2015 habe ich in 54 Kinobesuchen (Quartalsverteilung 14 / 10 / 14 / 16) 51 unterschiedliche Filme gesehen; drei Filme haben mich zwei Mal ins Kino bekommen. Neun Filme davon waren in 3D, wobei dieses zwar gut war, aber für mich bei so gut wie keinem Film einen wirklichen Mehrwert darstellte. Mein Heimatkino wurde von der Pole Position abgelöst; 20 meiner Besuche gingen nämlich zur "Konkurrenz" in die Kreisstadt (was soll ich sagen, bessere Atmosphäre + Bonuskartensystem, außerdem: Sneak!).
Jaha, überhaupt, die Sneak. Ich habe mich früher nie getraut, eine Sneak-Preview zu besuchen, da ich nicht von Horrorfilmen oder überbrutalen Ballerfilmen überrascht werden will. Da man aber im besagten Kino so nett ist, Horrorabgeneigte vorzuwarnen, gehe ich gerne das Risiko des unbekannten Films ein. Und Leute, das führt doch zu einer ganz anderen Verteilung beim "schlechtesten Film"....
Der beste Film
Dieses Mal gab es tatsächlich drei Filme, die bei mir die Höchstwertung bekamen, aber der großartigste Film des Jahres war für mich "Mad Max Fury Road". George Miller entfacht ein wahres Feuerwerk an grandioser Action, cleverem Worldbuildung, und perfekten Charakteren, mit Tom Hardy und Charlize Theron als ständig Gas gebendem Hauptdarsteller-Duo. Von vorne bis hinten ein Erlebnis.Auf Platz 2 findet sich PIXARs diesjähriger Geniestreich "Alles steht Kopf", ein wunderbarer Trip in die Gedankenwelt eines zwölfjährigen Mädchens, deren Leben das erste Mal komplett aus der Bahn gerät. Der Film vereint all das, wofür wir PIXAR lieben: eine ans Herz gehenden, intelligenten Story mit viel Humor, liebenswerte Charaktere, und eine im Überfluss kreative Optik. Platz 3 geht an den kleinen, aber extrem feinen "Ex Machina", einen kammerspielartigen, sich langsam zuspitzenden Thriller über künstliche Intelligenz und ab wann ein Roboter vielleicht doch eher ein Mensch ist. Die Thematik ist nicht neu, aber was Regisseur Alex Garland mit Atmosphäre und einem perfekt aufspielenden Hauptdarsteller-Trio (Oscar Isaac, Alicia Vikander, Domhnall Gleeson) zustande bringt, hat mich wirklich sehr begeistert.
Ehrennennungen für die überaus gelungene Buchadaption "Der Marsianer" mit Matt Damon, Sir Ian McKellans anrührend-mitreißendes Porträt des bekanntesten Detektives der Literaturgeschichte in "Mr. Holmes", und den größten Film des Jahres schlechthin, "Star Wars VII - Das Erwachen der Macht", denn der ist tatsächlich auch richtig gut!
Der schlechteste Film
Diese Kategorie war lange, lange Zeit gesetzt und ich sah keine Änderung mehr kommen. Tja, und dann war da die letzte Sneak des Jahres, die noch einmal alles umgeschmissen hat, denn: Sie sorgte für den neuen Spitzenreiter in dieser Kategorie! Glückwunsch an "Die dunkle Seite des Mondes" mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, einem Film, der so gern tiefgründig und mysteriös sein würde, mich aber den Großteil der Zeit einfach furchtbar gelangweilt hat mit seiner Pseudo-Symbolik. Wären es doch nur tatsächlich Werwölfe gewesen, schlimmer hätte es den Film sicher nicht gemacht. Absolute Nullnummer für mich, und offensichtlich auch für andere, denn einige verließen vorzeitig den Saal.Der ewige Spitzenreiter "Fifty Shades of Grey" wurde somit im allerletzten Moment von der Nummer 1 gestoßen. Dabei hatte dieser Film wirklich alles getan, um der mieseste Film des Jahres zu werden, v.a. war er gähnend langweilig. Aber käme es drauf an, würde ich diesen Film lieber noch einmal anschauen als "Die dunkle Seite des Mondes", denn es gibt wenisgtens brauchbare Musik und zwischendurch auch mal was zu lachen. Platz 3 geht an "The Gunman", einen so dermaßen durchschnittlichen Actioner mit Sean Penn, dass eigentlich jede Erwähnung irgendwo schon zu viel Aufmerksamkeit ist. Knapp vom Siegertreppchen geflogen ist "The D-Train", ein seltsamer Film mit Jack Black, der einen guten Ansatz hat, aber an einer unglaublich unsympathischen Hauptfigur krankt.
Der lustigste Film
Da habe ich dieses Jahr gar nicht viele Filme - es gab zwar einige Filme, die gute lustige Momente hatten, aber wirklich durchgängig lachen konnte man bei ihnen nicht (waren aber auch keine reinen Komödien *g*). Daher ist der Gewinner in dieser Kategorie "Spy - Susan Cooper Undercover", in dem Melissa McCarthy endlich mal wieder zeigen durfte, dass sie mehr kann als nur die prollige Dicke zu sein. Neben ihrer wirklich guten Leistung bleibt v. a. Jason Statham in Erinnerung, der sich und seine Filme genüsslich selbst parodiert; und Rose Byrne hat offensichtlich auch eine riesige Freude daran, die ganz ganz Böse zu spielen.Ebenfalls sehr witzig, wenn auch auf eine deutlich bösere Art, war "Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt", eine franko-belgische Co-Produktion über einen etwas anderen Scheidungskrieg. Denn wann setzen Elternteile schon einmal alles daran, nicht das Sorgerecht zu erhalten?
Der emotionalste Film
Hier habe ich ebenfalls zwei Kandidaten, und nein, dieses Mal ist es nicht PIXAR. *g*Zunächst hat mich ganz zu Anfang des Jahres "The Imitation Game" doch mehr mitgenommen als gedacht. Da habe ich schon ziemlich mitgelitten. Und dann war da noch "Er ist wieder da", der auf eine ganz andere Art emotional war, denn das Lachen blieb dem Zuschauer sehr schnell im Hals stecken aufgrund des beängstigenden Realismus und der Aktualität, die der Film an den Tag legte.
Die positivste Überraschung
An der Spitze der größten Überraschungen steht ganz klar "Magic Mike XXL". Teil 1 war ein durchaus unterhaltsamer Film mit betont ernsten Nebenplots, die den Film aber eher ausbremsten, als dass sie ihn bereicherten. Beim Sequel dachten sich dann Channing Tatum & Co. wohl, "Scheiß drauf, wir haben jetzt einfach Spaß!" und machten einen herrlich schrägen Road Trip mit einer Unmenge an - scheinbar in der Schwerelosigkeit gedrehten - Stripszenen, wobei der Stopp an der Tankstelle sowie die große Endnummer sicherlich zu den denkwürdigsten Szenen des Jahres gehören dürften.Ebenfalls erfreulich, v.a. nach dem eher uninteressant wirkenden Trailer, war die britische Romanitikkomödie "Es ist kompliziert" mit Lake Bell und Simon Pegg. Hier wurden einige Klischees elegant umschifft, die Charaktere machen Spaß, und der Film ist herrlich kurzweilig. Und dann war da noch "Mortdecai", eine schräge Gangsterposse mit Johnny Depp. Der Film war zwar nicht denkwürdig, aber dann doch deutlich besser, als seine ersten 15 min befürchten lassen.
Die größte Enttäuschung
Relativ einfach dieses Jahr: James Bond hat mich leider hängen lassen. "SPECTRE" hatte es erwartungsgemäß schwer nach dem wirklich guten "Skyfall", aber dass man so eine lasche Story vorgesetzt bekommt, das Talent von Christoph Waltz geradezu verschwendet, die Actionenszenen müde vor sich hinplätschern, und jegliche romantischen Szenen wie mit dem Holzhammer reingeprügelt wirkten, konnte man wirklich nicht erwarten. Positiv waren einzig die sehr gelungene Eröffnungssequenz, Daniel Craigs süffisanter "Mir ist eh alles egal und ich hab hiernach endlich Ruhe"-Gesichtsausdruck, und Ben Whishaws Pullunder-tragender Lichtblick Q.Ebenfalls eher enttäuschend, gemessen am Vorgänger, war "Maze Runner - Die Auserwählten in der Brandwüste". Die Actionszenen waren durchaus gelungen, die Optik toll, aber man hat sich leider so gar nicht bemüht, die Charaktere zu vertiefen; einzig Dylan O'Brien als Thomas bekommt ein wenig mehr Profil, vermutlich aber ganz einfach, weil er nun mal in jeder Szene ist. Ich hoffe, Regisseur Wes Ball nimmt sich die Kritik für den letzten Teil dieses Jahr zu Herzen.
Interlude: Guilty Pleasure
Der Film ist absolut bescheuert, die Handlung wurde vermutlich aus den Teenie-Fanfiction-Ergüssen der Autorin zusammengesetzt ("Ich hatte mal so eine 'Werwölfe im Weltall'-Phase, und Inline-Skating fand ich auch voll cool!"), die Optik ist Hochglanz, die Schauspieler schlafwandeln oder betreiben grandioses Overacting - aber irgendwie war das doch alles ... charmant. "Jupiter Ascending" wird vermutlich zum Kultfilm werden. Es könnte schlimmere Filme treffen.
Der beste Blockbuster
Der größte Blockbuster des Jahres hat als Helden ein Mädchen, einen Schwarzen, und einen Latino. Der Böse ist ein weinerlicher Weißer mit Opa-Anbetungskomplex und Allmachtsfantasien. Wer damit nicht klar kommt: Pech gehabt. Ihr armen, unterrepräsentierten weißen MRA-Männer könnt ja auf den nächsten Michael Bay-Film warten. Und wir anderen erfreuen uns an einem richtig unterhaltsamen SciFi-Epos, das es sich storytechnisch zwar etwas zu leicht macht, dafür aber coole Action, sympathische Helden, und einen supergoldigen Fußball mit Kopf zu bieten hat. Möge die Macht mit "Star Wars VII - Das Erwachen der Macht" sein, sodass der "Avatar"-Rekord auch noch geknackt wird.
Der beste Agenten-Film
Gefühlt gab es in 2015 eine unglaubliche Menge an Filmen mit Agenten/Spionage-Thematik. Und der beste davon war "Mission Impossible: Rogue Nation". Die Action war fantastisch, Rebecca Ferguson stiehlt Tom Cruise ziemlich die Show, und Simon Pegg macht verdammt viel Spaß in einer aufgewerteten Rolle. Pures Actionkino vom Feinsten.Ebenfalls sehr gelungen war Guy Richies "Codename U.N.C.L.E.". In stylischem Retrolook lässt er Armie Hammer sich mit Henry Cavill kloppen während Alicia Vikander im Hintergrund ihr eigenes Ding macht. Das Ganze wurde mit einem herrlich trockenen Humor versehen. Ich hätte gegen eine Fortsetzung nichts einzuwenden. Und schließlich gab es recht früh im Jahr den vom Stil her an "Kick-Ass" erinnernden "Kingsman" mit Colin Firth in einer für ihn ein wenig überraschenden aber sehr stilvollen Rolle. Taron Egerton machte in der Hauptrolle mit Nachdruck auf sich aufmerksam und wird sicherlich auch im Sequel überzeugen.
Gutes und schlechtes Publikum
Ein richtig gutes Publikum gab's beim Besuch von "Magic Mike XXL" in einem sehr gut gefüllten Saal - bis auf einen Mann (freiwillig dort und mit Begeisterung dabei *g*) nur Frauen, die alle offensichtlich einen Heidenspaß hatten.Auch bei "Frau Müller muss weg" herrschte wirklich gute Stimmung in einem unterhaltsamen Film.
Positiv in Erinnerung blieb mir auch der sehr volle Saal in "Der große Trip - Wild". Sicherlich irgendwie als gut einzuschätzen, wenn man den Film bedenkt, war die Erfahrung in "Fifty Shades of Grey", wo selbst Fans an den unpassendsten Stellen lachen mussten und der arme Kerl neben mir, der offensichtlich seine Freundin begleiten musste, immer tiefer in seinen Sitz rutschte (möglicherweise zwischendurch auch wegdöste) und bei Abspannbeginn gequält sagte, "Können wir jetzt endlich gehen?".
Ein freundliches Winken für den einen Mann ein paar Reihen hinter uns in "Mad Max Fury Road", der während des Abspanns zu seinem Begleiter sagte, "Was für ein geiler Film." Wo er Recht hat... Süß die Kinder vor uns in "Alles steht Kopf" - die befürchtete Hampelei des kleinsten Kindes blieb aus, und der ältere Junge fand den Film "voll krass". *g*
Schlechtes Publikum gab es leider auch. Wo "Magic Mike XXL" das beste Publikum stellte, gab's beim zweiten Besuch dieses Films leider das insgesamt schlechteste Publikum. Keinerlei Stimmung; die Teenie-Mädels in unserer Reihe verbrachten mehr Zeit damit, auf dem Handy Fotos von Channing Tatum anzuschauen und zu chatten, als auf die Leinwand zu gucken.
In "Er ist wieder da" gab es in der Reihe vor uns eine größere Gruppe Niederländer, die ziemlich viel quatschten und ständig rumgiggelten, gerne an den unpassendsten Stellen. Ganz schlimm auch zwei Jungs in "Steve Jobs", die offensichtlich einen ganz anderen Film erwartet hatten, entsprechend blöde Kommenatre gab es dann immer wieder für sicher 40 min, bis sie beschlossen zu gehen. Hätte man sich mal vorher über das informiert, was man da guckt...
Das beste 3D-Erlebnis
"The Walk" war für mich der einzige Film in 2015, bei dem sich das 3D wirklich gelohnt hat. Der Film lässt sich zwar langsam an, aber die letzten 40 min sind grandios und der Balanceakt auf dem Seil lässt einen die Luft anhalten. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Film in Kino schauen konnte - auf einer großen Leinwand war es wirklich ein Erlebnis!Ähnliche Artikel: