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Montag, 11. Februar 2013

Dieses Wochenende: Ein saucooler schwarzer Kopfgeldjäger und eine schwule Fußballmannschaft


 Django Unchained

Hier nur ein Kurzkritik zu Quentin Tarantinos neuestem Werk von jemandem, der Tarantino-Filme per se nicht besonders gerne schaut – ich halte nicht viel von blutigem Gemetzel, und davon bietet Tarantino nun mal eine Menge. Und doch habe ich „Django Unchained“ gesehen, da ich jemandem noch einen Gefallen schuldete. Ich habe dabei definitiv den besseren Deal gemacht.

Django (Jamie Foxx) ist ein Sklave im Süden Amerikas des 19. Jahrhunderts und wird gleich zu Beginn des Filmes von Dr. King Schultz (Christoph Waltz), ehemals Zahnarzt nun Kopfgeldjäger, freigekauft. Schultz verspricht sich von ihm Hilfe bei der Suche einer bestimmten Verbrechergang und von der Sklaverei hält er eh nichts. Django wird sein Partner und schließlich machen sie sich auf zur Plantage „Candyland“ des mächtigen Calvin Candie (Leonardo Di Caprio), da dieser im Besitz von Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) ist. Leider läuft nicht alles wie geplant, was zu einem blutigen Showdown führt.

Das Negative vorweg: Der Film ist mit knapp drei Stunden zu lang. Ab der Ankunft auf Candyland hätte man ruhig die ein oder andere Szene kürzen können, denn es kam mir manchmal so vor, als würden wir gerade auf irgendetwas warten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist „Django Unchained“ aber einer der unterhaltsamsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
 Die Schauspieler sind durchweg hervorragend, wobei Christoph Waltz als eloquenter Dr. Schultz Jamie Foxx glatt die Show stiehlt. Da drück ich gern die Daumen für einen weiteren Oscar! Das soll natürlich nicht heißen, dass Foxx nicht auch was zu bieten hat – ihn in einem blauen Rüschenanzug (er durfte es sich selbst aussuchen!) durch die Gegend reiten zu sehen ist zum Brüllen komisch. Logiklöcher wie Djangos Können im Schießen und Reiten (wenn er als Sklave das bisher noch kein einziges Mal machen durfte) ignoriert man da irgendwie ganz gern. Leonardo Di Caprio spielt mit Inbrunst und offensichtlicher Freude den fiesen Candie, und man muss schon zwei Mal hinschauen, um Samuel L. Jackson als dessen schwarzen Diener Stephen zu erkennen, der in gewisser Weise ein noch größerer Dreckskerl ist als Candie selbst. Kerry Washington hat leider nicht besonders viele Szenen, aber sie bringt sich voll in die Rolle ein und schafft es, dass man als Zuschauer einfach mit ihr und Django mitfiebert und auf ein Happy End hofft.

Der Humor kommt gerade zu Beginn kein Stück zu kurz – sei es Schultz’ und Djangos Besuch im texanischen Daughtrey, die bereits jetzt absolut zu Recht zu Kultstatus erhobene „Kapuzenszene“, Djangos Verhalten gegenüber Candies Aufsehern oder auch der mit viel Kunstblut um sich spritzende Showdown, man hat ständig was zu lachen. Auch Tarantinos übliche Regiespielereien wie Titeleinblendungen („MISSISSIPPI“), Zooms, der perfekte Einsatz von Musik (auch gerne mal komplett anachronistisch) finden sich in rauen Mengen. Genrefans haben dann sicherlich auch noch Freude an Cameos von z. B. Franco Nero, dem Original-„Django“.

 Tja, obwohl ich also nicht besonders Tarantino-affin bin, bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: Wenn ihr mit Kunstblut leben könnt und mal wieder einen total abgedrehten und lustigen Western sehen wollt, dann geht „Django Unchained“ gucken. 




Männer wie wir 

Und da ich gerade in der Stimmung dazu war, folgte auf „Django Unchained“ dann ein anderer Film, in dem es um knallharte Typen geht: um deutsche Fußballer nämlich. Etwas Härteres als Fußball gibt es in Deutschland ja nicht, so ein richtiger Sport für echte Männer.
Und weil das so ist, hat es Bäckersohn Ecki (Maximilian Brückner) in seinem Ruhrpott-Kaff auch ziemlich schwer: Nicht nur hat er gerade seiner Fußballmannschaft als Torwart den Aufstieg aus der Kreisliga verpatzt, nein, er wurde auch noch als schwul geoutet und aus der Mannschaft geschmissen. Wütend fordert er seine ehemaligen Mitspieler zu einem Spiel heraus – sie gegen ihn und sein schwules Fußballteam. Dumm nur, dass er bisher noch gar kein Team hat. Also macht er sich auf nach Dortmund zu seiner Schwester Susanne (Lisa Potthoff), um ein paar andere fußballbegeisterte Schwule für sein Team zu finden. Leichter gesagt als getan.

Der 2004 erschienen Film von Sherry Hormann bietet dem Zuschauer an sich absolut nichts Neues: Die Handlung ist aus unzähligen amerikanischen Sportfilme bekannt (Underdogs gegen Supermannschaft inkl. diverser Trainingsmontagen), und an Schwulenklischees wird auch so einiges aufgefahren. Lack, Leder und Peitschen? Haben wir. Der David Beckham verehrende Türke mit abgespreiztem kleinen Finger? Auch dabei. Schwuler Krankenpfleger? Aber sicher! Ein Vater, der die Homosexualität seines Sohnes nicht akzeptieren will? Häkchen hinter.
Und trotz all dieser Klischees macht „Männer wie wir“ einfach Spaß. Zum Teil liegt es sicher daran, dass die Klischees zwar bedient werden, aber niemals ins Böse abdriften oder sich über die Figuren lustig machen. Der schwule Türke hat eine ihn vollkommen unterstützende Familie, die Lack-und-Leder-Kerle sind eigentlich lustige Typen und reißen auf dem Spielfeld so einiges raus, der Krankenpfleger wird vom halben Krankenhauspersonal angehimmelt und wirkt weniger schwul als Susannes Freund, der wiederum für den guten Zweck den Schwulen mimt. Und so weiter. Alles wird mit viel Humor und einem Augenzwinkern präsentiert, sodass man gar nicht anders kann, als die Charaktere zu mögen.

Obwohl man weiß, wie das Ganze sich am Ende auflösen wird, fiebert man doch mit den Charakteren mit, eben weil man sie mag. Der Film bietet genug Ernsthaftigkeit, damit die Charaktere interessant bleiben, behält aber dennoch durchweg seine Leichtigkeit. Und nebenbei macht er auch auf das große Tabuthema Homosexualität im Fußball aufmerksam und führt die engstirnige Denkweise der fußballverrückten Dorfbewohner vor, die gleich zu Anfang pauschal verkünden, „Ein Homo kann nicht Fußball spielen“ – natürlich will man da, dass Ecki und seine Truppe es allen beweisen.

Schön ist es auch, diverse Fußballklischees ebenfalls augenzwinkernd präsentiert zu bekommen – natürlich dribbeln die Brasilianer alle schwindelig und brauche ewig, bis sie überhaupt aufs Tor schießen, natürlich wimmelt es nur so von Schwalben, um einen Elfmeter abzustauben, natürlich pfeift der Schiri komplett ungerecht.

„Männer wie wir“ ist einfach ein Feel-Good-Film, mit Liebe und Humor von allen Beteiligten gemacht. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz und man drückt Ecki & Co. Die Daumen für den Sieg. Über die – teilweise sogar clever genutzten – Klischees habe ich gern hinweggesehen.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Kurzkritiken: Verwirrende Zeitreisen, Folter-Zombies mit 'nem Twist und Action made in Germany


Looper
Im Jahr 2044 sind Zeitreisen noch nicht erfunden - 30 Jahre später aber schon. Dies macht sich die Mafia zunutze und entledigt sich ihrer Feinde, indem sie diese in die Vergangenheit zurückschickt, wo sie direkt nach der Ankunft von einem sogenannten Looper getötet und "entsorgt" werden. Joe (Joseph Gordon-Levitt) lebt im Jahr 2044, ist so ein Looper und ist gut in seinem Job. Probleme bekommt er jedoch, als sein älteres Ich (Bruce Willis) der nächste auf seiner Liste ist - und flüchtet bevor Joe ihn töten kann. Während er alles daran setzt, sein älteres Ich doch noch zu erwischen, um den Konsequenzen durch seinen Boss zu entgegen, hat der "alte" Joe eine ganz eigene Agenda. 

Zeitreise-Filme sind immer so eine Sache, denn die ganzen Verwicklungen und entstehenden Probleme logisch zu halten, erweist sich oft als sehr schwierig. Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson ("Brick") hält den Zuschauer jedoch bei der Stange. Der ein oder andere Twist ist unerwartet, manches ist aber auch vorhersehbar, wenn man sich ein bisschen in der Science Fiction auskennt. Das ist jedoch gar nicht schlimm, denn "Looper" bleibt dennoch spannend und interessant. Die Welt der Zukunft ähnelt unserer in vielen Aspekten, bietet logische Weiterentwicklungen und mutet höchstens dann seltsam an, wenn das Element der Telekinese angesprochen wird. Dem Zeitreise-Plot konnte man ganz gut folgen und er erscheint mir auch soweit logisch. Möglich, dass das ganze Konstrukt nicht mehr standhält, wenn man sich richtig tiefgreifend damit beschäftigt, aber ich habe den Film nicht zur philosophischen Betrachtung geschaut. ;) 

Die Schauspieler zeigen gute bis sehr gute Leistungen. Joseph Gordon-Levitt ist großartig als junger Joe und wurde mit entsprechendem Make Up und Prothesen so verändert, dass er Bruce Willis auch wirklich ähnlich sieht. Hat mich manchmal etwas verwirrt, da Gordon-Levitt so nun mal nicht aussieht, aber es verhinderte das spätere Aufschreien von "Bruce Willis sieht doch ganz anders aus!". Vom Schauspiel her gibt es bei ihm absolut nichts auszusetzen: Er verleiht Joe Tiefe und macht den Charakter glaubwürdig. Bruce Willis ist dagegen doch eher der stereotype wortkarge Rächer, den er so gerne spielt, aber das kann er ja immerhin ziemlich gut. Emily Blunt zeigt eine tolle Leistung als alleinerziehende Mutter Sara. Wie so viele der Charaktere hat auch sie echte Tiefe und so einige Fehler, und Blunt wird dem gerecht. Pierce Gagnon, der ihren Sohn Cid spielt, ist zum Glück kein nervig-zuckriges Kind, sondern eher ein klein wenig unheimlich und spielt überzeugend. 

"Looper" ist ein gelungener Science Fiction-Film, der die Zeitreise-Prämisse gut verwendet und v. a. auf vernünftige Charakterzeichnung setzt. Der Mittelteil hält sich mit Actionszenen eher zurück, aber wenn es welche gibt, sind die gut und spannend inszeniert. Erfreuliche Überraschung in diesem Kinojahr! 



 Cabin in the Woods
Ich bin kein großer Horrorfilmgucker und kann mir diese Art Film eigentlich nur anschauen, wenn auch eine gehörige Portion Humor vorhanden ist, wie z. B. "Zombieland" und "Scream 4". Also zögerte ich wie immer - Joss Whedon als Produzent/Drehbuchautor klang sehr gut, lustig sollte das Ganze auch sein, aber wie blutig? Mein Nachbarblogger überzeugte mich dann, dass sich der Film definitiv lohnt, also wurde eine Horrorfilm-affine Freundin mobilisiert und wir fanden uns im Kino wieder - im komplett leeren Saal. Auch mal interessant und hatte was von Privatvorstellung. Immerhin brauchten wir uns so in unseren Reaktionen nicht zurückhalten.

"Cabin in the Woods" beginnt doch recht untypisch mit zwei Männern in einem Bürokomplex, die über scheinbar belangloses Zeug in der Kaffeepause reden. Schnitt und wir treffen unsere fünf Protagonisten in der Reisevorbereitung für einen Wochenendtrip zu einer einsamen Waldhütte. Auf dem Weg werden sie genregerecht von einem fragwürdigen Tankwart vorgewarnt und erinnern auch sonst an die typischen Charaktere aus Horrorfilmen: Ein Sportler und seine erblondete Cheerleader-Freundin, ein nettes Mädchen von nebenan, ein kluge Kopf und ein Kiffer. Das Wochenende fängt auch vielversprechend an, bis sie in den Keller gehen. Ab dort nimmt der Spaßfaktor für die fünf rapide ab, für den Zuschauer aber eher zu.

Wer einen geradlinigen Horrorschocker in "Evil Dead"- oder gar "The Hills Have Eyes"-Manier erwartet, wird hier enttäuscht. Sooo viel Blut spritzt nicht (zumindest in der erste Stunde) und geübte Horrorfans könnten sich langweilen. Und deshalb ist es so wichtig, sich vorher doch zumindest etwas über den Film zu informieren, denn Whedon und Regiseur/Drehbuchautor Drew Goddard hatten eher einen sarkastischen Meta-Kommentar auf das Horrorgenre und seine Konventionen im Sinn, und eben keinen Durchschnittshorrorfilm. Und in diesem Sinne funktioniert "Cabin in the Woods" auch ausgesprochen gut und hat die Lacher auf seiner Seite. Der Showdown ist dann komplett abgedreht und hat ein paar nette Gimmicks zu bieten. Schauspieltechnisch gibt's auch nichts zu meckern - "Thor" Chris Hemsworth ist der Sportler, Richard Jenkisn spielt einen der freundlichen Herren aus dem Büro und es finden sich auch alte Joss Whedon-Bekannte wie Amy Acker und Fran Kranz, die beide in "Dollhouse" spielten.

Zusammengefasst ist "Cabin in the Woods" einfach gute Horrorsatire und super Unterhaltung, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Möglich jedoch, dass der Film gelegentliche Horror-Gucker eher anspricht als die Hardcorefans.



Schutzengel
Til Schweigers neuester Film, in dem er wie meistens Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion ist, geht weg von seinem bisherigen Wohlfühlgenre der romantischen Komödie hin zu mehr Action und Spannung. Erzählt wird die Geschichte von Nina (Luna Schweiger), die Zeugin eines Mordes des bekannten Waffenhändler Backer (Heiner Lauterbach) wird. Um sie bis zum Prozess zu schützen, kommt sie ins Zeugenschutzprogramm und untersteht ab sofort Max' (Til Schweiger) Obhut. Jedoch gibt es eine Sicherheitslücke und Nina und Max können nur knapp einem Anschlag entkommen. Max als ehemaliger KSK-Soldat hat nun das Ziel, das Mädchen zu beschützen und stellt sich damit gegen den Willen der Polizei. Ab sofort werden sie also nicht nur von Backers Schergen, sondern von den eigenen Leuten gejagt.

Dieser Film hat mich verärgert. Warum? Weil er so viel besser hätte sein können! Schweiger versteht es die Actionszenen richtig gut zu inszenieren: Sie sehen klasse aus, sind gut geschnitten und klingen großartig. Das hat absolut internationales Niveau. Generell sehen Schweigers Filme sowieso immer deutlich besser aus als der deutsche Durchschnittsfilm, und "Schutzengel" bildet da keine Ausnahme. Die meisten der Darsteller sind auch gut gewählt, v. a. Moritz Bleibtreu als Max' Freund und ehemaliger Kollege Rudi bleibt im Gedächtnis. Luna Schweiger macht ihre Sache ganz gut - dass ich Nina nicht besonders mag liegt nicht an ihr, sondern daran, wie der Charakter geschrieben ist. Heiner Lauterbach ist mir zu generisch böse, und manch ein Nebendarsteller hätte sicherlich mehr zeigen können.

Was mich jedoch wirklich verärgert hat waren einerseits das Pacing und andererseits so viele vorhersehbare und/oder unrealistische Elemente. Zunächst zum Pacing: Dass die Dialoge nicht grad einen Preis für Originalität gewinnen werden, ist ja völlig in Ordnung, und ich akzeptiere auch die ein oder andere Expositions-Szene zu Beginn. Aber wenn das letzte Drittel aus gefühlt einer Stunde repetativem Dialog besteht, der vermutlich dramatisch-gefühlvoll sein soll, mich aber einfach nur aufgrund der Offensichtlichkeit nervt - dann hätte man schneiden sollen. Oder das Drehbuch nochmal dahingehend überarbeiten. Denn in diesen Momentem kommt der komplette Film zum Stillstand. Und der andere Punkt: Abgesehen vom vollkommen unwahrscheinlichen Showdown und sehr kitschigem Ende (das man schon von sehr sehr weit entfernt kommen sieht), gab es auch schon vorher immer wieder Momente, die vermutlich Spannung erzeugen sollten, aber mittlerweile schon so ausgelutscht sind, dass sie dem Zuschauer nur ein Gähnen entlocken können. Dazu gehören die Rolle von Leo (Axel Stein), der gesamte Hintergrund von Waise Nina, Max Verbindung zu Ninas Anwältin… Nichts davon hat überrascht. Und spätestens nach dem Angriff auf Rudis Haus nimmt die Unlogik doch überhand. Das alles sind einfach Sachen, die nicht hätten sein müssen.

Vielleicht bin ich auch zu pingelig, denn an sich ist "Schutzengel" durchaus unterhaltsam. Allein für die Actionszenen lohnt sich der Kinobesuch. Aber man muss sich auf teils langatmige Dialoge und viele Klischees einstellen. Und das ärgert mich. Denn ich weiß, dass Schweiger es besser könnte.

Sonntag, 11. Juli 2010

30T FM: Tag 12

Natürlich bin ich jetzt eigentlich zu spät dran, aber ich denke, Klausur heut Nachmittag (inklusive konsequentes Lernen in der Zeit davor), Urlaubsbesprechung und Fußball gucken und freuen reichen erstmal als Ausrede. Außerdem ist es hier immer noch unerträglich heiß, mit Schlafen ist also erstmal nix...

Tag 12: Ein Film, der deine Sichtweise auf etwas verändert hat

Wieder so ein schwieriges Thema und eins, worüber ich länger nachdenken musste. Ich hab mich dann für Der Untergang entschieden. Meine Sicht auf den 2. Weltkrieg hat der Film nicht geändert, den hielt ich auch zuvor schon für brutal, unmenschlich und absolut sinnlos.

Wohl verändert hat der Film aber meine Sicht auf die Person Hitler. Geschichtsbücher, Analysen seiner Reden, und doch war er für mich nie als Person greifbar geworden - er war das schreckliche Monster, das hinterfragt man nicht. Den Film haben wir, passend zum damaligen Unterrichtsthema, mit dem Geschichtskurs angeschaut. Und der Film wagt es tatsächlich, Hitler als Menschen darzustellen; einer, der auch mal einen Scherz macht, nett zu seinem Hund und der Sekretärin ist. Dadurch, dass Hitler als ein Mensch mit Gefühlen, Sorgen und Wünschen dargestellt wird, wurde er für mich greifbar.

Viele möchten es dabei belassen, ihn als verrücktes Monster darzustellen (oder ihn zu parodieren, was sich zugegeben auch aufgrund seiner Manierismen anbietet), aber für mich wird er erst dadurch wirklich abschreckendes Beispiel und Warnung, weil er eben ein ganz normaler Mensch war, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Finde einen gemeinsamen Feind (bis heute werden dafür ja gern Minderheiten der Bevölkerung ausgewählt) und mache ihn zum Sündenbock für alles, was gerade schief läuft. Signale für seinen Wahnsinn gab es genug, aber die wurden nicht gesehen oder ignoriert. So schlimm wird's schon nicht werden, wir haben ja Gesetze usw. Es müssen nur genug wegschauen, dann kann auch ein Wahnsinniger an die Macht kommen. Kein Monster. Einfach nur ein verrückter Mensch. Ich denke, so ein Film war damals überfällig. Jetzt ist aber erstmal gut mit der Flut an vergangenheitsbewältigenden Filmen.

Freitag, 2. Juli 2010

30T FM: Tag 4

Tag 4: Ein Filmklischee, dass du liebst


Ich mag einige Filmklischees, weil gerade in letzter Zeit Regisseure sich die Mühe machen, genau diese Klischees ein bisschen anders als üblich zu inszenieren, sodass sie richtig Spaß machen. Natürlich mag ich auch das "Monster/Bösewicht muss mindesten zehn Mal getötet werden, bevor er/es endlich tot it"-Klischee oder den kitschigen "Kuss im Regen" oder "Helden gehen cool in Slow-Mo auf die Kammera zu, Explosion im Hintergrund optional"... aber was mir irgendwie doch besonders Freude bereitet ist Folgendes: Unser Held bzw. der beste Freund des Helden wird mitten ins Herz geschossen. Schockhorror, das war's dann wohl, wie können die nur! Aber halt, nein, er lebt noch, und zwar weil irgendetwas die Kugel gestoppt hat!

Dieses Klischee wird vor allem gern in Polizei/Actionthrillern eingesetzt und dementsprechend ist das, was die Kugel aufhält, meist eine Polizeimarke. Aber in den letzten Jahren ist mir immer häufiger aufgefallen, dass die Gegenstände irgendwie... skurriler werden. Das Zauberspruchbuch in Sleepy Hollow, das dem "Schutz einer geliebten Person" dient, oder das geschenkte Kettenhemd (aus dem unkaputtbaren Mithril gefertigt) in Der Herr der Ringe (mal ehrlich, ohne solche Hilfsmittel wäre Frodo nicht mal aus dem Auenland rausgekommen...) sind ja noch irgendwie nachvollziehbar, aber gerade deutsche Parodien der letzten Jahre setzten dieses Klischee bewusst als Gag ein. In Neues vom Wixxer ist es eine Tomatensaftdose, die Inspektor Even Longer immer bei sich trägt, und in Der Schuh des Manitu doch tatsächlich ein hart gewordenes Lebkuchenherz (das gleich merhmals zum Einsatz kommt).

Find ich toll, ist fast jedes Mal ein gelungener Gag und deshalb mein liebstes Filmklischee.

Montag, 16. November 2009

Männerherzen



 
Es ist schon eine Weile her, dass ich Simon Verhoevens Männerherzen gesehen habe, und daher wird diese Filmkritik auch eine von der kurzen Sorte. Man wird ja nicht jünger und das Gedächtnis ist auch nicht mehr das, was es mal war... ;)

In Männerherzen geht es um die großen und kleinen (Beziehungs-)Probleme von sechs Männern. Jerome (Til Schweiger) ist Musikproduzent und ein typischer, cooler Frauenaufreißer. Er soll die neue Single des Schlagersängers Bruce Berger (Justus von Dohnanyi) produzieren, der sich dummerweise aufführt wie eine Diva und auch nicht wirklich singen kann. Niklas (Florian David Fitz) steht kurz vor seiner Hochzeit, kriegt auf einmal richtig kalte Füße und eine Versuchung lässt natürlich nicht lange auf sich warten. Rolands (Wotan Wilke Möhring) Devise war immer "Kämpfen!". Sein Sohn beherzigt das auf dem Fußballplatz nur allzu gerne, dafür verlässt ihn seine Frau, weil sie mit seinen plötzlichen Wutausbrüchen nicht mehr zurechtkommt. Philipp (Maxim Mehmet) kriegt irgendwie gar nichts auf die Reihe und dann wird seine Freundin auch noch schwanger. Und Günther (Christian Ulmen) ist eigentlich ein ganz Lieber, frauentechnisch gesehen aber einfach ein Loser.

Die verschiedenen Handlungsstränge sind lose miteinander verbunden (manche der Charaktere gehen in dasselbe Fitnesstudio, Günther verliebt sich in die Noch-Frau von Roland...) und jeder ist auf seine Weise unterhaltsam. Natürlich sind die Charaktere ziemlich stereotyp gehalten (Til Schweiger spielt wie immer den Macho mit weichem Kern, Christian Ulmen den trotteligen netten Kerl), aber das macht nichts, denn der Film unterhält einfach sehr gut. Und man bemüht sich auch, dem Zuschauer die Charaktere näher zu bringen (so hat Roland z. B. einen guten Grund für seine Wutanfälle).

Wenn es einen Grund gibt, diesen Film auf jeden Fall gucken zu müssen, dann ist es von Dohnanyi als Bruce Berger! Dieser Schlagersänger scheint zuerst nur Witzfigur, Comic Relief, wird dann aber immer wichtiger und quartiert sich schließlich bei Jerome ein. Eigentlich sind alle Szenen mit ihm richtige Brüller. Auf jeden Fall auch den Abspann gucken, denn sonst verpasst man das beste Lied des Jahres! ;)

Einen schönen Running Gag bietet Männerherzen auch damit, dass in der Musikbranche alle mit - teilweise sinnlosen - Künstlernamen rumlaufen und dann in einem ernsten Moment ihren richtigen Namen "enthüllen".

Fazit: Wer leichte romantische Unterhaltung mit einem guten Schuss Humor mag, wird mit Männerherzen sicher keinen Fehlgriff machen. In meiner Vorstellung war das Publikum bunt gemischt, jung, alt, Pärchen, Cliquen, alles da. Und alle haben sich prächtig amüsiert.

Sonntag, 20. September 2009

Wickie und die starken Männer


 

Wickie und die starken Männer ist Michael "Bully" Herbigs neuester Streich. Wenn ich den Film mit einem Wort beschreiben müsste: Unterhaltsam.  Und zwar für Kinder und Erwachsene.

Michael Herbig wollte mit diesem Film vor allem Kinder ansprechen - und sich selbst einen kleinen Traum erfüllen, denn er kommt aus einer Generation, die mit der Zeichentrickserie Wickie und die starken Männer  aufgewachsen ist. Die war damals, nachmittags um 10 nach 5 Uhr auf dem ZDF, ein richtiges Event für Kinder und lief erfolgreich genug, dass sie bis heute immer wieder wiederholt wurde.

Die Geschichte des Films ist nicht allzu anspruchsvoll: Wickie, der überaus kluge Sohn des Wikinger-Oberhaupts Halvar, bleibt durch einen Zufall als einziges Kind seines Heimatdorfes davon verschont, vom Schrecklichen Sven, einem überaus gefürchteten Piraten, und dessen Mannschaft entführt zu werden.  Die brauchen die Kinder nämlich, um an einen sagenumwobenen Schatz zu kommen. Wickie nimmt zusammen mit seinem Vater und den starken Männern die Verfolgung auf. Wickies kluge Einfälle haben schließlich bisher immer zum Erfolg geführt.

Das Casting für die sechs starken Männer wurde ja auf Pro7 übertragen und man muss sagen, dass Herbig sehr gute Arbeit geleistet hat. Alle machen ihre Sache großartig, wobei mein Favorit Patrick Reichel als singender Ulme war. Jonas Hämmerle hat mir in der Titelrolle auch sehr gut gefallen, und vor allem sein Spiel mit Mercedes Jadea Diaz als Ylvi war herrlich. (Außerdem kann ich mir nicht helfen: Er erinnert mich in seiner Wickie-Aufmachung unglaublich an ein kleines Mädel aus unserem Dorf...) Er hat Wickies fröhliche Art sehr gut rübergebracht und hat frisch gespielt.

Die Piraten waren natürlich köstlich! Günther Kaufmann war perfekt als Schrecklicher Sven; er strahlte richtige Autorität aus und man glaubte sofort, dass die anderen Piraten alle vor ihm kuschen.  Christoph Maria Herbst lässt mich immer zweimal hingucken, irgendwie erkenne ich ihn in der Rolle kaum. Was natürlich kein Nachteil ist. ;) Er war jedenfalls auch sehr lustig und schön fies. *g* Auch die anderen haben ihre Rollen überzeugend gemeistert. Michael Herbig konnte es sich natürlich nicht nehmen lassen, eine kleine Rolle zu übernehmen - er spielt den Journalisten Ramon Martinez Congaz vom spanischen Depeschendienst und ist in dieser Rolle wie immer herrlich. Zumindest hab ich mich sehr gut amüsiert. ;)

Der Film hatte ein recht hohes Budget und das sieht man auch. Die Optik ist großartig - man sieht, das viel Geld hineingesteckt wurde. Auch die Maske und die Kostüme sind toll; die starken Männer sehen ihren Zeichentrickvorbildern so ähnlich, wie man einer Zeichentrickfigur nur sehen kann. Es ist ein wenig schade, dass die Ausstattung einem etwas mehr verspricht, als die Story halten kann. Davon sollte man sich aber nicht abhalten lassen, sich den Film anzusehen.

Mir persönlich haben dann auch mehrere kleine Anspielungen auf andere Filme sehr gefallen, so natürlich das "Wir brauchen ein größeres Boot." gegen Ende, oder das Dämonen/Piratenschiff mit schwarzen Segeln, dessen Crew direkt aus der Hölle kommt...*g*

Das Kino war gut 1/3 gefüllt (an einem Sonntagabend)  und das Publikum ist gut mitgegangen.

Alles in allem ein vergnüglicher Abend, der mich mit einem breiten Lächeln nach Hause geschickt hat.