Donnerstag, 22. Oktober 2015

"Der Marsianer - Rettet Mark Watney" ist einer der besten Filme des Jahres


Mark Watney (Matt Damon) hatte definitiv schon bessere Tage in seinem Leben. Er wurde z. B. für die dritte bemannte Mars-Mission der NASA ausgewählt. Und bis heute lief auch alles großartig. Als jedoch die Mars-Bodenstation der AresIII-Crew wegen eines Sturms evakuiert werden und die Crew zum Raumschiff Hermes zurückkehren muss, wird Mark von herumfliegenden Trümmerteilen getroffen und für tot gehalten. Während Crew und NASA trauern, ist Mark angeschlagen aber quicklebendig und setzt alles daran, irgendwie zu überleben und der NASA mitzuteilen, dass er überraschenderweise doch nicht so tot ist wie gedacht. Gut nur, dass Mark nicht nur einen guten Sinn für (Galgen)Humor hat, der ihn vor einer Depression bewahrt, sondern dazu auch noch sehr erfinderisch ist – als ob ihn so ein blöder Planet einfach so in die Knie zwingen könnte. Die NASA erfährt währenddessen, dass Mark noch lebt, und arbeitet unter Hochdruck daran ihn wieder auf die Erde zurückzuholen. Doch die Zeit ist knapp, und Marks Nahrungsvorräte noch knapper...

Regisseur Ridley Scott liefert hier nach seinen letzten eher durchwachsen aufgenommen Werken („Robin Hood“ mit Russell Crowe, „Alien“-Prequel „Prometheus“, oder Bibel-Epos „Exodus“) einen von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselnden Film ab. „Der Marsianer“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Andy Weir. Weir ist ein selbsternannter Raumfahrt- und Technik-Geek und publizierte seinen Roman zunächst kostenlos auf seiner Homepage, bot ihn dann auf Drängen seiner Leserschaft für den Mindestpreis als eBook an, bis schließlich ein Verlag Interesse zeigte und das Buch entsprechend groß herausbrachte. Der Erfolg ist absolut berechtigt – Weirs Buch ist eine Ode an die Wissenschaft und den Erfindungsreichtum des Menschen, dabei aber so voller Humor und toller Einfälle, dass sich die 300+ Seiten wie im Flug lesen.


Drew Goddard hat daraus gekonnt ein spannendes Drehbuch gemacht, dass dem Roman treu bleibt, aber natürlich auch Zugeständnisse an das neue Medium Film machen muss. So wird im Film – für das familienfreundliche PG13-Rating in den USA – nicht mehr so viel geflucht, und auch viele der detaillierten wissenschaftlichen Erklärungen wurden stark gekürzt oder komplett weggelassen, um den Film zugänglicher zu machen. Auch wurden einige der kleinen und größeren Katastrophen, die Mark v. a. gegen Ende der Geschichte passieren, gestrichen, da sie sich auf die Spannungskurve des Films nur negativ ausgewirkt hätten und unglaubwürdig erschienen wären. Das Ende wurde ebenfalls abgewandelt, was ich schon ein wenig schade fand; es macht allerdings aus erzählerischer Perspektive Sinn. Positiv anzumerken ist beim Drehbuch auch, dass viele Nebencharaktere wie die Mitarbeiter der NASA oder auch die AresIII-Crew (etwas) mehr Profil gewinnen als im Roman, welcher sich eher auf Mark selbst konzentrierte.

Für Mark die richtige Besetzung zu finden war natürlich ausschlaggebend für die Glaubwürdigkeit der Geschichte: ein sympathischer Jedermann, dem man auch den ein oder anderen lockeren Spruch abkauft und mit dem man mitfiebern kann. Wer sollte das anders sein als Matt Damon? ;) Und er macht seine Sache wie erwartet großartig. Er schafft es den Zuschauer mitleiden und mitlachen zu lassen, und obwohl wir über Marks Vergangenheit so gut wie gar nichts erfahren, schafft er es dennoch, uns diese Person so nah zu bringen, als wäre sie schon ewig unser bester Freund. Hier hilft es sicher auch, dass wir auch die schlechten Momente (z. B. die nervenaufreibende Selbst-OP zu Beginn *schauder*), in denen Mark verzweifelt ist oder Angst hat, zu sehen bekommen.
Aber auch ansonsten weiß der Film mit einer Top-Besetzung zu punkten: Aus der AresIII-Crew stechen besonders Jessica Chastain als gefasste Commander Lewis und Michael Peña als sprücheklopfender Pilot Martinez heraus. Bei der NASA muss Jeff Daniels als Direktor Sanders viele unpopuläre Entscheidungen treffen, Chiwetel Ejiofor gewinnt als leitender Ingenieur Vincent Kapoor sehr viel Profil, und auch bekannte Namen wie Kristen Wiig, Sean Bean, oder Donald Glover bleiben in ihren Rollen in Erinnerung.


Der Film bewahrt den humorigen Ton des Buches: Immer wieder lockert einer von Marks Sprüchen, der gekonnte Einsatz von 70er Jahre Disco-Hits (der einzigen Musik, die Mark auf dem Mars zur Verfügung hat, sehr zu seinem Leidwesen), oder die Rededuelle der über alle Maßen gestressten NASA-Mitarbeiter die angespannte Atmosphäre auf. Der Soundtrack bietet aber nicht nur überbordernd fröhliche Disco-Musik, sondern auch einen atmosphärischen Score von Harry Gregson-Williams.

Auf technischer Seite gibt es auch absolut nichts zu meckern. Der renommierte Kameramann Dariusz Wolski (u. a. alle "Fluch der Karibik"-Filme, "Sweeney Todd") findet wunderbare Bilder für die weitläufige Einsamkeit des Mars und ist auch sonst immer stimmungsvoll dabei. Die Effekte sind perfekt und das 3D ist zwar nicht zwingend notwendig, ist aber zumindest endlich einmal wieder auffällig genug, dass sich der bezahlte Zuschlag nicht wie verschwendetes Geld anfühlt. 

Fazit: "Der Marsianer" ist ein spannungsgeladener und dabei aufgrund seines Humors durchgängig super unterhaltsamer Film mit perfektem Hauptdarsteller und einem einprägsamen Soundtrack. So muss großes Kino sein!


Montag, 12. Oktober 2015

Zwei Kurzkritiken: Meine triumphale Rückkehr (oder so ähnlich)

 Sollte sich jemand gefragt haben, wo ich abgeblieben bin – keine Sorge, ich bin weiterhin ins Kino gegangen, habe sogar ein oder zwei Bücher gelesen, und nebenbei bin ich umgezogen und habe Urlaub gemacht. Es ist also nicht so, dass mir „50 Shades of Grey“ den Lebenswillen ausgesaugt hat, auch wenn es so ausgesehen haben mag – das Einzige, was ich danach versucht habe zu tun, ist meinen Freunden den Kinobesuch dieses Elends auszureden. Man denkt, man würde seine Leute kennen... *seufz*

Aber! Es gab danach doch einige deutlich brauchbarere Filme im Kino zu, ja, durchaus zu bestaunen, im ein oder anderen Fall. Zu Zweien der großen Blockbuster des Sommers hier jetzt mehr:




Mad Max Fury Road

Der beste Action-Kracher des Jahres, alle andere können einpacken (zumindest bisher). Original-“Mad Max“-Regisseur George Miller, der dem ein oder anderen vielleicht auch als Regisseur von „Ein Schweinchen namens Babe“ bekannt ist (soll ja keiner sagen, der Mann würde sich festlegen), bringt uns zurück in Max Rockatanskys (Tom Hardy) ausgetrocknete Welt und gönnt dem Zuschauer 120 min lang nur winzigste Verschnaufpausen.

Max wird gleich zu Beginn von den Warboys des tyrannischen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) gefangen und als „Blutbeutel“ für Warboy Nux (Nicholas Hoult) benutzt. Als einer von Joes Tankzügen von seinem Imperator Furiosa (Charlize Theron) gestohlen wird, wird Max in eine halsbrecherische Verfolgungsjagd hineingezogen, in deren Verlauf er sich widerwillig mit Furiosa zusammentut, ganz nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Furiosa hat nämlich Joes „Brüter“ befreit – fünf hübsche, junge Frauen, die für Joes gesunden Nachwuchs sorgen sollten und die ganz sicher nicht wieder zurück in ihr altes Leben wollen. Einziger Hoffnungsschimmer ist der „Grüne Ort“, wo Furiosa geboren wurde.

George Miller macht in diesem Film so vieles richtig, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Nun, das Casting ist auf den Punkt; Tom Hardy funktioniert hervorragend als ziemlich traumatisierter Max, der mit einem missmutigen Grunzen mehr ausdrückt als manch anderer Schauspielkollege mit einem ganzen Monolog. Charlize Theron ist hervorragend als Furiosa, die sich eine extrem harte Schale zulegen musste, um in Immortan Joes Welt nicht unterzugehen, sondern im Gegenteil, es zu einem seiner (ansonsten ausschließlich männlichen) Imperatoren zu bringen. Die fünf jungen Frauen, u. a. gespielt von Rosie Huntington-Whiteley und Zoe Kravitz, sind ebenfalls nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern haben alle eine unterschiedliche Persönlichkeit und Funktion. Nicholas Hoult als Nux kann ebenfalls in einigen Szenen auftrumpfen.

Die Action ist superb gefilmt, die Stunts atemberaubend und handfest, der ganze Look des Films ist eine Augenweide und man könnte sich die unzähligen Landschaftsaufnahmen eigentlich einzeln einrahmen, so schön sehen sie aus. Der Schnitt findet dabei das perfekte Mittelmaß zwischen rasant und übersichtlich – hier weiß man tatsächlich immer, was gerade passiert und wer gerade was tut – eine Wohltat! Überhaupt, die ganzen Apokalypsen-Regisseure können hier gleich mal lernen, dass eine Dystopie nicht in verwaschenem Grau und Braun daherkommen muss, sondern im Gegenteil ein kräftigsten Rot- und Gelbtönen strahlend kann. Und Michael Bay kann lernen, wie man einen saucoolen Actionfilm macht, ohne Frauen als reine Sexobjekte und Dekoration zu verwenden.

Ist Max Rockatansky vielleicht sogar nur Nebencharakter in seinem eigenen Film? Schon möglich. Aber der gute hatte bereits drei Filme für sich allein, und darf hier nun beweisen, dass er einen wahrhaft guten Kern hat – und ein richtiger Mann ist. Denn es gibt viel zu viele Immortan Joes auf dieser Welt. Ein grandioser Film.





Jurassic World

Ich bin ein Kind der 90er und obwohl ich damals zu klein war, um „Jurassic Park“ gucken zu dürfen, war ich geradezu besessen von Dinosauriern an sich. Ich hatte massenweise Dinofiguren, und es gab so eine Magazinreihe zum Sammeln, bei der man sich einen T-Rex zusammenbasteln konnte; ja, die hatte ich auch. Alle. Heute liebe ich v. a. „Jurassic Park“, und daher weckte der vierte Film der Reihe in diesem Sommer v. a. Nostalgie in mir. Dinos! Im Kino! Und Chris Pratt ist auch dabei!

20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils haben die Menschen absolut gar nichts gelernt und natürlich trotzdem einen Park mit lebenden Dinosauriern eröffnet. Das ganze sieht aus wie ein typischer Themenpark, inkl. dem Streichelzoo mit Baby-Dinos, der Shoppingmeile direkt hinterm Eingang und Fahrgeschäften, bei denen man teilweise direkt zwischen den Dinosauriern hindurchfährt. Wie das aber in der heutigen zeit so ist, schwindet das Interesse der Besucher – sie wollen immer wieder neuere und „krassere“ Attraktionen sehen. Und so wurde der Indominus Rex im Labor gezüchtet – größer und beeindruckender als sogar der T-Rex. Claire (Bryce Dallas Howard) trägt die Verantwortung für das Marketing dieses neuen Dinosauriers, und ausgerechnet jetzt kommen ihre zwei Neffen vorbei (Ty Simpkins, Nick Robinson). Als Karrierefrau kann sie sich damit so gar nicht beschäftigen, ist sie doch gerad vollauf mit der Vorstellung des Indominus beschäftigt, und schickt die Jungs los den Park zu erkunden. Weil sie Bedenken wegen der offensichtlichen extremen Intelligenz des Indominus hat, holt sie widerwillig die Meinung von Raptorentrainer Owen (Chris Pratt). Dabei wird schnell klar, dass der neue Saurier eine viel größere Bedrohung darstellt, als zunächst angenommen – und bald ist das Leben der ganzen Besucher auf der Insel in Gefahr.

Die Schauwerte von „Jurassic World“ sind großartig – die Dinos sehen fantastisch aus, alle anderen Effekte sind auch toll und so wie man es sich wünscht (auch wenn das 3D ziemlich überflüssig war). Es gibt auch einige wirklich nette Anspielungen auf den ersten Teil.
Leider schafft es das Drehbuch nicht, die gleiche Spannung wie der gute alte „Jurassic Park“ zu erzielen. Die Charaktere sind, obwohl sympathisch genug, ziemlich eindimensional, aber was schlimmer ist: die Handlung ist komplett vorhersehbar. Ich beschwere mich nicht darüber, dass ein böser Dino ausbricht und alle angreift, dafür gucken wir den Film schließlich. Aber es ist so offensichtlich, wer zu den Bösen gehört, wie es für sie endet, und wie der Film auch für Claire, Owen, und die Kinder endet. Auch gewisse Handlungspunkte werden schon so frühzeitig angekündigt, dass sie einfach nicht mehr überraschen können.

Bryce Dallas Howard und Chris Pratt machen das beste aus ihren Rollen, die Kinderschauspieler sind immerhin recht sympathisch, und Vincent D'Onofrio macht auf Karikatur. Es ist schade, dass die tollen Schauwerte und fähigen Schauspieler nicht ein ausgereifteres, weniger vorhersehbares Drehbuch bekommen haben. Dem Erfolg des Films hat dies natürlich keinen Abbruch getan – er ist bisher der erfolgreichste Film des Jahres.



Dienstag, 10. März 2015

"Fifty Shades of Grey": Gähnen in 50 Facetten



Da ist er nun, der Skandalfilm zum Skandal-Bestseller. Wie zu erwarten, hat “50 Shades of Grey” am Startwochenende bereits Unmengen an Geld eingespielt, über $ 250 Mio. sind es geworden. Nachdem ungeduldige Fans und Katastrophentouristen ihre Neugier befriedigt hatten, hat der Film mittlerweile über $500 Mio. eingespielt, was mich doch ein wenig wundert. Gehe ich nach der besuchten Vorstellung, kann die Mundpropaganda nicht gerade positiv ausgefallen sein. Das Publikum wirkte doch eher ernüchtert (oder gepflegt gelangweilt). Aber vermutlich dauert es einfach, bis solche Infos auch in die letzte Ecke vorgedrungen sind. In den USA brach der Film in der zweiten Woche jedenfalls um 74 % ein.

Die Handlung folgt dem Buch: Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) springt für ihre Journalisten-Freundin bei einem Interviewtermin ein. Interviewpartner ist der 27-jährige Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan), zu dem sich Mauerblümchen Ana aufgrund seines guten Aussehens und seiner mysteriösen Art sofort hingezogen fühlt. Aus irgendeinem Grund findet Christian sie auch super und taucht immer wieder in ihrer Nähe auf. Ana kann sich eine Beziehung mit ihm vorstellen, aber Christian erklärt ihr gleich, dass er ihr Romantik nicht bieten kann, denn er steht nur auf SM-Sex, hat sogar ein „Spielzimmer“ dafür eingerichtet, bei dem jeder SM-Club vor Neid erblassen würde. Um mit Christian zusammen sein zu können, soll Ana einen Vertrag unterschreiben, in dem sie einwilligt Christians „Sub“ (der devote Part in einer SM-Beziehung) zu sein und der alle Vorlieben und Grenzen in einem BDSM-Szenario regelt. Zwar ist Ana das Ganze eher suspekt, aber weil sie Christian so liebt, willigt sie ein testweise ein paar SM-Spielchen auszuprobieren. Wirklich nachvollziehen kann sie Christians Vorlieben aber nicht, was immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden führt.


Man kann den Film mit einem Wort zusammenfassen: Langweilig. Der Soundtrack ist ganz gelungen, man hat einige der besonders kontroversen Szenen aus dem Buch weggelassen oder entschärft, und Dakota Johnson hat zwar die erotische Ausstrahlung eines nassen Waschlappens, spielt aber ordentlich und macht Ana im Gegensatz zur Buchversion zumindest erträglich. Mehr Positives hab ich nicht zu diesem Film zu sagen. Ach so, doch: das eine Sofakissen sah ganz hübsch aus, die Bettwäschenfarbe in einer Szene hat mir gefallen, Ana trägt einige schöne Kleider. Und dass ich mir über solche Dinge Gedanken gemacht habe, anstatt der Handlung zu folgen, sollte Warnung genug sein.

Aber für die, die noch mehr Gründe haben wollen, warum sie den Film meiden sollten, schreibe ich gerne weiter:
Fifty Shades of Grey“ ist Langeweile in Hochglanzoptik. Ich hoffte ja zumindest darauf, dass der Film schlecht ist wie „Twilight“ schlecht ist – auf eine unterhaltsame, lustige Weise. Leider falsch gedacht. Natürlich gibt es einige Szenen und Dialoge, die zum Fremdschämen einladen und unfreiwillig komisch sind, und ihnen merkt man auch an, dass sie direkt aus dem Buch übernommen wurden (Autorin E. L. James hatte das letzte Wort bei allen Änderungswünschen und hat häufig auf ihrer Version bestanden). Lasen sich viele Sätze schon schlecht („Ich schlafe nicht mit jemandem. Ich ficke. Hart.“), sind sie noch viel lächerlicher, wenn sie von den Schauspielern gesprochen werden müssen, und irgendwie nötigt es mir schon Respekt ab, wenn Johnson und Dornan sich da mit einem ernsten Gesichtsausdruck durchbeißen. Allerdings sind diese ungewollt lustigen Momente rar gesät; gleichzeitig hat man die extrem fragwürdige Konnotation der Handlung (häuslicher Missbrauch getarnt als BDSM) aber zurückgeschraubt, sodass man sich auch gar nicht richtig aufregen kann. Man sitzt da und der Film plätschert so vor sich hin.

Hinzu kommt, dass bei der allgemeinen Langeweile der Film nicht einmal das gut macht, womit er ja so laut wirbt: Erotik will hier so gar nicht aufkommen; am ehesten gelingt so etwas wie romantisch-erotische Stimmung noch in der ersten Bettszene. Da merkt man Regisseurin Sam Taylor-Johnson an, dass sie durchaus weiß, wie man Stimmung erzeugt. Dass sie sich den Rest des Films über aber so gar keine Mühe mehr gibt, lässt darauf schließen, dass ihre ständigen Diskussionen mit der Autorin irgendwann zu einer „scheißegal“-Haltung führten und Taylor-Johnson den Dreh einfach hinter sich bringen wollte. Alle ach so verruchten Szenen im „Spielzimmer“ prickeln jedoch nicht im geringsten; sie werden entweder durch schlechten Schnitt zerstört, der der Szene komplett den Fluss raubt, oder durch absolut unpassende Musik (z. B. ein Kirchenchoral, der ohne Ironie oder Bezug zur Szene eingesetzt wird) – oder beides. Irgendwann stumpft man dann auch ab bei all der nackten Haut, die so komplett unspannend und unsexy in Szene gesetzt wird.

  
Dass so gar keine erotische Spannung aufkommen will, liegt aber leider nicht nur an der schlechten technischen Umsetzung, sondern auch an den Darstellern. Die beiden haben absolut keine Chemie; Johnny Depp und Angelina waren da in „The Tourist“ geradezu explodierende Reagenzgläser gegen. Es ist kein Geheimnis, dass Dakota Johnson und Jamie Dornan sich nicht besonders gut leiden können und auch nicht viel von „Fifty Shades of Grey“ an sich halten. Selten war die Pressetour eines Films so geprägt von aufgesetztem Lächeln, peinlich berührtem Schweigen und dem ständigen Betonen, dass es absolut unangenehm ist Sexszenen zu drehen. Da die Dialoge zwischen Ana und Christian außerdem entweder vorhersehbar oder einfach nur schlecht sind, kommt dadurch auch kein Knistern zwischen den beiden zustande. Selbst bei bewusst lustigen Szenen sieht man die Pointe schon aus 10 km Entfernung, was in den meisten Fällen dann nur noch ein müdes Schmunzeln hervorruft.

Dakota Johnson schafft es zumindest Ana halbwegs sympathisch wirken zu lassen, sie ist nicht mehr die komplette nervige Katastrophe wie im Buch. Hier hilft sicherlich auch, dass wir die Geschichte nicht aus Anas Sicht erzählt bekommen und ihre „Innere Göttin“ wurde ebenfalls weggelassen. Jamie Dornan leidet sich mit einem Gesichtsausdruck durch den Film und musste extrem viel Kritik von der internationalen Presse einstecken. Er hat schon in anderen Rollen bewiesen, dass er durchaus schauspielern kann, er will nur einfach wirklich nicht in diesem Film sein und zeigt das sehr deutlich.
Von allen anderen Schauspielern sieht man nicht viel, wofür sie sicher dankbar sind. Jennifer Ehle spielt Anas Mutter und zieht sich mit einem sanften Lächeln in schöner Kulisse aus der Affäre. Victor Rasuk muss als Jacob-Verschnitt den Nice Guy geben und nervt sich so durch seine zwei Szenen. Eloise Mumford ist Anas unfähige Journalisten-Freundin Kate, die eine Affäre mit Christians Bruder Elliott (Luke Grimes) anfängt. Grimes wäre möglicherweise sogar der bessere Christian gewesen.


Die BDSM-Szene äußerte immer wieder die berechtigte Kritik, dass die in Film und Büchern dargestellte Beziehung außer der Spielzimmer-Ausstattung nichts mit der Realität einer BDSM-Beziehung zu tun hat. Dies wird von den Fans jedoch damit entschuldigt, dass Christian gar nicht an BDSM interessiert ist, sondern durch die Gewaltausübung seinen als Kind erlittenen Missbrauch durch seine Mutter kompensiert. Das wäre eine durchaus interessante Grundlage für eine tiefgehende Charakterzeichnung, die jedoch sowohl Buch als auch Film vollkommen abgeht. Teil 1 handelt Christians tragische frühe Kindheit mit ein paar Sätzen ab und nur aufgrund dieser Szene kann der Zuschauer gar nicht auf die Idee kommen, dass Christians Vorliebe für BDSM überhaupt nichts mit seiner sexuellen Neigung zu tun hat, sondern nur seine Art ist ein erlittenes Trauma zu verarbeiten.
Wenn man jedoch nicht möchte oder sich gar dagegen wehrt, dass Christians Handeln als Beispiel für richtig ausgelebtes BDSM nach dem Grundsatz „Safe Sane Consensual“ angesehen wird, dann sollte man die Geschichte nicht genau damit verkaufen. Das Marketing verlässt sich vollkommen auf die Aussage „Hier gibt’s versauten Sex mit Peitschen und Handschellen! Aber in total romantisch!“ Da darf sich dann bitte auch niemand beschweren, dass Leute, die tatsächlich Ahnung von der Materie haben, sich aufgrund der komplett falschen Darstellung im Film dazu genötigt fühlen, dies zu kritisieren.
 

Die Tatsache, dass viele Frauen die in „Fifty Shades of Grey“ dargestellte Beziehung als romantisch und ideal empfinden, ist sowieso eine beängstigende Entwicklung. Denn die Geschichte tut nichts anderes als häusliche Gewalt und Missbrauch zu romantisieren. Wenn man bedenkt, dass „Fifty Shades of Grey“ auf „Twilight“ basiert, wundert man sich auch gar nicht mehr – Edward ist ein kontrollsüchtiger Stalker und Bella richtet ihr komplettes Leben nach ihrem Freund aus. Wenn man diese Dynamik auf ein BDSM-Szenario überträgt, hat man ein großes Problem.
Christian, der angeblich so versiert in dem Ganzen ist, macht sich in keinster Weise die Mühe Ana irgendetwas zu erklären – er lässt sie, nachdem er ihr den Vertrag in die Hand gedrückt hat, mit Google allein. Er bombadiert sie mit Emails und SMS, in denen er sie unter Druck setzt sich doch bitte endlich mal zu entscheiden, er wartet ja schon sooo sehnsüchtig. Er macht ihr sauteure Geschenke wie einen neuen Laptop oder ein neues Auto (wofür er mal flott Anas geliebtes altes Auto abschleppen lässt), aber ein bisher komplett unsicheres Mäuschen wie Ana würde sich da natürlich nie auch nur in irgendeiner Weise verpflichtet fühlen, ihm dafür etwas zurückzugeben. Keinerlei Druck auf ihr, wirklich nicht! Von Christians Kontrollsucht mal ganz abgesehen – wo geht sie hin, was isst sie, mit wem verbringt sie ihre Zeit, wie kann sie es wagen ihre Mutter besuchen zu wollen? Ana hat im Buch des Öfteren Angst, dass Christian sie aus Wut schlagen könnte, und verbringt viel Zeit damit, sich Vorwürfe zu machen, weil sie Christian wütend gemacht hat.

Der Film hat immerhin Christians extrem soziopathischen Züge des Buches etwas heruntergeschraubt; er würde sich jetzt nur noch eine Unterlassungsklage einhandeln, und nicht mehr eine Anzeige wegen Vergewaltigung. Juhu! Auch Ana wirkt nicht mehr so, als habe sie einfach nur Angst vor ihm und macht deshalb alles mit, sie versucht zumindest hin und wieder, sich mal durchzusetzen, und wirkt auch in den diversen Sexszenen nicht so als wäre sie lieber woanders. Allgemein wirkt die Beziehung in der Filmversion „nur“ noch ungesund und unglaubwürdig, und nicht mehr komplett erzwungen. In den letzten zehn Minuten beginnt die Beziehung der beiden sogar beinahe interessant zu werden, aber dann endet der Film auf einem Nicht-Ende, ist einfach so vorbei, und ein Cliffhanger ist das nun wirklich nicht. Immerhin bleibt uns die in Selbstmitleid zerfließende Ana aus dem Buch hier erspart. Man ist ja schon dankbar für Kleinigkeiten.

Und naja, neben all diesen recht großen Punkten gegen den Film kommen noch so viele kleine, nervige Punkte hinzu – Anas ständiges Lippenbeißen, sodass mir ihr einen Pflegestift in die Hand drücken will; die Dialoge, bei denen die Charaktere sich ständig mit Namen ansprechen, so als hätten sie Angst, dass wir uns die nicht merken können; Christians ständige widersprüchliche Aussagen (kann keine Romantik, macht aber ständig teure romantische Sache für Ana, um sie bei sich zu halten); der auffallend nervige Schnitt; emotionales Wetter; nicht zündende Pointen...

Gebt dafür kein Geld aus. Wartet bis das Elend im TV läuft – da könnt ihr wegschalten oder euch über die Werbung amüsieren. Die wird nämlich mit Sicherheit unterhaltsamer als der Film.

Fazit: „Fifty Shades of Grey“ ist weder ein gelungener Erotik-Film noch eine unterhaltsame Katastrophe, sondern siecht in gepflegter Langeweile zwei Stunden vor sich hin. Die Hauptdarsteller haben leider keinerlei Chemie, sodass nicht einmal das die schlecht inszenierten Sexszenen retten kann. Wirklich positiv ist nur der Soundtrack – aber dafür braucht man den Film nicht sehen.


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Freitag, 23. Januar 2015

Johnny Depp blödelt sich recht unterhaltsam durch "Mortdecai"



Lord Charlie Mortdecai (Johnny Depp) ist Gentleman, schwindelnder Kunsthändler, und dummerweise komplett pleite. Das hat sich mittlerweile auch zu seinen Kunden rumgesprochen, denen er die begehrten Kunstwerke zu überteuerten Preisen verkauft. Zum Glück hat er seinen treuen Diener Jock (Paul Bettany), der ihn aus jeder noch so brenzligen Situation rettet. Neben den Geldproblemen befindet sich auch Mortdecais Ehe in einer Krise – seine Frau Johanna (Gwyneth Paltrow) kann sich einfach nicht mit seinem frisch gezüchteten Schnurrbart anfreunden. Dann taucht auch noch MI5-Inspector Martland (Ewan McGregor), ein alter Rivale um Johannas Gunst, bei Mortdecai auf und heuert ihn an, ein gestohlenes Gemälde wiederzubeschaffen (mit dem netten Druckmittel der 8 Mio. Steuerschulden, die der britische Staat ansonsten ganz schnell eintreiben kommt). Was tut man nicht alles für Königin und Vaterland (und einen netten Anteil der Versicherungssumme)?

Johnny Depp hat leider einiges an Wohlwollen in den letzten Jahren verspielt; nicht ganz zu Unrecht (s. kreative Ausfälle wie „The Tourist“, „Dark Shadows“ oder „Transcendence“), aber dennoch wird er deutlich harscher angegangen als verdient („Lone Ranger“ oder der vierte „Fluch der Karibik“ waren längst nicht so schlecht wie von den Kritikern dargestellt).
Dass „Mortdecai“ von der Presse zerrissen werden würde, war daher schon von vornherein klar und spätestens ab Sichtung des Trailers absolut sicher – eine Blödelkomödie mit Johnny Depp in bewärter Jack Sparrow-Manier, das kann ja nur eine Katastrophe werden.


Und die ersten 20 Minuten lassen Schlimmes erahnen, denn der Humor trifft so überhaupt nicht ins Schwarze und erinnert in seiner Lahmheit an den belanglosen Einstieg von „Kill the Boss 2“. Im Gegensatz zu letzterem nimmt „Mortdecai“ (Regie: David Koepp) dann aber nach und nach an Fahrt auf und entwickelt sich zu durchaus guter Unterhaltung. Der Humor ist dabei sicher nicht jedermanns Sache, schwankt zwischen purem Klamauk, gewitzten Dialogen und gut sitzenden Onelinern. Allgemein merkt man dem Film an, dass er sich nicht ernst nehmen, sondern einfach eine bekloppte Gaunergeschichte erzählen will, und dies tut er auch ganz ordentlich.

Depp hat vielleicht den undankbarsten Part bekommen, da Mortdecai ein feiger, ziemlich trotteliger Gauner ist – nicht dumm, aber von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpernd. Das alles spielt Depp auf so übertrieben affektierte Weise und mit seinen typischen mimischen Entgleisungen, die man bereits von seinen anderen komödiantischen Rollen kennt, dass es auch schnell mal zu viel sein kann. Es ist zumindest ein Grund, warum die Gags am Anfang so gar nicht sitzen. Im Verlauf des Films wird es aber deutlich besser und irgendwie mag man diesen eitlen Fatzke Mortdecai am Ende sogar ein kleines bisschen.
Die Show stehlen aber dann doch die Nebenrollen, v.a. weil sie viele der besten Sprüche oder Szenen abbekommen haben. Paul Bettany als Diener Jock bringt genau das richtige Maß an trockenem Humor für Mortdecais Diener/Leibwächter/Mann fürs Grobe mit, um die Rollen zum Scene Stealer zu machen. Gwyneth Paltrow hat Klasse als clevere Johanna Mortdecai und es steht völlig außer Frage, wer in dieser Ehe die Hosen anhat. Ihr zu Füßen liegt nicht nur ihr Ehemann, sondern auch MI5-Ermittler Martland, dessen ewiges „Friendzoning“ Ewan McGregor durchaus sympathisch herüberbringt.
Auch die weiteren Rollen sind überzeugend besetzt, u. a. mit Jeff Goldblum als amerikanischem Milliardär, Olivia Munn als dessen nymphomane Tochter, oder Jonny Pasvolsky als Auftragskiller.


Auf technischer Seite überzeugt der Film größtenteils. Die Musik von Mark Ronson und Geoff Zanelli ist recht gelungen und fügt sich gut ein, nur die offensichtlichen computeranimierten Überleitungen, wenn Mortdecai mal wieder seinen Aufenthaltsort wechselt (u. a. werden London, Oxford, Los Angels und Moskau abgeklappert), wirken störend, da die Übergänge von real zu CGI nicht gut gelöst sind.


Fazit: „Mortdecai“ ist zwar nicht die Hit-Komödie des Jahres, aber die ganze Kritikerschelte hat er nicht verdient. Wer mit dem Humor aus dem Trailer etwas anfangen kann und die ersten 20 Minuten übersteht, bekommt eine durchaus kurzweilige, unterhaltsame Komödie mit Top-Besetzung geboten.  


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Sonntag, 11. Januar 2015

Mein Kinojahr 2014

Auch wenn es auf dem Blog leider zeitbedingt eher still war im letzten Jahr, habe ich mir den regelmäßigen Kinobesuch natürlich nicht nehmen lassen. 2014 bin ich 41 Mal ins Kino gegangen (Verteilung: 6 / 7 / 9 / 19), wovon 22 Besuche auf mein Heimatkino entfielen. Vier Filme habe ich je zwei Mal gesehen und es waren natürlich auch wieder einige 3D-Filme darunter. Dieses Jahr hat mir das 3D bei vielen Filmen jedoch besser gefallen als noch im letzten Jahr. Vielleicht lernen die Studios ja dazu.

Bester Film
 Wieder einmal streiten sich vier Filme um diesen Titel. Mit kleinem Vorsprung ist es für mich „12 Years A Slave“ geworden, den ich einfach in allen Bereichen großartig und bewegend fand. Gleich dahinter reiht sich David Finchers „Gone Girl“ ein, der sich v. a. wegen der herausragenden Rosamund Pike und der spannenden Handlung diesen Platz verdient hat. Da ich mich einfach nicht zwischen den beiden anderen Filmen entscheiden kann, wird es etwas eng auf dem Podium: „Dallas Buyers Club“ und „Im August in Osage County“ waren für mich Schauspielerfilme mit Sogwirkung und kleineren Schwächen.


Schlechtester Film
Da ich die heißesten Kandidaten in dieser Kategorie eh nie sehe (warum soll ich für einen Kinobesuch Geld ausgeben, wenn von vorneherein klar ist, dass der Film eine Katastrophe ist?), sind für mich die schlechtesten Filme natürlich immer die, die besonders anstrengend zu gucken waren, aus was für Gründen auch immer. Und das war dieses Jahr „Transcendence“. Der Film hatte eine sehr gute Besetzung und eine an sich interessante Idee, verbockt es aber leider total. Keiner der Schauspieler wirkt wirklich am Film interessiert, der Plot mäandert voller Lücken vor sich hin, und Spannung will auch so gar keine aufkommen.
Knapp dahinter reiht sich der hochgelobte „American Hustle“ ein, und er schafft es auch nur deshalb nicht auf den ersten Platz, weil die hier herrschende gepflegte Langeweile für mich eher nochmal zu ertragen wäre als der konfus-langweilige „Transcendence“. „American Hustle“ hat immerhin einen singenden Jeremy Renner und eine tolle Amy Adams. Tja, und an dritter Stelle findet sich hier dann noch „Kill the Boss 2“, ein inspirationsloses Sequel, das allein von Chris Pines wundervoll selbstironischer Darstellung und einer gelungenen Parodie auf Verfolgungsjagden vor einer höheren Platzierung bewahrt wurde.

Der lustigste Film
 Das war einfach: „22 Jump Street“. Der Zuschauer bekommt das, was er sehen will: Genau denselben Scheiß wie beim ersten Mal! Natürlich mit einem ganz großen Augenzwinkern und so viel Lust an selbstironischer Übertreibung, dass der Film von Anfang bis Ende zum Brüllen komisch ist. Heimst außerdem den Preis für die lustigste Szene des Jahres ein (Ice Cube vs. Jonah Hill, und Channing Tatum ist echt gar keine Hilfe!).

Knapp dahinter folgt der wunderbare „5 Zimmer, Küche, Sarg“, die clevere Vampir-Mockumentary aus Neuseeland, die in den Trailern vielleicht grade mal die ersten 15 Minuten anschneidet. Der Alltag in einer Vampir-WG kann ja sooo kompliziert sein. Ebenfalls erwähnen möchte ich das gelungene „Madagascar“-Spin off „Die Pinguine aus Madagascar“. Zwar ist die Handlung doch sehr vorhersehbar, die Gagdichte ist aber verdammt hoch, sodass der Zuschauer den ganzen Film gut unterhalten wird. Die Nebenfiguren waren sowieso immer das beste an Dreamworks Zootier-Sause.

Der emotionalste Film
Ganz klar „12 Years A Slave“ - ich habe nicht nur das ein oder andere Tränchen verdrückt, der Film hat mich auch sehr schockiert und unglaublich wütend gemacht.

Die größte positive Überraschung
 Schön, dieses Jahr einmal wirkliche Überraschungen zu haben, und nicht nur Filme, von denen ich verzweifelt hoffte, dass sie gut sind, bei denen es aber irgendwelche Bedenken gab.

Sehr gefreut hat mich, dass „The Maze Runner“ eine wirklich gelungene Jugendbuchverfilmung ist – viele überzeugende junge Darsteller in durchaus spannender Story. 
Richtig gut gefallen hat mir wider Erwarten auch die deutsche Produktion „Coming In“. Die Trailer ließen den Film leider wie die mieseste Aneinanderreihung von „Schwule haben nur noch nicht die richtige Frau gefunden“-Klischees aussehen, was zum Glück aber nicht zutrifft. Das Hauptdarsteller-Duo Kostja Ullmann und Aylin Tetzel ist goldig-charmant, und die meisten Gags sitzen. Trotz kleiner Schwächen meilenweit von dem Desaster entfernt, nach dem der Film zunächst aussah.

Die größte Enttäuschung
Ja, auch die gibt es leider jedes Jahr aufs Neue. Neben dem bereits erwähnten „Transcendence“, der aufgrund des versammelten Talents Potential für so viel mehr gehabt hätte, ließen mich noch zwei andere Filme eher enttäuscht zurück.
Einmal „The Lego Movie“, der besonders in den USA über den grünen Klee gelobt wurde. Und zugegeben, die Optik ist schon sehr unterhaltsam und „mal was anderes“, aber die Story war leider absolut 08/15 und konnte mich nicht überzeugen. Auch der Humor traf häufig nicht meinen Geschmack.
Tja, und der andere Film ist „The Amazing Spider-Man 2“, der so ziemlich all das falsch macht, was schon den dritten „Spider-Man“-Film mit Tobey Maguire zu Fall brachte: Viel zu viele Plotelemente, Probleme und Charaktere werden irgendwie in einen Film gequetscht, sodass am Ende für gar nichts davon mehr richtig Zeit bleibt und der Film somit zu einem unausgegorenen Mischmasch wird. Drei Bösewichte sind einfach viel zu viel – warum hat man sich nicht auf Electro konzentriert und nebenher mehr Zeit in das Wiedersehen zwischen Peter und Harry investiert, sodass Harrys Wandlung zum Green Goblin (inkl. aller Konsequenzen) mehr Gewicht erhält und der Fokus des dritten Teils ist? Da hat man schon so eine fantastische Besetzung und verbockt es dann wieder – ein verdammt frustrierender Film.

Interlude: Der Preis für das mieseste CGI geht an...
Maleficent“! Echt, Disney, das könnt ihr besser! Die Flugeffekte besonders zu Anfang waren grausam, die drei Feen kamen direkt aus Uncanny Valley und waren unerträglich-schmerzhaft für die Augen (und Ohren), der Drache war einfallslos. Generell scheint Disney in seinen Real-Fantasy-Streifen das Händchen für gute CGI-Effekte immer mehr zu verlieren – viele zu offensichtlich unechte Momente gab es schon in „Alice im Wunderland“ und „Die fantastische Welt von Oz“.

Bester Blockbuster
Es gab dieses Jahr einige große Filme, zwei davon („Mockingjay Pt.1“ und „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“) starteten erst zum Ende des Jahres. Ganz klar der beste Blockbuster 2014 war aber natürlich Marvels „Guardians of the Galaxy“. Was soll man sagen, das Studio schwimmt einfach derzeit auf der Erfolgswelle, aber so einen großen Erfolg (insges. über $ 772 Mio. eingespielt, in den USA mit fast $ 333 Mio. derzeit noch der erfolgreichste Film - „Mockingjay Pt.1“ wird aber vermutlich noch überholen) hatte man vermutlich dennoch nicht erwartet. Dafür galt das Weltraumabenteuer mit seiner kruden Protagonistentruppe einfach als zu abgedreht (ein sprechender Waschbär... und ein Baum?!). Aber „Guardians“ brachte dem Sommer-Blockbuster das zurück, was lange Zeit eher Mangelware war: Spaß! 
Und da Marvel im Moment so gut aufgelegt ist, kommt mein zweiter Lieblings-Blockbuster auch aus diesem Haus: „The Return of the First Avenger“ - oder für alle, die den deutschen Titel auch gerne ignorieren, „Captain America:The Winter Soldier“. Der Film rangiert im Moment an 3. Stelle im US-Boxoffice, und hat weltweit über $ 714 Mio. eingespielt – beinahe doppelt soviel wie der erste Film mit Chris Evans' Supersoldaten. Das sehr gute Einspielergebnis ist sicherlich einerseits dem durch die „Avengers“ stark gestiegenen Bekanntheits- und Beliebtsheitsgrad der Figur zu verdanken, aber ein weiterer Grund für den Erfolg ist, dass der Film einfach verdammt gut ist. Saucoole Actionszenen, eine spannende, politisch aktuelle Story, interessante neue Charaktere und genau die richtige Prise Humor machen den zweiten „Captain America“-Film einfach zu einem richtig starken Stück Entertainment.


Bester Feel-Good-Film
Ein Hoch auf die Filme, die einen einfach mit einem Lächeln oder guter Laune aus dem Kino entlassen!
Eine wirkliche Rangfolge habe ich bei meinen Lieblings-Gutelaune-Filme aus dem letzten Jahr auch nicht – alle sind auf ihre Weise sehr gelungene und vielleicht auch einfach ein wenig Geschmackssache. Für Musikfreunde hätten wir da „Can A Song Save Your Life?“ mit Mark Ruffalo als gefeuertem, seinen Frust in Alkohol ertränkenden Musikproduzenten und Keira Knightley als von der Liebe enttäuschtes Mädchen mit Gitarre. Die beiden beginnen auf ziemlich verrückte Weise ein Album zu produzieren und dabei auch gleichzeitig ihre Leben wieder in Ordnung zu bringen. Ein herzerwärmender Film über Freundschaft, Neuanfänge und den Mut, auch mal was zu wagen.
Aus der Sparte „Nach einer wahren Geschichte“ hätte ich „Pride“ anzubieten, der kaum bekannte Ereignisse aus dem britischen Minenarbeiterstreik in den 80ern beleuchtet. Aus Solidarität wurde nämlich damals in London die LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners)-Gruppe gegründet, da Gruppengründer Mark in der Ausgrenzung der Minenarbeiter durch die Politik Parallelen zu der Diskriminierung der Homosexuellen sah. Ein kleines Dorf in Wales nimmt die Unterstützung tatsächlich an, wenn auch unter großen Vorbehalten. Der Film beleuchtet anhand unterschiedlicher Gruppenmitglieder die verschiedenen Probleme, mit denen Homosexuelle damals – als gerade AIDS Schlagzeilen machte – klarkommen mussten, und leider hat sich dahingehend ja noch nicht überall etwas geändert. Dennoch ist der Film v. a. ein Loblied auf Solidarität und den Abbau von Vorurteilen, der den Besucher mit einem schönen Finale entlässt.
 Und dann schlich sich zum Jahresende noch ein kleiner, britischer Film in mein Herz: „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“. Okay, der Titel ist nicht gerade berauschend, der Film aber ein wahres Kleinod. Drei Kinder und ihre sich in Scheidung befindenden Eltern fahren zur Geburtstagsfeier des Großvaters nach Schottland. Um den (todkranken) Opa nicht aufzuregen, soll auf heile Familie gemacht werden, aber dieser erkennt schnell, dass etwas nicht stimmt und hat sowieso keine Lust auf Partyvorbereitungen. Zur Ablenkung fährt er mit den Kindern an den Strand. Was dann passiert soll auf keinen Fall vorweggenommen werden. *g* Die Kinderdarsteller sind allesamt goldig und stehlen den Erwachsenen die Schau. Trotz der ernsten Themen, die der Film behandelt (Scheidung, Krankheit, Tod), wird er nie rührselig, sondern bleibt stets leicht und witzig. Einfach ein richtig schöner Film.


Gutes und schlechtes Publikum
Wirklich gutes Publikum hatte ich in 2014 leider viel zu selten. Die meiste Zeit kann ich das Publikum wohl mit „unauffällig, nicht störend“ beschreiben. Ganz gut, weil voll „drin“ im Film war das Publikum in meinem ersten „22 Jump Street“-Besuch – da waren wir aber eh alle schon irgendwie etwas bescheuert drauf, weil die ersten 30 Sekunden des Films ohne Bild liefen. *g*
Lobend erwähnen möchte ich noch das Publikum in „Pride“, welches aus zwei Männern, einem älteren Paar, und mir bestand. Einer der Männer hatte unglaublich Spaß an dem Film (der andere wohl auch, nur hat er eine viele leisere Lache *g*), und es war allgemein ein unterhaltsamer Kinobesuch, da ich bis ca. 5 min vor Filmbeginn dachte ich bliebe allein im Saal.Entsprechend kamen dann auch Kommentare, als sich die anderen Zuschauer in den Saal verirrten.

Und das wars eigentlich auch mit gutem Publikum. Schlechtes Publikum hatte ich dagegen deutlich öfter, zum Glück aber meist nur aufgrund von ein paar störenden Individuen. Insgesamt wirklich schlecht war allerdings das Publikum in meinem zweiten „Der Hobbit – Die Schlacht der 5 Heere“-Besuch. So viel Rumgelaufe in einem Film habe ich noch nie erlebt – ständig (bereits nach 20 min!) standen Leute auf um neue Snacks oder Getränke zu holen, oder was man sonst noch außerhalb des Kinosaals so macht. Ganz schlimm waren drei Typen hinter uns, die dreimal geschlossen (!) rausgingen um neues Bier zu holen. Und die Flaschen dann schön im Weg rumstehen ließen, sodass beim Abspann die Leute aus derselben Reihe die Flaschen umstießen. Top Leistung.
Grauenvoll war auch der Vater, der mit seiner Tochter neben uns in „The Lego Movie“ saß und keinen Hehl daraus machte, wie furchtbar er den Film fand. Immer wieder kamen blöde Kommentare, von wegen „Boah, ist das ein Mist! Wie kannst du sowas gut finden, das ist doch überhaupt nicht lustig! Wann ist das endlich vorbei.“ Wow, was für ein guter Vater! Mein Vater hat sicher auch nicht jeden Film gut gefunden, den er neben mir ertragen musste („Däumeline“, „Ferngully“...), aber er hat mir wenigstens nicht den Film kaputt gemacht sondern still vor sich hin gelitten – wie ein vernünftiger Vater das eben macht!

Dann waren da noch zwei angeschickerte Frauen in „Mockingjay Pt.1“, die Prosecco süffelten und die ersten 20 min des Films ständig vor sich hin murmelten. Oder die Teenies in „Gone Girl“ hinter uns, die den Film so absolut gar nicht verstanden und ihre Verwunderung und Unverständnis immer wieder lautstark bekunden mussten. Immerhin hatte man bei ihnen das Gefühl, dass sie den Film verstehen wollten
Oh, und natürlich das hyperaktive Kind in meinem zweiten „Drachenzähmen leicht gemacht 2“-Besuch, das von der gesamten Familie (mehrere ältere Geschwister, Mutter, Vater, Oma?) begleitet wurde und offensichtlich der Star der Familie war. Sie saßen hinter uns und der Kleine babbelte in einer Tour durch als wäre er im Zuckerschock – da noch die Trailer liefen, haben wir es erstmal versucht zu ignorieren, aber sein lautes „OHNEZAHN!!!!“-Gekreische und Rumgehopse war zu penetrant. Und dann ging der Film los und er brabbelte immer noch weiter und weiter, sodass wir uns schließlich nach hinten gesetzt haben, da hörte man ihn nicht mehr so gut (und ja, er brabbelte während des Films immer wieder, manche Kommentare so laut, dass wir sie selbst in den hinteren Reihen noch gut verstehen konnten...). Ich hab ja nichts gegen aufgeregte Kinder, die vielleicht nur selten ins Kino kommen und das alles superspannend finden, aber als Eltern sollte man dann irgendwann mal auf die Bremse treten, schließlich sitzt man nicht allein im Saal...

Persönliche Bestenliste: Die 10 erinnerungswürdigsten Szenen
Mögliche Spoiler! ;D Keine wirkliche Reihenfolge bis auf die ersten beiden Szenen, aber bei denen ist auch noch nicht so viel Zeit vergangen, seit ich sie gesehen habe.
  1. „The Hanging Tree“ (Mockingjay Pt. 1)
  2. „Thorin, die Adler... die Adler sind da, siehst du?“ (Der Hobbit – Die Schlacht der 5 Heere)
  3. „Come and get your Love“ - Star Lord Tanz-Intro (Guardians of the Galaxy)
  4. Polizeibesuch in der WG (5 Zimmer, Küche, Sarg)
  5. Solomons Strafe: Auf Zehenspitzen als Gehenkter (12 Years a Slave)
  6. Amy und das Messer (Gone Girl)
  7. Dance Off im Parkhaus (Cuban Fury)
  8. Kampf im Fahrstuhl (The Return of the First Avenger)
  9. „Schmidt p**t die Tochter vom Caaaptaaain!“ (22 Jump Street)
  10. Thomas' Nacht im Labyrinth (The Maze Runner)

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