Dienstag, 24. Mai 2011

Auf den "Fremden Gezeiten" segel ich gern jederzeit wieder!


Bevor ich ein zweites Mal die Fremden Gezeiten besuche, kommt hier also meine längere Kritik. Oder Meinung. Was auch immer. *g*

Ein kurzer Blick auf die Handlung: Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), nach wie vor sans Schiff aber dennoch guter Dinge, trifft in London auf seine alte Flamme Angelica (Penelope Cruz), die ihn überreden will, mit ihr nach der Quelle der Ewigen Jugend zu suchen (denn Jack weiß doch wo sie ist, oder?). Jack will nicht, landet aber trotzdem auf Angelicas Schiff – oder eher gesagt, Blackbeards Schiff, der Queen Anne’s Revenge. Blackbeard (Ian McShane) will unbedingt die Quelle finden und Jack soll ihm dabei helfen. Auch Jacks früherer Erzfeind Hector Barbossa (Geoffrey Rush), mittlerweile als Freibeuter im Auftrag der britischen Krone unterwegs, macht sich auf den Weg zur Quelle – genau wie eine spanische Abordnung.
Hinzu kommen der Missionar Philip (Sam Clafin) und eine Meerjungfrau (Àstrid Bérgès-Frisbey), die für das Ritual an der Quelle gebraucht werden...

Es dürfte kein Geheimnis sein, dass ich ein großer Fan des „Pirates of the Caribbean“-Franchises bin. *g* Ich liebe diese Filme, mit all ihren Fehlern, fantastischen Kreaturen, und überzogenen Actionszenen. Ich liebe die Charaktere ganz besonders. Es ist mir egal, dass die Filme Fehler haben – wie langweilig wäre es doch, wenn sie perfekt wären. Worüber soll man denn dann meckern? *g*

Und wenn auch ihr Fan irgendeines Franchises seid, dann versteht ihr sicher was ich meine, wenn ich sage, dass ich vor dem „Fremde Gezeiten“ Angst hatte. Im Grunde konnte man ja nur zwischen zwei Extremen wählen; „Juhuuuu, sie machen noch einen Teil! Wheeeee!“ oder „Oh mein Gott, hoffentlich verbocken sie das nicht! *panik*“. Ich wurde panisch. Ein bisschen zumindest. Ich meine, falls mir dieser Teil nicht gefiele, könnte ich es ja so machen wie all die „Star Wars“-Fans und einfach leugnen, dass es einen weiteren Teil gibt. Aber dennoch wüsste ich ja tief drinnen, dass da ein vierter Teil existiert, der mich absolut enttäuscht hat. Manche Dinge, die ich hörte, schürten meine Sorgen nur noch mehr.

Aber als ich aus dem Kino kam, war ich... erleichtert. Glücklich. Ich liebe diesen Film! Ich verehre das Ende, es ist genau so wie es sein sollte. Meiner Meinung nach hat man es geschafft, den Charakteren und ihrer vorangegangenen Entwicklung gerecht zu werden, und außerdem noch etwas Neues zur verrückten PotC-Welt hinzuzufügen.


Ich verstehe nicht, warum einige Kritiker wieder meckern, der Film wäre zu verwirrend. Wie leicht soll eine Handlung noch sein? Nur weil es ein Sommerblockbuster ist, heißt das nicht, dass ihr euer Gehirn zu Hause lassen sollt! Ich glaube, dass viele Kritiker ganz einfach motzig sind, weil dies nun der vierte PotC-Teil ist und sie keinen Bock mehr darauf haben. So lesen sich viele der negativen Kritiken nämlich: „Wäh, noch einer davon! Die hätten nach dem ersten aufhören sollen, das ist doch alles langweilig!“
Wie man’s macht, macht man’s falsch. Die Drehbuchautoren Ted Elliot und Terry Rossio hätte sicherlich gerne mehr Komplexität reingebracht, aber man wollte ja den ganzen Meckerfritzen nach Teil 3 entgegenkommen. Ich denke, etwas mehr Komplexität hätte dem Film nicht geschadet. Aber sei’s drum. Sie können sich ja in Teil 5 austoben. *g*

Von einer genaueren Ausarbeitung hätte auf jeden Fall der Handlungsfaden von Syrena und Philip profitiert. Ihre Beziehung kommt doch etwas zu kurz, da hätte sich deutlich mehr draus machen lassen. Clafin als Philip bleibt ziemlich blass, aber Bérgès-Frisbey schafft es sehr gut, der Meerjungfrau Syrena Leben einzuhauchen.
Auch die Voodoo-Thematik rund um Blackbeard hätte man so mehr Gewicht verleihen können; das lief ein bisschen so nebenher. Da gäbe es deutlich mehr Potential, aber man hat sich da ja durchaus eine kleine Brücke zu Teil 5 gebaut. Die Zombies waren ziemlich verschenkt; das hatte was von „Eine übernatürliche Crew pro Film muss schon sein“. Leider waren die Zombies im Roman sehr viel unheimlicher. Da sie aber auch nicht gestört haben, nehme ich es einfach so hin.

Blackbeard war toll umgesetzt (Ian McShane hat einfach das richtige Gesicht dafür *g*), wenn ich mir auch ein wenig mehr Subtilität gewünscht hätte. Er muss sich allerdings auch mit Barbossa und Davy Jones vergleichen lassen; an die ranzukommen ist auch wirklich nicht leicht. Ich fand ihn auf jeden Fall in seiner Bösartigkeit überzeugend, er hatte auch ein paar augenzwinkernde Momente und hat mir alles in allem gut gefallen.


Schön, dass Kevin McNally als Joshamee Gibbs dieses Mal richtig was zu tun bekommt. Er hat sich schnell zum Fanliebling gemausert und es ist schön, dass die Drehbuchautoren ihn in „Fremde Gezeiten“ so würdigen.
Auch Barbossa ist grandios. Der alte Seebär sieht in seiner Navyuniform ganz wunderbar verkleidet aus und hat einige herrliche Szenen mit Jack. Geoffrey Rush geht in dieser Rolle sichtbar auf, es ist eine Freude, ihm zuzuschauen.

Penelope Cruz hat es geschafft, mich als Angelica zu überzeugen. Die Chemie zwischen ihr und Depp stimmt, sodass auch die Beziehung (welcher Art auch immer) zwischen den beiden glaubhaft wird. Das gefällt mir sowieso ausnehmend gut: Dass es sich hierbei nicht, wie ich zu Anfang fürchtete, um eine kitschige Liebesgeschichte handelt, sondern dass die beiden sich keinen Zentimeter weit über den Weg trauen, aber irgendwie doch irgendwas füreinander empfinden. Oder so. Ist etwas schwierig. Angelica ist wunderbar doppelbödig; welches Ziel sie so genau verfolgt, erschließt sich nicht direkt – und das Lügen hat sie definitiv von Jack gelernt. *g*

Tja, und Captain Jack Sparrow. Er ist immer noch er selbst, wenn auch leicht verändert nach den Geschehnissen in Teil 3. Er ist immer noch ein Schurke, ein Pirat, ein Schwerenöter – aber er hat akzeptiert, dass er eben auch ein guter Mann ist und dass es nicht schlimm ist, auch mal selbstlos zu handeln. Jack trägt fast den gesamten Film, er ist in nahezu jeder Szene. Mich freut das sehr, weil ich ihn als Charakter nach wie vor sehr interessant und faszinierend finde, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch für manche zu viel Jack sein könnte. Daher hoffe ich, ganz einfach um die Figur nicht vollkommen zu überreizen, dass er in Teil 5 wieder etwas verschnaufen darf.
Er hat ein paar herrlich lustige, aber auch ernste Szenen mit Barbossa und Gibbs, und es ist immer wieder eine Freude, Depp mit Rush und McNally zusammen zu sehen. Die mögen sich offensichtlich sehr, da kommt immer großartige Arbeit bei raus. Sei es die Szene in Palm Tree Cove oder v. a. das Ende. Dazu sage ich nichts weiter, außer dass eben jeder da endet, wo es für ihn richtig ist. Und dass es den Charakteren treu bleibt. Was für mich das Wichtigste war.


Ja, was gibt es noch zu sagen? Ich hätte mir etwas mehr Schwertkämpfe gewünscht, aber es war auch so gut dosiert. Die Effekte sind wie immer toll, die Sets ebenso, die Kameraarbeit ist ebenfalls sehr gut. Unterhaltsame, teilweise hysterisch-lustige Cameos! Großartige Meerjungfrauen-Szene. Wie zu erwarten sehr gute Musik von Hans Zimmer, wenn ich mir nach dem ersten Mal auch ein ikonischeres neues Thema gewünscht hätte. Da hatte gerade Teil 3 sehr viel zu bieten. Die Synchronisation ist gelungen – es war nie eine Frage, ob Nathan gute Arbeit abliefern würde; falls er damals den Film ebenso eingesprochen hat, verstehe ich nicht, warum er ausgetauscht wurde. Dennoch ist es aus Kontinuitätsgründen sehr schade – und weil Off dem Charakter irgendwie den letzten Kick gab. Es hätte jedoch auch schlimmer kommen können. ;) 3 D ist unnötig; es bringt zwar Tiefenwirkung und hin und wieder sticht was aus dem Bild heraus, aber man braucht es wirklich nicht, um den Film zu genießen.

Fazit: „Fremde Gezeiten“ ist ein würdiger vierter Eintrag ins Pirates-Universum. Die alten, liebgewonnen Charaktere sind so, wie sie sein sollen; die neuen Charaktere fügen sich gut ein. Nach dem teilweise etwas verworrenen Teil 3 hat man die Handlung deutlich vereinfacht, was den Zugang zwar erleichtert, aber wodurch auch einige interessante Ansätze nicht komplett ausgearbeitet werden konnten. Dennoch wirklich unterhaltsames Sommerkino – ich warte gespannt auf Teil 5!



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