Da meine Kritik zu “New Moon”, dem zweiten Teil in der “Twilight”-Saga um den Vampir Edward und seine menschliche Freundin Bella, sowieso nur sehr subjektiv ausfallen kann, werde ich einfach über das Kinoerlebnis im großen Ganzen berichten.
Also gut, warum gehe ich überhaupt so etwas wie „New Moon“ schauen, wenn ich doch im Voraus weiß, dass ich das Ganze bestenfalls mittelmäßig finden werde? Nun, Teil 1 hatte ich ja auch bereits gesehen und ich finde es etwas unfair, über einen Film zu lästern, den ich nicht gesehen habe. Außerdem war Teil 1 herrlich unfreiwillig komisch, teilweise aufgrund des recht geringen Budgets (wodurch manche Effekte etwas unausgereift wirkten), teilweise wegen der an sich sehr seichten Dialoge und Handlung, die immerhin für den Film ein bisschen gestrafft wurde und nicht mehr
ganz so furchtbar war. Diesmal gab es mit Chris Weitz einen neuen Regisseur, und Teil 3 wird wieder einen anderen haben. Mal schauen, ob man Unterschiede bemerkt. Meine beste Freundin war natürlich wieder dabei, denn so einen Film muss man mit der besten Freundin anschauen. Sie ging aus dem gleichen Grund wie ich: In der Erwartung vieler urkomischer Momente und blöder Dialoge, über die man sich lustig machen kann.
Ich hatte mich auch entsprechend gewappnet: Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, durch meine Kleidung einen gewissen Kontrast zum kommenden Film zu bilden, also war ich mal wieder ein Improvisierter Pirat (Light). Entsprechende Ringe, Kette, Stiefel, Jacke, Kajal. Ich fühlte mich vorbereitet.
Während ich also im Foyer auf meine Freundin wartete, war gerade die vorherige Vorstellung zuende. Das Kino war ziemlich voll gewesen und alle Altersgruppen waren vertreten. Leicht schockiert nahm ich den Satz einer ca. 40-jährigen Frau wahr: „Also, der eine junge Werwolf, der war ja wirklich süß!“ TwiMoms. Ich hatte bisher das Glück, keine von ihnen zu Gesicht zu bekommen, aber irgendwann musste es ja passieren. In ihrem Alter sollte man es besser wissen. Andererseits, irgendwer muss den glitzernden „The Vamp“-Dildo ja kaufen.
Als meine Freundin und ich uns dann auf unsere Plätze setzten, wurden wir gleich von zwei Teenie-Mädels belagert, die neben uns saßen.
„Uuuund, wie oft habt ihr den Film schon gesehen?!“
„Ähm, das ist das erste Mal...“
„Eeeecht?! Wir waren schon ganz oft drin! Habt ihr auch den ersten gesehen?“
„Ja, doch.“
„Der ist gut, ne?“
„Joa, kann man so sagen...“
Immerhin, „Twilight“-Fans sind kommunikativ. Und kommen wirklich aus allen Altersgruppen, denn auch in unserer Vorstellung hatten wir ältere Damen und Teenies sitzen, zwischendurch auch mal ein, zwei Pärchen. Oh, was taten uns die Männer leid. Begeistert sahen sie auch nicht aus...
Die Trailer:
Nur zwei, leider. Dafür gab es den für „Das Kabinett des Dr. Parnassus“, bei dem ich überrascht feststellte, dass ich ihn bisher noch gar nicht in Deutsch gesehen hatte. Jedenfalls, der Trailer sieht immer noch toll aus, und meine Freundin, die sowieso auf leicht schräge Filme steht, war auch gleich Feuer und Flamme dafür. Sehr gut. :)
Außerdem gab es noch den für „Das Bildnis des Dorian Gray“, der mich aber nicht so sehr reizt. Immerhin, die Vorlage dieses Films kann man wenigstens als Literatur bezeichnen...
Der Film:
Die Protagonistin Bella (Kristen Stewart) wird 18 und fühlt sich unglaublich alt, im Sinne von „Oh mein Gott, ich bin schon so gut wie tot!“ Eine ganz normale Reaktion, wie soll man auch sonst auf die gefürchtete
18 reagieren? Ihr Vampir-Freund Edward (Robert Pattinson) und seine Familie schmeißen für sie eine Geburtstagsparty, bei der es zu einem unglücklichen Zwischenfall kommt, woraufhin Edward beschließt, dass es für Bella zu gefährlich ist, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Er macht Schluss mit ihr und verlässt zusammen mit seiner Familie die Stadt. Bella trauert einige Monate und stellt dann fest, dass sie Edwards Stimme hören und ihn sogar sehen kann, wenn sie sich in gefährliche Situationen bringt. Gleichzeitig erneuert sie ihre Freundschaft mit Jacob (Taylor Lautner), einem Indianer aus dem dort ansässigen Stamm. Der Edward nicht leiden kann, Bella dafür aber umso mehr. Und ein unglaubliches Geheimnis trägt er auch noch mit sich herum!
Edward hat währenddessen die Information erhalten, dass Bella sich umgebracht hat und will es ihr gleichtun, weshalb er die Volturi (die Oberhäupter der Vampire) aufsucht, denn nur sie können einen Vampir töten. Was sie ganz gerne mal machen, wenn man sie provoziert. Wie wird das Ganze wohl ausgehen?!
Naja, dass die Handlung nicht das Gelbe vom Ei ist, war ja bereits vorher klar (wenn die Handlung der vier Bücher eigentlich ins eins passt, und dazu in ein nicht allzu dickes...), aber es ist erstaunlich, wie unglaublich viel Bella vor sich hin leidet. Eigentlich leiden fast alle Hauptcharaktere ziemlich viel. Dazu ist der Film sehr dialoglastig, was an sich ja überhaupt kein Problem ist, wären die Dialoge doch nur gut! So aber wird ständig der gleiche Inhalt wiederholt (Bella vermisst Edward, kann nicht ohne ihn, etc.) oder es klingt alles sehr gestelzt oder ist einfach nur dämlich. Es gab viele „Kopf, triff Tisch!“-Momente für uns, und gerade meine Freundin konnte sich den ein oder anderen genervten Seufzer oder Kommentar à la „Och neee!“ nicht verkneifen.
Leider sind die Hauptcharaktere nach wie vor nur leere Hüllen. Wirklich, einen richtigen Charakter kann ich nicht ausmachen. Deshalb lassen sie mich vermutlich auch so kalt. Sie definieren sich irgendwie durch nichts, außer dass Bella manchmal tollpatschig ist und Edward reserviert, und beide ineinander verliebt. Wow.
Pattinson muss als Edward ja das Franchise zum Großteil tragen, und zu wissen, dass er eigentlich überhaupt keinen Bock mehr hat, hilft nicht unbedingt beim Anschauen, erklärt aber zumindest seinen gelangweilten Gesichtsausdruck. Warum Stewart allerdings ebenfalls auf Autopilot läuft und ständig leicht verwirrt in die Kamera schaut, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Bella scheint nicht die Hellste zu sein (okay, bei ihrem quasi nicht existenten Überlebensinstinkt auch kein Wunder). Lautner als Jacob macht seine Sache recht gut, er wirkt zumindest engagiert. Sein Charakter ist mir um Einiges sympathischer als Edward, wenn ich ihn auch nicht allzu interessant finde.
Schade ist auch, dass gerade die interessanten Charaktere viel zu kurz kommen. Es sagt schon einiges über die Protagonisten aus, wenn man sich die ganze Zeit nach Szenen mit Edwards Familie (gerade seine „Geschwister“ sind um ein Vielfaches interessanter als er selbst) oder auch den „Bösen“ sehnt. Leider wird ein böser Vampir aus Teil 1 relativ schnell erledigt, was sehr schade ist, da er immerhin für einen Jack-Sparrow-Moment verantwortlich war! Ich weiß, es klingt unglaublich, in diesem Film solch einen Moment zu finden, aber ich hab es geschafft. *g* Es ist nur ein kurzer Moment, der Böse schaut überrascht zur Seite, aber in diesem kurzen Moment erinnerte er mich total an Sparrow. Könnte auch an den Rastas gelegen haben.
Auch unter den Volturi kommen interessante Charaktere vor, die mich mit ihren zwei Sätzen mehr fasziniert haben, als Bella und Edward jemals zuvor. Dakota Fanning spielt Jane, ein kaltes, blondes Ding, das die Gabe hat, anderen nur mit Gedankenkraft Schmerzen zuzufügen. Mensch, war ich auf ihrer Seite, als sie Edward quälen sollte...
Und Jamie Campbell Bower, der in „Sweeney Todd“ den Anthony so schön gespielt hat, ist hier ebenfalls als einer der Volturi mit von der Partie. Ich frage mich, was ihn dazu getrieben hat, in „New Moon“ mitzuspielen. Seine Regieanweisung war offensichtlich „Guck gelangweilt!“, das macht er aber sehr gut.
Der Film hat uns für ca. 3 Minuten gepackt, und zwar bei einer gut geschnittenen und musikalisch gut unterlegten Szene in Italien, als Bella durch eine Menschenmenge rennt, um Edward davon abzuhalten, wieder etwas unglaublich Blödes anzustellen. Wirklich gut gemacht und da zeigte sich, dass das Ganze durchaus Potential hat. Wenn man aber 90 Minuten braucht, um zur Spannung (und Handlung!) zu kommen, dann ist das definitiv zu lang. Und danach geht’s auch ziemlich schnell wieder bergab bis hin zu einem dermaßen blöden „Cliffhanger“, dass meine Freundin sich den – diesmal lauten – Kommentar „Einen billigeren Cliffhanger hätten die sich nicht einfallen lassen können, oder?“ nicht verkneifen konnte.
Ansonsten, wie war das Publikum so? Nun ja, bei Pattinsons (a.k.a. Das Lustobjekt) erstem Auftritt, wie immer in Slow Motion (denn anders darf Edward eine Szene nicht betreten), kam von der Fangirlfraktion aus unserer Reihe ein geseufztes „Mein Liebling!“, was uns nur noch lauter lachen ließ. Generell war es während der Dialogszenen sehr leise und ich vermute auch, dass einige der Männer eingeschlafen sind, bis auf einen, der bei einer eigentlich sehr dramatisch gedachten Szene zusammen mit uns und noch ein paar anderen laut loslachte. Die Szene war aber auch zu gut! *g* Das Vampirglitzern bei Sonnenlicht hat auch wieder für ein paar Lacher gesorgt und die ständig halbnackt auftretenden Indianer für viele verträumte Seufzer. Mich werden sie wohl nicht in meine Träume verfolgen, dafür war das Ganze zu sehr Holzhammermethode.
Meine Freundin und ich verließen das Kino recht gut gelaunt und auch kopfschüttelnd. Dass so was so großen Anklang bei den Jugendlichen findet. Dass sie den Film sogar so toll finden, um mehrmals reinzugehen... ich mein, ich fand den stellenweise schon beim
ersten Mal langweilig. Und es ist nun wirklich nicht so, dass man einer tiefgründigen Handlung folgen müsste, die Charaktere nuancenreich wären oder der Film vor Liebe zum Detail nur so strotzt. Einmal gesehen, hat man so ziemlich alles gesehen. Aber ich bin offensichtlich nicht genug Fan, um das würdigen und verstehen zu können.
Was soll’s. Gut amüsiert, und sich darüber gewundert, was die heutige Jugend so alles gut findet (und einige viel ältere ebenfalls...). <
Ich bin übrigens der Meinung, dass sich die „Twilight“-Filme ganz hervorragend für Trinkspiele eignen. Nimm einen Schluck, wenn Bella etwas Blödes tut. Nimm zwei, wenn Edward wieder auf Stalker macht, nimm noch einen, wenn Bella das als romantisch ansieht. Nimm drei, wenn Bella darum bettelt, zum Vampir gemacht zu werden. Solltest du nach einer halben Stunde noch nicht besoffen unter dem Tisch liegen, hast du a) entweder geschummelt und gar keinen Alkohol getrunken oder b) eine Leber aus Granit.
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