Mittwoch, 28. November 2012

"Breaking Dawn 2": Keine Überraschungen am Ende der "Twilight"-Reihe



Geschafft. Mit „Breaking Dawn 2“ ist nun die Filmreihe zu Stephanie Meyers "Twilight-Saga" abgeschlossen und als bekennender Nicht-Fan muss ich sagen: Der Abschluss ist ganz passabel geworden.

Bella (Kristen Stewart) hat nun endlich bekommen, was sie wollte: Sie ist ein Vampir, hat ein süßes Baby und Edward (Robert Pattinson), den Mann ihrer Träume. Sie kommt auch überraschend gut mit dem Blutdurst klar und dass Werwolf Jacob (Taylor Lautner) sich auf ihre Tochter geprägt hat, wird nach einem kleinen Wutanfall ebenfalls akzeptiert. Und Baby Renesmee wächst verdammt schnell - nach wenigen Monaten sieht sie bereits aus wie ein 8-jähriges Kind. Davon erfahren die Volturi, die Obervampire, und durch ein Missverständnis halten sie Renesmee für ein "unsterbliches Kind" - ein Kind, dass zum Vampir gemacht wurde, was - wie wir alle aus "Interview mit einem Vampir" wissen - eine verdammt schlechte Idee und somit unter Todesstrafe verboten ist. Ein Kampf scheint unausweichlich - die Cullens und ihre Verbündeten gegen die Volturi und ihre skrupellosen Wächter.

Natürlich hätte man aus der Handlung des 4. „Twilight“-Romans ohne Probleme einen einzigen Film machen können, aber die Chance auf noch mehr Geld konnte man sich wohl nicht entgehen lassen (nicht, dass sich das in besseren Effekten oder dergleichen widerspiegeln würde). Und so wird auch hier der ganze Konflikt ausgewalzt, was zu einigen unnötigen Längen führte. Auch kann ich leider immer noch nichts mit den Protagonisten Bella und Edward anfangen, weshalb die bemüht innigen Szenen zwischen den beiden auch die uninteressantesten Teile des Films für mich waren.


Zugute halten muss man "Breaking Dawn 2", dass er den Humor deutlich bewusster einsetzt als in den Teilen zuvor (jede Szene mit Bellas Vater Charlie, gespielt von Billy Burke, ist Gold wert) und auch wenn einiges noch ungewollt komisch ist, so darf man mittlerweile tatsächlich mit dem Film lachen. Und wer auch immer auf die Idee kam, Michael Sheen als Volturi-Boss Aro zu besetzen, verdient einen Preis für glorreiche Einfälle. Sheen interessiert sich offensichtlich nicht die Bohne für den ernsthaften Ton, den seine Szenen wohl versprühen sollen, und spielt, als wäre er in einer Parodie. Ihn sollte man auch dann nicht aus den Augen lassen, wenn mal der Fokus nicht auf seiner Figur liegt, es ist jedes Mal umwerfend komisch. Die anderen Schauspieler bemühen sich nach wie vor, etwas aus ihren Rollen zu machen, und Kristen Stewart ist als Vampir auf jeden Fall unterhaltsamer als als lebensmüde menschliche Bella.

Logiklöcher gibt es in der Handlung leider immer noch mehr als genug - so sieht Alice mal wieder den "Besuch" der Volturi voraus, aber wie das bei ihr so ist, sieht sie immer nur genau die Schnipsel aus der Zukunft, die einen Konflikt erst noch verstärken. Ein Vampir kann die Elemente kontrollieren, also auch Feuer – wie geht das, wenn Feuer Vampire doch töten kann? Auch wird extra betont, dass die Volturi kämpfen und nicht reden wollen, nur um dann Aro erstmal eine lange Diskussion anfangen zu lassen, wenn er den Cullens letztlich gegenüber steht. Gekämpft wird dann allerdings doch noch, und die Szene ist so vollkommen verrückt und over the top, dass wir uns prächtig amüsiert haben. Man merkte auch ganz genau, wer im Publikum entweder die Bücher nicht kannte oder es geschafft hatte, Spoiler im Internet zu vermeiden. *g*

Wie schon angemerkt, sind die Effekte leider immer noch nicht besonders gut – angefangen bei dem beunruhigend niedlichen CGI-Baby über die immer noch nicht vernünftig angepassten Wölfe hin zu offensichtlich auf Sound Stages gedrehten Szenen, bei denen man dann einfach die winterliche Szenerie eingefügt hat (aber es anscheinend für unwichtig erachtete, auch nur den Ansatz eines lauen Lüftchens in den Haaren der Charaktere anzudeuten). Ich bin mir sicher, das ginge besser, wenn man sich nur ein kleines bisschen mehr bemüht hätte. Außerdem nervte mich der Effekt für die Vampirgeschwindigkeit nach einiger Zeit enorm.

Dieses Mal fand ich auch den Einsatz von Liedern sehr anstrengend, da es sich fast ausnahmslos um deprimierend-bedeutungsschwangere Stücke handelte. Selbst, wenn gerade überhaupt nichts Dramatisches und/oder Trauriges passierte, das dieses Lied vielleicht noch irgendwie gerechtfertigt hätte.


Warum ich den Film trotzdem ganz passabel fand? Die Kampfszene war einfach zu bescheuert um sie nicht gut zu finden, und die Nebencharaktere machen es schon irgendwie sehenswert. Ob sie einen blöden Spruch bringen wie der „große Bruder“ Emmett, wunderbar darin sind, trocken auf jede noch so verwirrende Situation zu reagieren wie Bellas Vater, oder absolut durchgeknallt sind wie die Volturi – irgendwie machen diese Momente Spaß. Man muss sich eben dafür durch langweilige, ach so romantische Edward/Bella-Momente kämpfen. Ich frage mich aber auch, wie Lee Pace („Pushing Daisies“, „The Fall“), der hier einen der Cullen-Verbündeten spielt, sich in den Film verirrt hat. Da er aber sehr unterhaltsam war, nehm ich es einfach dankend an.

Jetzt können wir dieses Kapitel der modernen Popkultur auch endlich ad acta legen. Die entsprechende Klientel hat ja bereits ein neues Fressen gefunden: „50 Shades of Grey“, bezeichnenderweise eine ehemalige „Twilight“-Fanfiction (und leider keine gute, denn gegen Fanfiction an sich habe ich bekanntlich nichts).

Fazit: Der letzte Teil der „Twilight“-Reihe dürfte alle Fans zufrieden stellen und bietet für alle anderen immerhin noch genug unterhaltsame Momente (Dank der innerlich vor sich hin grinsenden Nebendarsteller). An der uninspirierten und v. a. unlogischen Story sowie der teilweise sehr schlechten technischen Umsetzung ändert dies aber leider auch nichts. 


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Sonntag, 18. November 2012

Guy Adams: "Sherlock:The Casebook"

"Don't buy this book. 
The author has transformed what should have been
 a series of lectures into a gross and tasteless entertainment."
- Sherlock Holmes, "The Casebook" 

BBC Books hat nun im November das von den Fans langersehnte "Casebook" zur Hit-Serie "Sherlock" herausgebracht und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Bereits die Aufmachung gefällt: Ein handliches Hardcoverbuch mit Schutzumschlag und hochwertiger Papierqualität. Das Cover fällt mit seiner etwas ungewöhnlichen Gestaltung auf und im Innenteil des Schutzumschlages richten John und Sherlock höchstpersönlich ein paar Worte an die Leser (John gewohnt bescheiden, Sherlock gewohnt … charmant, s.o.).


Aber auch der Inhalt weiß zu gefallen. Mir kam es beim Lesen die meiste Zeit so vor, als hielte ich ein mit sehr viel Liebe und Herzblut gemachtes Fanbook in der Hand, denn so liest es sich. Locker und mit einem Augenzwinkern geschrieben, erfährt man selbst als sehr gut informierter Fan noch die ein oder andere Neuigkeit zur TV-Serie. Was meiner Meinung nach dieses Buch jedoch von ähnlichen seiner Sorte abhebt ist v. a. der geniale Einfall, die Fälle der Serie im Stile eines Sammelalbums zu präsentieren.
Alle sechs Folgen sind hier vertreten und werden genau beleuchtet – und zwar von Dr. John Watson höchstpersönlich. Er erklärt die Fälle anhand von Fotos, Notizen, Lageplänen, und (vermutlich gestohlenen) Polizeiberichten, und führt nebenher wunderbar verrückte Unterhaltungen mit Sherlock (und anderen) durch Post Its. Gerade Sherlocks häufig sarkastisch-giftigen Kommentare und Johns trockene Reaktionen darauf machen einfach richtig Spaß und bleiben der Serie jederzeit treu.


Die Abschnitte zwischen den Fällen sind unterhaltsam und informativ. Guy Adams beleuchtet die Anfänge der Serie - wie kamen Steven Moffat und Mark Gatiss überhaupt dazu, eine moderne Fassung von Arthur Conan Dolles beliebten Romanen zu realisieren? Und wie gingen sie später mit dem unerwarteten Erfolg um?

Außerdem erfahren wir mehr über die Konzeption der Charaktere Sherlock Holmes, John Watson und Jim Moriarty, wobei auch jedes Mal die Meinungen der jeweiligen Schauspieler eingebunden werden. Ein weiterer interessanter Abschnitt beschäftigt sich mit den verschiedenen "Sherlock Holmes"-Inkarnationen aus Film und Fernsehen mit besonderem Augenmerk auf die Rathbone- und Brett-Versionen, da diese die Macher deutlich beeinflussten. Fans der aktuellen Filme mit Robert Downey Jr. werden hier nicht fündig.


Nach jedem Fall wird außerdem auf kleine Anspielungen aus den Doyle-Romanen eingegangen; welche Dinge direkt übernommen wurden, was ein wenig verändert wurde, und welche weiteren Kleinigkeiten, die mit diesem Fall direkt nichts zu tun haben, eingefügt wurden.
Schließlich gibt es auch noch eine Bericht über Arthur Conan Doyle persönlich - über sein Leben mit besonderem Augenmerk auf sein Schaffen als Autor und wie er es nie schaffte, Sherlock Holmes loszuwerden, obwohl er doch nichts lieber getan hätte.


Fazit: "Sherlock: The Casebook" ist für Fans der Serie ein absolutes Muss. Aber auch alle anderen, die sich für Sherlock Holmes interessieren, liegen mit diesem unterhaltsamen Buch sicher richtig.


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