Donnerstag, 23. Oktober 2014

Der erste Teil der geplanten "The Maze Runner"-Reihe überzeugt



Hollywood hat Jugendbuchverfilmungen seit dem großen Erfolg von „Twilight“ & Co. für sich entdeckt – schließlich lässt sich hier recht gut Geld scheffeln, da das Budget häufig niedrig gehalten werden kann und gute Umsätze durch die Fanbase beinahe garantiert sind (solange der Film auch den Erwartungen der Fanbase entspricht; s. "Ender's Game" als Negativbeispiel). James Dashners „The Maze Runner“-Trilogie ist nun die nächste Reihe, die sich anschickt, die Massen zu begeistern.

„Die Auserwählten im Labyrinth“ zieht eine gleich von Beginn an in seinen Bann: Wir sehen Thomas (Dylan O’Brien), der komplett desorientiert in einem Industrieaufzug aufwacht. Dieser bringt ihn auf eine Lichtung, wo er von ca. 20 Jungs (alle zwischen 12 und 20 Jahre alt) nicht gerade sanft in Empfang genommen wird. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass diese genau wie Thomas keine Ahnung haben, wer sie sind, woher sie kommen, oder warum sie in diesem Ort gelandet sind. Nach und nach erfährt Thomas von Anführer Alby (Aml Ameen), dass die hohen Mauern, die die Lichtung umgeben, zu einem riesigen Labyrinth gehören, und dass bisher noch kein Ausweg gefunden wurde. Das Labyrinth wird von tödlichen Kreaturen, sogenannten Grievern, bevölkert, die auch schon einige der Jungs auf dem Gewissen haben. Thomas will sich nicht einfach in sein Schicksal ergeben, sondern zu den Läufern gehören, die das Labyrinth erkunden. Doch seitdem Thomas angekommen ist, verändern sich die bisher geltenden Regeln des Labyrinths, was zu Spannungen in der Gruppe, v.a. angestachelt durch den forschen Wally (Will Poulter), führt. Mit der Ankunft von Teresa (Kaya Scodelario) wird Thomas endgültig klar, dass die Gruppe so schnell wie möglich aus dem Labyrinth entkommen muss, denn sie ist der letzte Neuzugang.


Mit einem recht geringen Budget von 34 Mio. Dollar hat Regisseur Wes Ball es in seinem ersten Film geschafft, einen spannenden und häufig unvorhersehbaren Film zu inszenieren. Ich kannte das Buch nicht, konnte der Handlung aber ohne Probleme folgen und hatte auch nicht das Gefühl, dass wichtige Dinge fehlten. Die Effekte sind gelungen, die Griever bedrohlich und eklig, das Labyrinth in seiner massiven Ausdehnung beeindruckend. Die Actionszenen sind spannend in Szene gesetzt. So bleibt v.a. Thomas erster, ungeplanter Gang ins Labyrinth sehr in Erinnerung; auch eine spätere Szene, in der Thomas und Minho (einer der Läufer, gespielt von Ki Hong Lee) aus dem sich schließenden Außenbezirk des Labyrinths fliehen müssen, ist packend.

Ein großes Plus dieses Films sind die tollen Jungschauspieler, die ihre Rollen glaubwürdig und mit dem nötigen Einsatz spielen. Der Film nimmt die Charaktere ernst und lässt uns den Konflikt, der sich in der Gruppe mit der Zeit entwickelt, nachvollziehen. Gerade Wally hätte einfach nur ein grober Unsympath sein können, aber Will Poulter schafft es, dass wir sein Verhalten doch irgendwie verstehen können.
Dylan O’Brien, bisher v. a. durch seine Rolle in der TV-Serie „Teen Wolf“ bekannt, muss als Thomas den ganzen Film tragen. Da er für den Zuschauer als Orientierungspunkt dient (wir lernen zusammen mit Thomas, wie die Welt im Labyrinth funktioniert), braucht es einen Schauspieler, der Thomas Verzweiflung und Bestimmtheit glaubwürdig verkörpern kann. O’Brien schafft das mit Bravour, bringt sich voll in die Rolle ein, und hat das benötigte Charisma.
Auch die anderen Schauspieler wie Thomas Brodie-Sangster, der den stellvertretenden Anführer Newt spielt, Aml Ameen als Alby, der eine glaubwürdige Führungskraft darstellt, oder Blake Cooper als jüngstes Gruppenmitglied Chuck sind überzeugend in ihren Rollen. Schade, dass die Rolle der Teresa erst recht spät in den Film kommt, aber wenn sie dann da ist, wird sie von Kaya Scodelario mit der passenden Durchsetzungskraft gespielt. Der Film kann zwar leider nicht mit vielen Frauenrollen aufwarten (zwei, um genau zu sein), er bietet dafür aber immerhin eine recht facettenreiche Besetzung bei den Jungs, mit mehreren farbigen Darstellern und dem Koreaner Lee in einer prominenten Rolle.


Die ein oder andere Logikfrage stellt sich schon im Laufe der Handlung (vielleicht werden bestimmte Dinge im Buch dann doch etwas ausführlicher behandelt) und generell ist das Szenario des Labyrinths auch interessanter, solange man nicht die Hintergründe kennt. Auch ist es schade, dass es gegen Ende doch alles etwas schnell geht und diverse Charaktere ohne große Worte gekillt werden. Der Film lebt von den Spannung und den Action-Momenten, tiefschürfende Charakterzeichung sollte man nicht erwarten, aber das ist auch nicht der Anspruch. "The Maze Runner" will unterhalten und das tut er.
Teil 1 macht  große Lust auf die Fortsetzungen, wovon die erste für September 2015 angekündigt ist. Da der Film auch recht erfolgreich läuft (bisher hat er über 250 Mio. Dollar eingespielt), ist die Fortsetzung zum Glück auch absolut sicher.

Fazit: „The Maze Runner“ ist eine gelungene Verfilmung des ersten Teils von James Dashners erfolgreicher Buchreihe. Überzeugende Schauspielleistungen, gelungene Effekte und eine spannende Handlung garantieren einen unterhaltsamen Kinoabend – wenn man nicht jeden Satz auf seine Logik überprüft.