Genau wie in 2012 zog es mich 2013 40 Mal ins Kino, am meisten – wie eigentlich immer – im letzten Quartal (Verteilung: 10 / 9 / 6 / 15). Dabei gehen 26 Besuche auf das Konto meines Heimatkinos und einmal war ich sogar in einem ausländischen Kino, nämlich im Showcase in Bristol (für „The World's End“). 14 Mal musste ich einen Film in 3D gucken (ja, „musste“, denn leider kann man heutzutage ja nur noch sehr selten zwischen einer 2D- und einer 3D-Fassung wählen), und vier Filme zogen mich zwei Mal ins Kino.
Der beste Film
Da hatte ich dieses Jahr wirklich große Probleme, mich endgültig zu entscheiden, denn vier Filme blieben mir in besonders guter Erinnerung und zählen meiner Meinung nach zum Besten, was 2013 zu bieten hatte. Am Ende hat dann aber ein Film – ganz passend – mit einem Sekundenbruchteil Vorsprung gewonnen: „Rush“. Ron Howards Porträt der Rivalität zwischen den Formel1-Fahrern James Hunt und Nikki Lauda ist spannend, schockierend, lässt Emotionen zu und bietet sogar den ein oder anderen Lacher.Nur ganz knapp am 1. Platz schrammten der beste Blockbuster des Jahres, „Iron Man 3“, und der vor Spannung kaum zu ertragende „Captain Philipps“ (mit einem lange nicht mehr so guten Tom Hanks) vorbei. Das v. a. technisch auftrumpfende Weltall-Spektakel „Gravity“ schafft es auf Platz 4.
Der schlechteste Film
Auch dieses Jahr habe ich einen weiten Bogen um die üblichen Verdächtigen für diese Kategorie gemacht – da habe ich wohl das Glück kein offizieller Filmkritiker zu sein, sodass mich niemand zwingen kann für Schrott ins Kino zu gehen. Und so war auch kein Film so richtig schlecht, sondern fällt eigentlich eher in die Kategorie „Nett aber vergessenswert“ oder „Muss man nicht sehen aber tut auch nicht richtig weh“. Und von all diesen Filmen fand ich „Epic“ dann doch am schlechtesten. Der Film sieht zum Großteil sehr hübsch aus, aber die Story ist leider sehr bescheuert bzw. wimmelt nur so von Logiklöchern.
Der lustigste Film
Beim lustigsten Film schwanke ich zwischen zwei, und ich möchte mich eigentlich auch nicht entscheiden. Beide sind nämlich auf ihre Art sehr unterhaltsam. Zunächst wäre da „Das ist das Ende“, der komplett durchgeknallte Weltuntergangs-Apokalypsen-Film mit James Franco, Seth Rogen & Co. Ein aberwitziger Kommentar auf Hollywood und Katastrophenfilme, denn jetzt sehen wir mal komplett planlosen Menschen dabei zu, wie sie mit solch einer Extremsituation klar kommen. Und das ist zum Brüllen komisch, wenn auch etwas krude.Und der andere Film ist „Don Jon“ über einen von Joseph Gordon-Levitt gespielten Pornosüchtigen, der selbst dann nicht von seinem schmutzigen Hobby lassen kann, als er anscheinend seine Traumfrau findet. Der Film schafft eine überraschende Gratwanderung gegen Ende, wenn das Ganze einen ernsteren Unterton bekommt, aber die erste Stunde ist herrliche Satire auf Hollywood-Romanzen.
Eine Ehrennennung habe ich allerdings noch: Als lustige Szene des Jahres gewinnt ganz klar die Kapuzenszene aus „Django Unchained“.
Der emotionalste Film
Das waren im Grund zwei Filme: Einmal „Les Miserables“, da muss ich beim letzten Lied sowieso immer schlucken, wenn ich es höre, und dass dann auf der Leinwand zu sehen (auf der Bühne habe ich das Musical bisher leider nicht sehen können), schwächt die Szene nicht gerade ab. Allgemein war die Verfilmung recht gut gelungen und die langen Kameraeinstellungen trugen zur Intensität bei. Immerhin bin ich nicht in Tränen ausgebrochen, dafür haben andere im Publikum gesorgt.Und der zweite Film ist „Captain Philipps“, nicht auf der „Oh mein Gott, das ist so traurig!“-Ebene, sondern auf der „Wow, das war ein verdammt nervenaufreibendes Finale“-Ebene. Obwohl der Ausgang der Handlung bekannt war, hab ich trotzdem sehr mitgefiebert, und die absolut realistische Darstellung des traumatisierten und völlig unter Schock stehenden Philipps war sehr ergreifend.
Die größte positive Überraschung
Auch hier haben mich in 2013 zwei Filme überrascht, zumindest ein wenig, und zwar „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ und Michael Herbigs Romantik-Dramödie „Buddy“. Der zweite Teil des „Hobbit“ war deshalb überraschend, weil ich gerade bei einem mittleren Teil erwartet hätte, dass er sich zieht, v. a. auch weil Teil 1 schon deutliche Längen hatte. Aber nein, trotz Peter Jacksons deutlicher Abweichungen vom Buch hat der Film mich packen können und ich habe nicht, wie noch in Teil 1, an der ein oder anderen Stelle etwas gelangweilt auf die Uhr geguckt.Um Michael „Bully“ Herbig war es ja etwas still geworden in letzter Zeit, und die auf Pro7 ausgestrahlte Sitcom „Bully macht Buddy“, die auf den Film einstimmen sollte, war von den Quoten her ein Desaster. Zum Glück hatte die Sitcom so ziemlich gar nichts mit dem Film zu tun, der zwar recht konventionell und ohne große Überraschungen daherkommt, aber dennoch konstant unterhält, Bully-typischen Wortwitz aufweist und mit seinem Humor fast immer ins Schwarze trifft. Keine intellektuelle Herausforderung, aber sicherlich auch keinen Deut schlechter als die das Kino überflutenden Filme von/mit Till Schweiger und Matthias Schweighöfer.
Die größte Enttäuschung
„Star Trek into Darkness“. Je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr regt er mich auf. So viele gute Ansätze, so tolle Voraussetzungen mit talentierten, passend gecasteten Schauspielern und beeindruckender Technik, und dann dieser Film. *grummel*
Das beste Publikum
Allgemein hatte ich gutes, unterhaltsames Publikum in den beiden besuchten „Thor: The Dark World“-Vorstellungen, wobei die drei Teenie-Mädels vom ersten Besuch hervorgehoben werden müssen. Die waren nämlich einfach zu goldig. Ich bin wie immer sitzen geblieben und sie waren ganz am Ende des Abspanns noch die einzigen mit mir im Saal. Sie giggelten total begeistert über den Schluss-Twist mit Loki woraus sich ein kleines Gespräch zwischen uns entwickelte. Loki-Fans erkennt man eben immer und überall, sie waren ganz hin und weg, und wollten nochmal reingehen.Das sicherlich zu 80% aus Benedict Cumberbatch Fans bestehende Publikum in der „Frankenstein“-Aufführung hatte ebenfalls etwas für sich, wenn auch das begeisterte Gekreische zu Beginn etwas, ähm, befremdlich war. *g*
Auch noch erwähnen möchte ich die beiden Damen (sicherlich Ende 50, Anfang 60), die neben mir in „Die Eiskönigin“ saßen und offensichtlich totale Disneyfans waren. Außerdem schien es ihr erster 3D-Film zu sein, sie waren ganz begeistert von den Effekten, und nach Elsas Power-“Ihr könnt mich alle mal!“-Song waren sie richtig überwältigt.
Und nicht fehlen darf die Dam in „Les Miserables“, die die bekannteren Stücke wie „I dreamed a dream“ oder „On my own“ mitsang, und dann bei der Sterbeszene des kleinen Gavroche (ja natürlich stirbt das Kind, es hat einen Namen, ist niedlich und turnt auf den Barrikaden rum!) völlig unkontrolliert in Tränen ausbrach.
Das schlechteste Publikum
Das absolut schlechteste Publikum hatte ich bei meinem „Pitch Perfect“-Besuch, ausgerechnet der erste Kinobesuch überhaupt in 2013. Fast nur Teenies, dazu offensichtlich verfeindete Lager aus einer Klasse oder zumindest aus Parallelklassen. Da wurde sich gegenseitig angekeift, über mehrere Reihen mit Popcorn geworfen, dämliche Sprüche über den Film gemacht, da der Humor zu hoch für diese einfältigen Gemüter war, und ich frag mich immer noch, warum die überhaupt ins Kino gegangen sind, wenn die doch eh nichts davon mitbekommen haben.Auf andere Weise schlecht war das Publikum im ersten „Iron Man 3“-Besuch, da irgendwie so gar keine Reaktion kam. Humor nicht verstanden? Zu jung um die Gags zu Beginn zu kapieren?
„Das ist das Ende“ war auch schwierig, da ein Teil des Publikums offensichtlich die Schauspieler nicht kannte und somit ungefähr die Hälfte der Witze gar nicht verstand, wodurch die ersten 20 min für sie langweilig wurden und sie anfingen zu meckern. Hinzu kam, dass bei einem der Jungs das Deo versagte, was nicht angenehm war.
Und kein Kinojahr darf vergehen, ohne dass nicht irgendwer, in diesem Fall drei Frauen vor uns, verschämt kichern, weil zwei Männer miteinander im Bett sind. So geschehen in „Liberace“. „Tihihi, die haben Sex, tihihi, und Liberace ist schon alt, tihi.“ Tatsache. Wer hätte das gedacht.
Das erinnert mich an...
In „Frankenweenie“ erinnerte die Monsterplage gegen Ende doch etwas an das große Finale von „Cabin in the Woods“. Das hat dem Ganzen aber nochmal einen extra Kick gegeben. *g*
Besondere Momente
Auch toll war der Besuch von „The World's End“ in Bristol während des England-Urlaubs, wo wir beinahe den Saal für uns gehabt hätten, für echtes Heimkino-Feeling.
So viele Bio-Pics!
Ich habe in 2013 gefühlt massenweise Filme gesehen, die sich mit realen Personen beschäftigen: „Lincoln“ (den ich etwas dröge fand), „Hitchcock“ (unterhaltsam), „Rush“, „Liberace“ (zu Recht mit diversen Preisen ausgezeichnet), „Inside WikiLeaks“ (verschenktes Potential) und „Captain Philipps“.Und ganz am Ende wurde es dann auch noch etwas Arthouse, denn der letzte Film in 2013 war „Only Lovers Left Alive“, der melancholisch dahinfließende Vampirfilm von Jim Jarmusch. Hatte was. :)
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