Mittwoch, 31. Dezember 2014

Urlaubsbericht Budapest 2014



Dieses Jahr stand wieder richtig klassischer Städteurlaub auf dem Programm und als Ziel hatten wir uns Budapest ausgesucht. Man hört ja immer wieder, dass es eine schöne Stadt ist - viele Prachtbauten, die Donau fließt hindurch - und nun wollten wir uns selbst ein Bild machen.



1. Tag

Sehr früh morgens ging es von Köln aus für anderthalb Stunden in die Luft. Der Flughafen Budapests liegt etwas außerhalb, ist aber sehr überschaubar. Für den Rückflug sollte man wissen, von welchem Terminal man fliegt - T1 und T2 liegen nämlich mehrere Kilometer voneinander entfernt. Am Flughafen wechselte ich auch die ersten Euro in ungarische Forint, wohlwissend dass der Kurs bei Interchange sehr schlecht ist. Aber etwas Forint brauchte ich nun mal für die Fahrt in die Stadt und in meiner Bank riet man mir ab schon in Deutschland zu wechseln (weil der Kurs noch schlechter ist).

Mit einer Unmenge Forint in der Tasche ging es zum Bus 200E und mit diesem bis zur Endhaltestelle Köbánya-Kispest, in der wir in die Metrolinie 3 umsteigen konnten. Alles recht einfach, trotz eines Schienenersatzverkehrs für die Metro, sodass wir mit dem Bus an unserer Haltestelle Kálvin tér ankamen. Von dort waren es dann vielleicht 5 min Fußweg bis zu unserem Hotel Three Corners Art in der Kiralyi Pál u. Das Hotel kann ich empfehlen, Lage ist super, Personal freundlich, Zimmer sauber und bieten ausreichend Platz.



Wir ließen die Koffer im Hotel und machten uns auf zur Fußgängerzone/Touristenmeile Váci utca, nur einen Katzensprung vom Hotel entfernt. Dort habe ich dann auch genauestens die Kurse der diversen Wechselstuben studiert und schließlich bei Northline gewechselt - trotz Wechselgebühr bekam man mehr Forint raus als bei den Stuben ohne Gebühr.

Die Váci utca ist natürlich voll auf Touristen ausgelegt, wobei ich sie von den Läden her deutlich angenehmer empfand als z. B. die Ramblas in Barcelona. Natürlich massenweise Souvenirshops und Touristenfallen, aber auch einige nette Läden und große Ketten (gut, für H&M oder Mango braucht man nicht nach Budapest fahren). Anstrengend waren allerdings die ganzen "Abgreifer" der Restaurants, die besonders zu den üblichen Essenszeiten schon beinahe aufdringlich wurden und jeden anquatschen, der nur ansatzweise in ihre Richtung schaute. Die Karte wirklich in Ruhe anschauen kann man eigentlich nur, wenn man noch gar nichts essen will. Auf jeden Fall die Preise unter die Lupe nehmen – die Preise stehen häufig in Euro daneben und man rechnet teilweise schon sehr großzügig um.



 Nachdem wir die Váci utca einmal hoch bis zum Vörösmarty tér und wieder herunter gelaufen waren, konnten wir im Hotel unsere Zimmer beziehen. Für die Verpflegung ist übrigens auch gesorgt – in der ca. 10 Minuten entfernten Großen Markthalle gibt es im Kellergeschoss einen ALDI. *g* Nach Bezug des Zimmers ging es gleich wieder los, und zwar an die Donau (gleich an der Markthalle). Wir liefen das ganze Ostufer (die Pester Seite) entlang, hatten von dort einen tollen Blick auf den Gellértberg, und kamen an der eleganten Elisabethbrücke vorbei.


Direkt dahinter schwenkten wir auf die Donaupromenade. Hier wurde in früheren Zeiten ganz elegant flaniert, heute gibt es viele Restaurant und hässliche Hotels (wirklich, gerade die teuren Hotels haben unglaublich hässliche Fassaden), und man hat einen hervorragenden Blick auf die Budaer Burg. Über die Promenade kommt man schließlich bis an die berühmte Kettenbrücke, von der aus man dann auch die Matthiaskirche mit Fischerbastei recht gut sehen kann. Wir liefen die Kettenbrücke einmal hoch und runter, vom Budaer Ufer hat man auch einen schönen ersten Blick auf das Parlament (mehr dazu später).

 

 Von der Kettenbrücke aus ging es zur Sankt-Stephans-Basilika, einer sehr beeindruckenden Kirche aus dem 19. Jhd. und die größte Kirche Budapests. Es war ein Samstag und es wurden dort offensichtlich mehrere Hochzeiten gefeiert, sodass der Innenraum der Basilika nicht komplett besichtigt werden konnte. Aber selbst von außen ist die Basilika eine wuchtige, imponierende Erscheinung. Wir kauften ein Ticket für den Rundgang auf der Kuppel, von wo aus man einen sehr guten Blick auf ganz Budapest hat.

 
Nach dieser Besichtigung wurde es auch langsam Zeit fürs Abendessen, welches wir im Old Street Café auf der Váci utca fanden. Sehr große Portionen und im Vergleich zu vielen anderen Restaurants auf der Straße recht günstige Preise.

Im Hotel stellten wir dann fest, dass wir die nächsten Tage unsere Erwartungen an das TV-Programm stark herunterschrauben mussten: als deutsche Sender gab es nur Sat1 und Eurosport. Juhu....


 
Tag 2

Am zweiten Tag quälten wir uns, noch geschlaucht vom Anreisetage, aus den Betten um ein paar typische Touristenziele abzuklappern: die Budaer Burg, die Matthiaskirche und die Fischerbastei. Praktischerweise liegt das alles sehr nah beieinander, nämlich auf dem Burgberg im Burgviertel.
Mit Schienenersatzverkehr (da unsere Metrolinie auch heute noch teilweise gesperrt war) ging es zum Deák Ferenc tér, in dessen Nähe der Bus 16 hält, der das Burgviertel durchfährt. Bis zum Dísz tér fuhren wir mit, dieser liegt am Rand des Burgpalastes, sodass wir nicht weit bis dort laufen mussten.

Die Budaer Burg ist ein beeindruckender Bau und thront über der Donau. In ihr befinden sich die Ungarische Nationalgalerie, die Budapester Bibliothek und zwei Museen. Wir bewunderten ausgiebig die Aussicht und kamen dabei sehr nett mit einem älteren australischen Ehepaar ins Gespräch, die auf zweimonatiger Europareise waren. Von historischen Kriegsschauplätzen über Kängurus im Garten, Freunden in Donaueschingen bis hin zu inkompetenten australischen Reisebüros war alles dabei. *g*


In der Nationalgalerie fühlten wir uns freigiebig und bezahlten für den „Fotopass“, damit wir auch ja alle schönen Gemälde fotografieren durften. Das hat sich auch durchaus gelohnt, die Gallerie bietet einen guten Rundumschlag an Gemälden und Statuen aus allen Jahrhunderten. Auch die Ausstellungsräume sind teilweise beeindruckend – eine Burg aus dem 19. Jahrhundert eben -, aber manche Räume sind auch eher lieblos gestaltet.

Nachdem wir die Galerie ausgiebig erkundet hatten, marschierten wir Richtung Matthiaskirche die Tárnok utca entlang. Bevor wir jedoch an der Kirche ankamen, machten wir einen kleinen Bogen und besuchten das Labyrinth. Hierbei geht es steil in den Berg hinab und man läuft unterirdisch durch kalte, schummrig beleuchtet Gänge. Dabei kommt man immer wieder an einer Puppenausstellung zu einer Oper (ich weiß leider nicht mehr welche) vorbei, und in einem langen Seitengang gibt es die Gruft von Dracula zu entdecken. Wer möchte, kann auch durch einen komplett finsteren Teil des Labyrinths laufen.
Kalt ist es dort unten ganz schön, daher diente es uns auch ein wenig als Abkühlung an einem überraschend warmen Tag. Ist aber definitiv kein Muss während eines Urlaubs in Budapest.

Als die Oberwelt uns wieder hatte, machten wir uns gleich auf zur Matthiaskirche. Von außen wie von innen extrem beeindruckend, ist diese immer wieder umgebaute Kirche (ihr heutiges Aussehen stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jhd.) eines der Wahrzeichen Budapests. Wer reich verzierte Kirchen mag, ist hier genau richtig. Direkt daneben liegt die Fischerbastei, sehr überlaufen von Touristen und Häkeldeckenverkäuferinnen gleichermaßen. Wer ein bisschen Ruhe vom Trubel will, sollte an der Kasse ein Ticket für die Bastei kaufen, dann kann man auch auf dem Teil, der nicht von einem Café belegt ist, die Aussicht genießen und sich freuen, dass es dort oben keine Häkeldeckchen gibt.


 Im Anschluss ging es mit dem Bus wieder runter bis zum Clark Ádam tér, an dem übrigens auch die Seilbahn hoch zur Burg abfährt (die hoben wir uns für einen anderen Tag auf). Wir liefen die Fö utca. hinunter durch die sogenannte Wasserstadt. Wir besichtigten die recht hübsche Kirche Sankt Anna von außen und machten massenweise Fotos vom Parlament, das man auf Höhe des Batthyáni tér direkt von vorne bewundern kann. Großartig! Das im neugotischen Stil erbaute Parlament wurde um 1900 fertiggestellt und ist gigantisch: 268 m lang, 118 m breit, mit 691 Räumen. Vorbild war – recht offensichtlich – das Parlament in London.
 

Da es mittlerweile schon halb 6 waren, haben wir dann in den umliegenden Straßen nach einem ordentlichen Restaurant gesucht und uns für das Vigadó in der Markovits Iván utca entschieden.  Freundliches Personal, gute Preise, ordentliche Portionen, und lecker war das Essen auch noch. Wäre das Restaurant näher an unserem Hotel gewesen, wären wir sicher noch einmal hingegangen.


Auf der Rückfahrt haben wir die M2 bis Astoria genommen und sind die Muzéum körút entlanggegangen. Diese besteht interessanterweise fast nur aus antiquarischen Buchhandlungen.

 
Tag 3
Wir hatten Montag und unsere Metrolinie M3 vom Kálvin tér fuhr endlich wieder, sodass wir über sie und die Linie M2 bis zum Heldenplatz fahren konnten. Der Platz ist sehr weitläufig, an ihn grenzen sowohl das Museum der bildenden Künste als auch die Kunsthalle. In der Mitte befindet sich die 36 m hohe Siegessäule, umgeben von sieben Reiterstatuen magyarischer Stammesfürsten. Ein Halbrund mit weiteren Herrscherstatuen begrenzt den Platz. Hier trifft man sehr verlässlich auf größere Touristengruppen. 

 

Wir ließen den Platz recht schnell hinter uns – die Sonne knallte ordentlich und wir wollten in den 5 min entfernten Zoo. Ich war schon ewig nicht mehr im Zoo, daher war war ich doch sehr gespannt. Das Gelände ist gefühlt recht weitläufig (6 ha), aber bei rund 5000 Tieren aus 500 Arten wird der Platz doch leider recht knapp, was bei einigen Gehegen unangenehm auffiel (besonders in der Savannen-Ecke mit Giraffen, Nashörnern, Elefanten, und diversen Affenarten). Schön waren die Löwen, die Känguruhs, oder die australischen Flughunde und Faultiere (die sehr neugierig waren und ganz nah herankamen).
Der Zoo gewinnt übrigens den Preis für „unhygienischste Sanitäranlagen, die ich jemals gesehen habe“, die einzigen WCs, die hier auch nur in Ansätzen akzeptabel waren, waren die direkt am Eingang. Alles andere: *schauder*


Der Zoo gehört zum Stadtwäldchen, und durch einen Teil davon gingen wir auch nach dem Zoobesuch, bis zur Burg Vajdahunyad. Dieser Gebäudekomplex ging aus einem Wettbewerb zur Tausendjahrfeier der ungarischen Landnahme (1896) hervor; man wollte ein Gebäude im Stadtpark errichten, das alle ungarischen Baustile vereint. Hier befindet sich auch das Landwirtschaftsmuseum. Wir haben am Rande des Sees etwas Pause gemacht und uns auf die Andrássy út vorbereitet. Diese Prachtallee ist ca. 3 km lang und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. Als repräsentative Straße des aufstrebenden Budapests gebaut. Wir waren leider zu dem Zeitpunkt schon viel zu müde, um die schöne Architektur der Straße zu bewundern. Vorbei am Haus des Terrors, dem Oktogon, bis hin zur Oper haben wir es aber immerhin geschafft. 

 
Nach einer kurzen Pause im Hotel ging es auf „Futtersuche“ auf der Váci utca. Wir haben uns für das Salt & Pepper entschieden, Essen war dort aber im Vergleich zu den anderen beiden Restaurants nicht so gut und dazu auch teurer. Danach haben wir bei den Legenda Sightseeing Boats eine der Nachtfahrten auf der Donau für den nächsten Tag gebucht und sind dann am Westufer der Donau von der Kettenbrücke bis zur Elisabethbrücke entlanggewandert. Bei Nacht sind die ganzen Sehenswürdigkeiten in Donaunähe wunderbar beleuchtet, daher lohnt sich so ein Spaziergang auf alle Fälle. 



 
Tag 4
Dieser Tag hat uns fertig gemacht, ich muss es ehrlich sagen. Bei 30 °C hielten wir es für eine gute Idee, uns das lauf-intensivste Programm aufzuhalsen, aber laut Wetterbericht sollte es an den kommenden Tagen regnen und gewittern. Also los!

Wir starteten mit dem Aquincum, den Überresten einer römischen Bürgerstadt aus dem 2./3. Jhd. Dafür mussten wir mit der Vorortbahn ab Batthyány tér bis zur Haltestelle Aquincum fahren (geht noch mit dem normalen Metroticket). Wer nicht zufällig während der Fahrt rechts aus dem Fenster schaut, hat Pech gehabt, er weiß dann nämlich nicht, wo das Aquincum Museum ist. Wenn man an der Haltestelle aussteigt, gibt es keinerlei Hinweisschilder. Links sieht man die Überreste eines Amphitheaters, aber das eigentliche Museum mir Ruinenfeld befindet sich ca. 1 km Fußweg entlang einer viel befahrenen Straße – zurück in die Richtung, aus der man gekommen ist. Wenn man dann aber endlich am Eingang angekommen ist, kann man sich über ein großes Gelände mit vielen Ruinen und diversen Infotafeln freuen.


 Wir sind zunächst in das kleine Museum gegangen (da drinnen war keine Sonne) und haben uns die Fundstücke aus der Antike angeschaut (Keramiktöpfe, Schmuck, Waffen etc.). Danach ging es raus auf das Gelände. Man gewinnt zumindest einen kleinen Eindruck vom Aufbau und Ausmaß einer römischen Siedlung (sehr viele Badehäuser). Aquincum war eine typische römische Bürgerstadt, und das große Areal umfasst ca. ein Viertel des ursprünglichen Aquincum, inkl. der Ruinen vieler wichtiger Bauten im Stadtzentrum und mehrerer Dutzend Privathäuser.
Mit diversen Pausen unter schattenspenden Bäumen arbeiteten wir uns vor und gerade, als größere Reisegruppen um die Mittagszeit das Gelände stürmten, waren wir im Grunde durch. Mit einem nicht mehr wirklich brauchbaren Gefühl für Entfernungen gingen wir nicht zur Haltestelle zurück, sondern liefen weiter die Straße hinunter Richtung Innenstadt – denn sooo weit zurück lag doch die andere Haltestelle (Kaszásdülö) nicht? Ähm, doch. Nehmt die Aquincum-Haltestelle.

Im komplett überfüllten Zug ging es wieder zurück, und zum Glück brauchten wir nur kure Zeit dort aushalten, denn wir stiegen bei Szentlélek tér aus, an der Árpádbrücke, die im Norden an der Margareteninsel vorbeiführt. Auf diese wollten wir nämlich; das „grüne Herz Budapests“ anschauen. In der prallen Sonne über diese sehr hohe, sehr stark befahrene Brücke zu laufen gehört nicht gerade zu den besten Erlebnissen unseres Urlaubes, aber irgendwann kamen wir komplett KO auf der Insel an, suchten uns die nächstbeste Bank im Schatten und machten Pause. Herrlich! 




Wir folgten dann dem Fußweg, kamen an einem Hotel und Spa vorbei, einer Kirchenruine, und landeten schließlich am Wasserturm, der auch ein Freilichttheater beherbergt. Dort machten wir es uns gemütlich und genossen erstmal ein leckeres Eis. Wir fassten den spontanen Entschluss, am Nachmittag noch den Gellértberg in unser Programm einzuschließen, immer mit dem Blick auf das für den nächsten Tag angekündigte schlechte Wetter. Daher legten wir den Rest der Margareteninsel etwas schneller zurück als eigentlich geplant – noch ein Kirchenrest, viele scheue Eichhörnchen und faszinierend krumme Bäume, eine schöne Blumenanlage, der große Springbrunnen in der Nähe der Margaretenbrücke. Am Fuß der Margaretenbrücke (hohe vielbefahrene Brücken in gleißender Sonne sind nicht empfehlenswert) haben wir uns den richtigen Bus gesucht, der uns bis zur Haltestelle Rudas Gyógyfürdö direkt unterhalb des Gellért-Standbildes an der Elisabethbrücke brachte.



Nun folgte der Aufstieg auf den 130 m hohen Felsen, immerhin im Schatten, über steilen Wege und Treppen. Vielleicht wäre uns das Ganze leichter gefallen, wenn wir den Tag damit gestartet hätten, aber nach dem vielen Herumlaufen über die Aquincum-Ruinen und die Margareteninsel (plus die ganzen Wege von und zu den Bahnen und Bussen) waren wir einfach kaputt und haben uns doch sehr abgemüht. Das Gellért-Standbild muss offensichtlich für Graffiti-Anfänger herhalten, schade.

Oben auf dem Gellértberg angekommen hat man dann aber wirklich einen großartigen Blick über die Donau auf den Burgpalast, die diversen Brücken, die Pester Seite, die Margareteninsel. Natürlich gab es dort oben auch wieder massenhaft Touristen, besonders toll war die Deutsche, die uns ob unserer Erschöpfung tadelte („Ihr seid doch noch so jung, ihr müsst da doch ohne Probleme hochlaufen können!“), nur um dann flugs zu ihrer Mutter in den Reisebus zu verschwinden. Jaja große Reden schwingen ist leicht, wenn man überall hingekarrt wird. 

 

Auf dem Berg befindet sich die Zitadelle, die mittlerweile natürlich keine Festung mehr ist, sondern ein Hotel, einen Weinkeller, und ein Restaurant beherbergt. Um diese liefen wir herum bis zur Freiheitsstatue, die sich oberhalb des Gellértbades befindet. Der Abstieg war dann doch etwas leichter als der Aufstieg, aber auch nur etwas, denn v.a. die Stufen waren steil, und da zitterten die Beine dann doch ein wenig. Ich muss wirklich mal was an meiner Fitness tun. *g*


Im Hotel erholten wir uns dann erstmal von den Strapazen und gingen dann auf der Váci utca im Restaurant Verne essen. Das Essen war gut und preislich auch absolut okay. Danach ging es auf die Danube Night Tour, eine einstündige Tour über die Donau. Bei Nacht sind die ganzen Sehenswürdigkeiten wirklich so wunderbar beleuchtet und wir konnten auf der Tour alles gut anschauen, sind z. B. am Parlament auch sehr nah vorbeigefahren.


Tag 5

Da der vorherige Tag so anstrengend war, haben wir es an diesem Tag langsam angehen lassen. Wir wanderten die Váci utca entlang bis hin zur Kettenbrücke und von dort zur Sikló, der Seilbahn, am Clark Adam tér, mit der man auf den Burgberg fahren kann. Die Bahn wurde im 2. Weltkrieg vollkommen zerstört, 1984 dann endlich modernisiert wieder aufgebaut.


Nach einem kurzen Abstecher zur Matthiaskirche und der Fischerbastei (zu dieser früheren Uhrzeit noch nicht ganz so überlaufen wie am 2. Tag) gingen wir die Orszaghaz u. entlang und kamen dabei am Maria-Magdalena-Turm vorbei. Er ist alles, was von der einstigen Kirche nach dem 2. Weltkrieg noch übrig geblieben ist. Hinter dem Turm wandten wir uns nach rechts und bogen schließlich in die Fortuna u. ein, einer sehr hübschen Straße, die uns am Hilton Hotel vorbei (von vorne deutlich schöner als von hinten) zurück zur Matthiaskirche führte. Direkt gegenüber der Kirche gibt es die Szentháromság u., in der sich das Café Ruszwurm befindet. Dieses wird vermutlich in so ziemlich jedem Reiseführer genannt, allerdings auch zu Recht. Die Einrichtung ist „Bei Oma zu Hause“-Chic, die Kuchen sind ein Gedicht. 


Nach unserer mittäglichen Kakao-und-Kuchen-Pause machten wir uns auf zum Dísz tér zur Bushaltestelle. Von dem angekündigten schlechten Wetter war bisher außer einem winzigen bisschen Nieselregen nichts zu spüren (natürlich nicht). Mit Bus und Metro fuhren wir zum Heldenplatz, um ins Museum der bildenden Künste zu gehen (Szépmüvészeti Múzeum). Das Museum befindet sich in einem riesigen neuklassizistischen Bau, das v. a. in Fachkreisen für seine sehr gute Sammlung an klassischen Zeichnungen, Stichen und Grafiken geschätzt wird (u. a. von Rembrandt, Dürer, den Cranachs). Es gibt eine Galerie Alter Meister mit Werken von Raffael, Tizian, Tintoretto, dazu sehr viele spanische Gemälde, v. a. von El Greco, Goya, auch Ribera, oder Velázquez. Generell fand ich das Gebäude an sich jedoch beeindruckender als die dort versammelten Werke – für meinen Geschmack waren es dann doch zu viele Madonnen- und religiöse Bilder. 
 



Im Anschluss ging es zurück in die Váci utca, wo wir im Café Europa gegessen haben (war gut), und dann noch ein paar Souvenirs gekauft haben. Direkt neben unserem Hotel gab es einen ganz charmanten Schokoladen- und Pralinenladen; für etwas feinere Geschenke sollte man da auf jeden Fall mal einen Blick hineinwerfen.



Tag 6

Da unser Rückflug erst am Abend war, konnten wir unseren letzten Tag in Budapest ruhig angehen lassen. Wir konnten die Koffer zum Glück im Hotel lassen, und sind zur großen Markthalle gelaufen. Bis auf den ALDI im Untergeschoss hatten von dieser nämlich bisher noch nichts gesehen. Passte auch ganz gut, denn mittlerweile hatten wir auch „endlich“ das schlechte Wetter, das seit Tagen angekündigt worden war: grau und regnerisch. Die Halle war – wie erwartet – sehr voll und extrem auf Touristen ausgelegt (wer Paprika will, findet hier wohl tatsächlich die günstigsten Angebote), besonders das Obergeschoss bietet allerlei kitschige Figürchen, geklöppelte Spitzendeckchen und anderen Tand. An sich ist die Halle aber eine interessante Stahlkonstruktion und erinnert an alte Bahnhofshallen.



Zu Mittag haben wir dann wieder das Restaurant Verne aufgesucht. Der Innenhof des Restaurants ist offen, und durch den Regen stand er komplett unter Wasser – wir konnten aber im (leider etwas zugigen) Eingangsbereich sitzen, der überdacht ist.



Anschließend ging es zum Ungarischen Nationalmuseum gleich um die Ecke auf der Múzeum körut, erneut ein richtiger Prachtbau. Das Museum bietet viele interessante Ausstellungsstücke von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Im älteren Teil (bis ca. 18. Jhd.) gab es normalerweise auch englische Übersetzungen zu den ungarischen Beschriftungen, im folgenden Teil der Ausstellung jedoch nicht mehr (dort waren nur die allgemeinen Infotafeln zu den Räumen/Epochen in Englisch), was sehr schade war. Manchmal hätte man schon gern gewusst, was man sich da genau anschaut.



Danach haben wir uns langsam zurück auf den Weg ins Hotel gemacht, um die Koffer zu holen. Mit der M3 ging es zurück bis zur Endhaltestelle Köbanya-Kispest (dieses mal auch mit besserer Beschilderung als auf dem Hinweg), dann mit dem Bus 200E zum Flughafen Terminal 2. Wenn alles glatt geht, braucht man für diese Strecke vielleicht so 30 – 40 min. Wir hatten jedoch sehr großzügig geplant und waren somit viel zu früh (ca. halb 6) am Flughafen.


Unser Flug sollte um 20:50 starten, aber nach der Sicherheitskontrolle sahen wir auf der digitalen Anzeige gleich eines der schlimmsten Wörter, die einem Passagier unterkommen können: „Delayed“. Neuer Starttermin halb 10. Wir grummelten vor uns hin und setzten uns dann an unser Gate A1 (Gefängnischarme) und packten die Reiselektüren aus. Man ist ja vorbereitet. Irgendwann im Laufe der Wartezeit verschob dich der Start auf 22:15, was nun nicht mehr nur von uns, sondern auch einer handvoll Mitreisender mit tiefem Seufzen zur Kenntnis genommen wurde. Zirka eine halbe Stunde vor diesem Termin erschienen zwei Mitarbeiterinnen für das Boarding, aber außer hektischem Rumtippen am Computer und ständigen Diskussionen über Funkgeräte tat sich weiter nichts. Infos, warum sich der Abflug so sehr verzögerte, konnte man uns auch nicht geben. Wir tippten zunächst aufs Wetter (starker Regen, mittlerweile Gewitter), nur: andere Flieger starteten trotzdem.



Mit dem Boarding wurde dann um 22:15 angefangen, man knubbelte sich im Bus zusammen, und es hatte sich langsam eine Art Galgenhumor bemerkbar gemacht („Ach, so hat das damals schon mal bei uns angefangen, und dann brauchten wir 3 Tage nach Hause, weil wir mit dem Zug über Wien fahren mussten...“; „Wir könnten auch bis zum Flugzeug schwimmen, wenn der Busfahrer nicht mehr zurückkommt.“ etc.). Nach längerer Wartezeit tuckerte der Bus dann tatsächlich zum Flieger – zu einem deutlich kleineren, als wir gedacht hätten. Ganz einfache Erklärung für das Elend: Unser Flieger stand in Köln mit einem Defekt und konnte nicht starten, daher holte man ein Ersatzflugzeug, in das zumindest alle Passagiere reinpassten, und eine Crew aus der Bereitschaft, die dann erstmal bis nach Budapest mussten. Und dann dort mindestens zwei Stunden herumstanden, weil wegen des Gewitters das Flugzeug nicht betankt werden durfte. Irgendwann wurde es dem Piloten dann zu blöd und er ließ uns schon mal ins Flugzeug kommen, damit er dann nach dem – hoffentlich schnell stattfindenden – Tanken gleich losfliegen konnte. Um kurz nach Mitternacht befanden wir uns dann endlich in der Luft und kamen so um viertel vor 2 in der Nacht in Köln an. Da aber sonst nichts los war, ging es mit dem Gepäck wenigstens überraschend schnell.



Naja, bis auf diese Odyssee am Ende des Urlaubs war es eine tolle Zeit in Budapest. Wir haben unglaublich viel gesehen, und die Stadt bietet einige großartige Sehenswürdigkeiten. Definitiv eine Reise wert!


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Mittwoch, 24. Dezember 2014

Frohe Weihnachten!






Das Wetter lässt es zwar nicht vermuten, aber es ist tatsächlich schon wieder Weihnachten!

Wir wünschen unseren Lesern ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben und ein glückliches, tolles Jahr 2015! Auch allen, denen es dieses Weihnachten, aus was für Gründen auch immer, nicht so gut geht, wünschen wir nur das Beste und dass es im neuen Jahr bergauf geht!

Dieses Jahr war es leider etwas stiller auf unserem Blog; daran soll sich aber 2015 auf jeden Fall wieder etwas ändern. Auch für 2014 haben wir noch ein, zwei Kleinigkeiten in petto - wir wollen uns ja schließlich mit einem guten Eindruck aus 2014 verabschieden. ;)

Ein frohes Weihnachtsfest wünschen Euch
Sunshine & Oellig

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Der erste Teil der geplanten "The Maze Runner"-Reihe überzeugt



Hollywood hat Jugendbuchverfilmungen seit dem großen Erfolg von „Twilight“ & Co. für sich entdeckt – schließlich lässt sich hier recht gut Geld scheffeln, da das Budget häufig niedrig gehalten werden kann und gute Umsätze durch die Fanbase beinahe garantiert sind (solange der Film auch den Erwartungen der Fanbase entspricht; s. "Ender's Game" als Negativbeispiel). James Dashners „The Maze Runner“-Trilogie ist nun die nächste Reihe, die sich anschickt, die Massen zu begeistern.

„Die Auserwählten im Labyrinth“ zieht eine gleich von Beginn an in seinen Bann: Wir sehen Thomas (Dylan O’Brien), der komplett desorientiert in einem Industrieaufzug aufwacht. Dieser bringt ihn auf eine Lichtung, wo er von ca. 20 Jungs (alle zwischen 12 und 20 Jahre alt) nicht gerade sanft in Empfang genommen wird. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass diese genau wie Thomas keine Ahnung haben, wer sie sind, woher sie kommen, oder warum sie in diesem Ort gelandet sind. Nach und nach erfährt Thomas von Anführer Alby (Aml Ameen), dass die hohen Mauern, die die Lichtung umgeben, zu einem riesigen Labyrinth gehören, und dass bisher noch kein Ausweg gefunden wurde. Das Labyrinth wird von tödlichen Kreaturen, sogenannten Grievern, bevölkert, die auch schon einige der Jungs auf dem Gewissen haben. Thomas will sich nicht einfach in sein Schicksal ergeben, sondern zu den Läufern gehören, die das Labyrinth erkunden. Doch seitdem Thomas angekommen ist, verändern sich die bisher geltenden Regeln des Labyrinths, was zu Spannungen in der Gruppe, v.a. angestachelt durch den forschen Wally (Will Poulter), führt. Mit der Ankunft von Teresa (Kaya Scodelario) wird Thomas endgültig klar, dass die Gruppe so schnell wie möglich aus dem Labyrinth entkommen muss, denn sie ist der letzte Neuzugang.


Mit einem recht geringen Budget von 34 Mio. Dollar hat Regisseur Wes Ball es in seinem ersten Film geschafft, einen spannenden und häufig unvorhersehbaren Film zu inszenieren. Ich kannte das Buch nicht, konnte der Handlung aber ohne Probleme folgen und hatte auch nicht das Gefühl, dass wichtige Dinge fehlten. Die Effekte sind gelungen, die Griever bedrohlich und eklig, das Labyrinth in seiner massiven Ausdehnung beeindruckend. Die Actionszenen sind spannend in Szene gesetzt. So bleibt v.a. Thomas erster, ungeplanter Gang ins Labyrinth sehr in Erinnerung; auch eine spätere Szene, in der Thomas und Minho (einer der Läufer, gespielt von Ki Hong Lee) aus dem sich schließenden Außenbezirk des Labyrinths fliehen müssen, ist packend.

Ein großes Plus dieses Films sind die tollen Jungschauspieler, die ihre Rollen glaubwürdig und mit dem nötigen Einsatz spielen. Der Film nimmt die Charaktere ernst und lässt uns den Konflikt, der sich in der Gruppe mit der Zeit entwickelt, nachvollziehen. Gerade Wally hätte einfach nur ein grober Unsympath sein können, aber Will Poulter schafft es, dass wir sein Verhalten doch irgendwie verstehen können.
Dylan O’Brien, bisher v. a. durch seine Rolle in der TV-Serie „Teen Wolf“ bekannt, muss als Thomas den ganzen Film tragen. Da er für den Zuschauer als Orientierungspunkt dient (wir lernen zusammen mit Thomas, wie die Welt im Labyrinth funktioniert), braucht es einen Schauspieler, der Thomas Verzweiflung und Bestimmtheit glaubwürdig verkörpern kann. O’Brien schafft das mit Bravour, bringt sich voll in die Rolle ein, und hat das benötigte Charisma.
Auch die anderen Schauspieler wie Thomas Brodie-Sangster, der den stellvertretenden Anführer Newt spielt, Aml Ameen als Alby, der eine glaubwürdige Führungskraft darstellt, oder Blake Cooper als jüngstes Gruppenmitglied Chuck sind überzeugend in ihren Rollen. Schade, dass die Rolle der Teresa erst recht spät in den Film kommt, aber wenn sie dann da ist, wird sie von Kaya Scodelario mit der passenden Durchsetzungskraft gespielt. Der Film kann zwar leider nicht mit vielen Frauenrollen aufwarten (zwei, um genau zu sein), er bietet dafür aber immerhin eine recht facettenreiche Besetzung bei den Jungs, mit mehreren farbigen Darstellern und dem Koreaner Lee in einer prominenten Rolle.


Die ein oder andere Logikfrage stellt sich schon im Laufe der Handlung (vielleicht werden bestimmte Dinge im Buch dann doch etwas ausführlicher behandelt) und generell ist das Szenario des Labyrinths auch interessanter, solange man nicht die Hintergründe kennt. Auch ist es schade, dass es gegen Ende doch alles etwas schnell geht und diverse Charaktere ohne große Worte gekillt werden. Der Film lebt von den Spannung und den Action-Momenten, tiefschürfende Charakterzeichung sollte man nicht erwarten, aber das ist auch nicht der Anspruch. "The Maze Runner" will unterhalten und das tut er.
Teil 1 macht  große Lust auf die Fortsetzungen, wovon die erste für September 2015 angekündigt ist. Da der Film auch recht erfolgreich läuft (bisher hat er über 250 Mio. Dollar eingespielt), ist die Fortsetzung zum Glück auch absolut sicher.

Fazit: „The Maze Runner“ ist eine gelungene Verfilmung des ersten Teils von James Dashners erfolgreicher Buchreihe. Überzeugende Schauspielleistungen, gelungene Effekte und eine spannende Handlung garantieren einen unterhaltsamen Kinoabend – wenn man nicht jeden Satz auf seine Logik überprüft. 



Freitag, 1. August 2014

"Drachenzähmen leicht gemacht 2": Großartiges Wiedersehen mit Hicks, Ohnezahn & Co.



Dreamworks ist ein Studio, das im Bereich des CGI-Animationsfilms schon immer etwas schizophren war. Wunderbare Unterhaltung wie "Kung Fu Panda" oder "Madagascar" wechselte sich ab mit Gurken wie "Große Haie, kleine Fische" oder "Bee Movie". In 2010 ließ man dann den auf einer Kinderbuchreihe basierenden "Drachenzähmen leicht gemacht" auf das Publikum los und landete absolut berechtigt einen Überraschungshit, der weltweit fast 500 Mio. Dollar einspielte. Der Film war nicht nur witzig, sondern bot v. a. liebenswerte Charaktere und ganz viel Herz. Teil 2 startete in den USA leider hinter den Erwartungen, hat aber mittlerweile die 400 Mio Dollar-Marke überschritten und legte in Deutschland mit über 500.000 Besuchern am ersten Wochenende einen erfolgreichen Start hin. Warum "Drachenzähmen leicht gemacht 2" nicht auch in den USA so gut startete, erschließt sich mir nicht, denn der Film ist wirklich gut.  

Fünf Jahre nach den Ereignissen aus Teil 1 sind die Drachen nun fester Bestandteil des Dorflebens von Berk. So ziemlich jeder hat seinen ganz persönlichen Hausdrachen (oder zwei, oder zehn) und zur Unterhaltung werden Drachen jetzt nicht mehr bekämpft, sondern in rasanten Wettrennen eingesetzt. Der mittlerweile 20-jährige Hicks, Sohn des Anführers Haudrauf, schlägt sich unterdessen mit den Erwartungen seines Vaters herum - er soll das neue Stammesoberhaupt werden,  worauf er in seinem Freiheitsdrang keine große Lust hat. Als er zusammen mit seiner Freundin Astrid auf Eret und seine Drachenfänger trifft, die im Auftrag des niederträchtigen und ziemlich verrückten Drago handeln, will er der Sache auf den Grund gehen. Dabei trifft er schließlich auf einen mysteriösen Drachenreiter, während Astrid und ihre Freunde von Drago gefangen genommen werden. 


Regisseur Dean DeBlois sagte in Interviews, dass er sich an "Das Imperium schlägt zurück" orientierte, da der zweite Teil der ursprünglichen "Star Wars"-Trilogie seiner Meinung nach alles richtig machte: die Charaktere und ihre Welt werden ausgebaut, die Geschichte wird düsterer und emotionaler. Das war definitiv eine sehr gute Entscheidung.
"Drachenzähmen leicht gemacht 2" kann zwar den Zauber des ersten Teils nicht mehr ganz einfangen, punktet aber mit einer überzeugenden, nicht mehr ganz so geradlinigen Story mit einigen wirklich zu Herzen gehenden Momenten. Der Drama-Faktor wurde auf jeden Fall erhöht: die Einführung von Valka und ihr Zusammentreffen mit Hicks und später dann Haudrauf lassen einen schon schlucken; Bösewicht Dragos Fähigkeit die Drachen zu kontrollieren hat ernsthafte, schockierende Konsequenzen. Gerade Letzteres führt zu Szenen, die man eher selten in westlichen Animationsfilmen sieht. Die Reihe ist erwachsener, reifer geworden und scheut auch nicht vor ernsthaften und traurigen Szenen zurück.

Dies spiegelt sich auch zum Großteil in den Charakteren, die wir liebgewonnen haben und mit denen wir mitfühlen.  Sie haben alle so ihre kleinen Fehler (z. B. die Sturheit von Hicks oder Haudrauf), was sie noch sympathischer macht. Hicks macht gerade im Zusammenspiel mit seinem besten Freund Ohnezahn einfach unglaublich Spaß, und sein Charakter wird uns durch so viele liebenswürdige Details näher gebracht: sein toller Fluganzug und all die anderen Gimmicks, die er so gebastelt hat; sein Draufgängertum, das Ohnezahn meist mit einem genervten Blick quittiert; seine wunderbar realisierte Beziehung zu Astrid. Das ist übrigens auch ein Punkt, den man nicht oft genug betonen kann: Wie schön, endlich mal eine romantische Beziehung in einem Film zu sehen, die nicht gerade beginnt oder kurz vorm Ende steht. Astrid und Hicks sind ein eingespieltes Team, ihre Beziehung ist geprägt von echter Zuneigung, Respekt und Vertrauen. Einfach mal eine willkommene Abwechslung.
Hicks Freunde, die bekloppte Truppe mit Fischbein, Rotzbakke und den Zwillingen Raffnuss und Taffnuss, sind auch sehr unterhaltsam, wenn der Humor um sie herum auch etwas zu oft ins Brachiale abdriftet. Dafür ist Haudraufs bester Kumpel Grobian Gold wert und sorgt für einige der besten Lacher. Haudrauf selbst ist immer noch ein wunderbar realistischer Charakter, Valka das passend hyperaktive Gegenstück dazu, und Drachenfänger Eret  fügt sich als Muskelpaket gut ins bestehende Ensemble ein. Drago ist ein wirklich böser Bösewicht, so richtig!, was für den Film sicher nicht das Schlechteste ist, da schon genug andere emotionale Keulen ausgepackt werden, ohne dass man noch einen eigentlich nur missverstandenen, armen Bösen brauchen könnte. Die Sprecherleistungen von u. a. Daniel Axt als Hicks, Emilia Schüle als Astrid, Dominic Raacke als Haudrauf. und Martina Hill (einer der wenigen Neuzugänge im Ensemble) als Valka sind ohne Fehl und Tadel.


Auf der technischen Seite kann der neueste Ausflug nach Berg ebenfalls punkten. Visuell ist der Film ein Augenschmaus, die Flugszenen wie gewohnt wunderbar anzuschauen (wenn auch nicht mehr so einnehmend wie noch in Teil 1). John Powell fügt seiner Oscar-nominierten Filmmusik aus Teil 1 ein paar neue, unaufdringliche Themen hinzu. Generell kann man das Sounddesign loben, das häufig wirkungsvoll eingesetzt wird.

Klingt alles so furchtbar positiv, nicht wahr? Na gut, ein klein wenig zu meckern hab ich schon: Obwohl die Story an sich gut und logisch voranschreitet, schleichen sich gerade in der Mitte des Films doch ein paar Längen ein. Zwar sind die Szenen immer noch für sich schön anzusehen, aber sie bremsen die Handlung etwas aus. Und mich persönlich störte, dass Ohnezahn diese Mal mehr die Charakteristika eines Hundes als einer Katze aufwies (wie noch im 1. Teil, aber ich bin vielleicht auch zu sehr "Kateznmensch" *g*). Ohnezahn bleibt aber trotzdem einfach goldig und wunderbar. So einen möchte ich auch.

Fazit: "Drachenzähmen leicht gemacht 2" kann die Qualität seiner Vorgängers sowohl auf technischer wie auch auf handlungs- und charakterbasierender Ebene (trotz minimaler Abstriche) halten. Dabei wirkt der Film erwachsener und baut die Welt rund um Hicks und Ohnezahn auf gelungene Weise aus. Teil 3 kann gerne möglichst schnell kommen. 

Montag, 14. Juli 2014

Die "goldene Generation" holt den Pott!



Unser Team hat es tatsächlich geschafft! Acht Jahre, nachdem Jogi Löw seine Aufgabe als Chef-Bundestrainer begann, hat er die DFB-Elf tatsächlich zum Titel geführt. Wie titelte so ziemlich jede Zeitung heute morgen: Wir sind Weltmeister!

Ich freu mich wahnsinnig für die Jungs, die es sich wirklich über die letzten Jahre so verdient haben. Eine tolle, eingeschworene Truppe, nicht mit einem definierenden Einzelspieler wie in anderen Mannschaften (Portugals Ronaldo, Brasiliens Neymar, Argentiniens Messi, Hollands Robben), sondern im viel zitierten "Kollektiv" erfolgreich. Eine Mannschaft, bei der selbst die auf der Bank sitzenden Spieler nie murrten sondern ganz im Gegenteil für gute Stimmung sorgten und die anderen immer voll unterstützten. Vielleicht freuten sich gerade deshalb Leute wie Kevin Großkreutz oder Lukas Podolski, die gar nicht bzw. nur kurz gespielt hatten, ganz besonders über den Titel. Vielleicht konnten sie es aber auch einfach nur schneller realisieren als die Spieler auf dem Feld. Nicht wie Sebastian Schweinsteiger, der nach einem Foul noch benommen am Spielfeldrand saß; oder Mats Hummels, der so platt war, dass er nur beseelt lächeln konnte; oder Thomas Müller, der irgendwo auf dem Spielfeld stand und den Kopf schüttelte. 

Was war das für ein spannendes Spiel gegen Argentinienen, einem harten, würdigen Gegner. Klar, dass das nicht so ein Durchmarsch wie gegen die völlig kopflosen Brasilianer zum nächsten historischen 7:1-Sieg werden würde, wussten alle in der Mannschaft. Aber am 13.07.2014 im Stadion Maracana in Rio de Janeiro, wollte der Ball einfach mal wieder nicht ins Tor. Schürrle, Klose, Höwedes noch mit der größten Chance kurz vor der Halbzeit. Dazu ein paar bange Szenen, als ein bis dahin souveräner Tony Kroos den Ball mal flott in den Lauf eines Argentiniers köpfte und dieser glücklicherweise im Angesicht Manuel Neuers, unserer Torhüter-Wand, die Nerven verlor und vorbei schoss. Oder ein sowieso ganz plötzlich in die Startelf gerückter Christoph Kramer (für den beim Aufwärmen verletzten Khedira) einen Schultercheck an den Kopf bekam und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung schon nach ca. 30 min wieder ausgewechselt werden musste. Von den ganzen Attacken auf Bastian Schweinsteiger, der sich gegen Ende sogar noch eine Platzwunde unterm rechten Auge einfing und nach kurzem Tackern wieder auf dem Feld stand (soll mal einer sagen, dass wären alles Weicheier *g*), ganz zu schweigen. 

Und weil es so ein Kampf war und die beiden Mannschaften sich wirklich nichts schenkten, war das vielzitierte "Joker-Tor" in der 113. Minute der elenden Nachspielzeit durch Mario Götze die Erlösung. Ausgerechnet Götze, der bis dahin nicht unbedingt überzeugt hatte. Er rettet die Mannschaft zusammen mit Schürrle nach einem tollen Sprint und macht ein wunderbares Tor. Da war die argentinische Mannschaft schon platt, oder zumindest platter als wir (naja, zugegeben, Mats Hummels kroch da auch schon eher auf dem Zahnfleisch daher, aber egal).

So hat's das deutsche Team nach 24 Jahren endlich wieder geschafft und hat den Pott geholt. Besondere Gratulation als Miroslav Klose, den "ewigen Miro", schon 2002 beim WM-Finale dabei, der jetzt seine Karriere so schön krönen konnte (plus natürlich sein 16. WM-Tor, womit er die Torjäger-Statistik nun einsam anführt). An Manuel Neuer, der der Mannschaft so oft den Hintern gerettet hat. Ich hoffe sie haben ihm ein paar extra ausgegeben danach. An Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira, die sich nach langwierigen Verletzungen für Löws Vertrauen mit tollen Leistungen bedankten. An Thomas Müller für seine immense Laufarbeit und seine feixende Lockerheit. An Philipp Lahm, der außen einfach doch so viel besser ist als auf der 6. Und an all die anderen tollen Spieler, die das möglich gemacht haben. 

Diese WM wird sicherlich auch als eine WM der Überraschungen in Erinnerung bleiben, in der die vermeintlich Kleinen gar nicht mehr so klein waren (Gruß an Kolumbien, Algerien, Mexiko, Belgien), manch großer Favorit bereits in der Vorrunde nach Hause fahren "durfte" (Gruß an 2010-Weltmeister Spanien, England, Italien, Portugal), die Schiedsrichter in so manchem Spiel auch gar nicht hätten auflaufen brauchen, so wenig wie sie gepfiffen haben, und das Singen der Hymne zu einem Statement sondergleichen ausartete.

Aber was solls. Wie sagt Gary Lineker so schön: "Und am Ende - muss ich es wirklich sagen? - gewinnt wie
immer Deutschland."



Donnerstag, 29. Mai 2014

"Sherlock" (BBC): Auch die 3. Staffel überzeugt und bietet einige Überraschungen



Ziemlich genau zwei Jahre mussten Fans auf die 3. Staffel der BBC-Serie „Sherlock“ warten, bis im Januar 2014 endlich die drei neuen Folgen im britischen TV starteten. Nach Staffel 2 war der Hype um die Serie nur noch gewachsen und die Dreharbeiten zur neuen Staffel waren von Fans belagert worden, die teilweise auch als Statisten in einigen Szenen agieren durften. Benedict Cumberbatchs und Martin Freemans Karrieren stiegen in ungeahnte Höhen auf. Cumberbatch nahm so ziemlich jedes ihn interessierende Projekt an und arbeitete beinahe nonstop, wobei er stets mit seiner Leistung selbst in durchschnittlichen Filmen glänzte (u. a. war er in „Star Trek Into Darkness“ als Bösewicht sowie im Oscar-prämierten „12 Years a Slave“ zu sehen, und überzeugte als WikiLeaks-Erfinder Julian Assange in „The Fifth Estate“). Freeman hielt sich da schon etwas mehr zurück und war sicherlich auch durch die „The Hobbit“-Verpflichtungen recht gut eingespannt. Er spielte im Oscar-nominierten Kurzfilm „The Voorman Project“, außerdem im finalen Akt der „Cornetto“-Trilogie „The World’s End“, und ist seit diesem Frühjahr in der auf dem gleichnamigen Coen-Film basierenden Serie „Fargo“ zusehen.

Die Erwartungen an die 3. Staffel waren gerade bei den Fans extrem hoch. Zwei Jahren hatten sie Zeit, wild über die Auflösung von Sherlocks „Fall“, dem Sturz vom Dach des St. Bart’s Krankenhauses, zu spekulieren. Hinzu kam die Aufregung über die Nachricht, dass Mary Morstan eine wichtige Rolle in der neuen Staffel spielen würde. Da Mary in den Romanen John Watson heiratet, sahen viele dieser Neuerung mit gemischten Gefühlen entgegen; sie wollten nichts am geliebten Status Quo von „Sherlock und John leben in 221B und lösen Fälle“ geändert sehen und einzelne schlugen mit ihren Kritikäußerungen leider auch über die Stränge.  

Aber wie das so ist, all die Spekulationen und Aufregung können einen doch nicht auf die reale Serie vorbereiten, die natürlich teils doch ganz andere Wege eingeschlagen hat als zunächst vermutet. Dieses Mal wird das Ganze eher aus der Sicht von Sherlock erzählt (während die vorangegangenen Staffeln eher John als Identifikationsfigur nutzten), und man legt in den drei Folgen „The Empty Hearse“, „The Sign of Three“ und „His Last Vow“ den Fokus nicht mehr ganz so stark auf die Fälle, sondern mehr auf die zwischenmenschlichen Aspekte.


 In „The Empty Hearse“ (dt. „Der leere Sarg“) kehrt Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) zwei Jahre nach seinem inszenierten Suizid wieder nach London zurück. Während Sherlocks Fans sich in seiner Abwesenheit die wildesten Theorien darüber ausgedacht haben, was sich wirklich auf dem Dach von St. Barts zugetragen hat, hat sein früherer Mitbewohner John Watson (Martin Freeman) es halbwegs geschafft über ihn hinwegzukommen. An dem Abend, an dem John seiner Freundin Mary (Amanda Abbington) einen Heiratsantrag machen will, steht plötzlich der totgeglaubte Sherlock vor ihm und bereitet ihm den Schock seines Lebens. John ist nicht bereit, Sherlock seine Täuschung so einfach zu verzeihen, aber schnell zeigt sich, dass die beiden Freunde sich zusammenraufen müssen: John wird entführt und es gibt Hinweise auf einen geplanten terroristischen Anschlag.

„The Sign of Three“ („Im Zeichen der drei“) handelt von John und Marys Hochzeit. Sherlock hat die Planung mehr oder weniger komplett übernommen und ist beinahe schon obsessiv in der Ausarbeitung der Details, sicherlich auch, weil besonders Mrs. Hudson (Una Stubbs) nicht müde wird zu betonen, wie sehr eine Heirat doch alte Freundschaften belasten kann. Beim Empfang nach der Trauung hält Sherlock eine Rede (zur Beängstigung aller Gäste, die ihn kennen), in der er u. a. den ziemlich chaotischen Junggesellenabschied und einen bisher ungelösten Fall erwähnt. Noch während der Rede wird ihm jedoch bewusst, dass der Fall gar nicht so unlösbar ist, und v. a. auf einen geplanten Mord während der Hochzeitsfeier hindeutet. Doch wer ist das Opfer?  

Im Staffelfinale „His Last Vow“ („Sein letzter Schwur“) trifft Sherlock auf seinen bisher sicherlich abstoßendsten Gegner, Medienmogul Charles Augustus Magnussen (Lars Mikkelsen). Dieser macht sich einen Spaß daraus, in der Öffentlichkeit stehende Personen mit begangenen „Indiskretionen“ zu erpressen. Sherlock soll für eine betroffene Klientin die kompromittierenden Briefe beschaffen, aber die Unterredung mit Magnussen scheitert. Zusammen mit John, der bereits einen Monat nach der Heirat beginnt unzufrieden im geregelten Eheleben zu sein, will Sherlock nun die Briefe aus Magnussens Büro stehlen – doch sie sind an dem Abend nicht die einzigen Einbrecher und die Situation eskaliert.  


Aufgrund der lange Pause zwischen Staffel 2 und 3 hatten Gatiss und Moffat es nicht leicht, eine überzeugende Auflösung für Sherlocks inszenierten Selbstmord zu bieten. Im Internet wurde wild spekuliert und Mark Gatiss, der „The Empty Hearse“ geschrieben hat (und nach wie vor als Mycroft Holmes mit von der Partie ist), spielt augenzwinkernd darauf an. Die wirkliche Auflösung (ist sie es überhaupt?) mag gefallen oder auch nicht. Ich selbst bin zwar nicht so ganz glücklich damit, aber wenn man ehrlich ist, konnte die Auflösung es einfach nie allen recht machen. Irgendeiner wird immer meckern.
Was jedoch allgemein beim Staffeleinstieg auffällt: Die Folge wirkt irgendwie nicht „rund“. Manche Schnitte sind wie gewohnt sehr inspiriert (sehr schön z. B., wie Sherlock Mrs. Hudson vom ersten Wiedersehen mit John erzählt), andere eher hölzern, es wird teilweise recht hektisch und etwas zusammenhanglos zwischen den Charakteren gesprungen. Dies bessert sich zum Glück deutlich in den nächsten Folgen, aber das Fehlen von Regisseur Paul McGuigan (für einige der besten Folgen wie „A Scandal in Belgravia“ verantwortlich) macht sich leider bemerkbar.
Der Humor sitzt zum Glück immer noch, auch an den schauspielerischen Leistungen gibt es nichts zu meckern, sie sind wie gewohnt absolut überzeugend. Neuzugang Amanda Abbington fügt sich ebenfalls sehr gut ein. Ihre Mary ist eine fröhliche, zugängliche Person und zieht die Sympathie der Zuschauer sofort auf sich. Mit ihrer sehr guten Leistung straft Abbington auch gleich all jene Lügen, die ihr vorwarfen, die Rolle nur bekommen zu haben, weil sie die Lebensgefährtin von Martin Freeman ist. Erfreulich auch, dass die gesamte Besetzung wieder mit dabei ist. Louise Brealey bekommt einige schöne Szenen als Molly Hooper, Jonathan Aris als Philipp Anderson hat eine unerwartete Wandlung durchgemacht und Rupert Graves ist als resignierter DI Greg Lestrade ebenfalls wieder mit von der Partie.  

„The Sign of Three“ benutzt Sherlocks Rede als zentrales Element. Benedict Cumberbatch jammerte in diversen Interviews immer wieder darüber, wie viel Text er für die Rede lernen musste und wie lange der Dreh dafür gedauert hat. Die Handlung alterniert zwischen der Hochzeitsgesellschaft und den Momenten, die Sherlock in seiner Rede aufgreift. Dabei findet sich auch die ein oder andere Anspielung auf Fälle aus dem Doyle-Kanon. In dieser Folge menschelt es außerdem ganz schön – die Freundschaft zwischen John und Sherlock wird unterstrichen, es gibt einige emotionale Momente, die man so vielleicht nicht erwartet hätte, und Sherlock hadert mit der Veränderung, die Johns Heirat auch für sein eigenes Leben bedeuten muss. Als Drehbuchautoren fungierten Moffat, Gatiss und „The Reichenbach Fall“-Autor Stephen Thompson, die sich die Folge mehr oder weniger gerecht aufteilten (so ist Gatiss wohl für die Fälle verantwortlich, Moffat hat Sherlocks Rede verfasst, und Thompson den Junggesellenabschied). Der Humor legt in dieser Folge noch einmal eine Schippe zu, allgemein wirkt „The Sign of Three“ auch etwas fröhlicher, endet aber eher auf einer bittersüßen Note.  

Im von Steven Moffat geschriebenen Staffelfinale „His Las Vow“ (der Titel wird am Ende der 2. Folge klar) lernen wir Magnussen kennen, der natürlich auf dem Buchcharakter Charles Augustus Milverton basiert. Allzu viel wurde an ihm nicht geändert, außer dass sein Hintergrund in die moderne Zeit übertragen wurde. Charakterlich ist er immer noch ein widerwärtiges Schwein und man wünscht ihm die Pest an den Hals. Mikkelsen spielt das ganz hervorragend, allein die Art, wie er manchmal den Kopf bewegt, hat etwas Schlangenhaftes an sich. Ein bisschen schade ist es, dass Moffat es mal wieder nicht lassen kann, einen weiteren superklugen Charakter zu schreiben. Bei der Masse an Superintelligenten in „Sherlock“ fragt man sich langsam dann doch, warum wir die Hauptfigur als so besonders wahrnehmen sollen, wenn auch jeder Hauptbösewicht mindestens genauso clever wenn nicht sogar noch besser ist.
Die Folge bietet auf jeden Fall das größte Drama und die größte Spannung, ist dadurch nach der doch eher leichten Vorgängerfolge schon beinahe ein Schlag ins Gesicht, und hält dazu noch einige unerwartete Wendungen parat. Hier können die Schauspieler, allen voran natürlich das Hauptdarsteller-Duo, aber gerade auch Abbington oder Gatiss wieder zeigen, was in ihnen steckt. Wir erhalten außerdem einen ausführlicheren Einblick in Sherlocks „Gedächtnispalast“, in welchem wir auch Moriarty (Andrew Scott) wiedertreffen, und der die Dramatik der zugrundeliegenden Szene sehr gut unterstreicht. Das Ende ist dieses Mal kein hochspannender Cliffhanger sondern eher ein Fragen aufwerfender Teaser, dennoch wird das Warten auf die vierte Staffel wieder schwer fallen.


Insgesamt erscheint mir Staffel 3 v. a. wie eine Art Übergang, eine Hinleitung auf den in Staffel 4 zu erwartenden Showdown (die Handlung für Staffeln 4 und 5 ist laut Moffat auch schon grob geplant). Damit kann ich natürlich total falsch liegen, es wäre nicht das erste Mal, dass ich bestimmte Hintergründe der Show anders verstanden habe, als die Autoren sie gedacht hatten. *g* Das Ende von „His Last Vow“ lässt mich (und auch viele andere Fans, wenn man den Diskussionen im Internet folgt) jedenfalls mit einigen ganz großen Fragezeichen zurück, die sich nicht auf den offensichtlichen Cliffhanger beziehen. Der ist mir relativ... naja, nicht egal, aber nicht so wichtig wie ein anderer Punkt. *g* Als Übergang funktioniert diese Staffel allerdings ganz gut, hoffen wir also, dass es so gedacht ist. Für einen abgeschlossenen Erzählstrang hängt mir jedoch vieles noch zu sehr in der Luft, manche v. a. auch emotional einschneidenden Erlebnisse der Charaktere sind für mich nicht komplett abgeschlossen.

Dieser Eindruck wird natürlich auch dadurch verstärkt, dass die Staffel sich sehr stark auf Sherlock konzentriert und auch zum Großteil aus seiner Sicht erzählt wird. War in den vorangegangenen Staffeln John die Identifikationsfigur des Publikums, ist es dieses Mal Sherlock, was manche Szenen, in denen John sich emotional verschließt, eher schwer greifbar macht. Daher empfanden sicherlich viele Fans das Ende ein wenig frustrierend. Johns Reserviertheit gerade in der letzten Folge macht charakterlich jedoch durchaus Sinn, wenn man bedenkt, was für eine Achterbahnfahrt sein Leben nach der Rückkehr aus Afghanistan für ihn war bzw. immer noch ist. Mag Sherlocks Blickwinkel für das Verständnis von Johns Motivationen eher nachteilig sein, so wird dadurch aber sehr nachdrücklich klar, wie wichtig John für Sherlock ist. Alles was Sherlock tut, ist im Grunde eine Liebeserklärung an seinen besten Freund – welche Art Liebe muss dann jeder für sich entscheiden. 

Für uns deutsche Zuschauer gibt es jedoch eine erlösende Nachricht, was einen besonders kontroversen Punkt in der Synchronisation angeht: Ab der 2. Folge sind Sherlock und John endlich beim „Du“ angekommen. Dann werde ich wohl nun auch die synchronisierten Folgen schauen können, ohne jedes Mal genervt zusammenzuzucken beim „Sie“. *g*

Fazit: Die 3. „Sherlock“-Staffel startet zwar etwas holprig, findet dann aber zu alter Form zurück. Schauspielerisch nach wie vor ein Genuss, menschelt es dieses Mal ganz schön. Dadurch wird der Zuschauer allerdings nur in Sicherheit gewogen, denn das Staffelfinale lässt im Hinblick auf Dramatik, Spannung und Überraschungen nichts zu wünschen übrig.

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Dienstag, 22. April 2014

"The Return of the First Avenger": Marvel ambitioniert wie eh und je


Jaha, da bin ich wieder! Zurück aus dem schwarzen Loch, das sich Leben nennt, bringe ich euch eine Review zum neuen Film des „Avengers“-Universums! Und zwar zu "Captain America: The Winter Soldier", der in Deutschland den etwas umständlicheren Titel "The Return of the First Avenger" bekommen hat - sicherlich als Versuch, beim breiten Publikum die Erinnerung an den erfolgreichen "The Avengers" zu wecken (der erste "Captain America"-Film zog nämlich nicht einmal 400.000 Besucher in die deutschen Kinos).

Nach Gott Thor ist es also dieses Mal Steve Rogers a.k.a. Captain America, der uns die Zeit auf den zweiten „Avengers“-Film „Age of Ultron“ verkürzt. Der Captain scheint für Marvel derjenige zu sein, der etwas düsterere, ernstere Filme legitimiert – kein Wunder, hat er doch seinen Ursprung im 2. Weltkrieg, wo er als Supersoldat Hitler und dessen Wissenschaftsabteilung HYDRA ordentlich eingeheizt hat. Teil 2 greift diese Untertöne auf, legt in Sachen Drama und Humor zu, ist bombastischer als Teil 1 und dazu deutlich politischer als die Vorgängerfilme rund um die Avengers. Das passt, ist doch der Protagonist noch nicht lange im 21. Jahrhundert unterwegs und muss sich erst an die veränderte Vorgehensweise in der Kriegsführung gewöhnen (Stichworte Spionage und Kampf gegen den Terror).

Steve Rogers (Chris Evans) kommt mittlerweile halbwegs mit dem Leben in der heutigen Zeit  klar. Er erhält von Nick Fury (Samuel L. Jackson) den Auftrag, zusammen mit SHIELD-Agenten ein von Piraten gekapertes SHIELD-Schiff zu befreien. Bei diesem Einsatz wird er außerdem von Natasha „Black Widow“ Romanoff (Scarlett Johannsen) unterstützt, die die Mission jedoch durch eine, ihr von Fury aufgetragenen, Sonderaufgabe gefährdet. Steve hält Fury dieses Vorgehen vor - wie soll er seine Missionen erfolgreich durchführen, wenn er nicht alle Informationen hat? Vertrauen gehört jedoch nicht zu Furys Grundsätzen, und wie sich schnell herausstellt, liegt er damit sehr richtig. Bei SHIELD läuft etwas ganz gewaltig schief, und nicht nur Fury muss die Konsequenzen tragen - auch Steve gerät in die Schusslinie und befindet sich bald auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten. Die anschließenden Ereignisse sollte man auch gar nicht weiter vorwegnehmen, denn es gibt die ein oder andere überraschende Wendung.


Vertrauen und Loyalität spielen eine große Rolle in „The Return of the First Avenger“. Steve Rogers ist allein aufgrund seiner Geschichte ein einsamer Mensch - es gibt nur noch wenige, die überhaupt aus seiner Zeit sind; er passt sich zwar an das 21. Jahrhundert an, aber so richtig zu Hause ist er noch nicht. Hinzu kommt nun, wem er überhaupt noch vertrauen kann - Menschen, mit denen er zusammengearbeitet hat, sind plötzlich hinter ihm her. Immerhin, auf Natasha ist Verlass - und wie angenehm, dass die einzige weibliche Hauptfigur nicht für eine Liebesgeschichte genutzt wird. Steve und sie sind Freunde und ein gutes Team - einen romantischen Subplot habe ich zu keiner Zeit vermisst!

Hinzu kommt die recht politische Ausrichtung des Films, die tatsächlich mehrere interessante Aspekte anspricht, wenn auch manchmal nur im Vorbeigehen. Dies war aber schon immer eine Stärke der Marvel-Filme: Obwohl es sich im Kern um Blockbuster-Unterhaltung handelt, werden immer wieder ernstere Themen eingestreut (z. B. Tony Starks post-traumatische Störung, Bruce Banners Suizidversuche), die den Charakteren ein bisschen zusätzliche Tiefe verleihen. In "The Return of the First Avenger" wird z. B. auf die Probleme hingewiesen, die bei der Eingliederung von heimgekehrten Soldaten entstehen. Dies wird durch Anthony Mackies Charakter Sam Wilson (a.k.a. Falcon) mit Steves Handlung verbunden - gelungen.

Im Vordergrund steht jedoch die Kontroverse darüber, wie weit man gehen darf oder sollte, um den Frieden zu erhalten. Es gab zwar schon in anderen Filmen dieses Universums immer wieder Seitenhiebe auf fragwürdige Außenpolitik, Aufrüstung usw., aber nie war es so satirisch auf den Punkt wie hier. Der besondere Clou daran: Die fragwürdigen Methoden zur Erhaltung des Friedens werden mit absoluter Selbstverständlichkeit vorgetragen und könnten zum Großteil direkt aus der Berichterstattung im US-Fernsehen stammen. Klingt doch alles ganz logisch, man muss eben Kompromisse eingehen. Und dann kommt Steve Rogers als Held des Films und Identifikationsfigur für viele Zuschauer, und sagt, Nein, das ist keine Friedenspolitik, sondern reine Angstmacherei. Es gab bereits einige amerikanische Stimmen, die diesen Schachzug sehr gelobt haben, da er auf effektive und doch sehr einfache Art die aktuelle Außenpolitik kritisiert. Gerade in Anbetracht von NSA-Skandal und dergleichen ist der Film sehr aktuell und auf den Punkt.

Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern. Chris Evans ist hervorragend als Steve, er verleiht den wichtigen Momenten die nötige Gravitas, aber bleibt auch in den lustigen Momenten stets überzeugend. Ebenso gelungen ist Scarlett Johannsons Leistung als Natasha. Es wird ja immer nach "starken Frauen" geschrieen, was meist darauf hinausläuft, dass die weiblichen Charaktere draufhauen wie die Kerle und ständig blöde Sprüche reißen. Das ist es aber gar nicht, was wir mit "starken Frauen" meinen. Wir wollen interessante Frauen sehen, realistische Frauen, und so eine ist Natasha. Sie ist kompetent, nicht zimperlich, hat Durchsetzungsvermögen, aber sie nimmt auch Anteil an Steves Leben, hat Humor, und ist auch mal verzweifelt. Ein Black Widow-Film ist mehr als überfällig, und sollte er genauso qualitativ hochwertig sein wie die bisherigen Filme dieser Reihe, wird er sicher auch Erfolg haben.


Anthony Mackie als Sam Wilson bzw. Falcon fügt sich perfekt in die Reihe ein. So leicht hätte aus ihm die Kischeefigur des schwarzen, sprüchereißenden und nervigen Sidekicks werden können, aber dies ist zum Glück nicht passiert. Er lockert an den richtigen Stellen das Geschehen mit seiner schlagfertigen Art auf, ist glaubhaft stark in den Actionszenen und entwickelt die Freundschaft zu Steve überzeugend.
Der Titelgebende Winter Soldier hatte für meinen Geschmack etwas zu wenig Szenen, diese hatten jedoch ordentlich Durschlagskraft (teilweise wörtlich zu verstehen). Sebastian Stan macht aus ihm eine tragische Figur und er wird sicherlich in weiteren Filmen dieser Reihe noch eine wichtige Rolle spielen. Auch die anderen Schauspieler liefern wie zu erwarten sehr gute Arbeit ab, z. B. Robert Redford als charmant-glatter Neuzugang Alexander Pierce, Samuel L. Jackson als gewohnt BAMF-iger Nick Fury, Cobie Smulders als Agentin Hill oder Emily vanCamp als Steves Nachbarin Kate.

Auch technich gibt es nichts auszusetzen. Die Actionszenen sind toll anzusehen und viele bleiben im Gedächtnis, weil sie spannend und gut inszeniert sind.  Die Musik von Hans Zimmr und John Powell ist passend heroisch und unterstützt die Handlung. Nur auf das 3D hätte man durchaus verzichten können, es fügt dem Geschehen nichts Wesentliches hinzu.

Fazit: "Captain America: The Winter Soldier" ist ein weiterer gelungener Film des Marvel Cinematic Universe. Tolle Actionszenen, gelungene Charakterentwicklung, eine spannende Handlung und die genau richtige Dosis Humor sorgen für perfekte Blockbuster-Unterhaltung. Der neue "Avengers" kann gar nicht schnell genug kommen. 


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Freitag, 31. Januar 2014

Mein Kinojahr 2013

Dieses Jahr bin ich so richtig schön spät mit meinem Rückblick auf das Kinojahr 2013. Aber es ist immer noch Januar, da wollen wir mal nicht so kleinlich sein. ;)

Genau wie in 2012 zog es mich 2013 40 Mal ins Kino, am meisten – wie eigentlich immer – im letzten Quartal (Verteilung: 10 / 9 / 6 / 15). Dabei gehen 26 Besuche auf das Konto meines Heimatkinos und einmal war ich sogar in einem ausländischen Kino, nämlich im Showcase in Bristol (für „The World's End“). 14 Mal musste ich einen Film in 3D gucken (ja, „musste“, denn leider kann man heutzutage ja nur noch sehr selten zwischen einer 2D- und einer 3D-Fassung wählen), und vier Filme zogen mich zwei Mal ins Kino.


Der beste Film
Da hatte ich dieses Jahr wirklich große Probleme, mich endgültig zu entscheiden, denn vier Filme blieben mir in besonders guter Erinnerung und zählen meiner Meinung nach zum Besten, was 2013 zu bieten hatte. Am Ende hat dann aber ein Film – ganz passend – mit einem Sekundenbruchteil Vorsprung gewonnen: „Rush“. Ron Howards Porträt der Rivalität zwischen den Formel1-Fahrern James Hunt und Nikki Lauda ist spannend, schockierend, lässt Emotionen zu und bietet sogar den ein oder anderen Lacher.
Nur ganz knapp am 1. Platz schrammten der beste Blockbuster des Jahres, „Iron Man 3“, und der vor Spannung kaum zu ertragende „Captain Philipps“ (mit einem lange nicht mehr so guten Tom Hanks) vorbei. Das v. a. technisch auftrumpfende Weltall-Spektakel „Gravity“ schafft es auf Platz 4.

Der schlechteste Film 
Auch dieses Jahr habe ich einen weiten Bogen um die üblichen Verdächtigen für diese Kategorie gemacht – da habe ich wohl das Glück kein offizieller Filmkritiker zu sein, sodass mich niemand zwingen kann für Schrott ins Kino zu gehen. Und so war auch kein Film so richtig schlecht, sondern fällt eigentlich eher in die Kategorie „Nett aber vergessenswert“ oder „Muss man nicht sehen aber tut auch nicht richtig weh“. Und von all diesen Filmen fand ich „Epic“ dann doch am schlechtesten. Der Film sieht zum Großteil sehr hübsch aus, aber die Story ist leider sehr bescheuert bzw. wimmelt nur so von Logiklöchern.

Der lustigste Film 
Beim lustigsten Film schwanke ich zwischen zwei, und ich möchte mich eigentlich auch nicht entscheiden. Beide sind nämlich auf ihre Art sehr unterhaltsam. Zunächst wäre da „Das ist das Ende“, der komplett durchgeknallte Weltuntergangs-Apokalypsen-Film mit James Franco, Seth Rogen & Co. Ein aberwitziger Kommentar auf Hollywood und Katastrophenfilme, denn jetzt sehen wir mal komplett planlosen Menschen dabei zu, wie sie mit solch einer Extremsituation klar kommen. Und das ist zum Brüllen komisch, wenn auch etwas krude.
Und der andere Film ist „Don Jon“ über einen von Joseph Gordon-Levitt gespielten Pornosüchtigen, der selbst dann nicht von seinem schmutzigen Hobby lassen kann, als er anscheinend seine Traumfrau findet. Der Film schafft eine überraschende Gratwanderung gegen Ende, wenn das Ganze einen ernsteren Unterton bekommt, aber die erste Stunde ist herrliche Satire auf Hollywood-Romanzen.
Eine Ehrennennung habe ich allerdings noch: Als lustige Szene des Jahres gewinnt ganz klar die Kapuzenszene aus „Django Unchained“.

Der emotionalste Film 
 Das waren im Grund zwei Filme: Einmal „Les Miserables“, da muss ich beim letzten Lied sowieso immer schlucken, wenn ich es höre, und dass dann auf der Leinwand zu sehen (auf der Bühne habe ich das Musical bisher leider nicht sehen können), schwächt die Szene nicht gerade ab. Allgemein war die Verfilmung recht gut gelungen und die langen Kameraeinstellungen trugen zur Intensität bei. Immerhin bin ich nicht in Tränen ausgebrochen, dafür haben andere im Publikum gesorgt.
Und der zweite Film ist „Captain Philipps“, nicht auf der „Oh mein Gott, das ist so traurig!“-Ebene, sondern auf der „Wow, das war ein verdammt nervenaufreibendes Finale“-Ebene. Obwohl der Ausgang der Handlung bekannt war, hab ich trotzdem sehr mitgefiebert, und die absolut realistische Darstellung des traumatisierten und völlig unter Schock stehenden Philipps war sehr ergreifend.

Die größte positive Überraschung 
Auch hier haben mich in 2013 zwei Filme überrascht, zumindest ein wenig, und zwar „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ und Michael Herbigs Romantik-Dramödie „Buddy“. Der zweite Teil des „Hobbit“ war deshalb überraschend, weil ich gerade bei einem mittleren Teil erwartet hätte, dass er sich zieht, v. a. auch weil Teil 1 schon deutliche Längen hatte. Aber nein, trotz Peter Jacksons deutlicher Abweichungen vom Buch hat der Film mich packen können und ich habe nicht, wie noch in Teil 1, an der ein oder anderen Stelle etwas gelangweilt auf die Uhr geguckt.
Um Michael „Bully“ Herbig war es ja etwas still geworden in letzter Zeit, und die auf Pro7 ausgestrahlte Sitcom „Bully macht Buddy“, die auf den Film einstimmen sollte, war von den Quoten her ein Desaster. Zum Glück hatte die Sitcom so ziemlich gar nichts mit dem Film zu tun, der zwar recht konventionell und ohne große Überraschungen daherkommt, aber dennoch konstant unterhält, Bully-typischen Wortwitz aufweist und mit seinem Humor fast immer ins Schwarze trifft. Keine intellektuelle Herausforderung, aber sicherlich auch keinen Deut schlechter als die das Kino überflutenden Filme von/mit Till Schweiger und Matthias Schweighöfer.

Die größte Enttäuschung 
Star Trek into Darkness“. Je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr regt er mich auf. So viele gute Ansätze, so tolle Voraussetzungen mit talentierten, passend gecasteten Schauspielern und beeindruckender Technik, und dann dieser Film. *grummel*

Das beste Publikum
Allgemein hatte ich gutes, unterhaltsames Publikum in den beiden besuchten „Thor: The Dark World“-Vorstellungen, wobei die drei Teenie-Mädels vom ersten Besuch hervorgehoben werden müssen. Die waren nämlich einfach zu goldig. Ich bin wie immer sitzen geblieben und sie waren ganz am Ende des Abspanns noch die einzigen mit mir im Saal. Sie giggelten total begeistert über den Schluss-Twist mit Loki woraus sich ein kleines Gespräch zwischen uns entwickelte. Loki-Fans erkennt man eben immer und überall, sie waren ganz hin und weg, und wollten nochmal reingehen.
Das sicherlich zu 80% aus Benedict Cumberbatch Fans bestehende Publikum in der „Frankenstein“-Aufführung hatte ebenfalls etwas für sich, wenn auch das begeisterte Gekreische zu Beginn etwas, ähm, befremdlich war. *g*
Auch noch erwähnen möchte ich die beiden Damen (sicherlich Ende 50, Anfang 60), die neben mir in „Die Eiskönigin“ saßen und offensichtlich totale Disneyfans waren. Außerdem schien es ihr erster 3D-Film zu sein, sie waren ganz begeistert von den Effekten, und nach Elsas Power-“Ihr könnt mich alle mal!“-Song waren sie richtig überwältigt.
Und nicht fehlen darf die Dam in „Les Miserables“, die die bekannteren Stücke wie „I dreamed a dream“ oder „On my own“ mitsang, und dann bei der Sterbeszene des kleinen Gavroche (ja natürlich stirbt das Kind, es hat einen Namen, ist niedlich und turnt auf den Barrikaden rum!) völlig unkontrolliert in Tränen ausbrach.

Das schlechteste Publikum 
Das absolut schlechteste Publikum hatte ich bei meinem „Pitch Perfect“-Besuch, ausgerechnet der erste Kinobesuch überhaupt in 2013. Fast nur Teenies, dazu offensichtlich verfeindete Lager aus einer Klasse oder zumindest aus Parallelklassen. Da wurde sich gegenseitig angekeift, über mehrere Reihen mit Popcorn geworfen, dämliche Sprüche über den Film gemacht, da der Humor zu hoch für diese einfältigen Gemüter war, und ich frag mich immer noch, warum die überhaupt ins Kino gegangen sind, wenn die doch eh nichts davon mitbekommen haben.
Auf andere Weise schlecht war das Publikum im ersten „Iron Man 3“-Besuch, da irgendwie so gar keine Reaktion kam. Humor nicht verstanden? Zu jung um die Gags zu Beginn zu kapieren?
„Das ist das Ende“ war auch schwierig, da ein Teil des Publikums offensichtlich die Schauspieler nicht kannte und somit ungefähr die Hälfte der Witze gar nicht verstand, wodurch die ersten 20 min für sie langweilig wurden und sie anfingen zu meckern. Hinzu kam, dass bei einem der Jungs das Deo versagte, was nicht angenehm war.
Und kein Kinojahr darf vergehen, ohne dass nicht irgendwer, in diesem Fall drei Frauen vor uns, verschämt kichern, weil zwei Männer miteinander im Bett sind. So geschehen in „Liberace“. „Tihihi, die haben Sex, tihihi, und Liberace ist schon alt, tihi.“ Tatsache. Wer hätte das gedacht.

Das erinnert mich an... 
In „Frankenweenie“ erinnerte die Monsterplage gegen Ende doch etwas an das große Finale von „Cabin in the Woods“. Das hat dem Ganzen aber nochmal einen extra Kick gegeben. *g*

Besondere Momente 

Zunächst wäre da natürlich die „Frankenstein“-Aufführung. Aufgrund des 50. Geburtstages des Londoner National Theatres wurde die aufgezeichnete Fassung mit Benedict Cumberbatch als Kreatur und Jonny Lee Miller als Frankenstein noch einmal in ausgewählte Kinos gebracht. Und dieses Mal war ich im ausverkauften Saal dabei (so ausverkauft, dass im Saal nebenan der Film ebenfalls gezeigt wurde). Ein großartiges Theaterstück, und besonders von Cumberbatch hervorragend gespielt.
Auch toll war der Besuch von „The World's End“ in Bristol während des England-Urlaubs, wo wir beinahe den Saal für uns gehabt hätten, für echtes Heimkino-Feeling.

So viele Bio-Pics! 
Ich habe in 2013 gefühlt massenweise Filme gesehen, die sich mit realen Personen beschäftigen: „Lincoln“ (den ich etwas dröge fand), „Hitchcock“ (unterhaltsam), „Rush“, „Liberace“ (zu Recht mit diversen Preisen ausgezeichnet), „Inside WikiLeaks“ (verschenktes Potential) und „Captain Philipps“.
Und ganz am Ende wurde es dann auch noch etwas Arthouse, denn der letzte Film in 2013 war „Only Lovers Left Alive“, der melancholisch dahinfließende Vampirfilm von Jim Jarmusch. Hatte was. :)


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