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Freitag, 1. November 2013

It's a Marvel! "Thor: The Dark World"


Nach dem großartigen „Iron Man 3“ (der sogar zu cool für einen Untertitel war) kommt nun der nächste Solo-Ausflug aus dem „Avengers“-Team. Dieses Mal darf der hammerschwingende Gott Thor ran, dessen erster Film 2011 bereits gut aufgenommen wurde (knapp $ 450 Mio. Einspielergebnis).

Erneut ist die Welt in Gefahr: Dunkelelf Malekith (Christopher Eccleston, kaum zu erkennen) wurde vor 5000 Jahren von Thors Großvater besiegt und seine Energiequelle, der Äther, vergraben. Nun ist die Zeit für seine Rache gekommen (da nun die Konvergenz der 9 Welten wieder ansteht, lasst euch das vom Film erklären), und er will die Welt erneut in tiefste Dunkelheit stürzen. Thor (Chris Hemsworth) leidet derweil trotz erfolgreicher Schlachten still vor sich hin, da er dummerweise ausgerechnet eine Sterbliche, nämlich Jane Foster (Natalie Portman), liebt. Diese wird in die Auseinandersetzung zwischen Malekith und den Bewohnern Asgards hineingezogen, und so steht bald nicht nur Thors Heimat, sondern auch das Leben seiner großen Liebe auf dem Spiel. Not macht erfinderisch – oder verzweifelt, denn Thor sucht Hilfe bei seinem inhaftierten Bruder Loki (Tom Hiddleston), der sich in der Vergangenheit nicht gerade durch seine Vertrauenswürdigkeit hervorgetan hat.

„Thor“ war schon immer das leicht verrückte Franchise. Während „Iron Man“ einfach eine coole Sau und „Captain America“ heroisch ist, durfte „Thor" schon immer etwas überzogen sein. Regisseur Alan Taylor (bisher v. a. als TV-Regisseur u. a. für „Game of Thrones“ tätig), der von Kenneth Brannagh übernommen hat, kostet das aus. Hier sind die Emotionen etwas pathetischer, die Kostüme aufwändiger und es gehen ungewöhnlichere Gebäude in unterschiedlichsten Welten kaputt. Damit schließt „Thor: The Dark World“ nahtlos an den ersten Teil an und fügt sich gleichzeitig gut in den „Avengers“-Kanon ein. Es gibt Cameos, Anspielungen auf die Ereignisse in New York, und einen guten Schuss Humor, wie man es eben von einem Marvel-Superheldenfilm erwartet.


Kurz zur technischen Seite: Die Special Effects sind natürlich sehr gut, wodurch so verrückte Szenen wie der finale Showdown super zur Geltung kommen, und die Musik von Brian Tyler ist passend bombastisch. Das 3D störte nicht, fügte dem Film aber auch nichts Besonderes hinzu.

Getragen wird der Film aber, einmal abgesehen von den Effekten, von den Schauspielern.
Chris Hemsworth hat gerade einen Lauf in seiner Karriere und ist in manchen Kinos noch im hervorragenden „Rush“ zu sehen. Sein Thor ist gereifter, würdevoller, aber nach wie vor nie um einen blöden Spruch verlegen. Die Liebe zu Jane bringt er ebenfalls überzeugend rüber. Diese wird von Natalie Portman ganz gut gespielt, aber mit diesem Charakter werde ich einfach nicht warm, sie bleibt für mich blass. Macht aber nix, es gibt ja noch genug andere unterhaltsame Charaktere, z. B. Janes coole Freundin Darcy (Kat Dennings) oder Idris Elba als (fast) alles sehender Heimdall.

Alte Bekannte wie Anthony Hopkins als Odin, Rene Russo als seine Frau Frigga oder Stellan Skarsgard als Dr. Selvig (dem die Ereignisse in New York offensichtlich sehr mitgenommen haben) sind auch dabei. Christopher Eccleston als Malekith ist schön böse, aber der (mittlerweile nicht mehr heimliche) Star ist Tom Hiddlestons Loki. Jetzt sitzt er zwar zu Recht im Hochsicherheitsknast von Asgard, aber er ist immer noch ein arrogantern, frecher Mistkerl. Hiddleston spielt ihn mit so offensichtlicher Freude, dass es kein Wunder ist, dass Loki eine deutlich größere Fangemeinde hat als der Titelheld. Jede seiner Szenen macht einfach Spaß (v. a. eine ungefähr in der Mitte des Films – ihr erkennt sie, wenn ihr sie seht).


Man muss es Marvel einfach lassen, das Casting ihrer aktuellen Superhelden ist auf den Punkt. Jetzt müsste man nur noch Black Widow und Hawkeye einen Platz im Rampenlicht einräumen (gerne auch mit einer Erklärung, was denn nun in Budapest los war). Aber vielleicht bekommen wir ja mehr von Natasha Romanoff in „Captain America: The Winter Soldier“ zu sehen. Als Einstimmung auf diesen ist der neue „Thor“ jedenfalls perfekt.

Gibt’s Schwachstellen? Naja, mir war es manchmal etwas zu viel Krach-Peng-Bumm, wodurch der Film mich hin und wieder ein wenig verlor. Jane Foster ist für mich auch leider ein eher schwacher Charakter, v. a. im Vergleich zu vielen anderen tollen Frauen im Marvel-Universum, und ich frage mich immer noch, ob das nun am Charakter selbst oder einfach an Natalie Portman liegt. Aber das sind Kleinigkeiten. Der Film passt sehr gut in die „Avengers“-Reihe und unterhält sehr gut.

Fazit: „Thor: The Dark World“ ist unterhaltsame Superhelden-Kost mit tollen Effekten, einer guten Portion Humor und einem starken Titelhelden. Die Show stiehlt jedoch wieder der Trickser Loki, der zu recht zum Fanliebling geworden ist. Tipp: Bleibt den Abspann durch sitzen. Sowohl in der Mitte des Abspanns als auch ganz am Ende gibt es noch kleine Zusatzszenen. 


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Mittwoch, 11. Januar 2012

Mein Kinojahr 2011

Ein bisschen spät dran bin ich ja dieses Jahr, aber irgendwas ist eben immer und im Moment muss ich zugeben, dass ich so gut wie meine gesamte Aufmerksamkeit auf meine Lieblingsserie konzentriere (wozu dann nach Ausstrahlung der letzten Folge auch eine Kritik folgen wird).

Nun, wie war denn meine Kinojahr 2011 so? Welche Filme fand ich gut, welche nicht so sehr, wie war das Publikum, gab es Überraschungen?
2011 habe ich 43 Mal das Kino aufgesucht (2010: 47), wobei sich die Besuche dieses Mal sehr schön auf die Quartale verteilen (10 / 11 / 12 / 10) und ich ehrlich gesagt am Ende nur aus Zeitgründen nicht auf mehr Besuche gekommen bin. Wie immer habe ich fleißig mein Heimatkino unterstützt (24 Besuche), auch zog es mich in die ein oder andere Großstadt (14 Besuche), davon allerdings nicht zwingend in die großen Kinos. *g* Einen totalen Ausreißer gibt es auch - als ich aus beruflichen Gründen in Hamburg war, verschlug es mich tatsächlich mit meiner Chefin ins Kino (das gerade umgebaut wurde, was allerdings die Vorstellung nicht störte).

Es gibt vier Filme, die ich zwei Mal im Kino sah, für "The King's Speech" ging ich drei Mal ins Kino und der vierte Teil der verfluchten Piraten brachte mich sogar fünf Mal dazu, Geld auszugeben.

Der beste Film


Und doch ist es nicht "Pirates of the Caribbean 4", der für mich der beste Film war, sondern "The King's Speech". Während "Pirates" doch ein paar Fehler hat, die mich tatsächlich auch stören, ärgert mich nichts an "The King's Speech". Colin Firth hat zu Recht einen Oscar für seine Leistung bekommen, aber auch alle anderen Schauspieler, allen voran Geoffrey Rush und Helena Bonham-Carter, sind absolut hervorragend und machen diesen Film zu ganz großem Kino. Er mag am Ende ein klein wenig pathetisch werden, aber bei der Thematik darf das auch mal sein. Und der Humor kommt ja zum Glück nicht zu kurz.
Neben "Pirates" finden sich in meiner absoluten Bestenliste außerdem noch "Sherlock Holmes: Spiel im Schatten" (hat sich noch schnell reingeschlichen), "Crazy Stupid Love" (wunderbare Liebesdramödie), "Super 8" und "Harry Potter 7.2".


Der schlechteste Film
Tja, das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich fand keinen Film wirklich schlecht, denn wie immer habe ich ganz klug die offensichtlichen Katastrophen erfolgreich vermieden. Ich denke, hier passt aber "Anonymus" von Roland Emmerich ganz gut rein. Da wäre noch soviel mehr drin gewesen und irgendwie habe ich die Explosionen vermisst. Das Ganze plätscherte einfach so vor sich hin und haute nachher ein paar Wendungen raus, die doch sehr weit hergeholt schienen und nur um der Provokation Willen überhaupt vorkamen. Vergessenswert.

Der lustigste Film
Da schwanke ich doch sehr und belasse es bei einem Unentschieden zwischen "Der Gott des Gemetzels" und "Nichts zu verzollen". Beide waren auf ihre Art sehr lustig und wir haben fast die ganze Zeit nur gelacht. Auch gut war "Brautalarm", allerdings kam es hier doch ein paar Durchhänger.

Der emotionalste Film
Ich könnte jetzt sagen, dass war "True Grit", weil ich da zum Ende hin die Contenance doch sehr verloren habe. *ähem* Aber bis zu diesem Punkt hatte der Film mich nicht besonders aufgewühlt oder Ähnliches. Daher nenne ich hier "Black Swan". Ein wirklich toller Film, der mir doch sehr an die Nerven gegangen ist. Ich komme mit Psychothrillern nicht so gut klar, weswegen ich mir hier öfters ganz schön erschreckt und richtig mitgelitten habe. Nervenaufreibend und wir waren danach ziemliche Wracks *g*, aber ein richtig guter Film.

Die größte positive Überraschung
Ganz klar "The Green Hornet". Dieser Film sah irgendwie nach nix aus, aber er war überraschend unterhaltsam mit einem tollen Hauptdarsteller-Gespann und einem herrlich verrückten Christoph Waltz als Bösewicht. Der 3D-Effekt wurde ebenfalls sehr gut eingesetzt und von mir aus darf die grüne Hornisse gerne wiederkommen.


Da mich dieses Jahr kein Film enttäuscht hat (alle waren wie erwartet gut oder schlecht *g*), gibt es an dieser Stelle die
Honourable Horror Film Mention

"Fright Night"! Der Film ist toll! Das Timing war toll! Warum sind da nicht mehr Leute reingegangen? Wollt ihr wirklich alle nur noch Glitzervampire sehen? Dieser Film hier macht wenigstens Spaß, hat coole Darsteller und einen super Soundtrack. Alles Ignoranten...

Das beste Publikum
Sowohl in der Hamburger "The King's Speech"-Vorstellung als auch in "Nichts zu verzollen" hatte ich ein super Publikum! Voller Saal, richtig tolle Stimmung, viele Lacher, so muss das sein.
Ehrennennung für das Mädel hinter uns in der zweiten "Fright Night"-Vorstellung, die sich zuerst überrascht zeigte, wie gut ihr das Ganze gefiel und nachher über die weibliche Hauptfigur sagte, "Hey die mag ich, die ist wie ich!" *g*

Das schlechteste Publikum
Den Preis für das allgemein schlechteste Publikum können sich zwei Gruppen teilen, und zwar die in meinem ersten "Sherlock Holmes 2"-Besuch, und die in "Die drei Musketiere". So ein langweilig-reaktionsloses Publikum ist wirklich selten. Wie kann man ausgerechnet bei diesen beiden Filmen so dermaßen ruhig bleiben? Das ist eine Kunst.
Sondererwähnung für die ätzenden Blagen in "Immer Drama um Tamara", die relativ schnell merkten, dass das so gar nicht der Film aus dem Trailer ist: "Ey ich weiß auch nicht, Mann, im Trailer hat die mit voll vielen Typen rumgemacht!" Öhm jaaa... Es wurde noch einige Zeit diskutiert, aber verhältnismäßig ging es. Habe schon Schlimmeres erlebt.

Das erinnert mich an...
Natürlich weckte David Tennant in seinem Peter-Vincent-Aufzug aus "Fright Night" sofort Assoziationen zu Captain Jack Sparrow und er wird auch gern als der Jack Sparrow der Vampirjäger bezeichnet. Und was soll ich sagen: Er kann's tragen. *g*
In "Der gestiefelte Kater" kam in irgendeiner Szene ein Hamster vor, und woran wir sofot denken mussten war Krustelinchen aus "Der Gott des Gemetzels". Sowas bleibt eben hängen!
Und dann natürlich noch das verwendete Gift in "Sherlock Holmes 2". Das war nämlich Curare und ich saß da und erinnerte mich an eine Fanfiction zu "Fluch der Karibik", die ich vor Jahren las und in der eben dieses Gift vorkam. Hach, ist das schön, sowas zu wissen. *g*

Besondere Momente
Schön war es, "Pirates" in der Originalfassung zu sehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel ich tatsächlich verstehe.
Das "Harry Potter 7"-Double Feature war ebenfalls eine wirklich tolle Sache.
Und dann gab es noch die interessante Publikumsreaktion nach "Anonymus": "Öhm jaaa. Puh. Öhm...?" Man sah förmlich die Fragezeichen über den Köpfen. Kollektives Schulterzucken. *g*

Das Fan-Erlebnis

Photobucket

Wie, habt ihr wirklich geglaubt, ich würde das Jahr 2011 abhandeln, ohne "Fremde Gezeiten" separat zu erwähnen? Ich bitte euch! Ich habe wie alle anderen Fans auch lange auf den Film gewartet und wurde zum Glück nicht enttäuscht. Ja, es gab ein paar Sachen, die ich gerne anders gehabt hätte (kompliziertere Handlung, etwas mehr Jack-Tricksereien und v. a. kein Mord an einem meiner Lieblings-Nebencharatere!), aber dennoch war ich von dem Film wirklich begeistert und bin v. a. sehr glücklich über das sehr gut gelungene Ende. Teil 5 kann kommen. :)

Und das war mein Rückblich auf's Kinojahr 2011. Hoffe, es hat euch gefallen.

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Sonntag, 30. Januar 2011

Black Swan: Ein Psycho-Horrorthriller. Mit Ballett.

Oh. Mein. Gott. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob ich diesen Film überhaupt angeschaut hätte, wenn mir bewusst gewesen wäre, was für Szenen "Black Swan" beinhaltet. Ich habe mal wieder festgestellt, dass es mir sehr schwer fällt, mit dieser Art von blutigen Szenen umzugehen, weil sie nicht "over the top" dargestellt werden (wie z. B. in Zombieland), sondern realistisch. Und ganz ehrlich, man mag mich eine Memme nennen, aber ich habe bei einigen Szenen nicht hingeschaut. Bereits eine ganz am Anfang vorkommende Szene mit blutigen Fingern verfolgt mich immer noch. Meine Güte...

Okay, schnell etwas zur Handlung, bevor ich wieder in Schockstarre verfalle.
Ballerina Nina (Natalie Portman) bekommt die Chance, die Hauptrolle in einer Neuinszenierung von Tschaikovskys "Schwanensee" zu tanzen. Damit wird ein Traum für sie wahr. Nur stellt Regisseur Thomas (Vincent Cassel) sie vor eine ungeahnte Herausforderung: sie soll nicht nur die Rolle des fragilen weißen Schwans tanzen, für die sie die Idealbesetzung ist, sondern auch die des verführerischen schwarzen Schwans. Der Druck, die Anforderungen zu erfüllen, lässt Ninas Realitätssinn immer weiter schwinden und sie beginnt, in der neu zur Company gestoßenen, lebenslustigen Lily (Mila Kunis) eine Rivalin zu sehen, die ihren Platz einnehmen will. Bald wird es auch für den Zuschauer schwierig zu unterscheiden, was Wahnvorstellung und was Realität ist...

Darren Aronofsky (The Wrestler) hat mit Black Swan einen eindrucksvollen Psychothriller mit Horrorelementen abgeliefert, der dazu noch mit großartigen Tanzszenen aufwarten kann. Er spielt mit den Zuschauern, lässt sie des Öfteren lange im Dunkeln tappen, wie weit Ninas Wahnvorstellungen gehen. Der Film ist, man kann es so deutlich sagen, ein kleiner Mindfuck.
Ballett ist mit Sicherheit ein guter Hintergrund, um diese Charakterstudie einer jungen Frau, die unter Kontroll- und Perfektionszwang leidet und daran schließlich zerbricht, zu präsentieren. Ich glaube nicht, dass die Realität im Ballett so aussieht - es mag sicherlich vorkommen, dass Tänzer und Tänzerinnen dort an ihre Grenzen gehen, aber sich psychisch so kaputt zu machen, wäre kontraproduktiv. Wer gut genug für die großen Hauptrollen ist, der tanzt aus dem Herzen heraus und nicht, weil er von Kindesbeinen an dieses Leben als einzig wahres vorgepredigt bekommen hat.

Natalie Portman spielt die Nina absolut glaubwürdig und einnehmend; sie bringt die Verletzlichkeit, die Verzweiflung dieses Charakters sehr gut herüber. Wahrscheinlich die beste Darbietung ihrer Karriere und der Oscar dürfte ihr dafür sicher sein. Nina hat wohl nie ein wirkliches Leben gehabt - sie lebt den Traum ihrer Mutter und ist besessen davon, alles immer absolut perfekt zu machen. Und dann kommt die Rolle des schwarzen Schwans, in der sie erotisch, verrucht, verführerisch sein soll - woran sie scheitert. Wie soll sie es auch wissen - für ihre Mutter ist sie immer noch das kleine "liebe Mädchen", wohl auf ewig zwölf Jahre alt, und Nina passt sich dem an.
Dann kommt die von Mila Kunis wunderbar gespielte Lily, das sprühende Leben in Person. Sie ist genau das, was Nina versucht zu sein und für die Rolle des schwarzen Schwans sein muss. Lily überredet Nina zu einer wilden Partynacht, in der Nina wohl das erste Mal im Leben einfach Spaß hat.

Interessanter ist jedoch in dieser Nina-Lily-Dynamik, wie Nina sich immer wieder auf Lily projiziert und sich buchstäblich an ihrer Stelle sieht. Oder Lily sieht, obwohl sie gar nicht da ist...
Da bietet Black Swan großartiges Analyse-Potential. Genauso wie in den Momenten, wenn Nina Blut an ihren Händen sieht oder sich manisch die Fingernägel immer kürzer schneidet, um sich nicht mehr den Rücken aufzukratzen (eines der üblichen Ventile, wenn man mit seelischem Druck nicht mehr umgehen kann) - oder denkt, ihr wüchsen Schwanenflügel. Für mich waren einige dieser Szenen hart an der Grenze des Erträglichen und ich habe mehr als einmal weggeschaut.
Mir gefiel auch der Einsatz von diversen anderen Stilmitteln, die Ninas fragile Psyche unterstrichen, sehr gut - Spiegelbilder, die ein Eigenleben führen, kichernde Frauenstimmen aus dem Nichts, sprechende Bilder... psychologischer Horror, der sicherlich nichts für sensible Gemüter ist.

Alle anderen Schauspieler schlagen sich ebenfalls hervorragend in ihren Rollen. Vincent Cassel spielt Thomas Leroy, der in Nina großes Potential sieht und sie mit teilweise fragwürdigen Methoden aus der Reserve locken will, sehr überzeugend und - passend- ein bisschen unsympathisch.
Barbara Hershey als Ninas Mutter ließ uns sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass Nina ganz dringend eine eigene Wohnung braucht. Hershey ist eine Über-Mutter, die ihre Tochter im Ballett brillieren sehen will (was ihr selbst in der Vergangenheit verwehrt blieb) und dabei die Persönlichkeit ihrer Tochter komplett unterdrückt, wohl ohne sich dessen bewusst zu sein.
Winona Ryder legt in der Nebenrolle des früheren Stars der Company, Beth, die nun wegen Nina ausrangiert wurde, eine beklemmend-gute Leistung hin.

Kommen wir noch kurz zum technischen Aspekt. Clint Mansell versteht es meisterhaft, Tschaikovskys Musik zu nehmen und sie den Bedürfnissen des Films anzupassen. Seine Eigenkompositionen fügen sich ebenfalls sehr gut ein und liefern an den entsprechenden Stellen wirksame Schockeffekte (verdammt, man fällt auch immer wieder darauf rein!).
Die Kameraarbeit und der Schnitt sind ebenfalls ganz wunderbar und unterstützen die Handlung perfekt - besonders in Erinnerung bleiben sicherlich die hysterisch geschnittene Partynacht-Szene sowie die Szenen aus dem 2. und 3. Akt der "Schwanensee"-Aufführung. Und dieser eine Spiegel-Shot. *schauder* Außerdem setzen sie die tollen Choreographien fantastisch in Szene.

Tja. Ein beeindruckender Film. Meine Freundinnen und ich waren beim Beginn des Abspann nichts besonders kreativ in unseren Meinungsäußerungen. Es beschränkte sich auf "Ach du scheiße!", "Oh mein Gott!", "War das krank!" und "Mir ist irgendwie ein bisschen schlecht." *g* Der Saal war gut besucht, mit dem Schwerpunkt auf Leuten zwischen 30 und 50 Jahren. Bin ich gar nicht mehr gewöhnt, so ein "altes" Publikum. *g* Ein paar vereinzelte Jugendliche hatten sich auch in den Film verirrt, verhielten sich aber bis auf das Gekichere bei der Masturbationsszene sowie der Portman/Kunis-Bettszene sehr gut. Waren möglicherweise auch ein wenig geschockt - ich mein, das war doch schon recht viel Blut für einen Ballettfilm...

Danach habe ich den Film mit meiner besten Freundin noch ausgiebig diskutiert, da sie darüber sprechen musste. Sie hat fast die ganze Zeit hingeschaut und festgestellt, dass genau diese Art psychischer Horror, der sich aber in körperlichen Verletzungen äußert, nichts für sie ist. Kann ich nachvollziehen. Ich fand manche Szenen auch sehr herausfordernd und wie gesagt, ich habe längst nicht immer hingeschaut (oh Gott, die Szene mit der Nagelfeile...). Nicht, dass hier der Eindruck aufkäme, wir würden den Film nicht gut finden - ganz im Gegenteil. Der Film ist hervorragend. Nur eben auch sehr hart.

Fazit: Großartiges Schaupielerkino, wunderschöner Tanzfilm und Psychothriller mit Horrorelementen in einem. Sicherlich kein Film für jedermann, aber einen Kinobesuch absolut wert.