Freitag, 26. Mai 2017

Gelungene Fortsetzung: "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache"

 Disney schickt ein weiteres seiner großen Flaggschiffe ins Rennen um den erfolgreichsten Film 2017, und dieses Mal ist das sogar wörtlich zu nehmen, denn die Piraten segeln wieder! Nach dem Megaerfolg „Die Schöne und das Biest“ sowie dem extrem gut laufendem „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ möchte nun auch „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ an die Erfolge der anderen „Pirates“-Filme anknüpfen. Und im Gegensatz zum vierten Teil „Pirates of the Karibik: Fremde Gezeiten“ ist dieses Mal der Vorabbuzz auf den Social Media-Seiten überraschend gut gewesen. Zwar ziehen die amerikanischen Durchschnittskritiker das positive Ergebnis mal wieder nach unten (s. Kommentar beim Nachbarblog), aber die sind ja eher selten ausschlaggebend für den Erfolg eines Blockbusters. Und ich als Fan der Reihe kann sagen, dass die bisher hauptsächlich Cineasten bekannten Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg („Kon-Tiki“) einen würdigen fünften Teil abgeliefert haben. Bestes Popcorn-Kino, das Fans der Reihe auf jeden Fall zufrieden stellen wird.

Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) hat ja ein Talent dafür es sich mit allen möglichen üblen Schurken zu verscherzen, und dieses Mal ist es Capitan Salazar (Javier Bardem), der Rache will. Er gibt nämlich Jack die Schuld daran, dass er und seine Crew vor vielen Jahren ihr Leben verloren und als Geister ihr Dasein fristen müssen. Doch jetzt bekommt er Gelegenheit, es Jack zurückzuzahlen, denn dieser ist die letzten Jahre vom Pech verfolgt gewesen. Mitten in diese Pechsträhne platzt Henry Turner (Brenton Thwaites), der mittlerweile erwachsene Sohn von Will Turner und Elizabeth Swann, denn er will unbedingt den Fluch seines Vaters brechen und hofft auf Jacks Hilfe. Ihnen schließt sich die Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario) an, denn sie alle suchen dasselbe: Den Dreizack des Poseidon, der die Macht über die Meere verspricht und somit auch alle damit verbundenen Flüche brechen kann. Carina ist dabei diejenige, die als Einzige die Karte lesen kann, aber auf dem Weg treffen sie auch noch auf Captain Barbossa (Geoffrey Rush), dem Capitan Salazar ebenfalls im Nacken sitzt. Denn wie soll man sich gegen eine Geistercrew zur Wehr setzen, wenn man diese nicht töten kann?
 
Rønning, Sandberg und Drehbuchautor Jeff Nathason haben es geschafft, nach dem auch bei Fans durchaus kritisierten „Fremde Gezeiten“ wieder ein Piratenabenteuer abzuliefern, dass den Geist des ersten Teils einfängt ohne einfach nur zu kopieren. Die Handlung ist dieses Mal sehr geradlinig erzählt; wer da nicht nachvollziehen kann, wer mit wem warum zusammenarbeitet, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Dem ein oder anderen „Hardcore-Fan“ mag der Film vielleicht sogar zu unkompliziert sein. ;) Dabei tut der Reihe diese Besinnung auf etwas „leichteres“ Storytelling vielleicht sogar ganz gut, denn der Film wird trotzdem niemals langweilig. Wir haben so nämlich mehr Zeit, die neuen Charaktere kennenzulernen und gleichzeitig bei den alten Bekannten mitzufiebern.

Zunächst will man natürlich wissen, ob sich Johnny Depp wieder in seine Paraderolle hineinfinden konnte. Zumindest in der deutschen Fassung fühlt es sich an, als wäre Captain Jack niemals weg gewesen. Allerdings lernen wir dieses Mal eine andere Seite kennen, denn zu Beginn des Films ist er sozusagen am Tiefpunkt angekommen. Ihm im Laufe des Films dabei zuzusehen, wie er sich wieder aus diesem Loch herauszukämpfen versucht, ist durchaus spannend und bringt einen interessanten anderen Blickwinkel für diesen Charakter. Gleichzeitig war man so klug Jack wieder eher als Nebencharakter anzulegen, was hier genauso gut funktioniert wie 2003 im ersten Teil. In etwas sparsamer Dosierung ist Jack nämlich immer am besten.
Die Neuzugänge Brenton Thwaites und Kaya Scodelario schlagen sich sehr gut und fügen sich nahtlos in den Filmkanon ein. Thwaites bringt die Mischung zwischen „Welpencharme“ und starkem Charakter gut rüber, Scodelario überzeugt mit forscher Art und glänzt mit tollen komödiantischen Timing. Nicht zu verachten ist, dass beide eine gute Chemie haben.
Auch Javier Bardem macht eine gute Figur als Geistercaptain und ist ein glaubwürdiger Bösewicht. Die Effekte um ihn und seine Crew herum sind zumeist absolut überzeugend und gelungen, und er bekommt im Gegensatz zu Blackbeard aus „Fremde Gezeiten“ auch eine richtige Motivation dadurch, dass wir in einer Rückblende den Grund für seinen Hass auf Jack Sparrow gezeigt bekommen. Ein wenig schade ist es, dass das Drehbuch ihm keine wirklich ikonische Szene spendiert, sodass er nicht so speziell glänzen kann wie damals Geoffrey Rush im ersten Teil oder auch Bill Nighy als Davy Jones, der allerdings auch zwei Teile für seine Entwicklung hatte. Dennoch ist er beängstigend und gefährlich genug, um eine wirkliche Bedrohung für die Protagonisten darzustellen.

Geoffrey Rush gibt Barbossa auch im fünften Film noch neue Facetten und er ist zu Recht ein Fanfavorit. Hier kommandiert er nun eine ganze Piratenflotte und genießt das dekadente Leben, zumindest bis er auf Salazar trifft. Schön ist es außerdem, dass man zumindest einige alte Bekannte ebenfalls wieder mit ins Boot holen könnte, und so gibt es ein Wiedersehen mit Gibbs (Kevin R. McNally), Marty (Martin Klebba), Scrum (Stephen Graham), Murtogg und Mullroy (Giles New und Angus Barnett), und ja, auch Orlando Bloom und Keiry Knightley als Will und Elizabeth (wenn auch leider mit wenig Screentime). Golshifteh Farahani als Hexe Shansa fällt vor allem durch das faszinierende Äußere des Charakters aus, sie macht aber ihre wenigen Szenen interessant genug, dass man sie gern noch einmal in dieser Rolle sehen würde.
Der Humor sitzt, und fast jeder Spruch oder jede Slapstickeinlage treffen ins Schwarze. Dabei ist der Humor dieses Mal etwas versauter als noch in den Teilen davor, was ja perfekt zu den Piraten passt. Es gibt einige herrlich absurde Dialoge, an die man sich noch gern erinnern wird.
Die Actionszenen verteilen sich gut auf die zweieinhalbstündige Laufzeit; sie sind vielleicht nicht ganz so „irre“ wie in den ersten drei Teilen (da fehlt dann vielleicht das Schräge eines Gore Verbinski), aber sehr unterhaltsam und bieten eine gute Mischung aus cooler Action und Spaß. Technisch gibt es hier sowieso nichts zu meckern, aber das war auch nicht zu erwarten. Zum 3D kann ich nichts sagen, da der Film nur in 2D lief, was aber vollkommen ausgereicht hat.

Der Film bietet zwar die Möglichkeit einer Fortsetzung, allerdings gibt es kein offenes Ende oder einen Cliffhanger. Sollte es also tatsächlich nicht zu einem weiteren Teil kommen, können Fans mit diesem Ende auf jeden Fall zufrieden sein.

Fazit: Mit dem fünften „Pirates of the Caribbean“ werden all diejenigen glücklich, die auch mit den Vorgängern etwas anfangen können. Er bietet eine gelungene Mischung aus übernatürlicher Piratenaction und geradliniger Story mit einer guten Portion Humor. Alle Schauspieler, die „alten Hasen“ sowie die Neuzugänge, liefern tolle Arbeit ab und sorgen dafür, dass dem Zuschauer perfektes Popcornkino mit ein bisschen (gern auch wörtlich zu nehmendem) Tiefgang geboten wird. Reingehen und Spaß haben!

5 Kommentare:

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich fühle mich bei der Bemerkung, dass dieser Teil manchen Hardcore-Fans zu unkompliziert ist, einfach mal angesprochen. :D
Dahingehend haben die Piraten einfach das (Luxus-)Problem, durch DMC und AWE damals zwei ambitioniert gesponnene, vom Mainstream entgegengenommene, von der US-Durchschnittskritik überfordert angestarrte Meisterwerke abgeliefert zu haben, die aus einem cleveren, aber schlichten Erstling eine dramaturgisch faszinierende Trilogie formten. Da muss sich halt leider jeder neue Teil die Frage stellen: Will er einfach nur was eloquenter sein als der Ottonormaldurchschnittsblockbuster oder will er DMC/AWE sein. Nach sechs Jahren Pause kommt ein etwas einfacherer Film natürlich taktisch klug, deshalb werde ich es diesem niemals vorwerfen, keine filmgewordene Abhandlung über Erzählstrukturen zu sein. Als Liebhaber der ambitionierteren Seite unserer Karibikpiraten bin ganz persönlich trotzdem enttäuscht und würde, sollte ein sechster angekündigt werden und Bruckheimer vollmundig mehr Anspruch versprechen, sofort ein Fass aufmachen. :-D

Shansa muss unbedingt zurückkehren - die Figur hat so ein cooles Äußeres, die Schauspielerin ist talentiert, erzählerisch bietet eine opportunistische Hexe gigantisches Potential ... Sie muss, muss, muss einfach im derzeit rein fiktiven nächsten Film einfach eine größere Rolle spielen.

Und ich hoffe zudem, dass Disney/Bruckheimer einen feuchten Kehricht auf die US-Durchschnittskritik geben. Es geht hier um Piraten in einer verfluchten Fantasiewelt, da wird halt keine Nachsicht vor kleinen Familienmitglieder genommen. Piraten sind halt räudig und widerlich! Wer was dagegen hat, ist das räudige Erzeugnis eines Astronomen und einer Horologin!

Luanalara hat gesagt…

Du kannst dich gern angesprochen fühlen, wenn du möchtest. ;D Ich denke es könnte schwierig werden, noch einmal eine so in sich geschlossene Reihe (ob nun Trilogie oder weniger/mehr Filme) wie CotBP/DMC/AWE hinzubekommen - da passte einfach alles, da man Ideen/ Ansätze aus CotBP aufgriff und dann eine durchgehende Story für die zwei Folgeteile darauf aufbaute. Alle weiteren Sequels müssten also wirklich auf dieser durchkomponiert cleveren Bombastebene weitermachen (und das könnte dann tatsächlich schnell zu viel werden, wenn man nicht aufpasst) oder sich zurücknehmen, um wieder neue Steigerungen zu ermöglichen.

Ich bin ja auch ein großer Befürworter der komplexeren Handlungsstränge von DMC/AWE, aber ich kann auch ganz gut damit leben, wenn man sich jetzt für die etwas "zugänglichere" Variante entscheidet. Daumendrücken also für zumindest noch einen 6. Teil, der vielleicht wieder mit mehr Komplexität aufwartet. Gerade in Anbetracht der langen Wartezeit auf Teil 5 (und dem bei Fans jetzt zumeist auch nicht sooo geliebten OST) ist DMTNT Ein guter Kompromiss. Den man als Fan aber doch auch ein bisschen wehmütig betrachtet. ;)

Mich würde wirklich interessieren, ob es mit Shansa ursprünglich noch mehr Szenen gab und die der Schere zum Opfer fielen. Die ist so interessant, da hatte ich gern mehr von gesehen. Und bietet wirklich großes Potential für eine Fortsetzung.

Die Kritiken werden sie kaum scheren, wenn das Einspielergebnis stimmt. Und ich denke auch, dass sie ebenfalls eher auf die Reaktionen ihrer Zielgruppe im Social Media achten werden als auf irgendwelche Kritiker, die schon die Teile davor doof fanden. *g*

Sir Donnerbold hat gesagt…

Im Sinne der Reihe fände ich es ja sehr schön, wenn ein etwaiger sechster Teil unter dem Vorhaben entstehen würde, den Anspruch nochmal was nach oben zu schrauben, aber den Tonfall etwas zu mildern. So könnte vielleicht endlich der Mainstream-Kritikerkonsens milder gestimmt werden ("Oh, wir werden gefördert, haben dabei aber Spaß!", so Marke "Civil War" in smarter). Und wir hätten eine nette Ausgewogenheit.

Wir hätten nämlich drei geradlinigere Filme (1, 4, 5) und drei anspruchsvollere (2, 3, 6). Sowie drei "eher helle" (1, 4, 6) und drei "harte" (2, 3, 5). Wenn wir dann noch Angelica zurückholen und so OST mehr Relevanz geben, Jack auf voller Höhe bleibt und mehr der kompetente, ikonische Jack ist (sein Tief ist ja überwunden) und der erweiterte Turner-Swann-Clan viel zu tun hat ... dann wäre es ein fantastisches Sextologie-Finale.

Luanalara hat gesagt…

Kann ich so unterschreiben und hätte nix dagegen. *g* Denn so steht OST ja relativ gesondert da, wenn man von der Pearl in der Flasche absieht (und Barbossa mit Blackbeards Schwert).

Sir Donnerbold hat gesagt…

Und Scrum nicht vergessen!