Dienstag, 22. April 2014

"The Return of the First Avenger": Marvel ambitioniert wie eh und je


Jaha, da bin ich wieder! Zurück aus dem schwarzen Loch, das sich Leben nennt, bringe ich euch eine Review zum neuen Film des „Avengers“-Universums! Und zwar zu "Captain America: The Winter Soldier", der in Deutschland den etwas umständlicheren Titel "The Return of the First Avenger" bekommen hat - sicherlich als Versuch, beim breiten Publikum die Erinnerung an den erfolgreichen "The Avengers" zu wecken (der erste "Captain America"-Film zog nämlich nicht einmal 400.000 Besucher in die deutschen Kinos).

Nach Gott Thor ist es also dieses Mal Steve Rogers a.k.a. Captain America, der uns die Zeit auf den zweiten „Avengers“-Film „Age of Ultron“ verkürzt. Der Captain scheint für Marvel derjenige zu sein, der etwas düsterere, ernstere Filme legitimiert – kein Wunder, hat er doch seinen Ursprung im 2. Weltkrieg, wo er als Supersoldat Hitler und dessen Wissenschaftsabteilung HYDRA ordentlich eingeheizt hat. Teil 2 greift diese Untertöne auf, legt in Sachen Drama und Humor zu, ist bombastischer als Teil 1 und dazu deutlich politischer als die Vorgängerfilme rund um die Avengers. Das passt, ist doch der Protagonist noch nicht lange im 21. Jahrhundert unterwegs und muss sich erst an die veränderte Vorgehensweise in der Kriegsführung gewöhnen (Stichworte Spionage und Kampf gegen den Terror).

Steve Rogers (Chris Evans) kommt mittlerweile halbwegs mit dem Leben in der heutigen Zeit  klar. Er erhält von Nick Fury (Samuel L. Jackson) den Auftrag, zusammen mit SHIELD-Agenten ein von Piraten gekapertes SHIELD-Schiff zu befreien. Bei diesem Einsatz wird er außerdem von Natasha „Black Widow“ Romanoff (Scarlett Johannsen) unterstützt, die die Mission jedoch durch eine, ihr von Fury aufgetragenen, Sonderaufgabe gefährdet. Steve hält Fury dieses Vorgehen vor - wie soll er seine Missionen erfolgreich durchführen, wenn er nicht alle Informationen hat? Vertrauen gehört jedoch nicht zu Furys Grundsätzen, und wie sich schnell herausstellt, liegt er damit sehr richtig. Bei SHIELD läuft etwas ganz gewaltig schief, und nicht nur Fury muss die Konsequenzen tragen - auch Steve gerät in die Schusslinie und befindet sich bald auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten. Die anschließenden Ereignisse sollte man auch gar nicht weiter vorwegnehmen, denn es gibt die ein oder andere überraschende Wendung.


Vertrauen und Loyalität spielen eine große Rolle in „The Return of the First Avenger“. Steve Rogers ist allein aufgrund seiner Geschichte ein einsamer Mensch - es gibt nur noch wenige, die überhaupt aus seiner Zeit sind; er passt sich zwar an das 21. Jahrhundert an, aber so richtig zu Hause ist er noch nicht. Hinzu kommt nun, wem er überhaupt noch vertrauen kann - Menschen, mit denen er zusammengearbeitet hat, sind plötzlich hinter ihm her. Immerhin, auf Natasha ist Verlass - und wie angenehm, dass die einzige weibliche Hauptfigur nicht für eine Liebesgeschichte genutzt wird. Steve und sie sind Freunde und ein gutes Team - einen romantischen Subplot habe ich zu keiner Zeit vermisst!

Hinzu kommt die recht politische Ausrichtung des Films, die tatsächlich mehrere interessante Aspekte anspricht, wenn auch manchmal nur im Vorbeigehen. Dies war aber schon immer eine Stärke der Marvel-Filme: Obwohl es sich im Kern um Blockbuster-Unterhaltung handelt, werden immer wieder ernstere Themen eingestreut (z. B. Tony Starks post-traumatische Störung, Bruce Banners Suizidversuche), die den Charakteren ein bisschen zusätzliche Tiefe verleihen. In "The Return of the First Avenger" wird z. B. auf die Probleme hingewiesen, die bei der Eingliederung von heimgekehrten Soldaten entstehen. Dies wird durch Anthony Mackies Charakter Sam Wilson (a.k.a. Falcon) mit Steves Handlung verbunden - gelungen.

Im Vordergrund steht jedoch die Kontroverse darüber, wie weit man gehen darf oder sollte, um den Frieden zu erhalten. Es gab zwar schon in anderen Filmen dieses Universums immer wieder Seitenhiebe auf fragwürdige Außenpolitik, Aufrüstung usw., aber nie war es so satirisch auf den Punkt wie hier. Der besondere Clou daran: Die fragwürdigen Methoden zur Erhaltung des Friedens werden mit absoluter Selbstverständlichkeit vorgetragen und könnten zum Großteil direkt aus der Berichterstattung im US-Fernsehen stammen. Klingt doch alles ganz logisch, man muss eben Kompromisse eingehen. Und dann kommt Steve Rogers als Held des Films und Identifikationsfigur für viele Zuschauer, und sagt, Nein, das ist keine Friedenspolitik, sondern reine Angstmacherei. Es gab bereits einige amerikanische Stimmen, die diesen Schachzug sehr gelobt haben, da er auf effektive und doch sehr einfache Art die aktuelle Außenpolitik kritisiert. Gerade in Anbetracht von NSA-Skandal und dergleichen ist der Film sehr aktuell und auf den Punkt.

Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern. Chris Evans ist hervorragend als Steve, er verleiht den wichtigen Momenten die nötige Gravitas, aber bleibt auch in den lustigen Momenten stets überzeugend. Ebenso gelungen ist Scarlett Johannsons Leistung als Natasha. Es wird ja immer nach "starken Frauen" geschrieen, was meist darauf hinausläuft, dass die weiblichen Charaktere draufhauen wie die Kerle und ständig blöde Sprüche reißen. Das ist es aber gar nicht, was wir mit "starken Frauen" meinen. Wir wollen interessante Frauen sehen, realistische Frauen, und so eine ist Natasha. Sie ist kompetent, nicht zimperlich, hat Durchsetzungsvermögen, aber sie nimmt auch Anteil an Steves Leben, hat Humor, und ist auch mal verzweifelt. Ein Black Widow-Film ist mehr als überfällig, und sollte er genauso qualitativ hochwertig sein wie die bisherigen Filme dieser Reihe, wird er sicher auch Erfolg haben.


Anthony Mackie als Sam Wilson bzw. Falcon fügt sich perfekt in die Reihe ein. So leicht hätte aus ihm die Kischeefigur des schwarzen, sprüchereißenden und nervigen Sidekicks werden können, aber dies ist zum Glück nicht passiert. Er lockert an den richtigen Stellen das Geschehen mit seiner schlagfertigen Art auf, ist glaubhaft stark in den Actionszenen und entwickelt die Freundschaft zu Steve überzeugend.
Der Titelgebende Winter Soldier hatte für meinen Geschmack etwas zu wenig Szenen, diese hatten jedoch ordentlich Durschlagskraft (teilweise wörtlich zu verstehen). Sebastian Stan macht aus ihm eine tragische Figur und er wird sicherlich in weiteren Filmen dieser Reihe noch eine wichtige Rolle spielen. Auch die anderen Schauspieler liefern wie zu erwarten sehr gute Arbeit ab, z. B. Robert Redford als charmant-glatter Neuzugang Alexander Pierce, Samuel L. Jackson als gewohnt BAMF-iger Nick Fury, Cobie Smulders als Agentin Hill oder Emily vanCamp als Steves Nachbarin Kate.

Auch technich gibt es nichts auszusetzen. Die Actionszenen sind toll anzusehen und viele bleiben im Gedächtnis, weil sie spannend und gut inszeniert sind.  Die Musik von Hans Zimmr und John Powell ist passend heroisch und unterstützt die Handlung. Nur auf das 3D hätte man durchaus verzichten können, es fügt dem Geschehen nichts Wesentliches hinzu.

Fazit: "Captain America: The Winter Soldier" ist ein weiterer gelungener Film des Marvel Cinematic Universe. Tolle Actionszenen, gelungene Charakterentwicklung, eine spannende Handlung und die genau richtige Dosis Humor sorgen für perfekte Blockbuster-Unterhaltung. Der neue "Avengers" kann gar nicht schnell genug kommen. 


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