Sonntag, 3. Juli 2011

M. M. Kaye: "Die gewöhnliche Prinzessin"


Dank Bookcrossing durfte ich in den Genuss dieses reizenden Märchens kommen und möchte dem Buch einen zumindest etwas größeren Bekanntheitsgrad verschaffen. Ich liebe Märchen und bin, wie es sich gehört, mit den ganzen Klassikern von Grimm und Andersen aufgewachsen.

"Die gewöhnliche Prinzessin" handelt von Amethyst, der siebten Tochter des Königs von Phantasmorania. Alle ihre Schwestern sind so, wie Prinzessinnen eben sind: Bildschön, mit langen goldenen Haaren, strahlend blauen Augen und zart-weicher Haut. Und Amethyst? Nun, sie wurde bei ihrer Taufe von einer Fee mit einem - für eine Königstochter - ganz besonderen Geschenk bedacht: Gewöhnlichkeit. Mausbraune Haare, graue Augen, Sommersprossen - nein, so sieht eine Prinzessin nicht aus. Immerhin ist Amy, wie sie von allen genannt wird, aber ein ganz patentes Mädchen und nimmt ihr Leben schließlich selbst in die Hand (die Idee mit dem Drachen ist aber auch wirklich viel zu bescheuert!).

Mary Margaret Kaye schrieb das Buch für ihre Enkelin, nachdem sie einige Zeit viele Märchen am Stück gelesen hatte und ihr aufgefallen war, dass die Prinzessinnen immer alle mehr oder weniger gleich aussahen, v. a. aber stets wunderschön und überhaupt perfekt waren. Und so fragte sie sich: "Wie würden denn die ganzen Prinzen reagieren, wenn die holde Prinzessin einfach ganz gewöhnlich aussähe? Sie würden sie nicht wollen." So schrieb sich die Geschichte quasi von allein.

Und was für eine schöne Geschichte es ist! Amy kommt ganz gut damit zurecht, dass sie nicht so großartig aussieht wie ihre Schwestern, denn sie verbringt ihre Zeit nicht mit langweiligen Ballspielen, sondern verdrückt sich gern in den naheliegenden Wald. Und sie hat durchaus ihren eignene Kopf; von den ganzen steifen Prinzen will sie nichts wissen - die haben ja noch nicht einmal Sinn für Humor. Und weil sie eine gewöhnliche Prinzessin ist, verbringt sie für einige Zeit sogar ein absolut gewöhnliches Leben - aber wie das im Märchen ist, geht die Geschichte natürlich für sie hervorragend aus und alle leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Nie schwingt Kaye die Moralkeule, Lektionen wie "Man muss sich selbst treu bleiben" oder "Wenn du einen guten Charakter hast, dann wird dir selbst Gewöhnlichsein nicht im Weg stehen" werden so nebenbei erteilt, aber eigentlich freut man sich einfach nur beim Lesen über die sich locker-leicht entfaltende Handlung, den leisen Humor, die kleinen Anspielungen auf andere Märchen und die schön gezeichneten Charaktere (durchaus wörtlich zu nehmen: Kaye hat das Buch nämlich auch illustriert).

Fazit: Wunderschönes Märchen, dass ich jedem ans Herz lege, der selbst gern Märchen liest oder Kindern eine schöne Gutenacht-Geschichte erzählen möchte! Uneingeschränkt zu empfehlen!

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