Dienstag, 21. Mai 2013

"Star Trek Into Darkness": Unterkühltes Action-Spektakel


Man hatte in den letzten Wochen das Gefühl, kaum mehr am neuen "Star Trek"-Film vorbeizukommen, wenn man sich auf Internetseiten bewegte, die auch nur in Ansätzen etwas mit Filmen zu tun haben. Vor allem in den obligatorischen Pressekonferenzen und -interviews überschlugen sich alle Beteiligten geradezu mit gegenseitigem Lob und Bewunderung, und wurden nicht müde zu betonen, wie genial und tiefgründig der Film doch geworden ist. Und natürlich, wie perfekt doch die Besetzung des Bösewichtes gelungen ist, über den sie leider absolutes Stillschweigen bewahren müssten.

Für mich ging dieses Marketing-Bohei ehrlich gesagt eher nach hinten los. Wer im Vorhinein solch hohe Erwartungen schürt, muss eben nach Filmpremiere auch damit leben, wenn manche Leute genau diese Erwartungen nicht erfüllt sehen. Und leider muss ich sagen, je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr ärgern mich seine Schwächen. Dabei war ich zunächst wirklich angetan von dem knapp zweistündigen Action-Spektakel, das "LOST"-Erfinder J. J. Abrams auf die Leinwand brachte. Aber gleichzeitig bin ich nun mal kein Fan des "Star Trek"-Universums und habe bisher nur Abrams Neuauflage gesehen, jedoch nichts von der alten Serie oder den teilweise sehr verehrten Filmen mit Shatner und Co. Ich bin also einer von den Zuschauern, die sozusagen auf andere Weise überzeugt werden müssen, weil sie nicht schon mit einer Liebe für die Charaktere in den Film gehen (also genau die Zielgruppe, die Abrams ja so gerne ansprechen möchte). Gleichzeitig bin ich aber vielleicht auch nicht so kritisch bei manchen Dingen, die ein eingefleischter Fan sehr ernst nimmt.


So, worum geht's denn nun bei "Star Trek Into Darkness" überhaupt? Wir steigen gleich mitten in die Action ein: Die Crew der Enterprise soll ein Urvolk auf einem entlegeneren Planten untersuchen, aber wie das bei Captain Kirk (Chris Pine) nun mal so ist, läuft das alles nicht nach Plan. Und so finden er und Doctor McCoy (Karl Urban, im schönsten Mecker-Modus) sich auf der Flucht vor den Eingeborenen wieder, während Spock (Zachary Quinto) beinahe in einem Vulkan draufgeht. Im Hauptquartier der Sternenflotte ist man nicht gerade glücklich über den Verlauf der Mission und v. a. über die Tatsache, dass Kirk alle Probleme in seinem Bericht totgeschwiegen hat. Sowohl Kirk als auch Spock werden auf unterschiedliche Schiffe versetzt. Zum Ausflug unter ihren neuen Vorgesetzten kommt es jedoch nicht, denn nach einem Anschlag in London wird die daraufhin einberufene Versammlung aller Sternenflotten-Oberhäupter angegriffen - und zwar von John Harrison (Benedict Cumberbatch), der zwar zur Sternenflotte gehört, aber offensichtlich sein eigenes Ding dreht. Kirk und Spock werden zurück auf die Enterprise berufen und erhalten von Admiral Marcus (Peter Weller) den Auftrag, Harrison zu töten. Doch dieser erweist sich als cleverer und manipulativer als zunächst angenommen.

Die Story strotzt nicht gerade vor Originalität, aber damit könnte ich ganz wunderbar leben, wenn sie mich wenigstens emotional packen würde. Das schafft sie aber nicht, da den Charakteren so gut wie keine Gelegenheit gegeben wird, einmal etwas zur Ruhe zu kommen und sich zu entwickeln. Gefühlt bestand der Film, von vielleicht zwei oder drei wenige Minuten dauernden Ausnahmen abgesehen, aus großen Actionszenen. Und Action an sich ist auch nicht schlecht, nur wenn dadurch dem Zuschauer überhaupt keine Möglichkeit gelassen wird, einmal etwas durchzuatmen und sich in die Charaktere hineinzufühlen, dann vertut Abrams einfach eine große Chance. Ich wollte ja mit den Charakteren mitfühlen, aber das Leinwandgeschehen blieb für mich distanziert, die Beziehungen der Charaktere größtenteils unterkühlt. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass Konflikte und Nebenhandlungen angerissen werden (z. B. Dr. Carol Marcus als unerwartetes neues Crewmitglied, die Beziehungskrise zwischen Spock und Uhura), aber meist genauso schnell aufgelöst werden oder nirgends wirklich hinführen. Und nein, es hilft auch nichts, ikonische „Star Trek“-Szenen mit vertauschten Rollen nachzuspielen, wenn sich die vorangegangenen zehn Minuten so anfühlen, als wären sie einzig und allein dazu da, dass diese Szene überhaupt passieren kann.


Und dann natürlich das große Mysterium rund um John Harrison. Benedict Cumberbatch spielt den Bösewicht wirklich überzeugend, sehr intensiv und einvernehmend. Und aufgebaut wird er auch gut, man will als Zuschauer wissen, woher er kommt und wieso er so schlecht auf die Sternenflotte zu sprechen ist. Nur funktionierte die Auflösung leider für mich so gar nicht. Inszeniert mit viel Drama wird dem Zuschauer die Gewichtigkeit des Moments suggeriert – nur als Nicht-Fan bleibt für mich nicht mehr als ein Schulterzucken. Auch halte ich den Grund für Harrisons Hass für nicht gerade tiefgründig, egal wie sehr mir Regisseur und Schauspieler das weismachen wollen. Harrison wird dazu auch ein Opfer der teilweisen sinnlosen Actionszenen, denn er wird vor dem Showdown für ca. zwanzig Minuten einfach vollkommen vergessen, sodass man sich im Publikum schon wunderte, was denn nun mit ihm ist. Wie gesagt, Cumberbatch ist absolut überzeugend, aber sein Charakter hatte recht wenig Screentime – ich hätte mir mehr Dialogszenen mit Harrison gewünscht, da er offensichtlich ein guter Manipulator ist und ich nun mal geistiges Messen von Charakteren interessanter finde als pure Action.

Neben Cumberbatch bringen auch alle anderen Schauspieler gute Leistungen. Quinto ist in der Tat ein sehr guter Spock, mit ihm hat man einen Glücksgriff getan. Sein Zusammenspiel mit Chris Pine als Kirk ist auch unterhaltsam, hat mir im ersten Teil aber etwas besser gefallen. Die meisten anderen aus der Enterprise-Crew haben leider nicht viel zu tun. Zoe Saldana als Uhura darf immerhin auch mal Klingonisch sprechen und ein bisschen schießen, Alice Eve als Dr. Marcus erhöht die Frauenquote (und ja, die Unterwäsche-Szene aus dem Trailer ist tatsächlich absolut sinnlos). Karl Urban als Dr. McCoy hätte viel mehr Szenen verdient; die wenigen, die er hat, machen jedoch sehr viel Spaß. Simon Pegg als Scotty darf dieses Mal etwas mehr tun und bekommt einige der besten Gags.


Von der technischen Seite her gibt es nichts zu meckern. Die Actionszenen sind toll inszeniert und treiben das Adrenalin in die Höhe; die Effekte sind perfekt. Allein der Einstieg mit der Verfolgungsjagd auf dem unerforschten Planeten plus drohendem Vulkansausbruch war beeindruckend. Sehr schön auch der Flug von Harrison und Kirk durchs Weltall und der finale Kampf auf der Erde. Auch der Einsatz von 3D ist gut gelungen, wenn man den Film denn unbedingt in 3D sehen will. Abrams nutzt leider immer noch die extremen Lichtreflektionen, die mich dieses Mal teilweise sehr gestört haben, was vielleicht auch am 3D lag. Jedenfalls sieht „Star Trek Into Darkness“ sehr gut aus, da muss man dem Effekteteam gratulieren. Schade nur, dass der Film mich sonst eher kalt gelassen hat.

Fazit: „Star Trek Into Darkness“ bietet große Action und beeindruckende Effekte. Leider bleiben Charakterentwicklung und echte Emotionen dabei auf der Strecke. Daran können auch die guten Schauspieler, allen voran Benedict Cumberbatch und Zachary Quinto, nichts ändern. Wie man das mit dem Pacing richtig macht, hat der andere große Mai-Blockbuster gezeigt. 


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Mittwoch, 1. Mai 2013

"Iron Man 3": Gelungener Start in die Super(helden)-Blockbuster-Saison


Jahaa, liebe Leute, mich gibt es noch und ich melde mich zurück mit neuem Namen und  mit meiner Meinung zum ersten großen Blockbuster des Jahres: "Iron Man 3". Und man kann ihn sicherlich zu Recht so ankündigen, denn der Film bricht bereits jetzt fröhlich Rekorde und hat nach dem ersten Startwochenende (u. a. in Südamerika, Asien, Spanien, Großbritannien) über $ 198 Mio. eingespielt und damit die "Avengers" übertrumpft. Mal sehen, wie sich das so entwickelt, denn in den USA, Deutschland und anderen größeren Märkten läuft der Film gerade erst an. Ich gönne "Iron Man 3"  es jedenfalls, falls er seinen Siegeszug fortsetzt, denn der Film ist einfach gut geworden.

Die Ereignisse rund um den Avengers-Einsatz in New York liegen ein wenig zurück, setzen Tony Stark (Genie, Philantrop, Milliardär, Playboy, Robert Downey Jr.) aber immer noch zu - Alpträume, Panikattacken, und seine Beziehung zu Pepper (Gwyneth Paltrow) leidet ebenfalls unter seiner ständigen Angespanntheit und Rumtüftelei an verbesserten "Iron Man"-Anzügen. Als wären das nicht schon genug Sorgen, taucht auf einmal ein neuer Terrorist namens "Der Mandarin" (Ben Kingsley)  auf und setzt den US-Präsidenten mit Bombenanschlägen unter Druck. Oh, und Tonys Vergangenheit holt ihn dann auch gleich noch ein in der Form von Aldrich Killian (Guy Pearce), den Tony 1999 ziemlich forsch abspeiste und der in all den Jahren nicht so wirklich darüber hinweggekommen ist.

Die Handlungszusammenhänge entfalten sich während der etwas über zwei Stunden Laufzeit in sich schlüssig und man kann als Zuschauer ebenfalls ein wenig spekulieren, wie denn nun was genau zusammenpasst. Sehr schön; ich mag es, wenn ein Film durchblicken lässt, dass die Macher den Zuschauer nicht für komplett verblödet halten. :) Auch hat mir hier die Entfaltung der Handlung besser gefallen als in Teil 2 und das Pacing, der Wechsel zwischen Action-Szenen und ruhigeren Passagen, war ebenfalls sehr gelungen.


Das größte Plus der "Iron Man"-Reihe war von Anfang an der Besetzungscoup mit Robert Downey Jr. in der Titelrolle. Die Wenigsten hatten es ihm zugetraut, ein Superhelden-Franchise zu stemmen; gerade auch zu einem Zeitpunkt, wo Superheldenfilme noch nicht so etabliert waren und die Qualität sehr schwankte. Nun, wie schon in den Vorgängerfilmen ist Downey Jr. einfach Tony Stark (so sehr, dass man bei der PR-Tour nicht wirklich weiß, ob er gerade er selbst ist oder Tony Stark) und bekommt in Teil 3 auch gut Gelegenheit, die unterschiedlichen Charakterzüge Tonys zu zeigen: Ob sprücheklopfender Superheld oder charmanter Playboy, ob von Zweifeln und Panikattacken geplagt oder im Nahkampf mit improvisierten Waffen aus dem Supermarkt - man nimmt es ihm jederzeit ab. Da macht das Warten auf den nächsten "Avengers"-Film gleich doppelt Spaß.

Aber auch die anderen Schauspieler sind entweder gewohnt gut oder eine passende Erweiterung des immer größer werdenden Marvel-Universums. Gwyneth Paltrow ist eine resignierte, gefasste Pepper Potts, die dieses Mal auf andere Weise unter Tonys Eigenarten zu leiden hat und nicht weiß wie sie ihm helfen soll. Interessant und überraschend ihre heroischeren Momente.
An Don Cheadle als Colonel "Rhodey" Rhodes hab ich mich mittlerweile auch gewöhnt und er hat ein paar gute Szenen mit Tony und als War Machine Iron Patriot ("Der Name hatte sehr gute Umfragewerte!"). Der vom Leibwächter zum Sicherheitschef beförderte Happy (John Favreau) ist auch wieder mit von der Partie, und die Zankereien zwischen Tony und JARVIS (im Original Paul Bettany, bei uns Frank Schaff) sind wie immer köstlich.

Neu dabei sind Ben Kingsley und Guy Pearce sowie Rebecca Hall als Biologin Maya Hansen.
Kingsley hat offensichtlich großen Spaß an der Rolle des Mandarin, der ganz klar an Osama Bin Laden angelehnt ist, inklusive wacklig-körniger Videobotschaften, Rauschebart und Posieren mit Großkaliber-Waffen. Noch besser wird es jedoch, wenn er in der zweiten Filmhälfte auf Tony trifft. Sagen wir so: Das Treffen verläuft überraschend.
Pearce spielt Aldrich Killian, der 1999 versuchte Tonys Unterstützung für seine Ideenschmiede AIM zu bekommen, und von diesem wie damals üblich arrogant abgespeist wurde. Nun, 12 Jahre später, hat er sein Aussehen vom ungepflegten Nerd zum erfolgreichen Geschäftsmann geändert, und bittet Stark Industries um Unterstützung bei seinem Projekt. Und naja, wenn er sie so nicht bekommt, hat er durchaus auch andere Wege, sein Ziel zu erreichen. Pearce schafft es tatsächlich, dass man einerseits Mitleid mit Killian und seiner Vergangeheit hat, ihn andererseits aber auch gerne verabscheut. Mit einem kleinen Augenzwickern und dem richtigen Maß an Aufschneiderei ist er ein überzeugender Gegenspieler.
Rebecca Hall  darf auch mehr sein als eine von Tonys hübschen, früheren Bettgefährtinnen, denn ihr Charakter hält die ein oder andere kleine Wendung bereit.


Neben der wunderbaren Besetzung hat der Film noch zwei weitere große Pluspunkte: die technische Seite und den Humor. Wir kommen für die Action, aber wir bleiben und haben Spaß, weil es ständig etwas zu lachen gibt. Und das Gute: Es passt zum Ton des Films. Es untergräbt nie die Ernsthaftigkeit mancher Szenen, sondern bringt eher das richtige Maß an Auflockerung. Jeder Gag sitzt, seien es Tonys blöde Sprüche in jeder Lage (und sei sie noch so ernst), die Fehler des neuesten "Iron Man"-Anzugs MK-42 (super Idee, aber manches ist dann doch überarbeitungswürdig), Tonys Umgang mit einem recht cleveren Jungen, oder Iron Patriots Einsätze in vermeintlichen Sendungsorten des Mandarin.
Hier muss man auch einfach mal den neuen Regisseur Shane Black loben, der bereits in "Kiss Kiss Bang Bang" mir Downey Jr. zusammengearbeitet hat, und bei "Iron Man 3" auch am Drehbuch mitwirkte. Wie er Ernsthaftigkeit, Action und Humor balanciert ist wirklich toll.

Und die Action, ja, da bekommt man, was man vom Marvel-Filmuniversum erwartet. Die Effekte sind spitze, die großen Actionsequenzen (z. B. recht zu Anfang der Angriff auf Tonys Villa, später ein Flugzeugabsturz und natürlich der Endkampf im Hafen) sind toll inszeniert: schnell genug geschnitten, dass sie spannend sind, aber doch so, dass man stets den Überblick behält. Das 3D ist ebenfalls sehr gelungen.

Übrigens: Wie bei jedem Marvel-Film gilt auch hier: Bleibt bis ganz zum Ende des Abspanns sitzen, sonst verpasst ihr einen wirklich netten Cameo. ;)

Fazit: "Iron Man 3" ist tolle Unterhaltung mit fantastischen Effekten, großartig aufgelegten Darstellern und genau der richtigen Dosis Humor. Reingehen!


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