I'm British." ... "So you ain't English, then." XD
Und dann natürlich das berühmte und jedes Mal wieder unglaublich lustige "Ten decades"-Interview von Johnny Depp und Tim Burton. Es beginnt so harmlos, aber dann... XD
:)
Des Weiteren habe ich heute entdeckt, dass eine mit glücklich-nostalgischen Kindheitserinnerungen behaftete Serie, die sogar in einem gewissen Zusammenhang mit der Übersetzungsarbeit steht, doch tatsächlich komplett auf DVD vorliegt und somit in Kürze meiner Sammlung hinzugefügt werden muss.
Nun ja.
Dafür poste ich hier nun einige Videoclips, die ich einfach gern mal aufgrund ihrer Großartigkeit an einer Stelle gesammelt haben möchte. Sie sind absolut alt und schon so ziemlich überall im Netz verbreitet worden, sodass ich wohl den Wenigsten etwas Neues bieten kann, aber: lasst mir die Freude. :) Oder, anders gesagt:
Zwei sehr unterschiedliche Trailer, die ich einfach immer wieder gerne anschaue.
Wilde High School Jahre damals in Ägypten, und der nette schwule Psychopath von nebenan!
Und natürlich der Kommentar zum "Iron Man"-Trailer. Denn dies war damals wirklich eine unglaubliche Kontroverse!
Dann die "Harry Potter"-Ecke. Die Potter Puppet Pals und das mysteriöse Ticken wurden auf der Londoner Premiere geradezu berühmt, als die Fans Alan Rickman mit Snapes eigenem Auftrittssong begrüßten. Und dann gibt es noch den Jungen, der mal flott die Handlung von knapp sieben Filmen in 1:44 min packt.
Manchmal haben Stars aber auch Spaß daran, sich (oder jemand anderes) auf die Schippe zu nehmen. So dürfen wir Josh Groban dabei zuhören, wie er wieder einmal an den ungewöhnlichsten Orten die größten Hits findet. Ich würde es kaufen... Und David Tennant trifft auf die unvergleichliche Catherine Tate! "You ain't English, then?" -"No, I'm British." ... "So you ain't English, then." XD
Und dann natürlich das berühmte und jedes Mal wieder unglaublich lustige "Ten decades"-Interview von Johnny Depp und Tim Burton. Es beginnt so harmlos, aber dann... XD
:)
Dienstag, 16. August 2011
Stephenie Meyer: "Bis(s) zum Morgengrauen"
Ich habe das erste Buch der "Twilight"-Reihe gelesen. Es hat mir nicht gefallen. Natürlich war mir aufgrund der Filme bewusst, dass ich nicht allzu viel erwarten durfte - aber ist ein Buch nicht normalerweise besser als dessen Verfilmung? Und diese riesige Fanmasse - irgendwoher musste die doch kommen! So wurde meine investigative Seite geweckt und ich musste dieses Phänomen komplett erforschen, musste an die Quelle gehen.
Für die wenigen Leute, die es bisher irgendwie geschafft haben, dem "Twilight"-Hype komplett zu entgehen (Glückwunsch!... Wie habt ihr das geschafft? Die letzten Jahre in einer Höhle im Dschungel verbracht?!), hier kurz zur Handlung (ich benutze diese Bezeichnung im weitesten Sinne): Bella Swan zieht vom sonnigen Phoenix zu ihrem Vater ins grau-regnerische Forks. Sie findet das ziemlich blöd, aber selbstlos wie sie ist, lässt sie sich es kaum anmerken. In der Schule wird sie auf Edward Cullen aufmerksam, der wunderschön und unnahbar ist. Sie ist von ihm fasziniert, er von ihr, nur ist er dummerweise ein Vampir. Komplikationen treten auf, dauern an, werden überwunden.
Stephenie Meyer ist es irgendwie gelungen, mit diesem Buch einen Nerv zu treffen, und zwar v. a. bei jugendlichen Mädchen und Frauen über 40 (ja, ich weiß auch nicht, wieso! Es gehört zum Phänomen dazu und ist irgendwie beängstigend.). Bei vierzehnjährigen Mädchen kann ich mir auch vorstellen, dass es ganz gut ankommt - es lädt zum schmachten ein und bietet viel Identifikationspotential. Außerdem weiß der Großteil der Mädchen in diesem Alter vermutlich nichtmal, wie wirklich gute Literatur aussieht. Frauen über 40 haben keine Entschuldigung. Keine!
Es folgen Spoiler. Nicht, dass ich irgendwelche bahnbrechenden Handlungswendungen spoilern könnte...
Was ist gut?
Nicht besonders viel. Hin und wieder hat Meyer ein paar lichte Momente und findet lustige Formulierungen oder einen ironischen Kommentar. Das passiert leider viel zu selten, aber ab einem gewissen Punkt war ich dankbar für jeden winzigen Strohhalm, den ich kriegen konnte.
Interessant fand ich den Hintergrund der Familie Cullen bzw. das bisschen, was man darüber erfährt. Meyer hat die Tendenz, damit ganz gut anzufangen und dann die Szene schnell wieder zu wechseln. Dabei war all das wesentlich interessanter als die Hauptgeschichte, aber dazu später. Anhand der Film erahne ich, dass Meyer dem Leser diese Informationen nur häppchenweise serviert; ärgerlich, irgendwo ist da nämlich tatsächlich ein gutes Buch versteckt.
Als Charaktere mochte ich, genau wie schon im Film, alle Cullens bis auf Edward. *g* Auch Jacob war ganz in Ordnung, in den wenigen Momenten, die er hat.
Die Sprache ist sehr einfach und damit leicht zu lesen. Ist man geneigt, dann kann man das Buch in wenigen Stunden auslesen. Nervig sind einige Wiederholungen - Meyer hat anscheinend Lieblingsphrasen, die sie immer wieder einsetzt, besonders wenn es darum geht, Edwards Perfektion zu beschreiben. *seufz*
Was ist schlecht?
Alles andere? Ach, ihr wollt es etwas ausführlicher? Nun denn, dann mal schön der Reihe nach.
Bella. Problem: Ich kann sie absolut nicht ausstehen! Was ungünstig ist, da sie die verdammte Protagonistin und noch dazu Ich-Erzählerin ist! Quält euch mal durch über 500 Seiten Ich-Perspektive von einer egoistischen, langweiligen, pubertären Göre, die erste Verliebtheit mit ewiglich inniger, einzig wahrer Liebe verwechselt! Nach den ersten fünf Seiten hatte ich das Weib sowas von über! Sie meckert darüber, dass sie ins eklig-nasse Forks ziehen muss zu ihrem Vater, den sie kaum kennt, weil ihre Eltern sich vor Ewigkeiten trennten (und viel zu jung heirateten und überhaupt). Und sie will da nicht hin und es ist einfach alles doof! In Forks spielt sie brav Hausmütterchen für ihren Vater, der sich die letzten 16 Jahre ja nicht allein versorgen konnte. Und ich frage mich: 1. Warum ziehst sie nach Forks, wenn sie gar nicht hin will und ihre Mutter sagt, sie könne bei ihr bleiben?! Ach, weil der Leser drei Kapitel später erfährt, dass sie das aus purer Selbstlosigkeit macht, damit ihre Mutter mit ihrem neuen Macker durch die USA ziehen kann. Alles klar. 2. Warum bleibt sie dann nicht allein in Phoenix und versorgt sich selbst, kochen und putzen kann sie ja anscheinend?! 3. Was ist soooo unglaublich schlimm an Forks, außer dass es häufig regnet?
Bella will natürlich auch bloß nicht auffallen, war auch schon immer jemand, der mit Gleichaltrigen nicht wirklich auskam, und ist dazu noch total einsilbig, als in der Schule gleich alle nett zu ihr sind! Echt mal, wie können diese Dörfler es wagen, ihr den Weg zeigen zu wollen oder ihr ihre Namen zu nennen, oder sie mit sich am Tisch sitzen zu lassen! Ehrlich, sowas Unverschämtes! Ganz abgesehen davon, dass sie sofort von Verehrern umschwärmt wird, obwohl sie nicht einmal besonders gut aussieht. *seufz*
Dazu ist sie unglaublich tollpatschig. Wäre es nur ein Stolpern hin und wieder, okay. Aber sie schafft es nicht, zwei Meter zu laufen, ohne sich auf die Nase zu legen. Sie passt beim Aufstehen immer extragründlich auf, damit sie nicht hinfällt! Kann es solch schlimme Bewegungslegastheniker überhaupt geben?! Irgendwann nervt es nur noch, wenn zum hundersten Mal erwähnt wird, dass Edward sie festhalten musste, damit sie nicht über die bösen Farnsträucher fällt.
Hobbies hat sie auch kaum welche. Ich habe extra drauf geachtet, weil sie in den Filmen gar keine hat (nein, das suizidiale Motorradfahren zählt nicht!). Sie liest gerne, v. a. Klassiker. Sie hört ganz gern Musik. Hm... tja... sie verbringt am liebsten Zeit mit Edward.
Edward. Da ist mein zweites Problem! Der ist ja noch mehr leere Hülle als Bella. Er hat eine große Musiksammlung und komponiert auch selbst. Er spielt gern Vampirbaseball (as you do). Er rennt gern durch den Wald. Und hat eine Lieblingswiese. Ansonsten ist er einfach nur ein wirklich unheimlicher Stalker. Denn seht ihr, er ist ein Vampir und für ihn riecht Bella so unglaublich gut, dass er nur noch sie im Kopf hat. Und deshalb beobachtet er sie ständig, rettet ihr hin und wieder das Leben, lässt sie nichts alleine machen (sie darf nicht mal mehr ihren eigenen Wagen fahren, denn sie könnte ja einen Unfall haben), sieht ihr beim Schlafen zu, ohne dass sie es weiß - und sie findet es romantisch. Hallo?! Ihr kennt euch seit wenigen Wochen!
Ich vergaß zu erwähnen, dass Edward gut aussieht. Wie gut? Er ist ein Engel, eine griechische Statue, ein Adonis, so wunderschön, dass Bella kaum atmen kann, wenn sie ihn anschaut, so schön ist er. Er ist wirklich sehr schön. Wirklich. Wie ein Engel. Ein ganz wunderschöner.
Mir gingen Edwards Stimmungsschwankungen sehr schnell sehr stark auf die Nerven. Der Typ ändert seine Laune innerhalb eines Satzes! Von fröhlichem Kichern zu wütendem Knurren in einem Wimpernschlag! Aber das ist natürlich nur sein Beschützerinstinkt.
Die "Liebe" zwischen Edward und Bella. Was ist das? Die beiden haben so gut wie nichts gemeinsam! Sie liebt ihn, weil... er heiß aussieht, schätze ich mal, und sie von ihm fasziniert ist, er ist schließlich ein mysteriöser Vampir und so. Da Bellas Überlebensinstinkt nicht-existent ist, ist das wohl okay so. Und er liebt sie, weil... sie gut riecht. Und er ihre Gedanken nicht lesen kann, was sie für ihn wohl leidlich interessant macht.
Es ist ja ganz nett, dass Meyer versucht, Bella sozusagen als Edwards Rettung zu etablieren, da er, im Gegensatz zu seinen "Geschwistern" , seit hundert Jahren alleine vor sich hin schmollt und keine Partnerin hat. Nur möchte ich als Leser ein paar Gründe mehr dafür haben, dass das zwischen Bella und Edward die wirklich große Liebe ist. So, wie es ist, schreit es mir förmlich ins Gesicht: "Das ist Liebe, weil ich es sage!" Show, my dear, don't tell!
Ganz abgesehen davon, dass die Beziehung nicht gerade eine gesunde ist: Er ist ein Stalker, sie kann nicht ohne ihn leben (sie denkt nur an ihn, macht ihr Glück von ihm abhängig usw.). Meyer versucht zwar, uns Bella als modernes Mädchen zu präsentieren, scheitert aber immer wieder kläglich. Bella will zum Vampir werden, um ewig mit Edward zusammen bleiben zu können und ihm ebenbürtig zu sein. Kurz darauf kommen dann wieder Sätze wie "Er ignorierte, was ich sagte". Und das passiert ständig! Andauernd sagt Bella ihre Meinung zu irgendetwas und Edward beachtet es gar nicht, denn er weiß ja am besten, was gut für sie ist und was sie wirklich will! ... Hallo?!
Handlung. Wenn man das so nennen kann. Zirka 400 Seiten lang passiert nichts! Alles tritt auf der Stelle, Bella und Edward haben zum x-ten Mal ihre Unterhaltung darüber, dass er nicht gut für sie ist und sie umbringen könnte, wenn er die Kontrolle verliert, während ihr das egal ist und sie nur mit ihm zusammensein will. Und plötzlich, so als ob Meyer einfiel, dass langsam doch mal etwas passieren sollte oder, nun ja, ein richtiger Konflikt auch mal ganz nett wäre, tauchen drei andere Vampire auf, von denen einer es auf Bella abgesehen hat. Ein leicht konfuser Plan soll Bella retten, aber sie schafft es natürlich trotzdem, wieder beinahe draufzugehen.
Leider viel zu spät, Meyer. Aber es ist ja der Gedanke, der zählt, nicht wahr?
Action. Es gibt keine. Ich meine, da hätten sich ein paar Szenen durchaus für interessante und spannende Action angeboten, wäre Meyer eine flexiblere Autorin - das Baseballspiel hätte man deutlich rasanter schildern können, und die letzte Konfrontation im Ballettsaal? Das war peinlich. Da hat man schon mal einen Kampf, und da lässt Meyer die blöde Bella wieder mal in Ohnmacht fallen, sodass dem Leser selbst dieser Hauch an Spannung vorenthalten wird! Unglaublich!
Klischees. Gibt's auch. Von der ach-so-konfliktbeladenen Liebesgeschichte einmal abgesehen, nervt es, dass Bella sofort von allen Mitschülern umschwärmt wird. Sie muss ständig gerettet werden, da sie alleine ja nicht einmal geradeaus laufen kann - natürlich gibt es dabei die beinahe schon obligatorische Beinahevergewaltigung, wovor sie der strahlende Held (im Volvo der Gerechtigkeit) gerade noch rechtzeitig retten kann. Von der Sprache mit ihren ständigen "Engel"- und "Statuen"-Vergleichen einmal abgesehen. Das "starke Arme"-Klischee wird hier auch sehr überreizt, da Edward anscheinend kalt und hart wie Stein ist. Ich weiß zwar nicht, wie Bella das angenehm finden kann, aber egal.
Und dann noch alle möglichen anderen Kleinigkeiten, die sich einfach summieren. Fehler innerhalb der Welt, wenn Meyer einmal sagt, dass Vampire nicht atmen, schlafen oder einen Herzschlag haben, nur damit Bella ständig ganz schwindelig von Edwards wunderbarem Atem wird. Ja, was denn nun? Atmet der Typ jetzt oder nicht?! Und wie das später mit dem Baby funktionieren soll, will sich mir aufgrund dessen auch nicht erschließen, aber egal!
Ach, was soll's. Die Fortsetzungen werde ich aus morbider Faszination wohl auch noch lesen. Es ist schrecklich, aber ich kann nicht weggucken.
Erklärungsversuch
Warum kommt dieser Kram denn dann so gut an? Wisst ihr, ich glaube, ich bin für diese Bücher einfach zu alt. Bella als Protagonistin ist absolut flach, sodass sie unglaublich viel Platz für den Leser bietet, sich an ihrer Stelle zu sehen. Und Edward steht natürlich stellvertretend für den starken Traumprinzen, der einen immer beschützt und tugendhaft ist. Vampire sind ja gemeinhin immer Sinnbild von Erotik, Leidenschaft und Versuchung. Warum Meyer ihnen aber genau diese Eigenschaften beinahe vollständig raubt, will mir nicht so ganz einleuchten. So ist das ntaürlich alles ganz sicher und brav und rein... aber das ist nicht Sinn einer Vampirgeschichte, verdammt!
Vielleicht war die Zeit einfach da für ein Buch mit Vampiren, egal welche Qualität es denn hat, und Meyer war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Geschichte hat ja auch durchaus Potential, irgendwo tief versteckt in diesem Schnulzenbrei. Ich sag auch nichts gegen die Änderung der üblichen Vampireigenschaften - dann glitzern Meyers Vampire eben, haben irgendwelche besonderen Fähigkeiten wie Gedankenlesen oder Weissagung. Und die Mädchen möchten einfach ein bisschen von diesem tollen Vampir träumen, der sich in eine durchschnittliche Sterbliche verliebt und nun gegen seinen Instinkt ankämpft.
Irgendwie sowas wird es wohl sein. Das Marketingelement der Vampirgeschichte, ein nettes gothicmäßiges Buchcover, Wunscherfüllung durch die Protagonisten... Warum das vierzigjährige Frauen toll finden, weiß ich aber immer noch nicht! Aber immerhin hat man auch für diese Altersgruppe Merchandise-Angebote (wenn wohl auch nicht offziell lizensiert *g*).
Fazit: Langweilige Handlung, uninteressante bis unsympathische Protagonisten und nur hin und wieder ein kleiner erzählerischer Lichtblick - ich kann den Hype absolut nicht nachvollziehen.
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